Altersgrenze als Hürde: Wieso kann ich keine Apps ab 18 installieren und wie lässt sich das ändern?

Die Situation kennen Sie vielleicht: Sie sind volljährig, haben das 18. Lebensjahr längst überschritten und möchten eine App installieren, die als „ab 18” gekennzeichnet ist – sei es eine Dating-App, ein Spiel mit Altersbeschränkung, eine Glücksspiel-Anwendung oder ein Streaming-Dienst für Erwachsene. Doch dann der Schock: Der App Store oder Google Play Store verweigert den Download mit dem Hinweis, dass Sie die Altersgrenze nicht erreicht hätten. Frustration macht sich breit. Wie kann das sein, wenn Sie doch erwachsen sind?

Dieses Phänomen ist erstaunlich weit verbreitet und sorgt regelmäßig für Kopfzerbrechen bei Nutzern. Es ist ein Paradoxon: Man erfüllt die rechtlichen Voraussetzungen der Volljährigkeit, scheitert aber an digitalen Hürden. Die gute Nachricht ist, dass dieses Problem in den allermeisten Fällen lösbar ist. In diesem umfassenden Artikel tauchen wir tief in die Gründe ein, warum Ihr Smartphone oder Tablet Sie als minderjährig einstuft, und zeigen Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie diese digitale Altersgrenze überwinden können.

Das Paradoxon der Volljährigkeit: Wenn 18 nicht gleich 18 ist

Zunächst ist es wichtig zu verstehen, dass die digitalen Plattformen wie der Apple App Store und der Google Play Store sowie einzelne Apps selbst Altersbeschränkungen aus verschiedenen Gründen implementieren. Primär dienen diese dem Jugendschutz und der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, die je nach Land variieren können (z.B. USK in Deutschland, PEGI in Europa, ESRB in Nordamerika). Apps, die Inhalte wie starke Gewalt, Nacktheit, Glücksspiel, Alkohol oder Drogen thematisieren, sind in der Regel mit einer Altersfreigabe von 18+ versehen. Doch warum wird diese Grenze manchen Volljährigen verwehrt?

Das Problem liegt selten darin, dass das System Sie absichtlich diskriminieren möchte. Vielmehr handelt es sich oft um eine Kette von Fehleinstellungen, Missverständnissen oder übersehenen Details, die dazu führen, dass Ihre tatsächliche Volljährigkeit vom System nicht korrekt erkannt wird. Manchmal sind es Überbleibsel von Einstellungen aus der Zeit, als das Gerät vielleicht von einem Minderjährigen genutzt wurde, oder es wurden schlichtweg falsche Daten hinterlegt.

Die häufigsten Ursachen: Warum Ihr Smartphone „Nein” sagt

Es gibt mehrere Gründe, warum Sie trotz Volljährigkeit keine Apps ab 18 installieren können. Die meisten davon sind auf Einstellungen in Ihrem Konto oder auf dem Gerät selbst zurückzuführen. Gehen wir die häufigsten Ursachen durch:

1. Falsches Geburtsdatum im Konto hinterlegt

Dies ist bei Weitem die häufigste Ursache. Bei der Ersteinrichtung eines Google-Kontos oder einer Apple ID wird das Geburtsdatum abgefragt. Oftmals wird hier aus Versehen ein falsches Datum eingegeben – sei es ein Tippfehler, ein Zahlendreher oder die unbewusste Auswahl eines Datums, das Sie jünger macht, als Sie tatsächlich sind. Manchmal wird das Konto auch in jungen Jahren von Eltern eingerichtet, die ein falsches Datum oder ihr eigenes Geburtsdatum verwenden, um die Einrichtung zu erleichtern, und dies wird nie korrigiert.

• Google-Konto: Ihr Google-Konto, das Sie für den Play Store nutzen, speichert Ihr Geburtsdatum. Ist dieses falsch, wird der Play Store Sie als minderjährig einstufen.
• Apple ID: Ähnlich verhält es sich mit Ihrer Apple ID. Das hier hinterlegte Geburtsdatum ist entscheidend für den Zugriff auf altersbeschränkte Inhalte im App Store.

2. Aktive Familieneinstellungen und Kindersicherungen

Viele moderne Smartphone-Betriebssysteme bieten Familienfreigabe-Funktionen (wie Apples Familienfreigabe oder Googles Family Link). Diese sind hervorragend geeignet, um Inhalte mit der Familie zu teilen und vor allem, um Kinder im digitalen Raum zu schützen. Doch hier liegt auch eine potentielle Fehlerquelle:

• Kind im Familienverbund: Wenn Ihr Konto Teil einer Familiengruppe ist, in der Sie als „Kind” oder „Jugendlicher” eingestuft sind, können übergeordnete Konten (die der „Eltern” oder „Organisatoren”) den Zugriff auf altersbeschränkte Inhalte verwalten und einschränken. Selbst wenn Ihr eigenes Geburtsdatum korrekt ist, kann die übergeordnete Familieneinstellung Ihre Möglichkeiten limitieren.
• Unbeabsichtigte Beschränkungen: Es kann vorkommen, dass ein Familienorganisator (z.B. ein Elternteil, der das Konto ursprünglich für Sie eingerichtet hat) globale Einstellungen für die gesamte Familie vorgenommen hat, die auch Sie betreffen, ohne dass dies beabsichtigt war.

3. Geräte- oder Systembeschränkungen (Bildschirmzeit, Digital Wellbeing)

Unabhängig von den Kontoeinstellungen können auch direkt auf Ihrem Gerät Beschränkungen aktiv sein. Diese sind oft Teil von Funktionen wie „Bildschirmzeit” (iOS) oder „Digital Wellbeing” (Android) oder resultieren aus spezifischen Profilen (z.B. von Arbeitgebern oder Bildungseinrichtungen, sogenannte MDM-Profile):

• iOS (Bildschirmzeit): Unter „Einstellungen” > „Bildschirmzeit” können „Inhalts- & Datenschutzbeschränkungen” aktiviert sein. Dort können Altersfreigaben für Apps, Filme und mehr festgelegt werden, die den Download von Apps ab 18 Jahren verhindern. Diese Beschränkungen sind oft durch einen Bildschirmzeit-Code gesichert.
• Android (Digital Wellbeing & Kindersicherung): Ähnliche Funktionen finden sich unter „Einstellungen” > „Digital Wellbeing & Kindersicherung”. Auch hier können App-Sperren oder Altersbeschränkungen gesetzt sein, die verhindern, dass Sie bestimmte Inhalte sehen oder herunterladen können.
• MDM-Profile (Mobile Device Management): Wenn Ihr Gerät von einem Arbeitgeber oder einer Bildungseinrichtung verwaltet wird, können Administratoren über ein MDM-Profil strenge Richtlinien durchsetzen, die auch Altersbeschränkungen umfassen.

4. Regionale Altersbestimmungen und Zahlungsmethoden

Obwohl seltener, können auch regionale Besonderheiten eine Rolle spielen. Einige Apps oder Inhalte sind in bestimmten Ländern aufgrund lokaler Gesetze strenger reguliert oder überhaupt nicht verfügbar. Auch die hinterlegte Zahlungsmethode kann indirekt auf das Alter hinweisen, obwohl dies primär für die Verifizierung und nicht für die direkte Altersprüfung genutzt wird. Bankkonten und Kreditkarten sind in der Regel an Volljährigkeit geknüpfen, während Prepaid-Karten auch von Minderjährigen genutzt werden können.

5. App-spezifische Altersprüfung

Manche Apps, insbesondere aus den Bereichen Glücksspiel, Dating oder Finanzdienstleistungen, haben über die Store-Altersfreigabe hinausgehende eigene Verifizierungsprozesse. Das bedeutet, selbst wenn Sie die App herunterladen können, müssen Sie sich innerhalb der App einer zusätzlichen Altersprüfung unterziehen (z.B. durch Hochladen eines Ausweises), bevor Sie die Funktionen nutzen können. Hierbei handelt es sich nicht um eine Hürde beim Installieren von Apps, sondern bei der Nutzung.

Die Lösung in Ihren Händen: So überwinden Sie die Hürden

Nachdem wir die möglichen Ursachen identifiziert haben, ist es Zeit für die Lösungen. Gehen Sie diese Schritte methodisch durch, um das Problem zu beheben.

Schritt 1: Überprüfen und Korrigieren Sie Ihr Geburtsdatum

Dies ist der wichtigste und oft ausschlaggebende Schritt. Stellen Sie sicher, dass das Geburtsdatum in Ihrem primären Konto korrekt ist.

• Für Google-Konto (Android/Google Play Store):
  1. Öffnen Sie einen Webbrowser (auf dem PC oder Smartphone) und gehen Sie zu myaccount.google.com.
  2. Melden Sie sich gegebenenfalls mit Ihrem Google-Konto an.
  3. Klicken Sie im linken Menü auf „Persönliche Daten” (oder suchen Sie nach „Persönliche Informationen”).
  4. Suchen Sie den Abschnitt „Geburtsdatum” und klicken Sie darauf.
  5. Überprüfen Sie das angezeigte Datum. Ist es falsch, tippen Sie auf das Datum und ändern Sie es auf Ihr korrektes Geburtsdatum.
  6. Bestätigen Sie die Änderungen und speichern Sie sie.
  7. Es kann hilfreich sein, Ihr Gerät neu zu starten und den Google Play Store-Cache zu leeren (Einstellungen > Apps > Google Play Store > Speicher > Cache leeren und Daten löschen), um sicherzustellen, dass die Änderungen übernommen werden.
• Für Apple ID (iPhone/iPad/Apple App Store):
  1. Öffnen Sie einen Webbrowser (auf dem PC oder Smartphone) und gehen Sie zu appleid.apple.com.
  2. Melden Sie sich gegebenenfalls mit Ihrer Apple ID an.
  3. Suchen Sie den Abschnitt „Account” oder „Persönliche Informationen”.
  4. Klicken Sie auf „Geburtstag” (oder „Datum”) und geben Sie Ihr korrektes Geburtsdatum ein.
  5. Bestätigen Sie die Änderungen.
  6. Auf Ihrem iPhone/iPad gehen Sie anschließend zu „Einstellungen” > „Ihr Name (oben)” > „Medien & Käufe” > „Account anzeigen”. Vergewissern Sie sich, dass hier die Informationen aktualisiert wurden. Ggf. müssen Sie sich ab- und wieder anmelden. Ein Neustart des Geräts kann ebenfalls helfen.

Wichtiger Hinweis: Wenn Sie Ihr Geburtsdatum einmal geändert haben, können Sie es möglicherweise für eine bestimmte Zeit (z.B. 24 Stunden oder länger) nicht erneut ändern. Seien Sie also sicher, dass Sie das korrekte Datum eingeben. Bei Minderjährigen sind Änderungen des Geburtsdatums oft nur mit Zustimmung eines Familienorganisators möglich.

Schritt 2: Familieneinstellungen überprüfen und anpassen

Wenn Ihr Geburtsdatum korrekt ist, aber das Problem weiterhin besteht, prüfen Sie die Familieneinstellungen:

• Für Google Family Link:
  1. Wenn Sie Teil einer Family Link-Gruppe sind und als „Kind” oder „Jugendlicher” eingestuft wurden, müssen sich die „Eltern” oder der „Familienorganisator” der Gruppe anmelden.
  2. Sie können die Family Link App öffnen oder die Einstellungen über families.google.com verwalten.
  3. Dort können die Einstellungen für Ihr Konto überprüft und angepasst werden, um Altersbeschränkungen für Apps ab 18 aufzuheben.
  4. Alternativ können Sie die Familiengruppe verlassen. Beachten Sie jedoch, dass dies Auswirkungen auf geteilte Käufe, Abonnements und andere Familiendienste haben kann. Um eine Family Link-Gruppe zu verlassen, müssen Sie in der Regel 13 Jahre oder älter sein und die Erlaubnis der Eltern erhalten. Als Erwachsener ist der Austritt unkomplizierter, sofern Sie nicht als Kind definiert sind.
• Für Apple Familienfreigabe:
  1. Wenden Sie sich an den Organisator Ihrer Familiengruppe.
  2. Der Organisator muss in den Einstellungen des Geräts (Einstellungen > [Ihr Name] > Familienfreigabe) oder über iCloud die Einstellungen für Ihr Konto überprüfen.
  3. Unter „Bildschirmzeit” können auch hier Beschränkungen für einzelne Familienmitglieder festgelegt sein.
  4. Der Organisator kann Sie aus der Familiengruppe entfernen, was Ihnen volle Kontrolle über Ihre Apple ID gibt, aber auch den Verlust von geteilten Abonnements oder Käufen bedeutet.

Es ist entscheidend, mit dem Familienorganisator zu kommunizieren, da dieser die Berechtigung hat, diese Einstellungen zu ändern oder Sie aus der Gruppe zu entfernen.

Schritt 3: Gerätebeschränkungen deaktivieren

Überprüfen Sie, ob direkt auf Ihrem Gerät Altersbeschränkungen aktiviert sind:

• Auf dem iPhone/iPad (Bildschirmzeit):
  1. Gehen Sie zu „Einstellungen” > „Bildschirmzeit”.
  2. Tippen Sie auf „Inhalts- & Datenschutzbeschränkungen”.
  3. Geben Sie gegebenenfalls Ihren Bildschirmzeit-Code ein.
  4. Stellen Sie sicher, dass unter „Inhaltsbeschränkungen” > „Apps” die Option „Alle Apps” oder die entsprechende Altersfreigabe für 17+ / 18+ aktiviert ist und nicht „12+” oder ähnliches.
  5. Überprüfen Sie auch andere Kategorien wie „Webinhalte” oder „Filme/TV-Sendungen”, da diese ebenfalls den App-Download beeinflussen können.
• Auf Android-Geräten (Digital Wellbeing & Kindersicherung):
  1. Gehen Sie zu „Einstellungen” > „Digital Wellbeing & Kindersicherung”.
  2. Suchen Sie nach Optionen wie „Inhaltsbeschränkungen”, „App-Sperren” oder „Jugendschutzfilter”.
  3. Deaktivieren Sie diese, falls sie aktiv sind. Möglicherweise müssen Sie eine PIN oder ein Passwort eingeben, wenn diese von Ihnen oder einer anderen Person eingerichtet wurden.

Falls Ihr Gerät über ein MDM-Profil verwaltet wird, müssen Sie sich an den IT-Administrator Ihrer Organisation wenden, um diese Beschränkungen aufzuheben.

Schritt 4: Cache leeren und Daten löschen (für App Stores)

Manchmal können veraltete Daten oder ein voller Cache Probleme verursachen. Das Leeren des Caches und der Daten für den jeweiligen App Store kann helfen, die aktualisierten Kontoinformationen zu laden:

• Für Google Play Store:
  1. Gehen Sie zu „Einstellungen” > „Apps” (oder „Apps & Benachrichtigungen”).
  2. Suchen Sie „Google Play Store” und tippen Sie darauf.
  3. Gehen Sie zu „Speicher” (oder „Speicher & Cache”).
  4. Tippen Sie auf „Cache leeren” und anschließend auf „Daten löschen”.
  5. Starten Sie Ihr Gerät neu und versuchen Sie es erneut.
• Für Apple App Store (indirekt): Bei iOS gibt es keine direkte Option zum Leeren des App Store Caches. Ein erzwungener Neustart des iPhones/iPads kann jedoch helfen, temporäre Daten zu aktualisieren. Alternativ können Sie versuchen, sich im App Store ab- und wieder anzumelden (Einstellungen > [Ihr Name] > Medien & Käufe > Account anzeigen > Abmelden).

Schritt 5: App-Support oder Store-Support kontaktieren

Wenn alle oben genannten Schritte fehlschlagen und Sie sicher sind, dass Ihr Geburtsdatum korrekt ist und keine Familieneinstellungen oder Gerätebeschränkungen vorliegen, könnte es ein tieferliegendes Problem sein. In diesem Fall sollten Sie den Support des jeweiligen App Stores oder des App-Entwicklers kontaktieren:

• Google Play Store Support: Suchen Sie online nach „Google Play Support” oder besuchen Sie die Hilfeseiten von Google.
• Apple App Store Support: Besuchen Sie die offizielle Apple Support-Website und suchen Sie nach „App Store Support” oder „Apple ID Probleme”.
• Bereiten Sie Screenshots von den Fehlermeldungen vor und seien Sie bereit, Ihre Konto- und Gerätedaten zu verifizieren.

Präventive Maßnahmen: Für eine reibungslose Zukunft

Um zukünftige Probleme dieser Art zu vermeiden, beherzigen Sie folgende Tipps:

• Genauigkeit bei der Kontoerstellung: Achten Sie immer darauf, bei der Erstellung von Google-Konten oder Apple IDs Ihr korrektes Geburtsdatum einzugeben. Doppelt prüfen ist besser als nachträglich korrigieren.
• Bewusstsein für Familieneinstellungen: Wenn Sie in einer Familiengruppe sind, verstehen Sie, welche Berechtigungen der Organisator hat und wie diese Sie beeinflussen können. Kommunizieren Sie offen über Altersbeschränkungen.
• Regelmäßige Überprüfung: Werfen Sie gelegentlich einen Blick auf Ihre Konto- und Geräteeinstellungen, um sicherzustellen, dass keine ungewollten Beschränkungen aktiv sind, insbesondere nach Software-Updates oder der Nutzung durch andere Personen.

Fazit

Die Erfahrung, als Volljähriger keine Apps ab 18 installieren zu können, ist ärgerlich und verwirrend. Doch wie dieser Artikel zeigt, liegt die Ursache meist in leicht behebbaren Fehlkonfigurationen des Geburtsdatums, aktiven Familieneinstellungen oder Gerätebeschränkungen. Nehmen Sie sich die Zeit, die hier beschriebenen Schritte sorgfältig durchzugehen. In den allermeisten Fällen werden Sie das digitale Altersdilemma lösen und den vollen Funktionsumfang Ihres Geräts genießen können. Der Schlüssel liegt in der richtigen Datenpflege und dem Verständnis, wie die verschiedenen Ebenen der Altersverifizierung in Ihrem digitalen Ökosystem funktionieren. Viel Erfolg!