Die digitale Zukunft ist glasfaserschnell, und die Deutsche Glasfaser (DG) spielt eine Schlüsselrolle beim Ausbau dieser Infrastruktur in Deutschland. Doch viele Hausbesitzer, die sich für einen modernen Glasfaseranschluss interessieren, stoßen auf eine zentrale Frage: Ist die Verlegung eines Glasfaseranschlusses durch die Deutsche Glasfaser wirklich nur dann möglich, wenn man gleichzeitig einen Tarifvertrag für Internet und Telefonie bei ihnen abschließt? Diese Frage ist berechtigt und kursiert häufig in Foren und Nachbarschaftsgesprächen. Die Antwort ist komplexer, als es auf den ersten Blick scheint, und birgt einige wichtige Details, die wir in diesem Artikel umfassend beleuchten werden.
Das Geschäftsmodell der Deutschen Glasfaser: Warum ein Vertrag so wichtig erscheint
Um die Frage nach dem Vertrag zu verstehen, müssen wir zunächst einen Blick auf das Geschäftsmodell der Deutschen Glasfaser werfen. Der Ausbau eines flächendeckenden Glasfasernetzes ist ein extrem kapitalintensives Unterfangen. Es erfordert enorme Investitionen in die Planung, den Tiefbau, die Verlegung der Glasfaserkabel und die Installation der notwendigen Technik. Diese Kosten amortisieren sich für das Unternehmen nur, wenn eine ausreichende Anzahl von Haushalten und Unternehmen die neu geschaffene Infrastruktur auch tatsächlich nutzt und dafür bezahlt.
Aus diesem Grund setzt die Deutsche Glasfaser auf ein Modell, das in der Branche als „Nachfragebündelung” oder „Vorvermarktungsphase” bekannt ist. Bevor in einem Ort oder Stadtteil überhaupt die Bagger anrollen, wird die potenzielle Kundschaft aktiv dazu aufgerufen, ihr Interesse an einem Glasfaseranschluss durch den Abschluss eines Tarifvertrags zu bekunden. Dieses Vorgehen dient der Deutschen Glasfaser als wichtige Kalkulationsgrundlage und Risikominimierung. Erreicht das Unternehmen innerhalb einer festgelegten Frist eine bestimmte Quote an Vertragsabschlüssen (oft zwischen 30 % und 40 % der Haushalte), wird der Ausbau in diesem Gebiet als wirtschaftlich tragfähig eingestuft und beginnt. Wird die Quote nicht erreicht, kann der Ausbau im schlimmsten Fall ganz abgesagt oder auf unbestimmte Zeit verschoben werden.
Es ist diese starke Verknüpfung von Vertragsabschluss und dem Start des Ausbaus, die den Eindruck erweckt, dass ein Glasfaseranschluss nur mit einem gleichzeitig unterschriebenen Tarifvertrag der Deutschen Glasfaser möglich ist. Und in der Tat ist dies der primäre und von DG aktiv beworbene Weg, um die kostenlose Verlegung des Anschlusses zu erhalten.
Die entscheidende Phase: Die Vorvermarktung
Die Vorvermarktungsphase ist das Herzstück des Ausbaukonzepts der Deutschen Glasfaser. In dieser Zeit, die meist 6 bis 12 Wochen dauert, versucht das Unternehmen, so viele Haushalte wie möglich für einen Wechsel zu gewinnen. Dies geschieht durch Informationsveranstaltungen, Hausbesuche von Vertriebsmitarbeitern und intensive Online-Werbung. Für die teilnehmenden Kommunen ist dies eine Chance, ihre Infrastruktur massiv aufzuwerten, und für die Bürger eine Möglichkeit, sich einen modernen und zukunftssicheren Internetanschluss zu sichern.
Der große Anreiz während dieser Phase ist in der Regel die kostenlose Verlegung des Hausanschlusses bis ins Gebäude. Wer sich innerhalb der Frist für einen Tarifvertrag der Deutschen Glasfaser entscheidet, erhält den physischen Anschluss in der Regel ohne zusätzliche Baukosten. Dies ist ein erheblicher Vorteil, da die tatsächlichen Kosten für einen solchen Tiefbauanschluss mehrere hundert bis weit über tausend Euro betragen können, je nach Gegebenheiten vor Ort.
Hier zeigt sich bereits der Kern der Verwirrung: Der „Anschluss” kann zweierlei bedeuten. Einerseits den physischen Hausanschluss (das Kabel bis ins Haus und die notwendige Technik), andererseits den Service-Vertrag (Internet, Telefonie, TV). Die Deutsche Glasfaser koppelt diese beiden Dinge in der Vorvermarktungsphase sehr eng, um die nötige Verbindlichkeit für den Ausbau zu schaffen.
Der Grundstücksnutzungsvertrag: Die Basis für jede Verlegung
Bevor die Deutsche Glasfaser überhaupt einen Graben auf Ihrem Grundstück ziehen oder ein Kabel verlegen darf, benötigt sie eine Genehmigung von Ihnen als Eigentümer. Diese Genehmigung wird in einem sogenannten Grundstücksnutzungsvertrag oder Gestattungsvertrag festgehalten. Dieser Vertrag regelt das Recht der Deutschen Glasfaser, die notwendigen Arbeiten auf Ihrem Grundstück durchzuführen, um den Glasfaseranschluss zu installieren und ihn später zu warten. Er ist unabhängig von einem späteren Tarifvertrag und muss in jedem Fall unterzeichnet werden, wenn Sie einen physischen Glasfaseranschluss wünschen.
Wichtig: Der Grundstücksnutzungsvertrag verpflichtet Sie *nicht* automatisch zum Abschluss eines Tarifvertrags. Er gestattet lediglich die baulichen Maßnahmen. Ohne diesen Vertrag kann und wird die Deutsche Glasfaser jedoch keinen Anschluss bis zu Ihrem Gebäude verlegen – selbst wenn Sie einen Tarifvertrag unterschrieben haben. Daher ist dies der absolut erste und grundlegende Schritt für jeden Hausbesitzer.
Der Hausanschluss ohne Tarifvertrag: Eine Option, aber keine Standardlösung
Kommen wir zur Kernfrage: Ist die Verlegung des Glasfaseranschlusses wirklich *nur* mit einem Vertrag möglich? Die Antwort ist ein nuanciertes „Nicht unbedingt, aber es ist der einfachste und günstigste Weg”.
Theoretisch und auch praktisch bietet die Deutsche Glasfaser die Möglichkeit an, den physischen Hausanschluss auch ohne den gleichzeitigen Abschluss eines Tarifvertrags zu erhalten. Diese Option wird oft als „Nur-Anschluss” oder „Leertrassenverlegung” bezeichnet, wobei das Glasfaserkabel bis ins Haus verlegt, aber noch nicht aktiviert wird. Dies geschieht in der Regel unter folgenden Bedingungen:
- Während der Vorvermarktungsphase: Dies ist der günstigste Zeitpunkt für einen Nur-Anschluss. Oftmals bietet die Deutsche Glasfaser in dieser Phase an, den Hausanschluss gegen eine einmalige Gebühr zu legen, selbst wenn Sie keinen Tarifvertrag abschließen möchten. Diese Gebühr ist in der Regel deutlich niedriger als die Kosten für einen späteren Anschluss, liegt aber immer noch bei einigen hundert Euro (z.B. 750 € bis 1.000 € sind gängige Größenordnungen, variiert aber stark). Der Vorteil: Ihr Haus ist dann bereits „Glasfaser-ready”, und Sie können zu einem späteren Zeitpunkt einen Tarifvertrag bei der Deutschen Glasfaser oder einem Open-Access-Partner abschließen, ohne dass erneute Tiefbauarbeiten oder hohe Anschlusskosten anfallen.
- Nach der Vorvermarktungsphase (und dem Ausbau): Hier wird es deutlich teurer. Wenn die Vorvermarktungsphase beendet ist, der Ausbau in Ihrer Straße aber erfolgreich war und die DG bereits verlegt hat, können Sie immer noch einen Anschluss beauftragen. Die Kosten dafür sind jedoch um ein Vielfaches höher, da die Deutsche Glasfaser nun für Sie allein einen Tiefbau organisieren muss. Diese „nachträglichen Anschlusskosten” können leicht 2.000 € bis 5.000 € oder sogar mehr betragen, je nach örtlichen Gegebenheiten und dem Aufwand. Ein Tarifvertrag ist hier oft Voraussetzung oder wird als Paket angeboten, um die hohen Anschlusskosten etwas zu „subventionieren”.
- Der Grundstücksnutzungsvertrag ist immer nötig: Wie bereits erwähnt, ist dieser Vertrag die absolute Grundvoraussetzung, unabhängig davon, ob Sie einen Tarifvertrag abschließen oder nur den physischen Anschluss wünschen. Ohne ihn kann die Verlegung nicht stattfinden.
Es ist wichtig zu verstehen, dass die Deutsche Glasfaser natürlich primär daran interessiert ist, Kunden für ihre eigenen Dienste zu gewinnen. Die Option des Nur-Anschlusses wird daher oft nicht so prominent beworben, ist aber existent und in manchen Fällen eine sinnvolle Überlegung für Hausbesitzer, die beispielsweise noch an einen bestehenden Vertrag gebunden sind, aber ihr Haus zukunftssicher machen möchten.
Was passiert nach der Vorvermarktung? Die Kostenfalle
Viele Hausbesitzer, die sich während der Vorvermarktungsphase nicht entscheiden konnten oder wollten, stehen später vor einer unangenehmen Überraschung. Wenn die Bagger einmal weg sind und das Netz in Betrieb genommen wurde, sind die Konditionen für einen nachträglichen Anschluss deutlich schlechter. Die Hausanschlusskosten, die während der Vorvermarktung oft entfallen oder gering waren, schnellen in die Höhe. Der Grund liegt in der Logistik: Während des Ausbaus können hunderte Anschlüsse in einem Zug realisiert werden, was die Effizienz und damit die Kosten pro Anschluss optimiert. Ein Einzelanschluss im Nachhinein erfordert einen separaten Auftrag, eine separate Baustellenabsicherung und die Mobilisierung von Personal und Maschinen nur für ein einziges Objekt – was entsprechend teuer ist.
Diese drastisch höheren Kosten für einen nachträglichen Glasfaseranschluss sind der Hauptgrund, warum die Deutsche Glasfaser so massiv auf die Vorvermarktung setzt und warum es für Hausbesitzer so ratsam ist, sich in dieser Phase zu entscheiden – sei es für einen Tarifvertrag oder den Nur-Anschluss gegen eine moderate Gebühr.
Deutsche Glasfaser als Open Access Netz: Missverständnisse aufklären
Ein weiterer Aspekt, der zur Verwirrung beiträgt, ist das Konzept des „Open Access Netzes„. Die Deutsche Glasfaser baut ihr Netz als offenes Netz, was bedeutet, dass prinzipiell auch andere Internetanbieter (Telekommunikationsunternehmen) ihre Dienste über das Glasfasernetz der DG anbieten können. Dies ist ein wichtiger Schritt zur Förderung des Wettbewerbs und zur Reduzierung von Infrastruktur-Duplikationen.
Dieses Prinzip führt jedoch oft zu dem Missverständnis, dass man einfach abwarten könne, bis das DG-Netz im Ort liegt, und dann seinen Wunschprovider (z.B. Vodafone, 1&1, O2 etc.) über dieses Netz nutzen könne, ohne jemals einen Vertrag mit der Deutschen Glasfaser eingehen zu müssen. Das ist leider nicht ganz korrekt, zumindest nicht für den initialen Anschluss.
Auch wenn andere Anbieter das DG-Netz nutzen können, benötigen Sie immer noch einen physischen Hausanschluss, der Ihr Gebäude mit dem Glasfasernetz verbindet. Dieser Anschluss wird von der Deutschen Glasfaser gelegt. Und für diese Verlegung gelten die oben beschriebenen Bedingungen: Entweder kostenlos mit einem DG-Tarifvertrag während der Vorvermarktung, gegen eine reduzierte Gebühr ohne Tarifvertrag in der Vorvermarktung, oder sehr teuer im Nachhinein. Ihr Wunschprovider kann erst dann Dienste über das DG-Netz anbieten, wenn der physische Anschluss zu Ihrem Haus bereits besteht.
Es gibt jedoch Ausnahmen: Manchmal kooperiert die Deutsche Glasfaser bereits während der Vorvermarktungsphase mit Partnern (z.B. lokalen Stadtwerken), die eigene Tarife auf dem DG-Netz anbieten. In diesen Fällen können Sie einen Vertrag direkt bei diesem Partner abschließen und erhalten trotzdem den kostenlosen oder vergünstigten Hausanschluss. Die Verfügbarkeit solcher Partnerangebote variiert jedoch stark je nach Region.
Warum ein Tarifvertrag oft die bessere Wahl ist
Angesichts der Komplexität und der potenziellen Kosten ist der Abschluss eines Tarifvertrags bei der Deutschen Glasfaser während der Vorvermarktungsphase in den meisten Fällen die wirtschaftlich sinnvollste Entscheidung. Hier sind die Hauptgründe:
- Kostenersparnis: Der physische Hausanschluss ist in der Regel kostenlos, was Ihnen mehrere hundert bis tausend Euro erspart.
- Einfachheit: Sie erhalten ein Komplettpaket aus Anschluss und Service aus einer Hand.
- Zukunftssicherheit: Sie sind sofort mit dem schnellsten und stabilsten Internet der Zukunft versorgt.
- Unterstützung des Ausbaus: Durch Ihren Vertragsabschluss tragen Sie dazu bei, dass der Ausbau in Ihrer Gemeinde überhaupt stattfindet und die Ausbauziele erreicht werden.
- Attraktive Angebote: Oft gibt es während der Vorvermarktung besonders günstige Einstiegstarife oder zusätzliche Boni.
Es ist natürlich immer ratsam, die angebotenen Tarife genau zu prüfen und mit den eigenen Bedürfnissen und den Preisen anderer Anbieter zu vergleichen. Doch die Kombination aus kostenloser Installation und wettbewerbsfähigen Tarifen macht das Angebot der Deutschen Glasfaser in der Vorvermarktungsphase sehr attraktiv.
Worauf Sie achten sollten: Tipps für Hausbesitzer
Wenn die Deutsche Glasfaser in Ihrer Gemeinde ausbaut, sollten Sie folgende Punkte beachten:
- Informieren Sie sich frühzeitig: Besuchen Sie die Informationsveranstaltungen der Deutschen Glasfaser oder der Gemeinde. Lesen Sie die ausgelegten Materialien sorgfältig durch.
- Fristen beachten: Die Vorvermarktungsphase hat ein klares Enddatum. Verpassen Sie diese Frist nicht, um von den besten Konditionen zu profitieren.
- Vergleichen Sie Tarife: Auch wenn die kostenlose Verlegung ein starkes Argument ist, vergleichen Sie die angebotenen Internet-, Telefon- und TV-Tarife der Deutschen Glasfaser mit denen anderer Anbieter.
- Grundstücksnutzungsvertrag verstehen: Lesen Sie diesen Vertrag genau durch. Er ist die Grundlage für die physische Verlegung. Scheuen Sie sich nicht, Fragen zu stellen.
- Klären Sie die Kosten für einen „Nur-Anschluss”: Wenn Sie partout keinen Tarifvertrag abschließen möchten, erkundigen Sie sich explizit nach den Konditionen für einen „Nur-Anschluss” während der Vorvermarktungsphase.
- Dokumentation: Fotografieren Sie vor und nach den Tiefbauarbeiten auf Ihrem Grundstück, um eventuelle Schäden zu dokumentieren.
- Achtung bei Mietobjekten: Sprechen Sie als Mieter unbedingt mit Ihrem Vermieter. Als Vermieter müssen Sie den Grundstücksnutzungsvertrag unterzeichnen und entscheiden, ob Sie Ihren Mietern einen Glasfaseranschluss ermöglichen wollen.
Fazit: Klarheit im Glasfaserdschungel
Die pauschale Aussage, dass die Deutsche Glasfaser Verlegung „nur mit Vertrag” möglich sei, ist eine Vereinfachung, die zwar den Kern des Geschäftsmodells trifft, aber die Feinheiten nicht berücksichtigt. Es ist korrekt, dass der Abschluss eines Tarifvertrags bei der Deutschen Glasfaser während der Vorvermarktungsphase der von DG präferierte und für den Kunden in der Regel finanziell attraktivste Weg ist, um einen Glasfaseranschluss zu erhalten – meist sogar kostenlos.
Es gibt jedoch die Möglichkeit, den physischen Hausanschluss auch ohne einen direkten Tarifvertrag zu erhalten, insbesondere während der Vorvermarktung gegen eine moderate Gebühr. Nach dieser Phase steigen die Kosten für einen nachträglichen Anschluss jedoch drastisch an. Der Grundstücksnutzungsvertrag ist in jedem Fall erforderlich, um die baulichen Maßnahmen zu ermöglichen.
Letztendlich liegt die Entscheidung bei jedem Hausbesitzer. Doch wer die Chance auf einen kostenlosen oder kostengünstigen Glasfaseranschluss nicht verpassen möchte, sollte die Vorvermarktungsphase der Deutschen Glasfaser sehr ernst nehmen und alle Optionen sorgfältig abwägen. So sichern Sie sich nicht nur den Zugang zur digitalen Zukunft, sondern vermeiden auch unnötige Kosten im Nachhinein.