Die AVM FRITZ!Box 7590 war bei ihrer Einführung vor einigen Jahren ein absolutes Highlight auf dem Router-Markt. Als Flaggschiff für DSL- und VDSL-Anschlüsse setzte sie neue Maßstäbe in Sachen Leistung, Funktionsvielfalt und Benutzerfreundlichkeit. Sie wurde schnell zum Synonym für ein zuverlässiges und feature-reiches Heimnetzwerk.
Doch die Technologie schreitet unaufhörlich voran. Neue WLAN-Standards wie Wi-Fi 6 (AX) und Wi-Fi 6E, schnellere LAN-Ports und immer anspruchsvollere Smart-Home-Szenarien stellen die Frage: Lohnt sich der Kauf der FRITZ!Box 7590 heute noch, Jahre nach ihrem Debüt? Oder ist sie mittlerweile ein Relikt vergangener Router-Generationen? Wir haben sie einem rigorosen Langzeit-Härtetest unterzogen, um genau das herauszufinden und ihre aktuelle Relevanz zu bewerten.
Ein Blick zurück: Was die FRITZ!Box 7590 so besonders machte
Bevor wir uns den aktuellen Leistungsdaten widmen, werfen wir einen kurzen Blick auf die Merkmale, die die FRITZ!Box 7590 bei ihrer Markteinführung so begehrt machten und sie zum damaligen Top-Modell von AVM für DSL-Anschlüsse erhoben:
- Supervectoring-Unterstützung: Sie war eine der ersten Boxen, die VDSL Supervectoring 35b voll unterstützte, was Geschwindigkeiten von bis zu 300 MBit/s ermöglichte.
- Wi-Fi 5 (WLAN AC) mit 4×4 MU-MIMO: Eine leistungsstarke WLAN-Ausstattung mit hoher theoretischer Bandbreite (bis zu 1.733 MBit/s auf 5 GHz und 800 MBit/s auf 2,4 GHz) und verbesserter Effizienz bei vielen gleichzeitig verbundenen Geräten.
- DECT-Basisstation: Integrierte Basis für bis zu sechs schnurlose Telefone (FRITZ!Fon) und zur Steuerung von DECT ULE Smart Home Geräten.
- Zwei USB 3.0-Anschlüsse: Für den Anschluss von Speichermedien (NAS-Funktion) oder Druckern.
- Vier Gigabit-LAN-Ports: Für schnelle kabelgebundene Verbindungen im Heimnetzwerk.
- Umfangreiches FRITZ!OS: AVMs intuitives und funktionsreiches Betriebssystem mit Features wie VPN, Kindersicherung, Mediaserver, Gast-WLAN und mehr.
- Mesh Wi-Fi: Volle Unterstützung für AVMs Mesh-Technologie zur Erweiterung des WLANs.
Diese Ausstattung war damals State-of-the-Art und bot ein Rundum-Sorglos-Paket für das digitale Zuhause.
Der Härtetest 2024: Wie schlägt sich die FRITZ!Box 7590 heute?
Im Mittelpunkt unseres Tests stand die Frage, wie gut sich die FRITZ!Box 7590 in einem modernen Heimnetzwerk schlägt, das von 4K-Streaming, Online-Gaming, Home-Office und einer Vielzahl vernetzter Geräte geprägt ist.
Internetgeschwindigkeit und -stabilität (DSL/VDSL)
In unserem Langzeit-Härtetest zeigte die FRITZ!Box 7590 eine beeindruckende Stabilität bei der Internetverbindung. Egal ob bei VDSL 100 oder Supervectoring 250 (oder sogar 300 MBit/s bei manchen Anbietern, wo die Infrastruktur dies zulässt) – der Router hielt die Leitung konstant, ohne merkliche Abbrüche oder Geschwindigkeitsschwankungen. Dies ist ein entscheidender Vorteil, gerade in Zeiten, in denen stabile Home-Office-Verbindungen und unterbrechungsfreies Streaming wichtiger denn je sind. Die DSL-Modem-Technologie der 7590 ist auch heute noch auf dem neuesten Stand für die meisten DSL-Anschlüsse in Deutschland. Hier gibt es keinerlei Abstriche im Vergleich zu neueren Modellen.
WLAN-Abdeckung und Performance (Wi-Fi 5)
Die WLAN-Performance ist ein kritischer Punkt. Die 7590 setzt auf Wi-Fi 5 (WLAN AC) mit 4×4 MU-MIMO und erreicht theoretisch bis zu 1.733 MBit/s auf 5 GHz und 800 MBit/s auf 2,4 GHz. In der Praxis bedeutet das: Für die meisten Haushalte und Anwendungsfälle ist diese Leistung immer noch absolut ausreichend. 4K-Streaming auf mehreren Geräten, Online-Gaming, Videokonferenzen – all das meistert die 7590 ohne Probleme, vorausgesetzt, die Internetleitung gibt dies her. Die WLAN-Abdeckung ist dank der internen Antennen und der optimierten Bauweise exzellent. Selbst in größeren Wohnungen und über mehrere Stockwerke hinweg lieferten unsere Tests durchweg stabile und schnelle Verbindungen.
Das integrierte FRITZ! Mesh funktioniert nahtlos und erweitert das WLAN-Netzwerk mühelos mit FRITZ!Repeaters oder Powerline-Adaptern. Wo die 7590 an ihre Grenzen stößt, ist der reine Durchsatz bei sehr vielen gleichzeitig datenhungrigen Wi-Fi 6-Clients, die von einer Wi-Fi 6-Box noch etwas mehr herausholen könnten. Aber für den „normalen” Heimanwender mit einer Mischung aus älteren und neueren Geräten ist Wi-Fi 5 immer noch die dominierende Technologie, und die 7590 schöpft hier das Maximum aus.
Telefonie (DECT) und Smart Home
Die integrierte DECT-Basisstation ist nach wie vor ein Alleinstellungsmerkmal der FRITZ!Box 7590. Sie ermöglicht den Anschluss von bis zu sechs schnurlosen Telefonen (FRITZ!Fon oder CAT-iq-kompatibel) und bietet eine Vielzahl an Komfortfunktionen wie Anrufbeantworter, Fax-to-Mail und Rufnummernsperren. Die Sprachqualität war in unseren Tests durchweg hervorragend und störungsfrei.
Auch für das Smart Home ist die 7590 eine hervorragende Zentrale. Über DECT ULE können FRITZ!DECT Smart Home Geräte wie schaltbare Steckdosen, Heizkörperregler oder Lichtschalter direkt in das FRITZ!OS-System integriert und automatisiert werden. Die Zuverlässigkeit und einfache Konfiguration sind hier beispielhaft und ein großer Pluspunkt für alle, die ein AVM-basiertes Smart Home aufbauen oder erweitern möchten.
Mediaserver und NAS-Funktionen (USB 3.0)
Die beiden USB 3.0-Anschlüsse ermöglichen es, Drucker oder Speichermedien (USB-Sticks, externe Festplatten) ins Netzwerk einzubinden. Als Mediaserver liefert die 7590 Musik, Fotos und Videos an DLNA-fähige Geräte im Heimnetzwerk. Für einfaches Dateisharing oder das Streamen von Filmen in Full HD ist die Leistung ausreichend. Wer jedoch eine hochperformante NAS-Lösung für intensive Datenübertragungen oder 4K-Streaming von sehr großen Dateien sucht, sollte weiterhin auf dedizierte NAS-Systeme setzen, da die Performance der 7590 hier an ihre Grenzen stößt. Sie ist ein praktischer Zusatz, aber kein vollwertiger NAS-Ersatz.
Betriebssystem (FRITZ!OS) und Sicherheit
Das Herzstück jeder FRITZ!Box ist das FRITZ!OS. AVM ist bekannt für seine vorbildliche Update-Politik, und die FRITZ!Box 7590 profitiert davon enorm. Selbst nach Jahren erhält sie noch regelmäßig Firmware-Updates, die nicht nur die Sicherheit erhöhen, sondern auch neue Funktionen hinzufügen und die Kompatibilität mit aktuellen Standards sicherstellen. Das Webinterface ist intuitiv, übersichtlich und bietet eine Fülle an Einstellungsmöglichkeiten – von der einfachen Kindersicherung über VPN-Verbindungen bis hin zu Gast-WLAN und Smart Home-Steuerung. Die kontinuierliche Pflege des FRITZ!OS ist ein massiver Pluspunkt und sorgt für eine nachhaltige Werthaltigkeit, die bei vielen anderen Router-Herstellern leider fehlt.
In puncto Sicherheit genießt AVM einen exzellenten Ruf. Die FRITZ!Box 7590 ist ab Werk mit einer robusten Firewall ausgestattet, bietet umfangreiche Portfreigabe-Optionen und einen integrierten VPN-Server für sicheren Fernzugriff auf das Heimnetzwerk. Die regelmäßigen Sicherheitsupdates über FRITZ!OS sind hier ebenfalls entscheidend und sorgen dafür, dass bekannte Schwachstellen schnell geschlossen werden.
Energieverbrauch
Der Energieverbrauch der FRITZ!Box 7590 ist angesichts ihrer Leistung und Funktionsvielfalt moderat. Im Durchschnitt liegt er bei etwa 9-12 Watt, abhängig von der Auslastung (z.B. aktivierte WLAN-Standards, Anzahl der DECT-Geräte). Es gibt zwar sparsamere Router, aber meist mit deutlich geringerem Funktionsumfang oder fehlenden Features wie der DECT-Basis. Für eine Box, die dauerhaft im Betrieb ist und ein so breites Spektrum abdeckt, sind diese Werte vertretbar und liegen im Rahmen vergleichbarer, leistungsstarker Router.
FRITZ!Box 7590 vs. Neuere Modelle: Lohnt sich der Aufpreis?
Wie schlägt sich die 7590 im Vergleich zu ihren neueren Geschwistern, insbesondere der FRITZ!Box 7590 AX? Der Hauptunterschied liegt im WLAN-Standard. Die 7590 AX unterstützt Wi-Fi 6 (WLAN AX), das höhere Durchsätze, eine bessere Effizienz bei vielen Geräten und geringere Latenzen verspricht. Wer bereits viele Wi-Fi 6-fähige Geräte (neue Smartphones, Laptops, Tablets) besitzt oder eine Gigabit-Internetverbindung über VDSL voll ausreizen möchte, könnte von der 7590 AX profitieren. Auch der 2,5 Gbit/s LAN-Port der 7590 AX ist ein Vorteil für NAS-Systeme oder Gaming-PCs mit entsprechenden Netzwerkadaptern.
Die ältere 7590 bietet diese Features nicht. Doch für die meisten DSL- und VDSL-Anschlüsse (bis 250 MBit/s) und Haushalte, in denen Wi-Fi 5-Geräte noch dominieren, ist der Geschwindigkeitsvorteil von Wi-Fi 6 oft akademisch, da die Internetleitung selbst der Flaschenhals ist. Die 7590 AX ist zudem teurer.
Im Vergleich zur kleineren FRITZ!Box 7530 AX punktet die 7590 mit einer stärkeren WLAN-Abdeckung (4×4 statt 3×3 MU-MIMO), zwei vollwertigen USB 3.0-Anschlüssen (statt 1x USB 2.0) und einer potenteren DECT-Basis. Die 7530 AX ist zwar kompakter und günstiger, aber in Sachen Ausstattung und Reichweite der 7590 unterlegen.
Für Kabel-Internet-Nutzer sind die FRITZ!Box 6690 Cable oder 6591 Cable die relevanten Alternativen, die mit der 7590, die auf DSL/VDSL spezialisiert ist, nicht direkt vergleichbar sind.
Für wen lohnt sich der Kauf der FRITZ!Box 7590 heute noch?
Die FRITZ!Box 7590 ist auch heute noch eine exzellente Wahl für eine breite Zielgruppe:
- DSL- und VDSL-Nutzer: Insbesondere mit Anschlüssen bis 250 MBit/s bietet sie die volle Leistung und Stabilität.
- Nutzer, die auf Stabilität setzen: Wer einen absolut zuverlässigen Router sucht, der einfach funktioniert und kaum Wartung erfordert, wird die 7590 lieben.
- Smart Home-Enthusiasten: Wenn Sie das AVM Smart Home-System (DECT ULE) nutzen oder planen, ist die integrierte DECT-Basis ein großer Vorteil.
- Nutzer von FRITZ!Fon Telefonen: Die perfekte Integration der DECT-Telefone ist ein Komfortfaktor, den kaum ein anderer Router bietet.
- Käufer mit Fokus auf Preis-Leistungs-Verhältnis: Besonders auf dem Gebrauchtmarkt oder bei aktuellen Angeboten bietet die 7590 ein unschlagbares Paket aus Premium-Funktionen zu einem fairen Preis, der deutlich unter dem eines neuen Wi-Fi 6 Top-Modells liegt.
- Anwender, die keine extremen Gigabit-WLAN-Geschwindigkeiten benötigen: Für normales Streaming, Surfen und Home-Office ist Wi-Fi 5 der 7590 völlig ausreichend.
Für wen ist die 7590 (heute) nicht mehr die beste Wahl?
- Nutzer mit sehr hohen Glasfaser- oder Kabel-Anschlüssen (Gigabit und mehr): Hier könnten Router mit 2,5 Gbit/s LAN-Ports oder Wi-Fi 6/6E von Vorteil sein, um das volle Potenzial der Leitung auch im Heimnetzwerk auszuschöpfen.
- Power-User mit vielen brandneuen Wi-Fi 6-Geräten: Wer maximale WLAN-Performance zwischen vielen neuen Geräten benötigt, könnte über ein Wi-Fi 6 (AX)-Modell nachdenken.
- Anwender, die eine vollwertige, performante NAS-Lösung suchen: Die USB-Funktion ist praktisch, ersetzt aber kein dediziertes NAS.
Fazit: Lohnt sich der Kauf der FRITZ!Box 7590 heute noch?
Unser Härtetest der AVM FRITZ!Box 7590 zeigt eindeutig: Auch heute noch ist sie eine absolute Empfehlung für die meisten Haushalte mit einem DSL- oder VDSL-Anschluss. Ihre unübertroffene Stabilität, die Fülle an Funktionen durch das exzellente und kontinuierlich gepflegte FRITZ!OS sowie die integrierte DECT-Basisstation machen sie zu einem Langzeit-Champion.
Ja, es gibt neuere Modelle mit Wi-Fi 6. Aber für den Großteil der Anwender, die keine Gigabit-Leitung voll ausreizen oder nicht ausschließlich Wi-Fi 6-Geräte besitzen, ist der Mehrwert oft gering und rechtfertigt den Aufpreis zur 7590 AX nicht unbedingt. Die FRITZ!Box 7590 bleibt ein Musterbeispiel für einen zuverlässigen, funktionsreichen und zukunftssicheren Router – auch ohne das neueste WLAN-Label. Wer eine stabile, wartungsarme und vielseitige Lösung für sein Heimnetzwerk sucht, macht mit der 7590 auch heute noch einen hervorragenden Fang. Besonders attraktiv wird sie, wenn man sie zu einem guten Preis gebraucht erwerben kann. Der Kauf lohnt sich also für die richtige Zielgruppe definitiv noch!