Ist die Radeon RX 7600 XT Grafikkarte eine gute Wahl? Analyse von Leistung, Preis und Specs

Der Markt für Grafikkarten ist ständig in Bewegung, geprägt von einem unerbittlichen Innovationswettlauf zwischen den Giganten AMD und NVIDIA. Während High-End-Karten oft die Schlagzeilen beherrschen, liegt das wahre Volumen und die Relevanz für die meisten Gamer im Bereich der Mittelklasse. Hier, wo das Preis-Leistungs-Verhältnis König ist, hat AMD Anfang 2024 auf der CES die Radeon RX 7600 XT vorgestellt – eine aufgebohrte Version der bereits bekannten RX 7600.

Doch ist diese neue Grafikkarte wirklich eine „gute Wahl” für den modernen Gamer oder Content Creator? Bringt sie die notwendige Leistung, um in aktuellen Titeln zu bestehen, ohne das Budget zu sprengen? In diesem umfassenden Artikel tauchen wir tief in die Welt der Radeon RX 7600 XT ein und analysieren ihre Leistung, ihren Preis und ihre Spezifikationen, um Ihnen eine fundierte Entscheidungshilfe zu bieten. Wir beleuchten, was diese Karte auszeichnet, wo ihre Stärken liegen und wo sie möglicherweise Kompromisse erfordert.

Technische Spezifikationen auf einen Blick: Was steckt unter der Haube?

Bevor wir uns der praktischen Leistung widmen, werfen wir einen Blick auf die technischen Daten, die die Basis für die Performance bilden. Die Radeon RX 7600 XT basiert auf AMDs RDNA 3 Architektur und dem Navi 33 XL Grafikprozessor, wie auch schon die Non-XT Variante. Der größte und wohl wichtigste Unterschied zur regulären RX 7600 ist der verdoppelte Grafikspeicher.

• Grafikprozessor (GPU): AMD Navi 33 XL (RDNA 3 Architektur)
• Stream-Prozessoren: 2048 (wie RX 7600)
• Compute Units (CUs): 32 (wie RX 7600)
• Ray Accelerators: 32 (wie RX 7600)
• AI Accelerators: 64 (wie RX 7600)
• Speicher (VRAM): 16 GB GDDR6
• Speicherinterface: 128-bit
• Speicherbandbreite: 288 GB/s (effektiv 476.9 GB/s mit Infinity Cache)
• Game Clock: Bis zu 2,47 GHz
• Boost Clock: Bis zu 2,76 GHz
• Total Board Power (TBP): 190 W
• Stromanschluss: 2x 8-Pin PCIe (oder 1x 8-Pin + 1x 6-Pin, je nach Modell)
• Schnittstelle: PCIe 4.0 x8
• Display-Ausgänge: DisplayPort 2.1, HDMI 2.1

Der Sprung von 8 GB auf 16 GB GDDR6 VRAM ist ein klares Statement von AMD und adressiert eine der größten Sorgen vieler Gamer: die Langzeittauglichkeit und die Performance in speicherhungrigen Spielen, insbesondere bei höheren Auflösungen oder detailreichen Texturen. Die Taktraten sind ebenfalls leicht angehoben worden, was einen zusätzlichen, wenn auch moderaten, Leistungsschub verspricht. Die Leistungsaufnahme steigt dabei von 165 W auf 190 W, was im Vergleich zur NVIDIA-Konkurrenz (z.B. RTX 4060 mit 115 W) immer noch relativ hoch ist.

Leistungsanalyse: Was steckt unter der Haube?

Die nackten Zahlen sind das eine, die reale Performance im Spiel das andere. Hier schauen wir uns an, wie sich die Radeon RX 7600 XT in verschiedenen Szenarien schlägt.

Gaming-Performance in 1080p: Das Kerngebiet

Die Radeon RX 7600 XT ist primär für das 1080p Gaming konzipiert. In dieser Auflösung liefert sie in den meisten modernen AAA-Titeln eine sehr solide Leistung ab. Titel wie Call of Duty: Modern Warfare III, Apex Legends oder Counter-Strike 2 laufen problemlos mit hohen bis sehr hohen Bildraten, oft weit über 60 FPS, selbst mit maximalen Einstellungen. Das ermöglicht ein flüssiges und reaktionsschnelles Spielerlebnis, ideal für kompetitive Titel.

Auch grafisch anspruchsvollere Spiele wie Cyberpunk 2077, Alan Wake 2 oder Hogwarts Legacy sind in 1080p mit hohen Grafikeinstellungen gut spielbar. Hier kann es sein, dass die Bildraten ohne Upscaling-Technologien wie AMD FSR 3 an der 60-FPS-Marke kratzen oder diese leicht unterschreiten. Sobald man jedoch FSR im Qualitäts-Modus aktiviert, sind stabile 60+ FPS in der Regel kein Problem. Die 16 GB VRAM sind hier ein großer Vorteil, da sie sicherstellen, dass auch Texturen mit hoher Auflösung keine Engpässe verursachen und die Karte für zukünftige Titel gut gerüstet ist.

Gaming-Performance in 1440p: Ambitionierter Mid-Range?

Für 1440p Gaming wird es für die RX 7600 XT ambitionierter, aber nicht unmöglich. In vielen weniger anspruchsvollen Spielen oder älteren Titeln kann sie auch bei dieser Auflösung noch eine gute Figur machen, oft mit hohen oder mittleren Einstellungen, um die 60 FPS zu erreichen. Bei den neuesten und grafisch aufwendigsten AAA-Spielen wird der Einsatz von AMD FSR 3 (insbesondere mit Frame Generation) jedoch fast unerlässlich, um ein wirklich flüssiges Erlebnis zu gewährleisten.

Die zusätzliche VRAM-Kapazität von 16 GB ist hier besonders wertvoll, da 1440p-Texturen und -Assets deutlich mehr Speicher benötigen als 1080p. Dieser Aspekt hebt die 7600 XT von ihrer Non-XT Schwester und auch von der direkten Konkurrenz wie der NVIDIA RTX 4060 (die oft nur 8 GB VRAM bietet) ab und bietet eine bessere Zukunftssicherheit für anspruchsvolle Titel in dieser Auflösung.

Raytracing: Eine Achillessehne?

Historisch gesehen hatte AMD im Bereich Raytracing einen Rückstand gegenüber NVIDIA, und auch mit der RDNA 3 Architektur ist dieser Unterschied nicht vollständig aufgeholt. Die RX 7600 XT kann Raytracing-Effekte darstellen, aber die Performance-Einbußen sind in der Regel deutlich spürbarer als bei vergleichbaren NVIDIA-Karten. In 1080p und mit FSR kann man in einigen Titeln Raytracing in mittlerer Qualität aktivieren und noch spielbare Bildraten erreichen, aber es ist definitiv nicht der Hauptgrund, diese Karte zu kaufen.

Wer Wert auf das bestmögliche Raytracing-Erlebnis legt, sollte sich tendenziell eher in anderen Preisbereichen oder bei der Konkurrenz umsehen. Für die meisten Gamer, die Raytracing als nettes Extra, aber nicht als Muss betrachten, ist die Leistung der 7600 XT hier aber akzeptabel.

Produktivität und Content Creation

Abseits des Gamings bietet die RX 7600 XT auch für Produktivitätsanwendungen solide Leistung. Mit ihren 16 GB VRAM kann sie für Aufgaben wie Videobearbeitung, leichte 3D-Modellierung oder Grafikdesign gut eingesetzt werden, solange es sich nicht um professionelle Workstation-Anwendungen handelt. Der integrierte AV1-Encoder und -Decoder ist ein großes Plus für Streamer und diejenigen, die moderne Videocodecs nutzen möchten, da er eine effiziente Komprimierung und Dekomprimierung ermöglicht.

Preis-Leistungs-Verhältnis: Eine kritische Betrachtung

Der UVP der Radeon RX 7600 XT lag zum Start bei 329 US-Dollar, was in Deutschland meist zu Preisen um die 350-380 Euro führte. Dies ist ein entscheidender Faktor für ihre Attraktivität im Mittelklasse-Segment.

Vergleich mit der RX 7600 (non-XT)

Der direkte Vergleich mit ihrer Schwesterkarte, der Radeon RX 7600, ist unvermeidlich. Die XT-Version bietet zwar 8 GB mehr VRAM und leicht höhere Taktraten, die reine Rasterisierungsleistung ist jedoch oft nur marginal (ca. 5-10%) höher als die der Non-XT. Die Preisdifferenz zwischen den beiden Karten ist dabei nicht unerheblich. Ob der Aufpreis für das Plus an VRAM und die geringfügig bessere Leistung gerechtfertigt ist, hängt stark von den individuellen Anforderungen und der Preisentwicklung ab. Für langfristige Sicherheit bei 1440p ist das Plus an VRAM jedoch ein starkes Argument.

Vergleich mit der NVIDIA GeForce RTX 4060

Der Hauptkonkurrent von NVIDIA ist die GeForce RTX 4060. Diese Karte bietet eine vergleichbare, manchmal leicht bessere Rasterisierungsleistung, ist aber in der Regel effizienter (geringerer Stromverbrauch) und bietet ein besseres Raytracing-Erlebnis dank NVIDIAs RT Cores und DLSS. Der große Nachteil der RTX 4060 ist der oft limitierende 8 GB VRAM, der in zukünftigen oder aktuellen speicherhungrigen Spielen bei hohen Einstellungen zum Problem werden kann. Hier punktet die RX 7600 XT mit ihren 16 GB GDDR6 eindeutig.

Vergleich mit anderen Karten

Auch die Intel Arc A770 mit 16 GB VRAM ist eine interessante Alternative, die in vielen Szenarien eine starke Leistung und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet, aber noch mit Software-Reifegrad und Treibersupport zu kämpfen hat. Auf dem Gebrauchtmarkt finden sich zudem oft leistungsstärkere Karten wie eine NVIDIA RTX 3060 Ti oder RTX 3070, die ähnliche oder bessere Leistung für einen vergleichbaren Preis bieten können, allerdings ohne die neuesten Features wie DisplayPort 2.1 oder die volle Unterstützung für FSR 3 mit Frame Generation.

Insgesamt bietet die RX 7600 XT ein solides Preis-Leistungs-Verhältnis, besonders wenn man den zusätzlichen VRAM und die Vorteile von FSR 3 berücksichtigt. Sie positioniert sich als eine vernünftige Wahl für Gamer, die eine gute 1080p-Erfahrung möchten und bereit sind, für 1440p auf Upscaling zu setzen, ohne dabei ein Vermögen auszugeben.

Besondere Merkmale und Technologien

AMD hat eine Reihe von Technologien entwickelt, um das Spielerlebnis zu verbessern und die Leistung seiner Grafikkarten zu maximieren. Die RX 7600 XT profitiert von diesen Innovationen:

• AMD FidelityFX Super Resolution (FSR 3): Die neueste Version von AMDs Upscaling-Technologie ist ein Game-Changer für die Mittelklasse. FSR 3 ermöglicht nicht nur ein Hochskalieren von niedrigeren Auflösungen, um höhere Bildraten zu erzielen, sondern integriert auch Frame Generation. Diese Technologie generiert zusätzliche Frames zwischen den von der GPU gerenderten Bildern und kann die wahrgenommene Bildrate erheblich steigern, was besonders in 1440p oder bei anspruchsvollen Titeln einen großen Unterschied macht.
• AMD HYPR-RX: Diese Funktion kombiniert AMD Radeon Boost, Radeon Anti-Lag und Radeon Super Resolution (RSR) in einem einzigen Klick, um die Leistung und Reaktionsfähigkeit in unterstützten Spielen zu optimieren. Es ist eine einfache Möglichkeit für Nutzer, ihre Spieleinstellungen zu verbessern, ohne sich mit einzelnen Optionen auseinandersetzen zu müssen.
• AV1 Encoding/Decoding: Wie bereits erwähnt, ist die Unterstützung für den AV1-Codec ein großer Vorteil für Streamer und Videoproduzenten. Es ermöglicht qualitativ hochwertige Streams und Videos bei geringeren Bitraten.
• DisplayPort 2.1: Die RX 7600 XT ist eine der wenigen Karten in diesem Preissegment, die DisplayPort 2.1 unterstützt. Dies bietet eine höhere Bandbreite als DisplayPort 1.4a und ist zukunftssicher für sehr hochauflösende Monitore oder Displays mit extrem hohen Bildwiederholraten.
• AMD Smart Access Memory (SAM): In Kombination mit einem kompatibenten AMD Ryzen Prozessor und einem passenden Mainboard kann SAM die Leistung weiter steigern, indem es dem Prozessor direkten Zugriff auf den gesamten VRAM der Grafikkarte gewährt.

Vorteile der Radeon RX 7600 XT

• 16 GB GDDR6 VRAM: Die größte Stärke und ein klares Argument für die Zukunftssicherheit, besonders für 1440p Gaming und ressourcenhungrige Titel.
• Solide 1080p Gaming-Leistung: Bietet hohe Bildraten in den meisten aktuellen Spielen.
• Gute 1440p-Fähigkeiten mit FSR 3: Ermöglicht spielbare Bildraten auch in höheren Auflösungen dank Upscaling und Frame Generation.
• Umfassendes Feature-Set: FSR 3, HYPR-RX, AV1-Support und DisplayPort 2.1 sind wertvolle Ergänzungen.
• Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis: Angesichts der gebotenen Leistung und des Speichers ist der Preis konkurrenzfähig.

Nachteile der Radeon RX 7600 XT

• Mäßiger Leistungszuwachs gegenüber der RX 7600: Die reine Rasterisierungsleistung ist nur geringfügig höher als bei der Non-XT-Variante.
• Schwächere Raytracing-Leistung: Im Vergleich zu NVIDIAs Angebot in ähnlichen Preisklassen hinkt AMDs Raytracing-Performance hinterher.
• Höherer Stromverbrauch: Die TBP von 190W ist höher als bei der RTX 4060, die oft ähnliche Rasterisierungsleistung bei geringerem Verbrauch bietet.
• PCIe 4.0 x8 Anbindung: Während selten ein Flaschenhals, ist es weniger Bandbreite als eine volle x16-Anbindung, was auf älteren PCIe 3.0 Systemen zu minimalen Einschränkungen führen könnte.

Fazit: Für wen ist die RX 7600 XT die richtige Wahl?

Die Radeon RX 7600 XT ist eine interessante Ergänzung im Mittelklasse-Segment der Grafikkarten. Sie ist keine Revolution, aber eine solide Evolution, die insbesondere durch ihren großzügigen 16 GB VRAM und die starke Unterstützung von AMD FSR 3 mit Frame Generation punktet. Die Kernfrage war: Ist sie eine gute Wahl?

Ja, für eine bestimmte Zielgruppe ist die RX 7600 XT eine sehr gute Wahl.

Sie ist ideal für:

• Gamer, die hauptsächlich in 1080p spielen und hohe bis maximale Einstellungen bei flüssigen Bildraten wünschen.
• Budgetbewusste Gamer, die den Sprung zu 1440p wagen möchten und bereit sind, Upscaling-Technologien wie FSR 3 zu nutzen, um dies zu erreichen. Der 16 GB VRAM ist hier ein entscheidender Vorteil für die Langzeitperspektive.
• Nutzer, die Wert auf Zukunftsfähigkeit legen: Der große VRAM-Puffer und DisplayPort 2.1 rüsten die Karte für zukünftige Titel und Display-Technologien.
• Streamer und Content Creator, die von der AV1-Unterstützung profitieren und gelegentlich Videobearbeitung betreiben.
• AMD-Enthusiasten, die bereits ein Ryzen-System besitzen und von Smart Access Memory profitieren möchten.

Weniger geeignet ist sie für Hardcore-Raytracing-Fans oder Nutzer, die absolute Energieeffizienz an oberste Stelle setzen. Auch wenn Sie bereits eine Radeon RX 7600 (non-XT) besitzen, ist ein Upgrade zur XT-Version aufgrund des geringen Leistungszuwachses (außer VRAM-Bedarf) nur bedingt empfehlenswert.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Radeon RX 7600 XT eine kompetente Grafikkarte für die Mittelklasse ist, die ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. Sie ist ein starker Konkurrent im Markt und eine überzeugende Option für viele PC Gaming-Enthusiasten, die eine zukunftssichere Karte für 1080p und ambitioniertes 1440p Gaming suchen.