Die Welt der Laptops ist seit Jahrzehnten von einem ungeschriebenen Gesetz geprägt: Einmal gekauft, ist das Gerät weitgehend unveränderlich. Komponenten sind fest verlötet, Gehäuse verklebt und Reparaturen oft teuer oder gar unmöglich. Dieses Modell befeuert eine Wegwerfgesellschaft, die sowohl den Geldbeutel belastet als auch der Umwelt schadet. Doch was wäre, wenn ein Laptop anders sein könnte? Wenn er nicht nur reparierbar, sondern aktiv dazu ermutigen würde, ihn selbst zu warten, zu modifizieren und sogar zu aktualisieren? Genau diese Frage stellt sich mit dem Aufkommen des Framework Laptop. Ist er die lang ersehnte Revolution, die unser Verhältnis zur Elektronik grundlegend verändert, oder lediglich ein clever vermarkteter Hype für eine kleine Nische von Technik-Enthusiasten? In diesem tiefgehenden Erfahrungsbericht tauchen wir ein in die Welt von Framework und beleuchten, ob sich die Investition wirklich lohnt.
Auf den ersten Blick könnte der Framework Laptop wie jeder andere moderne Ultrabook aussehen: schlank, minimalistisch im Design und mit hochwertigen Materialien gefertigt. Doch der wahre Zauber offenbart sich erst, wenn man unter die Oberfläche blickt – und das ist bei Framework denkbar einfach. Das gesamte Konzept basiert auf einer radikalen Modularität und Reparierbarkeit, die in der Branche ihresgleichen sucht. Mit nur einem einzigen Schraubenzieher, der jedem Gerät beiliegt, lassen sich nahezu alle Komponenten austauschen: von RAM und SSD über den Bildschirm und die Tastatur bis hin zur Hauptplatine mit dem Prozessor. Dieses Versprechen ist nicht nur ein Marketing-Gag; es ist die Kernphilosophie, die jede Designentscheidung von Framework leitet.
Das Herzstück dieser Philosophie sind die Expansion Cards. Anstatt sich bei der Bestellung für eine feste Auswahl an Anschlüssen entscheiden zu müssen, die man dann für die gesamte Lebensdauer des Laptops hat, bietet Framework vier Slots, die man nach Belieben mit verschiedenen Modulen bestücken kann. Braucht man dreimal USB-C und einmal USB-A? Kein Problem. Eine HDMI-Ausgabe für Präsentationen und einen SD-Kartenleser für Fotos? Einfach die entsprechenden Module einstecken. Diese Freiheit ist im Alltag erstaunlich praktisch und eliminiert den Bedarf an klobigen Dongles, die man sonst ständig mitschleppen muss. Man kann seine Anschlusskonfiguration jederzeit ändern, je nach Bedarf des Tages. Das mag auf den ersten Blick eine Kleinigkeit erscheinen, aber es ist ein fundamentaler Bruch mit der bisherigen Designpraxis und ein riesiger Schritt in Richtung Benutzerfreundlichkeit und Anpassbarkeit.
Noch beeindruckender ist die interne Modularität. Der Zugriff auf RAM und SSD ist buchstäblich eine Sache von Sekunden. Vier Schrauben lösen, die Abdeckung abheben, und schon liegen die Standard-SO-DIMM-Slots und M.2-Steckplätze offen. Dies bedeutet, dass man nicht nur von Anfang an die gewünschte Speicherkonfiguration wählen kann, sondern diese auch Jahre später noch aufrüsten oder ersetzen kann, sollte ein Modul defekt sein oder man mehr Leistung benötigen. Das spart nicht nur Geld, sondern verlängert auch die Lebensdauer des Geräts erheblich. Selbst komplexere Komponenten wie das Wi-Fi-Modul, der Akku oder die gesamte Tastatureinheit sind mit wenigen Handgriffen austauschbar. Und das absolute Highlight: Die Hauptplatine, auf der der Prozessor sitzt, kann ebenfalls getauscht werden. Das bedeutet, wenn in einigen Jahren ein neuer, leistungsstärkerer Prozessor auf den Markt kommt, muss man nicht den gesamten Laptop ersetzen, sondern kann einfach das Mainboard upgraden und sein „altes” Gehäuse und Peripherie weiterverwenden. Das ist Upgradefähigkeit in Reinkultur und ein echtes Novum in der Laptop-Welt.
In Bezug auf die Leistung muss sich der Framework Laptop nicht verstecken. Er ist mit aktuellen Intel-Core-Prozessoren (bis zur 13. Generation) oder AMD Ryzen 7040-Serien-Prozessoren erhältlich, die für die meisten Alltags- und Büroaufgaben, Programmierung, Bildbearbeitung und sogar leichte Videobearbeitung mehr als ausreichend sind. Die Performance ist flüssig und zuverlässig, und in Kombination mit schnellem NVMe-SSD-Speicher und ausreichend RAM (den man, wie erwähnt, selbst wählen und aufrüsten kann) bietet er ein reaktionsschnelles Arbeitsumfeld. Das Display ist ein 13,5-Zoll-IPS-Panel mit einer angenehmen 3:2-Auflösung von 2256×1504 Pixeln, das scharfe Bilder und gute Farben liefert. Die Tastatur bietet einen hervorragenden Hub und ein angenehmes Tippgefühl, während das präzise Glas-Trackpad eine zuverlässige Steuerung ermöglicht. Auch bei der Softwarekompatibilität gibt es keine Probleme: Windows läuft tadellos, und die Linux-Community hat den Framework Laptop ebenfalls begeistert angenommen, sodass die meisten Distributionen ohne größere Schwierigkeiten installiert und genutzt werden können.
Doch wie sieht es mit der Kehrseite der Medaille aus? Wo sind die Kompromisse, die ein solch radikales Design mit sich bringt? Ein häufig genannter Punkt ist die Akkulaufzeit. Mit einer Kapazität von 55 Wh ist sie für einen modernen Ultrabook ordentlich, aber nicht herausragend. Im realen Einsatz, je nach Konfiguration und Nutzung, erreicht man in der Regel zwischen 6 und 9 Stunden. Das ist für die meisten Arbeitstage ausreichend, aber wer absolute Spitzenwerte von 12+ Stunden benötigt, muss unter Umständen zu anderen Geräten greifen. Auch der Preis kann ein Argument sein. Ein Framework Laptop ist in der Do-It-Yourself-Variante, bei der man RAM, SSD und Betriebssystem selbst hinzufügt, oft vergleichbar mit oder leicht teurer als ein nicht-modulares Gerät mit ähnlichen Spezifikationen. Mit den teureren Expansion Cards kann der Gesamtpreis zusätzlich steigen. Hier zahlt man einen Aufpreis für die Flexibilität und die Möglichkeit der zukünftigen Upgrades – eine Investition, die sich langfristig durch eine verlängerte Nutzungsdauer amortisieren soll.
Ein weiterer Aspekt, der kritisch beleuchtet werden muss, ist die Nachhaltigkeit. Frameworks Ansatz ist zweifellos ein riesiger Schritt in die richtige Richtung, um Elektroschrott zu reduzieren. Die einfache Reparierbarkeit und die Verfügbarkeit von Ersatzteilen sind vorbildlich. Doch wahre Nachhaltigkeit erfordert mehr als nur modulare Hardware; sie benötigt auch eine langlebige Softwareunterstützung und eine ethische Lieferkette. Framework ist sich dessen bewusst und arbeitet aktiv daran, auch diese Bereiche zu verbessern und transparent zu kommunizieren. Es ist ein kontinuierlicher Prozess, aber die Grundpfeiler sind gesetzt. Man spürt, dass hier ein Unternehmen nicht nur Profit im Sinn hat, sondern eine echte Vision verfolgt.
Für wen lohnt sich der Framework Laptop also wirklich? Er ist ideal für Technik-Enthusiasten, die gerne selbst Hand anlegen, ihre Geräte verstehen und anpassen möchten. Er ist perfekt für diejenigen, die Wert auf Nachhaltigkeit legen und aktiv gegen die Wegwerfmentalität ankämpfen wollen. Er spricht Nutzer an, die ein zukunftssicheres Gerät suchen, das nicht nach wenigen Jahren veraltet ist, sondern mit ihnen wachsen kann. Wer hingegen das absolut dünnste, leichteste und günstigste Gerät mit der maximalen Akkulaufzeit sucht und sich nicht um Reparierbarkeit oder Upgrades schert, findet möglicherweise passendere Alternativen. Auch wer eine dedizierte High-End-Grafikkarte für anspruchsvolles Gaming oder professionelle 3D-Anwendungen benötigt, wird derzeit bei Framework nicht fündig.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Der Framework Laptop ist weit mehr als nur ein Hype. Er ist eine echte Revolution in Bezug auf Reparierbarkeit, Modularität und Upgradefähigkeit, die das Potenzial hat, die gesamte Branche zu beeinflussen. Er demonstriert eindrucksvoll, dass hochwertige, leistungsstarke Laptops nicht als hermetisch versiegelte Blackboxen konzipiert sein müssen. Ja, er hat seine Nischenmerkmale und nicht jeder wird seine volle Flexibilität ausschöpfen wollen oder müssen. Doch für die richtige Zielgruppe – all jene, die sich ein robustes, langlebiges und anpassbares Gerät wünschen, das nicht nach ein paar Jahren zum Elektroschrott wird – ist der Framework Laptop eine absolut lohnenswerte Investition. Er ist ein mutiger Schritt in eine nachhaltigere und benutzerfreundlichere Zukunft der persönlichen Computertechnologie und ein klares Statement gegen die Obsoleszenz. Wer einmal die Freiheit erlebt hat, seinen Laptop nach Belieben zu konfigurieren und zu warten, wird sie nicht mehr missen wollen.