Windows NT 4. Allein der Name weckt Erinnerungen bei vielen IT-Veteranen. Ein Betriebssystem, das in den späten 90ern und frühen 2000ern die Arbeitsplätze eroberte und als solide Basis für Server und Workstations diente. Aber was passiert, wenn man versucht, dieses Dinosaurier-Betriebssystem im Jahr 2023 (oder später) wiederzubeleben? Ist es ein reines Nostalgie-Projekt oder gibt es noch versteckte Gründe, sich damit auseinanderzusetzen? Begleiten Sie mich auf einer Reise zurück in die Vergangenheit, bei der ich versucht habe, Windows NT 4 wieder zum Laufen zu bringen – mit einigen unerwarteten Herausforderungen.
Die Motivation: Mehr als nur Nostalgie
Warum sollte man sich überhaupt die Mühe machen? Zugegeben, ein großer Teil der Motivation ist pure Nostalgie. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich als junger IT-Enthusiast das erste Mal mit NT 4 in Berührung kam. Die Stabilität, die gegenüber Windows 95 geboten wurde, war beeindruckend. Aber es gibt auch andere Gründe. Einige Unternehmen haben noch immer alte Anwendungen oder Geräte, die nur unter NT 4 richtig funktionieren. Für Forensik-Experten oder Historiker kann es ebenfalls interessant sein, ein funktionierendes NT 4-System zu untersuchen. Und schließlich ist es eine interessante Übung, um zu verstehen, wie sich Betriebssysteme im Laufe der Zeit entwickelt haben.
Die Hardware-Hürde: Alte Schätze oder virtuelle Welten?
Der erste Schritt ist die Beschaffung der passenden Hardware. Ursprünglich war NT 4 für x86-Prozessoren wie den Pentium oder Pentium II optimiert. Moderne Hardware ist damit inkompatibel, da Treiber fehlen und die Architektur sich grundlegend verändert hat. Man hat im Wesentlichen zwei Optionen:
- Originalhardware: Die nostalgischste, aber auch schwierigste Option. Man muss alte Computer auftreiben, die in gutem Zustand sind und über die benötigten Komponenten verfügen (ISA- oder PCI-Steckplätze, passende Festplatten etc.). Das Risiko, dass diese Hardware bald den Geist aufgibt, ist hoch.
- Virtualisierung: Die pragmatischere Lösung. Programme wie VirtualBox oder VMware Workstation ermöglichen es, eine virtuelle Maschine zu erstellen, die NT 4 emuliert. Dies ist deutlich einfacher und man kann die Ressourcen (RAM, Festplattenspeicher) flexibel anpassen. Ich habe mich für die Virtualisierungs-Variante entschieden, um den Aufwand gering zu halten.
Die Installation: Ein Tanz mit Disketten und CDs
Selbst mit einer virtuellen Maschine ist die Installation von NT 4 kein Kinderspiel. Man benötigt das Installationsmedium – in der Regel eine CD-ROM. Falls man nur noch ein Image davon besitzt, kann man es in der virtuellen Maschine mounten. Je nachdem, wie die virtuelle Maschine konfiguriert ist, kann es erforderlich sein, von einer virtuellen Diskette zu booten, um die Installation zu starten. Hier kommt die Bootdiskette ins Spiel. Windows NT 4 benötigte üblicherweise mehrere Disketten, um den Installationsprozess zu starten. Diese Disketten müssen korrekt erstellt und in der richtigen Reihenfolge eingelegt werden.
Die eigentliche Installation ist dann relativ geradlinig, wenn man sich mit den Eigenheiten von NT 4 auskennt. Man muss Partitionen erstellen, das Dateisystem auswählen (FAT oder NTFS) und die Netzwerkkonfiguration einrichten. Hier kommt die nächste Herausforderung: Treiber.
Das Treiber-Dilemma: Die Suche nach der Nadel im Heuhaufen
Einer der größten Stolpersteine bei der Nutzung von Windows NT 4 im Jahr 2023 ist das Fehlen moderner Treiber. Die meisten Hardware-Hersteller haben vor langer Zeit aufgehört, Treiber für dieses Betriebssystem zu entwickeln. Das bedeutet, dass man Glück haben muss, passende Treiber zu finden oder auf generische Treiber zurückgreifen muss, die möglicherweise nicht die volle Funktionalität der Hardware unterstützen. In der virtuellen Maschine kann man in der Regel die Standard-VGA-Grafikkarte und generische Netzwerkadapter verwenden, aber die Performance ist möglicherweise eingeschränkt.
Für spezielle Hardware wie Soundkarten oder Drucker wird die Suche nach Treibern zu einer echten Herausforderung. Online-Archive und Foren sind hier die besten Anlaufstellen, aber man sollte sich bewusst sein, dass viele der gefundenen Treiber möglicherweise nicht funktionieren oder sogar das System destabilisieren können. Backup ist hier Pflicht!
Netzwerk und Internet: Eine Reise in die Vergangenheit (und Sicherheitsrisiken)
Die Netzwerkanbindung unter NT 4 ist ein weiteres Kapitel für sich. Die Protokolle und Standards, die damals üblich waren, sind heute größtenteils veraltet. Die Unterstützung für TCP/IP ist zwar vorhanden, aber die Konfiguration kann umständlich sein. Moderne WLAN-Standards wie WPA2 werden natürlich nicht unterstützt, was die Verbindung zu drahtlosen Netzwerken nahezu unmöglich macht.
Und selbst wenn man eine Netzwerkverbindung herstellen kann, sollte man sich der erheblichen Sicherheitsrisiken bewusst sein. Windows NT 4 erhält seit Jahrzehnten keine Sicherheitsupdates mehr und ist anfällig für eine Vielzahl von Exploits. Das System sollte auf keinen Fall direkt mit dem Internet verbunden werden, ohne entsprechende Schutzmaßnahmen zu ergreifen (z.B. eine Firewall oder ein isoliertes Netzwerk).
Software-Kompatibilität: Von Klassikern und Kompatibilitätsmodi
Die Software-Kompatibilität ist gemischt. Viele ältere Programme, die für Windows 95 oder Windows 98 entwickelt wurden, laufen auch unter NT 4. Allerdings gibt es auch hier Einschränkungen. Moderne Software wird in der Regel nicht funktionieren, da sie auf neuere APIs und Bibliotheken angewiesen ist. Einige Programme bieten Kompatibilitätsmodi an, die es ermöglichen, sie unter älteren Betriebssystemen auszuführen, aber der Erfolg ist nicht garantiert.
Für einige spezielle Anwendungsfälle kann es jedoch durchaus Sinn machen, NT 4 zu verwenden. Beispielsweise gibt es noch immer einige ältere Datenbankanwendungen oder CAD-Programme, die unter NT 4 zuverlässig laufen und für die es keine modernen Alternativen gibt.
Fazit: Nostalgie mit Hindernissen, aber lohnend für Spezialisten
Die Nutzung von Windows NT 4 im Jahr 2023 ist in erster Linie ein nostalgisches Experiment mit einigen überraschenden Hürden. Die Beschaffung der passenden Hardware oder das Einrichten einer virtuellen Maschine ist noch relativ einfach, aber die Treiber- und Software-Kompatibilität sowie die Sicherheitsrisiken stellen erhebliche Herausforderungen dar. Für den alltäglichen Gebrauch ist NT 4 natürlich nicht geeignet. Aber für spezielle Anwendungsfälle, wie die Ausführung älterer Anwendungen oder die Untersuchung historischer Systeme, kann es durchaus sinnvoll sein, sich mit diesem Betriebssystem auseinanderzusetzen. Es ist eine Reise zurück in die Vergangenheit, die nicht nur Spaß macht, sondern auch ein besseres Verständnis für die Entwicklung der Computertechnologie vermittelt.
Letztendlich ist es ein Beweis dafür, wie weit wir in der Computertechnologie gekommen sind. Windows NT 4 war seinerzeit ein Meilenstein, aber die Zeit ist nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Trotzdem bleibt es ein faszinierendes Stück Softwaregeschichte, das es wert ist, in Erinnerung gehalten zu werden.