In der heutigen digitalen Welt gibt es kaum eine Plattform, die in den letzten Jahren so viel Aufsehen erregt und Kontroversen ausgelöst hat wie OnlyFans. Von einer oft missverstandenen Nischen-Website hat sie sich zu einem globalen Giganten der Creator Economy entwickelt, der Milliardenumsätze generiert und das Leben unzähliger Content-Ersteller verändert hat. Doch wann genau begann diese bemerkenswerte Reise? Seit wann gibt es OnlyFans wirklich?
Die Geburtsstunde eines Phänomens: November 2016
Die Antwort auf die zentrale Frage ist präziser, als viele vielleicht annehmen: OnlyFans wurde im November 2016 in London, Großbritannien, gegründet. Ins Leben gerufen wurde die Plattform von dem britischen Tech-Unternehmer Tim Stokely, der zuvor bereits ähnliche Abonnement-Dienste im Erwachsenenbereich betrieben hatte. Seine Vision war es, eine Plattform zu schaffen, die es Content-Erstellern ermöglicht, ihre Inhalte direkt an ihre Fans zu monetarisieren, ohne auf traditionelle Werbeeinnahmen oder Mittelsmänner angewiesen zu sein.
Stokelys Unternehmen, Fenix International Limited, ist die Muttergesellschaft hinter OnlyFans. Von Anfang an setzte das Geschäftsmodell auf ein einfaches, aber revolutionäres Prinzip: Creator laden Inhalte hoch – Fotos, Videos, Livestreams, persönliche Nachrichten – und Abonnenten zahlen eine monatliche Gebühr, um darauf zugreifen zu können. OnlyFans behält dabei einen Anteil von 20 % der Einnahmen, während 80 % direkt an die Ersteller gehen. Dieses Modell war nicht völlig neu, doch OnlyFans bot eine Benutzeroberfläche und eine Zugänglichkeit, die es von seinen Vorgängern abhob.
Die Anfänge: Ein Nischen-Dienst mit breitem Potenzial
In seinen frühen Jahren war OnlyFans noch weit davon entfernt, ein Mainstream-Begriff zu sein. Es begann als eine Plattform, die zwar offen für alle Arten von Content war – von Fitness-Gurus über Musiker bis hin zu Köchen – aber schnell eine starke Anziehungskraft für Content im Erwachsenenbereich entwickelte. Dies lag zum Teil an der Offenheit der Plattform gegenüber expliziten Inhalten, was sie von etablierten sozialen Netzwerken wie Instagram oder YouTube abhob, die strenge Richtlinien gegen solche Inhalte haben.
Die frühen Nutzer waren Pioniere, die das Potenzial der direkten Fan-Monetarisierung erkannten. Während die breite Öffentlichkeit die Plattform kaum wahrnahm, wuchs sie im Hintergrund stetig. Die Mundpropaganda in Nischen-Communitys und unter Content-Erstellern, die nach neuen Einnahmequellen suchten, trieb das Wachstum voran. Es war eine Zeit, in der das Konzept der „Creator Economy“ noch in den Kinderschuhen steckte, aber OnlyFans legte bereits den Grundstein für eine Zukunft, in der individuelle Schöpfer zu eigenen Medienunternehmen werden konnten.
Der Wendepunkt: Die COVID-19-Pandemie
Der wahre Katalysator für den explosionsartigen Aufstieg von OnlyFans war die globale COVID-19-Pandemie, die im Frühjahr 2020 die Welt erfasste. Mit Lockdowns, Kurzarbeit und dem Verlust traditioneller Einkommensquellen sahen sich Millionen Menschen gezwungen, nach alternativen Wegen zur Geldbeschaffung zu suchen. Gleichzeitig verbrachte ein Großteil der Weltbevölkerung mehr Zeit online, was die Nachfrage nach digitalen Inhalten und Unterhaltung steigerte.
In dieser beispiellosen Krise erwies sich OnlyFans als eine Art Rettungsanker für viele. Künstler, Musiker, Fitnesstrainer und insbesondere Influencer, die zuvor auf Werbedeals oder Live-Events angewiesen waren, fanden auf OnlyFans eine neue Plattform, um direkt mit ihren Fans in Kontakt zu treten und ihre Arbeit zu monetarisieren. Auch Personen, die zuvor keine Erfahrung mit der Erstellung von Online-Inhalten hatten, wagten den Schritt und nutzten OnlyFans, um ein Einkommen zu erzielen.
Die Medienaufmerksamkeit explodierte. Prominente, von Rappern bis zu Schauspielerinnen, traten der Plattform bei, was eine Flut neuer Nutzer und Abonnenten nach sich zog. OnlyFans wurde über Nacht vom Geheimtipp zum globalen Gesprächsthema, und die Nutzerzahlen schossen in die Höhe. Innerhalb weniger Monate nach Beginn der Pandemie verzeichnete OnlyFans Millionen neuer Nutzer und Content-Ersteller und wurde zu einem Milliarden-Dollar-Unternehmen.
Vom Nischen-Dienst zum globalen Phänomen: Die Auswirkungen
Der Aufstieg von OnlyFans hat weitreichende Auswirkungen auf die digitale Landschaft und die Creator Economy gehabt:
- Demokratisierung der Monetarisierung: OnlyFans hat gezeigt, dass man kein großes Medienhaus oder eine Marke sein muss, um Geld mit Inhalten zu verdienen. Jeder kann im Prinzip zum Content-Ersteller werden und direkt von seiner Fangemeinde unterstützt werden.
- Finanzielle Ermächtigung: Tausende von Menschen, insbesondere Frauen und Mitglieder der LGBTQ+-Community, haben auf OnlyFans ein signifikantes Einkommen erzielt, das ihnen finanzielle Unabhängigkeit und die Möglichkeit gab, ihre Lebensumstände zu verbessern. Viele konnten Schulden abbezahlen, Häuser kaufen oder Vollzeit ihrer kreativen Arbeit nachgehen.
- Veränderte Wahrnehmung von Erwachseneninhalten: Obwohl OnlyFans nicht ausschließlich für Erwachseneninhalte gedacht ist, wurde es untrennbar mit ihnen verbunden. Der Erfolg der Plattform hat dazu beigetragen, die Diskussion über Sexarbeit und die Autonomie von Content-Erstellern neu zu entfachen, auch wenn die Stigmatisierung nach wie vor besteht.
- Wettbewerb und Nachahmung: Der Erfolg von OnlyFans hat zahlreiche Nachahmer und Konkurrenten hervorgebracht, die ebenfalls versuchen, das Modell der direkten Fan-Monetarisierung zu adaptieren. Dies zeigt den fundamentalen Wandel hin zu einem abonnementbasierten Online-Konsum.
Herausforderungen und Kontroversen
Der kometenhafte Aufstieg von OnlyFans verlief nicht ohne Stolpersteine und Kontroversen. Die Plattform stand wiederholt wegen ihrer Content-Moderation und des Vorwurfs, dass Minderjährige auf der Plattform landen könnten, in der Kritik. Obwohl OnlyFans beteuert, strenge Altersverifizierungsmaßnahmen zu haben, bleiben diese Bedenken ein wiederkehrendes Thema.
Die größte Kontroverse ereignete sich im August 2021, als OnlyFans ankündigte, ab Oktober desselben Jahres explizite sexuelle Inhalte zu verbieten. Diese Entscheidung wurde weithin als Kniefall vor Druck von Banken und Kreditkartenunternehmen (insbesondere MasterCard) interpretiert, die Bedenken hinsichtlich der Art der auf der Plattform gehosteten Inhalte geäußert hatten. Die Ankündigung löste einen Sturm der Entrüstung bei den Content-Erstellern aus, da sie befürchteten, ihre Haupteinnahmequelle zu verlieren. Nur wenige Tage später, nach massiver Kritik und dem offensichtlichen Risiko, einen Großteil seiner Nutzerbasis zu verlieren, machte OnlyFans diese Entscheidung rückgängig und bestätigte, dass alle Arten von Inhalten – einschließlich Erwachseneninhalten – weiterhin erlaubt sein würden.
OnlyFans heute: Mehr als nur Erwachseneninhalte?
Trotz seiner starken Assoziation mit Erwachseneninhalten versucht OnlyFans, sich als Plattform für alle Arten von Content-Erstellern zu positionieren. Es gibt Profile von Köchen, Personal Trainern, Musikern, Künstlern, Comedians und Podcastern, die exklusive Inhalte anbieten. Die Realität ist jedoch, dass der Großteil der Einnahmen und der öffentlichen Wahrnehmung weiterhin stark an den Erwachsenenbereich gebunden ist. Nur eine kleine Anzahl von Prominenten und Influencern aus dem Nicht-Erwachsenenbereich hat auf der Plattform wirklich Fuß gefasst, während Tausende von Erwachsenen-Content-Erstellern dort ihr Haupteinkommen generieren.
Tim Stokely trat Ende 2021 als CEO zurück und übergab die Leitung an Ami Gan, die zuvor Chief Marketing and Communications Officer des Unternehmens war. Dies signalisiert möglicherweise eine strategische Neuausrichtung oder zumindest eine Bemühung, das Image der Plattform weiter zu diversifizieren und zu professionalisieren.
Fazit: Eine junge Geschichte mit gigantischem Einfluss
Die Geschichte von OnlyFans ist, gemessen an seiner globalen Wirkung, erstaunlich jung. Seit seiner Gründung im November 2016 hat sich die Plattform in weniger als einem Jahrzehnt von einem obskuren Nischen-Startup zu einem der bekanntesten Namen im Internet entwickelt. Getrieben von einer einfachen, aber effektiven Geschäftsidee und befeuert durch eine globale Krise, hat OnlyFans die Art und Weise verändert, wie Content-Ersteller Geld verdienen und wie Fans mit ihren Idolen interagieren.
Obwohl es weiterhin mit Kritik und Herausforderungen zu kämpfen hat, ist der Einfluss von OnlyFans auf die digitale Wirtschaft und die Monetarisierung von Online-Inhalten unbestreitbar. Es hat eine neue Ära der direkten Fan-Unterstützung eingeläutet und bewiesen, dass ein kleines Team mit einer klaren Vision und einer Plattform, die auf die Bedürfnisse der Kreativen eingeht, tatsächlich zu einem globalen Phänomen werden kann.