Hartnäckig hält sich ein Gerücht in Büroetagen: Schwarze Monitore und Tastaturen seien am Arbeitsplatz verboten, da sie gegen das Arbeitsschutzgesetz verstoßen würden. Doch stimmt das wirklich? Oder handelt es sich um einen urbanen Mythos, der sich im Laufe der Zeit verselbstständigt hat? In diesem Artikel gehen wir der Sache auf den Grund und klären auf, was wirklich hinter dieser Behauptung steckt.
Woher kommt das Gerücht?
Die Wurzeln dieses Mythos lassen sich vermutlich auf verschiedene Faktoren zurückführen. Zum einen spielten frühe ergonomische Studien eine Rolle, die sich mit der optimalen Gestaltung von Arbeitsplätzen beschäftigten. Zum anderen trugen auch fehlerhafte Interpretationen von Richtlinien und Gesetzen zu der Verwirrung bei. Ein weiterer Faktor ist die subjektive Wahrnehmung: Viele Menschen empfinden helle Schrift auf dunklem Grund als anstrengender für die Augen.
In den Anfängen der Computerära dominierten Röhrenmonitore (CRT). Diese hatten oft eine geringere Bildwiederholfrequenz, was in Kombination mit dunklen Hintergründen und heller Schrift zu einem deutlichen Flimmern führen konnte. Dieses Flimmern belastete die Augen und führte schneller zu Ermüdung. Moderne LCD-Monitore haben dieses Problem jedoch weitgehend behoben.
Was sagt das Arbeitsschutzgesetz wirklich?
Das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) selbst äußert sich nicht explizit zu Farben von Monitoren oder Tastaturen. Es enthält jedoch allgemeine Bestimmungen zur Gestaltung sicherer und gesundheitsgerechter Arbeitsplätze. § 3 ArbSchG verpflichtet den Arbeitgeber, die Arbeit so zu gestalten, dass eine Gefährdung für das Leben und die Gesundheit der Beschäftigten möglichst vermieden und die verbleibende Gefährdung möglichst gering gehalten wird.
Konkreter wird es in der Bildschirmarbeitsverordnung (BildscharbV), die die Anforderungen an Bildschirmarbeitsplätze genauer definiert. Auch hier findet sich kein Verbot von schwarzen Monitoren oder Tastaturen. Die BildscharbV legt jedoch Wert auf folgende Aspekte:
- Blendfreiheit: Der Bildschirm muss so aufgestellt sein, dass keine störenden Reflexionen oder Blendungen auftreten.
- Ergonomische Gestaltung: Die Arbeitsmittel (Monitor, Tastatur, Maus) müssen ergonomisch gestaltet sein und eine natürliche Körperhaltung ermöglichen.
- Helligkeit und Kontrast: Der Bildschirm muss eine ausreichende Helligkeit und einen angemessenen Kontrast aufweisen, um die Lesbarkeit zu gewährleisten.
- Individuelle Anpassung: Der Bildschirm muss individuell an die Bedürfnisse des Benutzers angepasst werden können (Helligkeit, Kontrast, Schriftgröße).
Es ist also nicht die Farbe des Monitors oder der Tastatur an sich, die entscheidend ist, sondern die Gesamtheit der Arbeitsplatzgestaltung und die individuellen Bedürfnisse des Mitarbeiters. Ein schwarzer Monitor kann durchaus zulässig sein, solange er blendfrei ist, einen guten Kontrast bietet und individuell angepasst werden kann.
Der Kontrast – das A und O
Der Kontrast spielt eine zentrale Rolle bei der Lesbarkeit und der Vermeidung von Augenbelastung. Ein zu geringer Kontrast erschwert das Erkennen von Details, während ein zu hoher Kontrast (z.B. helle Schrift auf sehr dunklem Grund) die Augen unnötig anstrengen kann. Es ist wichtig, einen ausgewogenen Kontrast zu finden, der für den jeweiligen Benutzer angenehm ist und eine klare Darstellung ermöglicht.
Viele moderne Betriebssysteme und Programme bieten die Möglichkeit, das Farbschema anzupassen. So können Benutzer beispielsweise einen „Dark Mode” aktivieren, der dunkle Hintergründe und helle Schrift verwendet. Ob diese Option jedoch wirklich zu einer Entlastung der Augen führt, ist individuell verschieden. Einige Studien deuten darauf hin, dass Dark Mode bei heller Umgebungsbeleuchtung sogar kontraproduktiv sein kann.
Was ist mit der Tastatur?
Auch bei der Tastatur spielt die Farbe keine entscheidende Rolle im Sinne des Arbeitsschutzgesetzes. Wichtiger sind ergonomische Aspekte wie:
- Tastenanschlag: Der Tastenanschlag sollte angenehm und leichtgängig sein, um die Finger nicht unnötig zu belasten.
- Tastenanordnung: Die Tasten sollten ergonomisch angeordnet sein, um eine natürliche Handhaltung zu ermöglichen.
- Beschriftung: Die Tastenbeschriftung sollte gut lesbar und dauerhaft sein.
Eine dunkle Tastatur mit heller Beschriftung kann durchaus Vorteile haben, da sie in der Regel einen guten Kontrast bietet. Allerdings sollte auch hier darauf geachtet werden, dass die Beschriftung ausreichend groß und deutlich ist. Bei schlechten Lichtverhältnissen kann eine beleuchtete Tastatur hilfreich sein.
Empfehlungen für die Praxis
Um den Arbeitsplatz optimal zu gestalten und Augenbelastung zu vermeiden, sollten folgende Empfehlungen berücksichtigt werden:
- Blendfreiheit: Sorgen Sie für eine blendfreie Umgebung. Vermeiden Sie direkte Sonneneinstrahlung auf den Monitor und verwenden Sie ggf. Blendschutzfilter.
- Individuelle Anpassung: Passen Sie Helligkeit, Kontrast und Schriftgröße individuell an Ihre Bedürfnisse an.
- Ergonomische Gestaltung: Achten Sie auf eine ergonomische Arbeitsplatzgestaltung mit ausreichend Platz für Maus und Tastatur.
- Pausen: Machen Sie regelmäßig Pausen, um die Augen zu entlasten. Nutzen Sie die 20-20-20-Regel: Schauen Sie alle 20 Minuten für 20 Sekunden auf ein Objekt in 20 Fuß (ca. 6 Metern) Entfernung.
- Sehtest: Lassen Sie regelmäßig Ihre Augen untersuchen, um Sehprobleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
- Beleuchtung: Achten Sie auf eine gute und gleichmäßige Beleuchtung des Arbeitsplatzes. Vermeiden Sie zu dunkle oder zu helle Umgebungen.
Fazit: Der Mythos ist widerlegt
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gerücht, schwarze Monitore und Tastaturen seien am Arbeitsplatz verboten, nicht der Wahrheit entspricht. Das Arbeitsschutzgesetz und die Bildschirmarbeitsverordnung enthalten keine expliziten Verbote in Bezug auf Farben. Entscheidend ist vielmehr die Gesamtheit der Arbeitsplatzgestaltung und die individuellen Bedürfnisse des Mitarbeiters. Ein guter Kontrast, Blendfreiheit und eine ergonomische Gestaltung sind wichtiger als die Farbe der Arbeitsmittel.
Es liegt in der Verantwortung des Arbeitgebers, für einen sicheren und gesundheitsgerechten Arbeitsplatz zu sorgen. Dazu gehört auch die Bereitstellung von Arbeitsmitteln, die individuell angepasst werden können und die Gesundheit der Mitarbeiter nicht gefährden. Der Mythos vom verbotenen schwarzen Monitor ist somit widerlegt – solange die ergonomischen Anforderungen erfüllt sind und die individuellen Bedürfnisse berücksichtigt werden.