In der Welt der Grafikkarten gibt es immer wieder neue Modelle, die um die Gunst der Spieler und Anwender buhlen. Manchmal entstehen aber auch interessante Vergleiche zwischen integrierten Grafiklösungen und dedizierten Karten älteren Semesters. In diesem Artikel treten die Intel UHD 770, eine moderne, in Intel CPUs integrierte Grafikeinheit, und die ATI HD 5850 Toxic 1GB, eine dedizierte Grafikkarte aus dem Jahr 2009, gegeneinander an. Auf dem Papier scheinen die Unterschiede riesig, aber ist das auch in der Realität so? Finden wir es heraus!
Einleitung: Warum dieser Vergleich?
Auf den ersten Blick mag dieser Vergleich ungewöhnlich erscheinen. Die UHD 770 ist eine integrierte Grafiklösung, die primär für Büroanwendungen, Multimedia und gelegentliches Spielen gedacht ist. Die HD 5850 Toxic hingegen war zum Zeitpunkt ihres Erscheinens eine High-End-Grafikkarte, die auf Gaming ausgelegt war. Der Vergleich ist interessant, weil er zeigt, wie weit sich integrierte Grafikeinheiten entwickelt haben und ob sie in bestimmten Szenarien mit älteren dedizierten Karten mithalten können.
Technische Daten im Detail
Um einen fairen Vergleich zu ermöglichen, werfen wir einen detaillierten Blick auf die technischen Daten beider Grafiklösungen:
Intel UHD 770
- Architektur: Intel Xe Graphics
- Execution Units (EUs): 32
- Basistakt: 300 MHz
- Boost-Takt: 1.55 GHz
- Arbeitsspeicher: Verwendet den Systemspeicher (Shared Memory)
- Speicherbandbreite: Abhängig vom verwendeten RAM
- DirectX-Unterstützung: DirectX 12
- API-Unterstützung: OpenGL 4.6, Vulkan 1.2
Die Intel UHD 770 ist in den aktuellen Intel Core i5, i7 und i9 Prozessoren der 12. und 13. Generation (Alder Lake und Raptor Lake) integriert. Sie teilt sich den Systemspeicher mit dem Prozessor, was ihre Leistung beeinträchtigen kann, da dieser Speicher oft langsamer ist als dedizierter Grafikspeicher.
ATI HD 5850 Toxic 1GB
- Architektur: ATI Evergreen (RV870)
- Streamprozessoren: 1440
- Textureinheiten: 72
- ROP-Einheiten: 32
- Basistakt: 765 MHz
- Speicher: 1 GB GDDR5
- Speicherbandbreite: 128 GB/s
- Speicherschnittstelle: 256-bit
- DirectX-Unterstützung: DirectX 11
- API-Unterstützung: OpenGL 4.1
Die ATI HD 5850 Toxic war eine leistungsstarke Karte ihrer Zeit. Sie verfügt über dedizierten GDDR5-Speicher, der deutlich schneller ist als der Systemspeicher, den die UHD 770 verwendet. Ihre Architektur ist zwar älter, aber sie bietet dennoch eine beachtliche Rechenleistung.
Leistung im Vergleich: Benchmarks und Spiele
Die Leistung einer Grafikkarte lässt sich am besten anhand von Benchmarks und Spielen beurteilen. Da die HD 5850 Toxic deutlich älter ist, ist es schwierig, direkte Vergleiche mit modernen Spielen zu ziehen. Trotzdem versuchen wir, ein möglichst umfassendes Bild zu vermitteln.
Synthetische Benchmarks
In synthetischen Benchmarks wie 3DMark Fire Strike zeigt die HD 5850 Toxic in der Regel eine höhere Punktzahl als die UHD 770. Der dedizierte Speicher und die höhere Anzahl an Streamprozessoren zahlen sich hier aus. Die UHD 770 kann jedoch in neueren Benchmarks, die von modernen APIs wie Vulkan profitieren, etwas aufholen.
Gaming-Leistung
Bei älteren Spielen, die auf DirectX 9 oder DirectX 10 basieren, kann die HD 5850 Toxic oft höhere Frameraten und bessere Grafikeinstellungen bieten als die UHD 770. Dies liegt an der höheren rohen Rechenleistung und dem dedizierten Speicher. Bei neueren Spielen, die DirectX 11 oder DirectX 12 verwenden, sieht das Bild etwas anders aus.
Die UHD 770 kann in einigen modernen Spielen mithalten, besonders bei niedrigeren Auflösungen und Grafikeinstellungen. Ihr Vorteil liegt in der besseren Unterstützung moderner APIs und Technologien. Allerdings stößt sie aufgrund des Shared Memory und der begrenzten Rechenleistung schnell an ihre Grenzen.
Beispielhafte Gaming-Szenarien:
- Ältere Spiele (z.B. Half-Life 2, Counter-Strike: Source): Die HD 5850 Toxic wird hier deutlich bessere Frameraten und höhere Einstellungen ermöglichen.
- E-Sports-Titel (z.B. League of Legends, Valorant): Die UHD 770 kann diese Spiele bei niedrigen bis mittleren Einstellungen flüssig darstellen, abhängig von der restlichen Hardware (CPU, RAM). Die HD 5850 kann hier etwas besser abschneiden, besonders bei höheren Details.
- AAA-Titel (z.B. Cyberpunk 2077, Assassin’s Creed Valhalla): Beide Karten sind für diese Spiele nicht ideal. Die HD 5850 Toxic wird wahrscheinlich gar nicht erst laufen oder unspielbar niedrige Frameraten liefern. Die UHD 770 kann vielleicht bei minimalen Einstellungen und sehr niedriger Auflösung ein paar Bilder pro Sekunde herausholen, aber das Spielerlebnis wird nicht angenehm sein.
Vor- und Nachteile im Überblick
Intel UHD 770
Vorteile:
- Geringer Stromverbrauch
- Kein zusätzlicher Platzbedarf (integriert in die CPU)
- Unterstützung moderner APIs (DirectX 12, Vulkan)
- Ideal für Büroanwendungen und Multimedia
Nachteile:
- Verwendet Shared Memory (Performance-Engpass)
- Begrenzte Rechenleistung
- Nicht für anspruchsvolles Gaming geeignet
ATI HD 5850 Toxic 1GB
Vorteile:
- Dedizierter Grafikspeicher (GDDR5)
- Höhere rohe Rechenleistung im Vergleich zur UHD 770
- Bessere Leistung in älteren Spielen
Nachteile:
- Hoher Stromverbrauch
- Lautere Kühlung (je nach Modell)
- Keine Unterstützung für moderne APIs wie Raytracing
- Veraltet (schwierig zu finden, Treiber-Support endet)
Fazit: Wer gewinnt das Duell?
Die Antwort auf diese Frage hängt stark von der Anwendung ab. Für moderne Spiele und Anwendungen, die von den neuesten APIs profitieren, ist die Intel UHD 770 trotz ihrer Schwächen die bessere Wahl. Sie bietet zumindest die Möglichkeit, einige Spiele bei niedrigen Einstellungen zu spielen und unterstützt moderne Funktionen wie Video-Encoding. Die HD 5850 Toxic ist zwar leistungsstärker in älteren Spielen und synthetischen Benchmarks, aber ihre fehlende Unterstützung für aktuelle Technologien und ihr hoher Stromverbrauch machen sie zu einer weniger attraktiven Option.
Letztendlich ist der Vergleich etwas unfair, da die Karten für unterschiedliche Zwecke entwickelt wurden und zu unterschiedlichen Zeiten auf dem Markt waren. Die UHD 770 zeigt, wie weit sich integrierte Grafiklösungen entwickelt haben, während die HD 5850 Toxic an die glorreichen Zeiten dedizierter Grafikkarten erinnert. Wer also nur gelegentlich spielt und hauptsächlich Büroanwendungen nutzt, ist mit der UHD 770 gut bedient. Wer aber ältere Spiele in höheren Einstellungen spielen möchte und bereit ist, den höheren Stromverbrauch und die Lautstärke in Kauf zu nehmen, könnte mit einer gebrauchten HD 5850 Toxic noch Spaß haben.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es keinen klaren Gewinner gibt. Es kommt auf die individuellen Bedürfnisse und Prioritäten an. Beide Karten haben ihre Stärken und Schwächen, und die Wahl hängt davon ab, welche davon wichtiger sind.