Der gefürchtete Bluescreen. Allein das Wort löst bei den meisten PC-Nutzern ein leichtes Frösteln aus. Doch wenn der Bildschirm blau wird und Ihr PC sich unmittelbar nach dem Booten mit der Fehlermeldung „DRIVER_POWER_STATE_FAILURE“ aufhängt, fühlen Sie sich vielleicht nicht nur frustriert, sondern auch hilflos. Der Rechner startet, zeigt kurz das Windows-Logo und dann – BAM! – ist alles vorbei. Eine Endlosschleife aus Neustarts und Abstürzen, die den Zugang zum System verwehrt und die Produktivität lahmlegt.
Aber keine Sorge, Sie sind nicht allein. Der „DRIVER_POWER_STATE_FAILURE“-Fehler ist zwar ärgerlich, aber in den meisten Fällen lösbar. Dieser umfassende Artikel führt Sie Schritt für Schritt durch die Diagnose und Fehlerbehebung, damit Ihr PC bald wieder reibungslos läuft.
### Was ist der „DRIVER_POWER_STATE_FAILURE“-Fehler überhaupt?
Bevor wir ins Detail gehen, ist es hilfreich zu verstehen, was diese Fehlermeldung eigentlich bedeutet. Der Fehler „DRIVER_POWER_STATE_FAILURE“ (oder manchmal auch der Stoppcode 0x0000009F) tritt auf, wenn ein Gerätetreiber versucht, seinen Energiezustand zu ändern (z.B. in den Energiesparmodus zu wechseln oder aus diesem aufzuwachen), aber dabei auf ein Problem stößt. Kurz gesagt: Ein Treiber hat Schwierigkeiten, sich korrekt mit dem Energiemanagement Ihres Systems abzustimmen.
Dies kann mehrere Ursachen haben:
* **Veraltete oder inkompatible Treiber:** Dies ist der häufigste Übeltäter. Ein Treiber, der nicht mit Ihrer aktuellen Windows-Version oder anderer Hardware kompatibel ist, kann beim Umschalten des Energiezustands versagen.
* **Fehlerhafte Hardware:** Manchmal ist die Hardware selbst das Problem. Eine defekte Komponente (z.B. eine Grafikkarte, WLAN-Adapter oder sogar der Arbeitsspeicher) kann den Treiber in die Irre führen.
* **Konflikte in den Energieeinstellungen:** Aggressive Energiesparoptionen in Windows oder im BIOS/UEFI können dazu führen, dass Treiber nicht genügend Zeit oder Ressourcen erhalten, um ihre Zustandswechsel sauber durchzuführen.
* **Korrupte Systemdateien:** Beschädigte Windows-Systemdateien können die Kommunikation zwischen Treibern und dem Betriebssystem stören.
* **Malware:** Obwohl seltener, kann bösartige Software das System destabilisieren und Treiberfehler verursachen.
Der Zeitpunkt, *nach dem Booten*, ist entscheidend: Es deutet darauf hin, dass der problematische Treiber Teil der grundlegenden Systeminitialisierung ist oder kurz nach dem Laden des Desktops aktiv wird.
### Erste Schritte und Vorbereitung: Ruhe bewahren ist die halbe Miete
Bevor Sie mit der Fehlersuche beginnen, atmen Sie tief durch. Panik ist ein schlechter Berater. Der erste und wichtigste Schritt ist, Zugriff auf Ihr System zu erhalten, auch wenn es nur im abgesicherten Modus ist.
1. **Fehlermeldung notieren:** Wenn der Bluescreen erscheint, notieren Sie sich den genauen Fehlercode und die Fehlermeldung. Manchmal wird auch der Name der problematischen Datei (z.B. `XYZ.sys`) angezeigt, was die Diagnose erheblich erleichtern kann.
2. **Zugriff auf den abgesicherten Modus:** Da Ihr PC nach dem Booten abstürzt, müssen Sie in den abgesicherten Modus gelangen, um Änderungen vornehmen zu können. Dies gelingt in der Regel über die erweiterten Startoptionen von Windows:
* Schalten Sie Ihren PC ein. Sobald Sie das Windows-Logo sehen, halten Sie den Netzschalter gedrückt, bis der PC wieder ausgeht (erzwingen Sie einen Hard-Shutdown). Wiederholen Sie diesen Vorgang zwei- bis dreimal.
* Nach dem dritten erzwungenen Herunterfahren sollte Windows automatisch in den Wiederherstellungsmodus booten.
* Wählen Sie dort „Problembehandlung“ > „Erweiterte Optionen“ > „Starteinstellungen“ > „Neu starten“.
* Nach dem Neustart sehen Sie eine Liste mit Optionen. Wählen Sie „4“ oder „F4“ für „Abgesicherten Modus aktivieren“ oder „5“ oder „F5“ für „Abgesicherten Modus mit Netzwerktreibern aktivieren“. Letzteres ist oft nützlich, um später Treiber herunterladen zu können.
Sobald Sie im abgesicherten Modus sind, können wir mit der eigentlichen Arbeit beginnen.
### Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Fehlerbehebung
Diese Schritte sind nach ihrer Wahrscheinlichkeit, das Problem zu lösen, geordnet. Beginnen Sie oben und arbeiten Sie sich durch die Liste.
#### 1. Treiber aktualisieren, zurücksetzen oder deinstallieren (Der Hauptverdächtige!)
Da der Fehler explizit auf einen Treiber hinweist, ist dies der logischste erste Ansatz.
* **Identifikation des problematischen Treibers:** Wenn der Bluescreen einen Dateinamen wie `XYZ.sys` anzeigt, suchen Sie online nach diesem Dateinamen, um herauszufinden, zu welcher Hardware oder welchem Programm er gehört.
* **Geräte-Manager öffnen:** Drücken Sie die Windows-Taste + X und wählen Sie „Geräte-Manager“.
* **Kürzlich installierte/aktualisierte Treiber:** Haben Sie vor Kurzem neue Hardware installiert oder Treiber aktualisiert? Konzentrieren Sie sich auf diese Geräte (Grafikkarte, WLAN-Adapter, Soundkarte, Chipsatz).
* **Treiber zurücksetzen:** Wenn ein Gerät kürzlich aktualisiert wurde und danach der Fehler auftrat:
* Rechtsklicken Sie im Geräte-Manager auf das entsprechende Gerät und wählen Sie „Eigenschaften“.
* Wechseln Sie zur Registerkarte „Treiber“.
* Wenn die Option „Treiber zurücksetzen“ verfügbar ist, klicken Sie darauf. Dies installiert die vorherige Treiberversion.
* **Treiber aktualisieren:** Wenn kein Treiber kürzlich aktualisiert wurde oder ein Rollback nicht verfügbar ist:
* Rechtsklicken Sie auf die verdächtigen Geräte (insbesondere Grafikkarte, Netzwerkkarten, Chipsatz unter „Systemgeräte“, Sound).
* Wählen Sie „Treiber aktualisieren“ > „Automatisch nach aktualisierter Treibersoftware suchen“. Lassen Sie Windows versuchen, einen aktuelleren Treiber zu finden.
* **Besser noch:** Besuchen Sie die offizielle Website des Herstellers Ihrer Hardware (z.B. NVIDIA, AMD, Intel, Realtek, Laptop-Hersteller wie HP, Dell, Lenovo oder Motherboard-Hersteller wie ASUS, MSI, Gigabyte). Laden Sie dort die *neuesten* Treiber für Ihre spezifischen Komponenten und Ihr Betriebssystem herunter. Installieren Sie diese im abgesicherten Modus oder nach einem normalen Neustart, falls der PC danach stabil läuft.
* **Treiber deinstallieren:** Wenn Sie den problematischen Treiber nicht zurücksetzen oder aktualisieren können oder der Fehler weiterhin besteht, können Sie den Treiber deinstallieren.
* Rechtsklicken Sie auf das Gerät im Geräte-Manager und wählen Sie „Gerät deinstallieren“. Setzen Sie das Häkchen bei „Treibersoftware für dieses Gerät löschen“, falls vorhanden.
* Starten Sie den PC neu. Windows wird versuchen, einen generischen Treiber zu installieren. Wenn der PC dann stabil läuft, installieren Sie den aktuellen Treiber des Herstellers.
**Wichtige Treiber-Kandidaten:** Grafiktreiber, WLAN-/Ethernet-Treiber, Audio-Treiber, Chipsatz-Treiber.
#### 2. Systemdateien überprüfen
Beschädigte Windows-Systemdateien können ebenfalls zu diesem Fehler führen.
* **Eingabeaufforderung als Administrator öffnen:** Drücken Sie Windows-Taste + X und wählen Sie „Eingabeaufforderung (Administrator)“ oder „Windows PowerShell (Administrator)“.
* **System File Checker (SFC) ausführen:** Geben Sie `sfc /scannow` ein und drücken Sie Enter. Dieser Befehl sucht nach beschädigten oder fehlenden Systemdateien und versucht, diese zu reparieren. Dies kann eine Weile dauern.
* **Deployment Image Servicing and Management (DISM) ausführen:** Wenn SFC Fehler findet, die es nicht beheben kann, oder wenn der Fehler weiterhin besteht, führen Sie DISM aus:
* `DISM /Online /Cleanup-Image /RestoreHealth`
* Dieser Befehl verwendet Windows Update, um beschädigte Systemdateien zu reparieren. Stellen Sie sicher, dass Sie im abgesicherten Modus mit Netzwerkverbindung sind, wenn Sie diesen Befehl ausführen.
* Starten Sie den PC nach Abschluss der Befehle neu und prüfen Sie, ob der Fehler behoben ist.
#### 3. Energieeinstellungen überprüfen
Manchmal sind es die Energieeinstellungen, die einem Treiber zu früh den Saft abdrehen.
* **Energieoptionen öffnen:** Drücken Sie Windows-Taste + X und wählen Sie „Energieoptionen“ (oder suchen Sie im Startmenü danach).
* **Energiesparplan ändern:** Wählen Sie vorübergehend den Energiesparplan „Höchstleistung“ aus, falls verfügbar.
* **Erweiterte Energieeinstellungen ändern:**
* Klicken Sie auf „Energiesparplaneinstellungen ändern“ für Ihren aktuellen Plan.
* Klicken Sie auf „Erweiterte Energieeinstellungen ändern“.
* Suchen Sie nach „PCI Express“ > „Verbindungszustands-Energieverwaltung“. Stellen Sie diese Option auf „Aus“.
* Suchen Sie nach den Energieeinstellungen für Ihre WLAN-Karte (oft unter „Drahtlosadaptereinstellungen“ oder ähnlich) und stellen Sie diese auf „Maximale Leistung“.
* Prüfen Sie auch die USB-Einstellungen, insbesondere die Einstellung „Selektives USB-Energiesparen“, und deaktivieren Sie es testweise.
* Speichern Sie die Änderungen und starten Sie den PC neu.
#### 4. Systemwiederherstellung nutzen
Wenn der Fehler erst vor Kurzem aufgetreten ist und Sie wissen, dass der PC vorher einwandfrei funktionierte, kann eine Systemwiederherstellung helfen.
* **Zugriff über erweiterte Startoptionen:** Gehen Sie wie unter „Erste Schritte“ beschrieben in die erweiterten Startoptionen.
* Wählen Sie „Problembehandlung“ > „Erweiterte Optionen“ > „Systemwiederherstellung“.
* Wählen Sie einen Wiederherstellungspunkt aus, der vor dem Auftreten des Problems liegt.
* Folgen Sie den Anweisungen. Ihre persönlichen Dateien bleiben erhalten, aber installierte Programme und Treiber, die nach dem Wiederherstellungspunkt hinzugefügt wurden, werden entfernt.
#### 5. Windows-Updates rückgängig machen oder nach Problemen suchen
Manchmal kann ein kürzlich installiertes Windows-Update einen Treiberkonflikt verursachen.
* **Zugriff über erweiterte Startoptionen:** Gehen Sie in die erweiterten Startoptionen.
* Wählen Sie „Problembehandlung“ > „Erweiterte Optionen“ > „Updates deinstallieren“.
* Versuchen Sie, das letzte Qualitätsupdate und/oder das letzte Funktionsupdate zu deinstallieren.
* Starten Sie den PC neu.
#### 6. Hardware-Probleme ausschließen
Hardwarefehler können ebenfalls den „DRIVER_POWER_STATE_FAILURE“-Fehler auslösen.
* **Arbeitsspeicher (RAM):**
* Nutzen Sie das Windows-Speicherdiagnosetool: Gehen Sie in die erweiterten Startoptionen > „Problembehandlung“ > „Erweiterte Optionen“ > „UEFI-Firmwareeinstellungen“ (falls verfügbar, sonst eventuell direkt ein Tool von einem Boot-USB-Stick nutzen, z.B. Memtest86). Oder suchen Sie im Startmenü nach „Windows-Speicherdiagnose“ und wählen Sie „Jetzt neu starten und nach Problemen suchen (empfohlen)“.
* Wenn Sie mehrere RAM-Riegel haben, versuchen Sie, sie einzeln zu testen, indem Sie jeweils nur einen Riegel einsetzen und den PC starten.
* **Festplatte/SSD:**
* Führen Sie eine Datenträgerprüfung durch: Öffnen Sie die Eingabeaufforderung (Administrator) und geben Sie `chkdsk /f /r` ein. Bestätigen Sie mit „J“ (Ja) und starten Sie den PC neu. Die Prüfung erfolgt beim nächsten Start.
* Überprüfen Sie die SMART-Werte Ihrer Festplatte/SSD mit Tools wie CrystalDiskInfo, sobald Sie wieder Zugang zum Desktop haben.
* **Überhitzung:** Überprüfen Sie, ob Ihre Hardware überhitzt. Reinigen Sie Lüfter und Kühlkörper. Überhitzung kann zu instabilem Verhalten führen.
* **Peripheriegeräte:** Trennen Sie alle nicht notwendigen externen Geräte (USB-Sticks, externe Festplatten, Drucker, etc.) vom PC und starten Sie ihn neu. Manchmal ist ein fehlerhaftes Peripheriegerät der Auslöser.
#### 7. BIOS/UEFI-Einstellungen überprüfen
Manchmal können Einstellungen im BIOS/UEFI zu Problemen führen.
* **BIOS/UEFI auf Standardwerte zurücksetzen:** Starten Sie den PC neu und drücken Sie die entsprechende Taste (oft Entf, F2, F10 oder F12), um ins BIOS/UEFI zu gelangen. Suchen Sie nach einer Option wie „Load Optimized Defaults“ oder „Restore Defaults“ und speichern Sie die Einstellungen.
* **BIOS/UEFI aktualisieren:** Dies ist ein riskanterer Schritt und sollte nur durchgeführt werden, wenn Sie genau wissen, was Sie tun, und alle anderen Optionen ausgeschöpft sind. Ein Fehler beim BIOS-Update kann den PC unbrauchbar machen. Suchen Sie die neueste Version auf der Website Ihres Motherboard-Herstellers.
#### 8. Malware-Scan
Obwohl selten der direkte Auslöser für diesen spezifischen Fehler, kann Malware Systeminstabilität verursachen.
* Führen Sie im abgesicherten Modus (am besten mit Netzwerk) einen vollständigen Scan mit Ihrem Antivirenprogramm durch. Wenn Sie keines haben, nutzen Sie den integrierten Windows Defender.
#### 9. Windows neu installieren (Letzter Ausweg)
Wenn alle Stricke reißen und keine der oben genannten Lösungen funktioniert, bleibt als letzter Ausweg eine Neuinstallation von Windows.
* **Daten sichern:** Bevor Sie diesen Schritt tun, stellen Sie sicher, dass Sie alle wichtigen Dateien auf einer externen Festplatte oder in der Cloud gesichert haben!
* **Optionen für die Neuinstallation:**
* **”Diesen PC zurücksetzen”:** Gehen Sie in die erweiterten Startoptionen > „Problembehandlung“ > „Diesen PC zurücksetzen“. Sie haben die Wahl, Ihre persönlichen Dateien zu behalten (obwohl das bei hartnäckigen Problemen manchmal nicht ausreicht) oder alles zu entfernen.
* **Saubere Neuinstallation:** Dies ist die gründlichste Methode. Erstellen Sie einen Windows-Installations-USB-Stick (mit dem Media Creation Tool von Microsoft) und booten Sie von diesem. Löschen Sie dabei alle Partitionen auf Ihrem Systemlaufwerk.
### Zusammenfassung und präventive Maßnahmen
Der „DRIVER_POWER_STATE_FAILURE“-Fehler ist eine frustrierende Angelegenheit, aber in den meisten Fällen durch systematisches Troubleshooting lösbar. Die häufigsten Ursachen sind fehlerhafte oder veraltete Treiber und Konflikte in den Energieeinstellungen. Der abgesicherte Modus ist Ihr bester Freund bei der Behebung dieses Problems nach dem Booten.
Um zukünftige Bluescreens zu vermeiden, beachten Sie diese präventiven Maßnahmen:
* **Treiberpflege:** Halten Sie Ihre Treiber (insbesondere für Grafikkarte, Chipsatz, Netzwerk) stets aktuell, aber laden Sie diese immer von den offiziellen Herstellerseiten herunter.
* **Windows-Updates:** Installieren Sie Windows-Updates regelmäßig, aber seien Sie vorsichtig bei großen Funktionsupdates und prüfen Sie online nach bekannten Problemen, bevor Sie diese sofort installieren.
* **Systempflege:** Führen Sie regelmäßig SFC- und DISM-Scans durch.
* **Hardware-Monitoring:** Überwachen Sie die Temperaturen Ihrer Komponenten und reinigen Sie Ihren PC regelmäßig von Staub.
* **Backups:** Erstellen Sie regelmäßig Backups Ihrer wichtigsten Daten. Eine Systemwiederherstellung oder gar Neuinstallation ist deutlich weniger schmerzhaft, wenn Ihre Daten sicher sind.
### Schlusswort
Wir hoffen, dass diese ausführliche Anleitung Ihnen geholfen hat, den „DRIVER_POWER_STATE_FAILURE“-Bluescreen zu besiegen und Ihren PC wieder in einen stabilen Zustand zu versetzen. Bleiben Sie geduldig, arbeiten Sie die Schritte methodisch ab, und Ihr System wird es Ihnen danken. Denken Sie daran: Jeder Bluescreen ist eine Chance, etwas Neues über die Funktionsweise Ihres PCs zu lernen!