Unendliche Ladezeit? Was tun, wenn das Diskpart-Format einfach bei 0 Prozent hängen bleibt?

Es ist ein Szenario, das die Nerven vieler Computernutzer auf die Probe stellt: Sie möchten eine Festplatte formatieren, greifen zum bewährten Tool Diskpart in der Windows-Eingabeaufforderung – und dann passiert es. Die Formatierung startet, aber der Fortschrittsbalken bleibt bei schicksalhaften 0 Prozent hängen. Minuten werden zu Stunden, die Verzweiflung steigt. Ist die Festplatte kaputt? Habe ich etwas falsch gemacht? Diese Situation ist frustrierend, aber nicht immer ein Todesurteil für Ihre Festplatte. In diesem umfassenden Artikel tauchen wir tief in die möglichen Ursachen dieses Problems ein und bieten detaillierte Lösungen, um Ihre Festplatte wieder zum Laufen zu bringen – oder zumindest eine klare Diagnose zu stellen.

Diskpart ist ein mächtiges Befehlszeilen-Tool von Microsoft, das eine detaillierte Verwaltung von Festplatten, Partitionen und Volumes ermöglicht. Es wird oft verwendet, wenn die grafische Datenträgerverwaltung an ihre Grenzen stößt oder wenn eine „saubere” Formatierung oder Partitionslöschung erforderlich ist. Gerade wegen seiner direkten Interaktion mit der Hardware kann es aber auch bei Problemen hartnäckig sein und keine klaren Fehlermeldungen liefern, wenn etwas schiefgeht. Das Steckenbleiben bei 0 Prozent ist hierfür ein Paradebeispiel.

Warum bleibt Diskpart bei 0 Prozent hängen? Die Wurzel des Problems verstehen

Bevor wir uns den Lösungen widmen, ist es entscheidend zu verstehen, warum Diskpart überhaupt in diesem Zustand verharren kann. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von simplen Softwarekonflikten bis hin zu ernsten Hardwaredefekten. Hier sind die häufigsten Gründe:

1. Physische Schäden oder schlechte Sektoren (Bad Sectors)

   Dies ist oft der Hauptgrund. Wenn eine Festplatte physische Schäden aufweist oder eine große Anzahl von schlechten Sektoren enthält, kann der Formatierungsprozess nicht abgeschlossen werden. Diskpart versucht, auf diese defekten Bereiche zuzugreifen, scheitert, und der Prozess gerät ins Stocken. Das Laufwerk kann aufgrund dieser Fehler nicht richtig initialisiert werden.

2. Beschädigtes Dateisystem oder Partitionstabellen

   Ein zuvor beschädigtes Dateisystem (z.B. durch plötzlichen Stromausfall, unsachgemäßes Entfernen oder Viren) kann Diskpart daran hindern, die Festplatte neu zu initialisieren. Auch eine korrupte Partitionstabelle (MBR oder GPT) kann dazu führen, dass Diskpart die Festplatte nicht richtig erkennen oder verarbeiten kann.

3. Festplatte wird aktiv genutzt oder ist gesperrt

   Selbst wenn Sie glauben, dass die Festplatte nicht verwendet wird, könnte ein Hintergrundprozess, ein Programm oder sogar das Betriebssystem selbst auf die Festplatte zugreifen. Windows kann eine Sperre (Lock) auf der Festplatte verhängen, die eine Formatierung verhindert, solange sie in Gebrauch ist. Dies ist besonders bei Systemfestplatten der Fall, aber auch bei anderen Laufwerken möglich, wenn dort z.B. eine Auslagerungsdatei liegt oder ein Antivirenprogramm scannt.

4. Probleme mit dem SATA-Kabel, USB-Anschluss oder Controller

   Ein lockeres oder defektes SATA-Kabel, ein fehlerhafter USB-Anschluss oder ein Problem mit dem Festplatten-Controller auf dem Motherboard kann die Kommunikation mit der Festplatte stören. Dies führt dazu, dass Diskpart keine stabilen Datenübertragungen durchführen und den Formatierungsprozess nicht abschließen kann.

5. Unzureichende Stromversorgung

   Besonders bei externen Festplatten oder älteren internen Laufwerken kann eine unzureichende Stromversorgung zu Fehlfunktionen führen. Die Festplatte erhält nicht genug Energie, um ordnungsgemäß zu arbeiten, was zu Lesefehlern und einem Steckenbleiben der Formatierung führt.

6. Viren oder Malware

   Bestimmte Arten von Malware können den Zugriff auf Festplatten blockieren oder das Dateisystem so manipulieren, dass eine Formatierung unmöglich wird.

7. Fehlerhafte oder veraltete Treiber

   Veraltete oder beschädigte Treiber für den SATA-Controller oder den USB-Controller können ebenfalls Kommunikationsprobleme mit der Festplatte verursachen.

8. Große Festplattengröße und „Clean All” Befehl

   Der Befehl clean all in Diskpart führt eine sichere Löschung durch, die jeden Sektor der Festplatte mit Nullen überschreibt. Bei sehr großen Festplatten (Terabytes) kann dieser Prozess extrem lange dauern, manchmal Tage. Obwohl 0 Prozent in diesem Kontext ungewöhnlich ist, kann ein anfängliches Stocken durch die Initialisierung oder das Finden der ersten fehlerhaften Sektoren verursacht werden.

Erste Schritte: Ruhe bewahren und grundlegende Checks durchführen

Bevor Sie zu drastischen Maßnahmen greifen, probieren Sie diese einfachen Schritte:

1. Geduld haben (aber mit Grenzen)

   Eine vollständige Formatierung (nicht nur Schnellformatierung) einer großen Festplatte kann Stunden dauern. Wenn Sie den Befehl format fs=ntfs ohne quick verwendet haben, kann dies normal sein. Aber 0 Prozent für längere Zeit (über 10-15 Minuten) ist in der Regel ein Zeichen für ein Problem.

2. Abbrechen und neu starten

   Versuchen Sie, den Diskpart-Vorgang mit Strg + C abzubrechen. Schließen Sie das Eingabeaufforderungsfenster, und starten Sie den Computer neu. Versuchen Sie es dann erneut. Manchmal sind es nur temporäre Software-Glitches.

3. Verbindungen überprüfen

   Stellen Sie sicher, dass alle Kabel (SATA, Strom, USB) fest sitzen und nicht beschädigt sind. Probieren Sie bei externen Festplatten einen anderen USB-Anschluss oder ein anderes Kabel aus. Bei internen Festplatten können Sie versuchen, ein anderes SATA-Kabel oder einen anderen SATA-Port am Motherboard zu verwenden.

Detaillierte Problemlösung: Wenn Diskpart streikt

Wenn die einfachen Schritte nicht helfen, gehen wir methodischer vor.

Schritt 1: Festplattenstatus und aktive Nutzung prüfen

Es ist entscheidend sicherzustellen, dass keine Programme oder Prozesse auf die Festplatte zugreifen.

• Datenträgerverwaltung nutzen

  Öffnen Sie die Windows Datenträgerverwaltung (Rechtsklick auf Start -> Datenträgerverwaltung). Suchen Sie die betroffene Festplatte. Ist sie als „Online” angezeigt? Werden dort Partitionen aufgeführt? Wenn ja, versuchen Sie, alle Partitionen zu löschen (Rechtsklick auf die Partition -> „Volume löschen”). Erstellen Sie dann ein neues, einfaches Volume und versuchen Sie die Formatierung direkt über die Datenträgerverwaltung.

• Ressourcenmonitor/Task-Manager

  Öffnen Sie den Ressourcenmonitor (im Task-Manager unter „Leistung” -> „Ressourcenmonitor öffnen”) und schauen Sie unter „Datenträger”, ob es aktive Schreib-/Lesezugriffe auf die fragliche Festplatte gibt. Beenden Sie gegebenenfalls Programme, die darauf zugreifen könnten.

• Im abgesicherten Modus oder WinRE starten

  Starten Sie Windows im abgesicherten Modus. Hier werden nur die nötigsten Dienste geladen, was die Wahrscheinlichkeit minimiert, dass ein Programm die Festplatte blockiert. Alternativ können Sie in die Windows Recovery Environment (WinRE) booten (meist über „Erweiterte Startoptionen” oder während des Bootvorgangs wiederholt F8/F11 drücken, je nach Hersteller). Von dort aus können Sie die Eingabeaufforderung öffnen und Diskpart erneut versuchen. Das ist oft die beste Methode, um eine Systemfestplatte zu formatieren.

• Bootfähiges Medium verwenden

  Die sicherste Methode ist das Booten von einem Windows-Installations-USB-Stick oder einer DVD. Starten Sie von diesem Medium, klicken Sie auf „Computer reparieren” und wählen Sie die Eingabeaufforderung. Hier haben Sie Zugriff auf Diskpart, ohne dass das installierte Windows die Festplatte blockiert. Befehle sind hier wie folgt:

  diskpart
  list disk
  select disk X (X ist die Nummer Ihrer Festplatte)
  clean (ACHTUNG: löscht alle Partitionen)
  create partition primary
  format fs=ntfs quick (oder nur fs=ntfs für Vollformat)
  assign letter=Z
  exit

  Der Befehl clean ist oft ein Retter, da er die gesamte Partitionstabelle entfernt und die Festplatte in einen unzugeordneten Zustand versetzt, sodass Diskpart einen Neuanfang machen kann.

Schritt 2: Festplattenintegrität prüfen (chkdsk & SMART)

Wenn die Festplatte nicht in Gebrauch ist, ist der nächste Schritt die Überprüfung ihrer Gesundheit.

• CHKDSK ausführen

  Der Befehl chkdsk ist unerlässlich, um Dateisystemfehler und schlechte Sektoren zu identifizieren und zu reparieren. Öffnen Sie die Eingabeaufforderung als Administrator und geben Sie Folgendes ein:

  chkdsk X: /f /r /x

  (Ersetzen Sie X: durch den richtigen Laufwerksbuchstaben der betroffenen Festplatte.)

  • /f behebt Fehler auf dem Datenträger.
  • /r sucht nach schlechten Sektoren und versucht, lesbare Informationen wiederherzustellen.
  • /x erzwingt eine Aufhebung der Bereitstellung des Volumes, falls erforderlich.

  Dieser Vorgang kann je nach Größe und Zustand der Festplatte sehr lange dauern (Stunden). Lassen Sie ihn vollständig durchlaufen. Wenn chkdsk viele Fehler findet und nicht beheben kann oder der Vorgang ebenfalls hängen bleibt, ist dies ein starkes Indiz für einen Hardwaredefekt.

• SMART-Werte auslesen (Third-Party Tools)

  Tools wie CrystalDiskInfo können die SMART-Werte (Self-Monitoring, Analysis and Reporting Technology) Ihrer Festplatte auslesen. Diese Werte geben Aufschluss über den Gesundheitszustand der Festplatte. Wenn CrystalDiskInfo einen Warnstatus („Vorsicht”) oder einen Fehlerstatus („Schlecht”) anzeigt, insbesondere bei Werten wie „Pending Sector Count”, „Uncorrectable Sector Count” oder „Reallocated Sector Count”, ist Ihre Festplatte am Ende ihrer Lebensdauer und sollte umgehend ersetzt werden.

Schritt 3: Alternative Formatierungstools nutzen

Wenn Diskpart hartnäckig bleibt, gibt es andere Wege, die zum Ziel führen können.

• Windows Datenträgerverwaltung (GUI)

  Wie bereits erwähnt, versuchen Sie, die Festplatte über die grafische Oberfläche der Datenträgerverwaltung zu formatieren. Manchmal funktioniert es hier, wo Diskpart scheitert.

• Der „format”-Befehl in der Eingabeaufforderung

  Neben Diskpart gibt es auch den direkten format-Befehl in der Eingabeaufforderung. Versuchen Sie es damit, ebenfalls als Administrator:

  format X: /FS:NTFS /Q

  (Ersetzen Sie X: durch den Laufwerksbuchstaben.) /Q steht für Schnellformatierung. Ohne /Q wird eine vollständige Formatierung durchgeführt, die auch schlechte Sektoren prüfen würde – aber länger dauert.

• Drittanbieter-Partitionstools

  Programme wie MiniTool Partition Wizard, AOMEI Partition Assistant oder GParted (Linux Live CD) sind oft robuster und können Festplatten formatieren, die Windows-Tools Schwierigkeiten bereiten. Sie bieten oft bessere Fehlerbehandlung und Diagnosefunktionen. Viele dieser Tools können auch bootfähige Medien erstellen, um die Formatierung außerhalb von Windows durchzuführen.

• Low-Level-Format-Tools (Vorsicht!)

  Nur als allerletztes Mittel und mit größter Vorsicht zu genießen. Einige Festplattenhersteller bieten eigene Low-Level-Format-Tools an. Diese überschreiben die Festplatte Sektor für Sektor und können manchmal eine Festplatte „retten”, die sich mit normalen Mitteln nicht formatieren lässt. Allerdings belasten sie die Festplatte stark und können ihre Lebensdauer verkürzen. Informieren Sie sich genau über das spezifische Tool Ihres Herstellers und dessen Anwendung.

Schritt 4: Hardware-Fehlersuche

Wenn Software-Lösungen fehlschlagen, liegt das Problem wahrscheinlich bei der Hardware.

• Anderes SATA-Kabel/USB-Kabel und Port

  Tauschen Sie das Kabel aus und verwenden Sie einen anderen Port am Motherboard oder PC. Ein defektes Kabel oder ein wackeliger Anschluss kann die Ursache sein.

• Festplatte in einem anderen Computer testen

  Wenn möglich, schließen Sie die Festplatte an einen anderen PC an und versuchen Sie dort die Formatierung. Wenn das Problem weiterhin besteht, können Sie fast sicher sein, dass die Festplatte selbst defekt ist. Funktioniert sie hingegen auf dem anderen PC, liegt das Problem an Ihrem ursprünglichen System (Controller, Treiber, Stromversorgung).

• Stromversorgung überprüfen

  Stellen Sie sicher, dass Ihr Netzteil ausreichend Leistung liefert und die Festplatte ordnungsgemäß mit Strom versorgt wird. Bei Desktops kann ein Upgrade des Netzteils oder die Verwendung eines anderen Stromkabels helfen.

Wann ist die Festplatte wirklich tot?

Wenn alle oben genannten Schritte fehlschlagen, insbesondere wenn chkdsk oder SMART-Werte auf schwere Fehler hinweisen, ist es sehr wahrscheinlich, dass Ihre Festplatte einen irreparablen Hardwaredefekt hat. Anzeichen dafür sind:

• Wiederholtes Hängenbleiben bei Formatierungsversuchen.
• Laute, ungewöhnliche Geräusche (Klicken, Schleifen, Piepen) von der Festplatte.
• Extrem langsame Leistung oder ständiges Einfrieren des Systems, wenn die Festplatte angeschlossen ist.
• Nicht-Erkennung der Festplatte im BIOS/UEFI oder der Datenträgerverwaltung.

In diesem Fall ist die oberste Priorität die Datenrettung, falls sich noch wichtige Informationen auf der Festplatte befinden. Trennen Sie die Festplatte sofort vom Strom, um weitere Schäden zu vermeiden, und ziehen Sie professionelle Datenrettungsdienste in Betracht. Weitere Formatierungsversuche könnten die Datenwiederherstellung erschweren oder unmöglich machen. Anschließend sollte die defekte Festplatte ersetzt werden.

Prävention ist der beste Schutz

Um zukünftige Probleme zu vermeiden, beherzigen Sie diese Tipps:

• Regelmäßige Backups: Sichern Sie wichtige Daten auf externen Laufwerken oder Cloud-Speichern.
• Sicheres Entfernen/Herunterfahren: Trennen Sie externe Laufwerke immer sicher und fahren Sie den Computer ordnungsgemäß herunter.
• Festplattenintegrität überwachen: Nutzen Sie Tools wie CrystalDiskInfo, um die SMART-Werte Ihrer Festplatten regelmäßig zu überprüfen.
• Treiber aktuell halten: Stellen Sie sicher, dass Ihre Chipsatz- und Controller-Treiber aktuell sind.
• Qualitätskabel verwenden: Investieren Sie in hochwertige SATA- und USB-Kabel.

Fazit

Wenn Diskpart bei 0 Prozent hängen bleibt, ist das zweifellos ein Ärgernis. Doch mit einem systematischen Ansatz zur Problemlösung können Sie die Ursache eingrenzen und oft beheben. Beginnen Sie immer mit den einfachsten Schritten und arbeiten Sie sich methodisch zu komplexeren Diagnosen vor. Ob es sich um ein gesperrtes Volume, ein beschädigtes Dateisystem oder einen Hardwaredefekt handelt – die richtige Diagnose ist der Schlüssel zur Wiederherstellung Ihrer Festplatte oder der Erkenntnis, wann es Zeit für einen Ersatz ist. Bleiben Sie geduldig, sichern Sie Ihre Daten und gehen Sie die Schritte sorgfältig durch. Viel Erfolg!