Stell dir vor: Du tippst eine vertraute Webadresse in deinen Chrome-Browser ein, aber anstatt der erwarteten Seite landest du auf einer völlig fremden Website – vollgepackt mit Werbung, potenziell schädlichen Angeboten oder schlichtweg irrelevanten Inhalten. Das ist nicht nur lästig, sondern auch ein deutliches Warnsignal: Dein Browser wurde höchstwahrscheinlich „entführt”. Keine Panik! Dieser Artikel zeigt dir, wie du die Weiterleitungen stoppen und deinen Chrome-Browser wieder unter Kontrolle bringst.
Was bedeutet Browser-Entführung überhaupt?
Browser-Entführung (oder Browser Hijacking) ist eine Form von Malware oder unerwünschter Software, die die Einstellungen deines Browsers ohne deine Zustimmung verändert. Diese Veränderungen können sich auf verschiedene Arten äußern:
- Weiterleitungen: Du wirst automatisch auf andere Websites umgeleitet, als die, die du eigentlich besuchen wolltest.
- Veränderte Startseite: Deine Startseite wurde ohne dein Zutun geändert.
- Neue Suchmaschine: Deine Standardsuchmaschine ist plötzlich eine andere, oft eine unbekannte.
- Unerwünschte Symbolleisten und Erweiterungen: Dein Browser ist voll mit Symbolleisten oder Erweiterungen, die du nicht installiert hast.
- Aggressive Werbung: Du wirst mit Pop-ups, Bannern und anderen Werbeformen bombardiert, selbst auf Seiten, die normalerweise werbefrei sind.
Die Urheber dieser Manipulationen verfolgen meist finanzielle Interessen. Sie versuchen, durch Werbung, Datensammlung oder die Installation weiterer Malware Profit zu machen.
Wie kommt es zur Browser-Entführung?
Browser-Entführungen sind leider recht verbreitet. Hier sind einige typische Wege, wie sie auf deinen Computer gelangen können:
- Bundling: Du installierst eine legitime Software, aber im Installationsprozess ist unerwünschte Software „gebündelt”. Wenn du nicht aufpasst und die Installationsschritte genau liest, installierst du die unerwünschte Software gleich mit.
- Malvertising: Du klickst auf eine manipulierte Werbeanzeige (Malvertising), die dich auf eine schädliche Website umleitet. Diese Website kann dann Malware auf deinem Computer installieren.
- Phishing: Du fällst auf eine Phishing-E-Mail herein und gibst persönliche Daten preis oder klickst auf einen schädlichen Link.
- Schwachstellen in Software: Kriminelle nutzen Sicherheitslücken in veralteter Software aus, um Schadcode auf deinem Computer zu installieren.
- Dubiose Downloads: Du lädst Software von unseriösen Quellen herunter, die mit Malware infiziert ist.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: Weiterleitungen in Chrome stoppen
Wenn du vermutest, dass dein Chrome-Browser entführt wurde, solltest du sofort handeln. Folge diesen Schritten, um die Weiterleitungen zu stoppen und deinen Browser zu bereinigen:
1. Chrome-Erweiterungen überprüfen und entfernen
Erweiterungen sind eine häufige Ursache für Browser-Entführungen. Überprüfe deine installierten Erweiterungen und entferne alle, die du nicht kennst, nicht installiert hast oder die verdächtig erscheinen:
- Öffne Chrome.
- Gib in die Adressleiste `chrome://extensions` ein und drücke Enter.
- Gehe die Liste der Erweiterungen durch.
- Entferne alle verdächtigen Erweiterungen, indem du auf „Entfernen” klickst. Sei besonders vorsichtig bei Erweiterungen, die du nicht bewusst installiert hast oder deren Zweck dir unklar ist.
2. Chrome-Einstellungen zurücksetzen
Durch das Zurücksetzen von Chrome werden deine Einstellungen auf die Standardwerte zurückgesetzt. Das kann helfen, unerwünschte Änderungen zu entfernen:
- Öffne Chrome.
- Klicke oben rechts auf die drei Punkte (Menü).
- Wähle „Einstellungen”.
- Scrolle ganz nach unten und klicke auf „Erweitert”.
- Scrolle erneut nach unten und klicke unter „Zurücksetzen und bereinigen” auf „Einstellungen auf ursprüngliche Standardwerte zurücksetzen”.
- Bestätige mit „Einstellungen zurücksetzen”.
Wichtig: Beim Zurücksetzen werden deine Startseite, Suchmaschine und angehefteten Tabs zurückgesetzt. Deine Lesezeichen, der Verlauf und gespeicherte Passwörter bleiben jedoch erhalten. Dennoch kann es ratsam sein, Passwörter nach diesem Schritt zu ändern, um sicherzustellen, dass keine kompromittiert wurden.
3. Unerwünschte Programme entfernen
Manchmal ist die Ursache für die Browser-Entführung nicht im Browser selbst, sondern in einem Programm, das auf deinem Computer installiert ist. Überprüfe die Liste deiner installierten Programme und deinstalliere alle, die du nicht kennst oder die verdächtig erscheinen:
- Windows: Gehe zu „Systemsteuerung” -> „Programme” -> „Programme und Features”. Suche nach verdächtigen Programmen und deinstalliere sie.
- macOS: Öffne den „Finder”, gehe zu „Programme” und suche nach verdächtigen Programmen. Ziehe sie in den Papierkorb und entleere ihn anschließend.
4. Chrome Clean Up Tool verwenden (Chrome Bereinigungstool)
Chrome verfügt über ein integriertes Tool, das nach schädlicher Software sucht und diese entfernt:
- Öffne Chrome.
- Klicke oben rechts auf die drei Punkte (Menü).
- Wähle „Einstellungen”.
- Scrolle ganz nach unten und klicke auf „Erweitert”.
- Scrolle erneut nach unten und klicke unter „Zurücksetzen und bereinigen” auf „Computer bereinigen”.
- Klicke auf „Suchen”. Chrome sucht nun nach schädlicher Software.
- Wenn Chrome schädliche Software findet, folge den Anweisungen, um sie zu entfernen.
5. Antivirus-Scan durchführen
Ein umfassender Antivirus-Scan ist unerlässlich, um sicherzustellen, dass dein Computer frei von Malware ist. Verwende dein bevorzugtes Antivirenprogramm und führe einen vollständigen Systemscan durch. Stelle sicher, dass dein Antivirenprogramm auf dem neuesten Stand ist, um die neuesten Bedrohungen erkennen zu können. Viele kostenlose Antivirenprogramme bieten bereits einen soliden Schutz.
6. Browser-Daten löschen
Das Löschen von Browserdaten kann ebenfalls helfen, unerwünschte Daten zu entfernen, die zu Weiterleitungen führen könnten:
- Öffne Chrome.
- Klicke oben rechts auf die drei Punkte (Menü).
- Wähle „Weitere Tools” -> „Browserdaten löschen”.
- Wähle einen Zeitraum aus (z.B. „Gesamte Zeit”).
- Aktiviere die Kontrollkästchen für „Browserverlauf”, „Cookies und andere Websitedaten” und „Bilder und Dateien im Cache”.
- Klicke auf „Daten löschen”.
7. DNS-Einstellungen überprüfen
In seltenen Fällen kann eine Browser-Entführung auch durch manipulierte DNS-Einstellungen verursacht werden. Überprüfe deine DNS-Einstellungen und stelle sicher, dass sie korrekt sind. Du kannst auch öffentliche DNS-Server wie die von Google (8.8.8.8 und 8.8.4.4) verwenden:
- Windows: Gehe zu „Systemsteuerung” -> „Netzwerk und Internet” -> „Netzwerk- und Freigabecenter” -> „Adaptereinstellungen ändern”. Klicke mit der rechten Maustaste auf deine Netzwerkverbindung, wähle „Eigenschaften”, markiere „Internetprotokoll Version 4 (TCP/IPv4)” und klicke auf „Eigenschaften”. Stelle sicher, dass „DNS-Serveradresse automatisch beziehen” aktiviert ist oder gib die DNS-Serveradressen manuell ein.
- macOS: Gehe zu „Systemeinstellungen” -> „Netzwerk”, wähle deine Netzwerkverbindung und klicke auf „Weitere Optionen”. Gehe zum Tab „DNS” und füge die DNS-Serveradressen hinzu oder stelle sie auf die Standardeinstellungen zurück.
Vorbeugende Maßnahmen: So schützt du dich vor Browser-Entführungen
Vorbeugen ist besser als Heilen! Hier sind einige Tipps, wie du dich vor Browser-Entführungen schützen kannst:
- Sei vorsichtig bei der Installation von Software: Lies die Installationsschritte genau und deaktiviere alle Kontrollkästchen für unerwünschte Software.
- Lade Software nur von vertrauenswürdigen Quellen herunter: Vermeide Downloads von unbekannten Websites oder File-Sharing-Plattformen.
- Halte deine Software auf dem neuesten Stand: Aktualisiere deinen Browser, dein Betriebssystem und alle anderen Programme regelmäßig, um Sicherheitslücken zu schließen.
- Verwende ein Antivirenprogramm: Ein gutes Antivirenprogramm schützt dich vor Malware und anderen Bedrohungen.
- Sei vorsichtig beim Klicken auf Links und Anzeigen: Klicke nicht auf verdächtige Links oder Anzeigen, insbesondere in E-Mails oder auf unbekannten Websites.
- Aktiviere den Pop-up-Blocker: Ein Pop-up-Blocker kann verhindern, dass unerwünschte Pop-ups geöffnet werden, die zu schädlichen Websites führen könnten.
- Überprüfe regelmäßig deine installierten Erweiterungen: Entferne alle Erweiterungen, die du nicht kennst oder nicht benötigst.
Fazit
Browser-Entführungen sind ärgerlich und potenziell gefährlich, aber mit den richtigen Maßnahmen kannst du die Weiterleitungen stoppen und deinen Chrome-Browser wieder sicher machen. Indem du die oben genannten Schritte befolgst und vorbeugende Maßnahmen ergreifst, kannst du dich effektiv vor dieser Art von Malware schützen und sicher im Internet surfen. Sollten die Probleme trotz aller Maßnahmen weiterhin bestehen, kann es ratsam sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen oder das Betriebssystem neu zu installieren.