Stellen Sie sich vor: Sie sind mitten in einer wichtigen Aufgabe, konzentriert auf Ihre Arbeit über eine Remotedesktop-Sitzung, und plötzlich erscheint eine beunruhigende Nachricht: „Bei Ihrer Remotedesktop-Lizenz ist ein Problem aufgetreten. Die Sitzung wird in 60 Minuten getrennt.” Panik? Frustration? Beides verständlich! Diese Meldung ist nicht nur störend, sondern kann auch zu erheblichen Produktivitätsverlusten führen, wenn sie nicht umgehend und dauerhaft behoben wird. Besonders in Unternehmen, die stark auf Remote Desktop Services (RDS) angewiesen sind, ist eine solche Unterbrechung ein Albtraum. Aber keine Sorge, Sie sind nicht allein mit diesem Problem, und es gibt effektive Wege, es zu lösen und zukünftigen Trennungen vorzubeugen.
In diesem umfassenden Leitfaden tauchen wir tief in die Ursachen dieses ärgerlichen Problems ein, zeigen Ihnen sowohl schnelle temporäre Lösungen als auch nachhaltige, dauerhafte Strategien zur Vermeidung von Sitzungstrennungen. Unser Ziel ist es, Ihnen das nötige Wissen an die Hand zu geben, um Ihre Remotedesktopdienste stabil und zuverlässig zu betreiben.
Die Wurzel des Problems: Warum tritt diese Meldung überhaupt auf?
Bevor wir uns den Lösungen widmen, ist es entscheidend zu verstehen, warum diese Warnung „Bei Ihrer Remotedesktop-Lizenz ist ein Problem aufgetreten” überhaupt angezeigt wird. Im Kern geht es um die Lizenzierung von Client Access Licenses (CALs) für die Nutzung der Remotedesktopdienste. Windows Server bietet eine 120-tägige Kulanzperiode (Grace Period), in der Sie RDS ohne aktivierten Lizenzserver nutzen können. Danach oder bei Fehlkonfigurationen beginnt das System, Nutzer zu warnen und schließlich zu trennen. Hier sind die häufigsten Ursachen:
- Abgelaufene Kulanzperiode: Dies ist die häufigste Ursache. Nach 120 Tagen ohne korrekt konfigurierten RDS-Lizenzserver und installierte CALs beendet der Server die Sitzungen.
- Fehlende oder inkorrekte CALs: Sie haben möglicherweise keine oder nicht genügend RDS-CALs installiert, oder die installierten CALs stimmen nicht mit dem konfigurierten Lizenzierungsmodus (pro Benutzer vs. pro Gerät) überein.
- Falscher Lizenzierungsmodus: Der Remotedesktop-Sitzungshost (RDSH) ist möglicherweise für „pro Gerät” lizenziert, obwohl „pro Benutzer” CALs installiert sind, oder umgekehrt.
- Lizenzserver nicht erreichbar oder falsch konfiguriert: Der RDSH kann seinen konfigurierten Lizenzserver nicht finden oder darauf zugreifen. Dies kann an Netzwerkproblemen, Firewall-Regeln oder einer fehlerhaften Konfiguration des Lizenzservers selbst liegen.
- Gruppenrichtlinienkonflikte: In einer Domänenumgebung können GPOs (Group Policy Objects) die Lizenzierungseinstellungen überschreiben oder verhindern, dass der RDSH den Lizenzserver korrekt erkennt.
- Zeitversatz: Ein erheblicher Zeitversatz zwischen dem RDSH und dem Lizenzserver oder Domänencontroller kann zu Authentifizierungs- und Lizenzierungsproblemen führen.
- Beschädigter Lizenzspeicher: Gelegentlich kann der Lizenzspeicher auf dem Client oder Server beschädigt werden, was zu Problemen bei der Lizenzvalidierung führt.
Schnelle Notfallmaßnahmen: Temporäre Lösungen, um die Trennung zu verhindern
Bevor wir uns den langfristigen Lösungen widmen, hier ein paar Schritte, die Ihnen kurzfristig helfen können, die Sitzungstrennung zu verzögern und Zeit für eine ordnungsgemäße Konfiguration zu gewinnen. Achtung: Eingriffe in die Registrierung können bei unsachgemäßer Handhabung zu Systeminstabilität führen. Sichern Sie immer Ihre Registrierung, bevor Sie Änderungen vornehmen!
1. Kulanzperiode zurücksetzen (nur für Testumgebungen empfohlen!)
Diese Methode setzt die 120-tägige Kulanzperiode zurück. Sie ist nicht für Produktionsumgebungen gedacht und sollte nur als absolute Notlösung in Testumgebungen oder während der Fehlerbehebung eingesetzt werden. Auf dem Remotedesktop-Sitzungshost-Server:
- Öffnen Sie den Registrierungs-Editor (
regedit.exe). - Navigieren Sie zu
HKEY_LOCAL_MACHINESYSTEMCurrentControlSetControlTerminal ServerRCMGracePeriod. - Suchen Sie den Wert
L$RTMTIMEBOMB. Sie benötigen Administratorrechte, um ihn zu löschen. Klicken Sie mit der rechten Maustaste darauf und wählen Sie „Löschen”. - Starten Sie den Server neu. Die Kulanzperiode sollte nun zurückgesetzt sein.
Wichtig: Diese Methode verzögert das Problem nur. Sie müssen weiterhin einen Lizenzserver einrichten!
2. Löschen der Client-Lizenzinformationen
Manchmal können Probleme durch beschädigte Client-Lizenzinformationen auf dem lokalen Computer verursacht werden, von dem aus Sie sich verbinden. Dies ist besonders hilfreich, wenn Sie sich von einem *speziellen* Client nicht verbinden können, während andere Clients funktionieren.
- Öffnen Sie auf dem Client-Computer den Registrierungs-Editor (
regedit.exe). - Navigieren Sie zu
HKEY_LOCAL_MACHINESOFTWAREMicrosoftMSLicensing. - Löschen Sie die Schlüssel
HardwareIDundStore(oder den gesamtenMSLicensing-Schlüssel, falls die Probleme weiterhin bestehen). - Versuchen Sie, die Remotedesktop-Sitzung erneut zu starten. Das System wird neue Lizenzinformationen anfordern.
3. Überprüfen der Uhrzeit und des Datums
Ein einfacher, aber oft übersehener Schritt: Stellen Sie sicher, dass die Uhrzeit und das Datum sowohl auf dem Client als auch auf dem RDS-Server korrekt synchronisiert sind. Ein erheblicher Zeitversatz kann zu Authentifizierungs- und Lizenzierungsproblemen führen.
Dauerhafte Lösungen: So beheben Sie das Problem nachhaltig
Um die Warnung „Bei Ihrer Remotedesktop-Lizenz ist ein Problem aufgetreten” dauerhaft zu eliminieren, müssen Sie eine ordnungsgemäße RDS-Lizenzierungsinfrastruktur einrichten und konfigurieren. Dies ist der empfohlene Weg für jede Produktionsumgebung.
1. Installation und Aktivierung der Remotedesktoplizenzierung
Der erste und wichtigste Schritt ist die korrekte Installation und Aktivierung der Rolle „Remotedesktoplizenzierung” auf einem Server in Ihrer Domäne. Dies kann ein dedizierter Server oder einer Ihrer RDS-Server (außer dem RDSH selbst für kleinere Umgebungen) sein.
- Öffnen Sie den Server-Manager auf dem Server, den Sie als Lizenzserver nutzen möchten.
- Gehen Sie zu „Rollen und Features hinzufügen”.
- Wählen Sie „Remotedesktopdienste” als Installationstyp.
- Wählen Sie die Rolle „Remotedesktoplizenzierung” aus und installieren Sie sie.
- Nach der Installation öffnen Sie den „Remotedesktoplizenzierungs-Manager” (zu finden unter „Verwaltungstools”).
- Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf Ihren Lizenzserver und wählen Sie „Server aktivieren”. Folgen Sie den Anweisungen des Assistenten, um Ihren Server zu aktivieren. Sie benötigen dazu eine Internetverbindung oder die Möglichkeit, über ein Telefon zu aktivieren.
2. Installation der Client Access Licenses (CALs)
Nachdem der Lizenzserver aktiviert ist, müssen Sie die RDS CALs installieren, die Sie erworben haben.
- Im Remotedesktoplizenzierungs-Manager klicken Sie mit der rechten Maustaste auf Ihren aktivierten Lizenzserver und wählen Sie „Lizenzen installieren”.
- Wählen Sie das entsprechende Lizenzprogramm (z.B. Open License, Retail, Enterprise Agreement) und geben Sie die Lizenzschlüssel oder den Vereinbarungsnummern ein, die Sie von Microsoft erhalten haben.
- Stellen Sie sicher, dass Sie genügend CALs installieren, um alle Ihre Benutzer oder Geräte abzudecken, die Remotedesktopdienste nutzen.
- Entscheiden Sie sich für den korrekten Lizenztyp: „Pro Gerät” (Device CALs) oder „Pro Benutzer” (User CALs). Device CALs werden Geräten zugewiesen, User CALs Benutzern. Wählen Sie den Typ, der am besten zu Ihrer Nutzung passt. Pro Benutzer-CALs sind flexibler, wenn Benutzer von verschiedenen Geräten zugreifen.
3. Konfiguration des Remotedesktop-Sitzungshosts (RDSH)
Der RDSH muss wissen, welcher Server als Lizenzserver fungiert und welchen Lizenzierungsmodus er verwenden soll. Dies kann über Gruppenrichtlinien (empfohlen in Domänenumgebungen) oder über den Server-Manager erfolgen.
Methode A: Über Gruppenrichtlinien (empfohlen für Domänen)
- Öffnen Sie die Gruppenrichtlinienverwaltung (
gpmc.msc) auf einem Domänencontroller oder einem Management-PC mit den RSAT-Tools. - Erstellen Sie ein neues GPO oder bearbeiten Sie ein bestehendes, das auf Ihre RDSH-Server angewendet wird.
- Navigieren Sie zu:
Computerkonfiguration > Richtlinien > Administrative Vorlagen > Windows-Komponenten > Remotedesktopdienste > Remotedesktop-Sitzungshost > Lizenzierung. - Konfigurieren Sie die folgenden beiden Einstellungen:
- „Remotedesktop-Lizenzierungsmodus festlegen”: Aktivieren Sie diese Einstellung und wählen Sie den Lizenzierungsmodus, der zu Ihren installierten CALs passt (z.B. „Pro Benutzer” oder „Pro Gerät”).
- „Remotedesktop-Lizenzserver angeben”: Aktivieren Sie diese Einstellung und geben Sie den vollständigen Namen (FQDN) oder die IP-Adresse Ihres Lizenzservers ein. Wenn Sie mehrere Lizenzserver haben, können Sie diese durch Kommas getrennt angeben.
- Erzwingen Sie die Gruppenrichtlinienaktualisierung auf den RDSH-Servern mit
gpupdate /forceund starten Sie die Server gegebenenfalls neu.
Methode B: Über den Server-Manager (für Arbeitsgruppen oder schnelle Konfigurationen)
- Öffnen Sie den Server-Manager auf Ihrem Remotedesktop-Sitzungshost-Server.
- Gehen Sie zu
Remotedesktopdienste > Übersichtsseite. - Im Abschnitt „Bereitstellungsübersicht” klicken Sie auf
Aufgaben > Bereitstellungseigenschaften bearbeiten. - Wählen Sie die Kategorie „RD-Lizenzierung”.
- Wählen Sie den gewünschten Lizenzierungsmodus (Pro Benutzer oder Pro Gerät).
- Fügen Sie Ihren Lizenzserver zur Liste hinzu.
- Klicken Sie auf „OK”.
4. Überprüfung der Ereignisprotokolle
Die Ereignisprotokolle sind Ihre besten Freunde bei der Fehlerbehebung. Überprüfen Sie auf dem RDSH-Server und dem Lizenzserver die folgenden Protokolle:
- Systemprotokoll: Suchen Sie nach Fehlern oder Warnungen im Zusammenhang mit Terminal Services, Remote Desktop Services oder Lizenzierung.
- Anwendungsprotokoll: Ebenfalls nach relevanten Fehlern suchen.
- Spezifisches RDS-Lizenzierungsprotokoll: Navigieren Sie zu
Anwendungs- und Dienstprotokolle > Microsoft > Windows > TerminalServices-Licensing > Operational. Hier finden Sie detaillierte Informationen zum Lizenzserverbetrieb. - Spezifisches RDS-Sitzungshost-Protokoll: Navigieren Sie zu
Anwendungs- und Dienstprotokolle > Microsoft > Windows > TerminalServices-SessionBroker > OperationaloderTerminalServices-RemoteConnectionManager > Operational.
Häufige Fehlermeldungen hier sind „Event ID 1128” (Lizenzserver nicht verfügbar) oder „Event ID 1130” (keine gültigen Lizenzen gefunden).
5. Netzwerk und Firewall-Regeln überprüfen
Stellen Sie sicher, dass der RDSH-Server den Lizenzserver über das Netzwerk erreichen kann. Dies bedeutet:
- Überprüfen Sie die Namensauflösung (DNS) des Lizenzservers.
- Stellen Sie sicher, dass keine Firewall (sowohl Windows Firewall auf dem Server als auch Hardware-Firewalls) die Kommunikation auf Port 135 (RPC) und 445 (SMB) sowie dynamische Ports für RPC blockiert. Der Lizenzserver benötigt diese Ports, um mit den RDSH-Servern zu kommunizieren. Es wird auch empfohlen, Port 1494 (ICA) und 3389 (RDP) für den Zugriff von Clients auf den RDSH zu erlauben, obwohl diese nicht direkt mit dem Lizenzserver-Problem zusammenhängen.
6. Sicherstellen der Zeit-Synchronisation
In einer Domäne sollten alle Server ihre Zeit mit den Domänencontrollern synchronisieren. Überprüfen Sie, ob dies der Fall ist, um Authentifizierungs- und Lizenzierungsprobleme zu vermeiden.
Best Practices und Prävention
Um zukünftige Lizenzprobleme bei Remotedesktopdiensten zu vermeiden, sollten Sie folgende Best Practices berücksichtigen:
- Regelmäßige Überprüfung des Lizenzierungs-Managers: Werfen Sie regelmäßig einen Blick auf den Remotedesktoplizenzierungs-Manager, um den Status Ihrer Lizenzen und deren Nutzung zu überwachen. Stellen Sie sicher, dass Sie immer genügend RDS CALs haben.
- Dokumentation: Halten Sie fest, welche Lizenzserver Sie haben, welche CALs installiert sind und welche Lizenzierungsmodi verwendet werden.
- Backups: Sichern Sie Ihren Lizenzserver regelmäßig. Die Lizenzinformationen werden in einer Datenbank gespeichert, deren Verlust problematisch sein kann.
- Test vor Live-Schaltung: Testen Sie neue Lizenzierungskonfigurationen immer in einer Testumgebung, bevor Sie sie in die Produktion übernehmen.
- Aktualisierungen: Halten Sie Ihr Windows Server-System und Ihre RDS-Komponenten auf dem neuesten Stand. Updates können Fehler beheben und die Stabilität verbessern.
- Benachrichtigungen einrichten: Konfigurieren Sie eventuell Überwachungssysteme, die Sie benachrichtigen, wenn der Lizenzserver nicht erreichbar ist oder die Anzahl der verfügbaren Lizenzen kritisch wird.
Fazit: Stabile Remotedesktopdienste für ununterbrochene Produktivität
Die Warnung „Bei Ihrer Remotedesktop-Lizenz ist ein Problem aufgetreten” kann beängstigend sein, ist aber in den meisten Fällen auf eine Fehlkonfiguration oder das Ablaufen der Kulanzperiode zurückzuführen. Mit den richtigen Schritten zur Installation und Konfiguration Ihres RDS-Lizenzservers und der entsprechenden Client Access Licenses (CALs) können Sie dieses Problem dauerhaft beheben.
Es ist entscheidend, eine robuste und gut gewartete Remotedesktop-Lizenzierungsinfrastruktur zu betreiben, um eine reibungslose und ununterbrochene Arbeit über Remote Desktop Services zu gewährleisten. Nehmen Sie sich die Zeit, die hier beschriebenen Schritte sorgfältig durchzugehen, und Sie werden nicht nur die aktuelle Sitzungstrennung verhindern, sondern auch Ihre Remote-Arbeitsumgebung für die Zukunft absichern. Ihre Produktivität (und die Ihrer Benutzer) wird es Ihnen danken!