Arch Linux ist bekannt für seine Flexibilität und die Möglichkeit, ein Betriebssystem von Grund auf nach den eigenen Bedürfnissen zu gestalten. Allerdings schreckt die Installation viele Nutzer ab, da sie nicht gerade als anfängerfreundlich gilt. Dieser Artikel führt Sie Schritt für Schritt durch den Installationsprozess und hilft Ihnen, Ihr eigenes, maßgeschneidertes System zu erstellen. Keine Angst, mit dieser Anleitung wird die Arch Linux Installation zum Kinderspiel!
Vorbereitung ist alles: Die Voraussetzungen schaffen
Bevor wir loslegen, benötigen Sie ein paar Dinge:
- Eine Internetverbindung (idealerweise per Kabel, da WLAN während der Installation etwas komplizierter sein kann).
- Einen USB-Stick mit mindestens 2 GB Speicherplatz.
- Das Arch Linux ISO-Image.
- Ein Programm zum Schreiben des ISO-Images auf den USB-Stick (z.B. Rufus, Etcher oder dd).
Schritt 1: Das Arch Linux ISO herunterladen: Besuchen Sie die offizielle Arch Linux Download-Seite (archlinux.org/download/) und laden Sie das aktuellste ISO-Image von einem Mirror Ihrer Wahl herunter. Überprüfen Sie die heruntergeladene Datei auf Integrität mit der bereitgestellten Signaturdatei.
Schritt 2: USB-Stick vorbereiten: Verwenden Sie ein Programm wie Rufus (Windows), Etcher (plattformübergreifend) oder dd (Linux/macOS), um das ISO-Image auf den USB-Stick zu schreiben. Stellen Sie sicher, dass Sie den richtigen USB-Stick auswählen, da alle Daten auf dem Stick gelöscht werden. Für Rufus wählen Sie „DD-Image” als Schreibmodus.
Schritt 3: BIOS/UEFI konfigurieren: Starten Sie Ihren Computer neu und rufen Sie das BIOS/UEFI-Setup auf. Dies geschieht in der Regel durch Drücken einer Taste wie F2, Entf, F12 oder Esc beim Startvorgang. Konfigurieren Sie das BIOS/UEFI, um vom USB-Stick zu booten. Deaktivieren Sie Secure Boot, falls aktiviert, da dies die Installation von Arch Linux verhindern kann. Stellen Sie sicher, dass der USB-Stick als Bootoption erkannt wird und priorisiert ist.
Der Installationsprozess: Schritt für Schritt zum Ziel
Nun, da die Vorbereitungen abgeschlossen sind, können wir mit der eigentlichen Arch Linux Installation beginnen.
Schritt 4: Booten vom USB-Stick: Starten Sie Ihren Computer neu und wählen Sie den USB-Stick als Bootmedium aus. Sie sollten einen Bildschirm mit einer Arch Linux Eingabeaufforderung sehen.
Schritt 5: Tastaturlayout einstellen: Überprüfen Sie, ob das richtige Tastaturlayout aktiv ist. Falls nicht, verwenden Sie den Befehl loadkeys , z.B. loadkeys de-latin1 für das deutsche Tastaturlayout. Eine Liste der verfügbaren Tastaturlayouts finden Sie mit ls /usr/share/keymaps/i386/qwerty/.
Schritt 6: Internetverbindung überprüfen: Stellen Sie sicher, dass Sie eine funktionierende Internetverbindung haben. Pingen Sie beispielsweise Google mit ping google.com. Bei einer Ethernet-Verbindung sollte dies in der Regel automatisch funktionieren. Für WLAN müssen Sie die Verbindung manuell konfigurieren (siehe nächster Abschnitt).
Schritt 7: WLAN konfigurieren (optional): Wenn Sie eine WLAN-Verbindung benötigen, verwenden Sie das Tool iwctl. Geben Sie iwctl ein, um die interaktive Shell zu starten. Verwenden Sie dann folgende Befehle:
device list(um die WLAN-Schnittstelle zu identifizieren)station(um nach verfügbaren Netzwerken zu suchen)scan station(um sich mit dem Netzwerk zu verbinden; Sie werden nach dem Passwort gefragt)connect exit(um iwctl zu verlassen)
Schritt 8: Festplatte partitionieren: Dies ist ein entscheidender Schritt. Wir verwenden das Tool fdisk, um die Festplatte zu partitionieren. Seien Sie vorsichtig, da Fehler in diesem Schritt zu Datenverlust führen können. Ersetzen Sie /dev/sda durch den Namen Ihrer Festplatte (kann mit lsblk herausgefunden werden).
fdisk /dev/sdag(um eine neue GPT-Partitionstabelle zu erstellen)n(um eine neue Partition zu erstellen)- Für die erste Partition (Bootpartition) geben Sie die gewünschte Größe ein (z.B. +512M) und wählen Sie den Partitionstyp „EFI System”.
n(um eine weitere Partition zu erstellen)- Für die zweite Partition (Swap-Partition) geben Sie die gewünschte Größe ein (z.B. +2G oder doppelte RAM-Größe).
n(um die restliche Partition für das Root-Dateisystem zu erstellen)w(um die Änderungen zu schreiben und fdisk zu beenden)
Schritt 9: Dateisysteme erstellen: Erstellen Sie die Dateisysteme auf den Partitionen. Ersetzen Sie /dev/sda1, /dev/sda2 und /dev/sda3 durch die korrekten Partitionen.
mkfs.fat -F32 /dev/sda1(für die EFI-Partition)mkswap /dev/sda2(für die Swap-Partition)mkfs.ext4 /dev/sda3(für das Root-Dateisystem)
Schritt 10: Partitionen mounten: Mounten Sie die Partitionen unter /mnt.
mount /dev/sda3 /mnt(Root-Partition)mkdir /mnt/boot(Boot-Verzeichnis erstellen)mount /dev/sda1 /mnt/boot(EFI-Partition mounten)swapon /dev/sda2(Swap aktivieren)
Schritt 11: Basissystem installieren: Verwenden Sie den pacstrap-Befehl, um das Basissystem auf die gemountete Partition zu installieren.
pacstrap /mnt base linux linux-firmware vim nano dhcpcd
Dieser Befehl installiert das Basissystem, den Kernel, Firmware, vim, nano und dhcpcd.
Schritt 12: fstab generieren: Erstellen Sie die fstab-Datei, die die Partitionen beim Systemstart automatisch mountet.
genfstab -U /mnt >> /mnt/etc/fstab
Überprüfen Sie die Datei /mnt/etc/fstab, um sicherzustellen, dass sie korrekt ist.
Schritt 13: Chroot: Wechseln Sie in das neu installierte System.
arch-chroot /mnt
Schritt 14: Zeitzone einstellen: Setzen Sie die Zeitzone.
ln -sf /usr/share/zoneinfo/
Beispiel: ln -sf /usr/share/zoneinfo/Europe/Berlin /etc/localtime
Führen Sie dann hwclock --systohc aus, um die Hardware-Uhr zu synchronisieren.
Schritt 15: Lokalisierung einstellen: Bearbeiten Sie die Datei /etc/locale.gen und kommentieren Sie die gewünschte Sprache aus (z.B. en_US.UTF-8 UTF-8 und de_DE.UTF-8 UTF-8). Generieren Sie dann die Locale-Dateien:
locale-gen
Erstellen Sie die Datei /etc/locale.conf und setzen Sie die Sprache:
echo LANG=en_US.UTF-8 > /etc/locale.conf oder echo LANG=de_DE.UTF-8 > /etc/locale.conf
Schritt 16: Hostname setzen: Setzen Sie den Hostnamen Ihres Systems.
echo
Fügen Sie außerdem den Hostnamen in die Datei /etc/hosts hinzu:
echo "127.0.0.1 localhost" >> /etc/hosts
echo "127.0.1.1
Schritt 17: Initramfs erstellen: Erstellen Sie die Initramfs-Datei, die für den Bootvorgang benötigt wird.
mkinitcpio -P
Schritt 18: Bootloader installieren: Wir verwenden GRUB als Bootloader. Installieren Sie GRUB:
pacman -S grub efibootmgr
Installieren Sie GRUB auf der EFI-Partition:
grub-install --target=x86_64-efi --efi-directory=/boot --bootloader-id=GRUB
Generieren Sie die GRUB-Konfigurationsdatei:
grub-mkconfig -o /boot/grub/grub.cfg
Schritt 19: Root-Passwort setzen: Setzen Sie das Root-Passwort.
passwd
Schritt 20: Benutzer erstellen (optional): Erstellen Sie einen normalen Benutzer (empfohlen). Ersetzen Sie
useradd -m -g users -G wheel
Setzen Sie das Passwort für den Benutzer:
passwd
Aktivieren Sie die Möglichkeit, Befehle mit sudo auszuführen. Installieren Sie sudo:
pacman -S sudo
Bearbeiten Sie die Datei /etc/sudoers mit visudo und kommentieren Sie die Zeile %wheel ALL=(ALL:ALL) ALL aus.
Schritt 21: Netzwerk konfigurieren: Aktivieren Sie den DHCP-Client für die Netzwerkschnittstelle.
systemctl enable dhcpcd.service
Schritt 22: Beenden und Neustarten: Verlassen Sie die Chroot-Umgebung:
exit
Unmounten Sie die Partitionen:
umount -R /mnt
Starten Sie den Computer neu:
reboot
Nach der Installation: Das System personalisieren
Nach dem Neustart sollten Sie in Ihr neues Arch Linux System booten. Melden Sie sich mit dem Root-Benutzer (oder dem erstellten Benutzer) und dem zugehörigen Passwort an. Nun können Sie Ihr System nach Ihren Wünschen anpassen. Installieren Sie einen Display Manager (z.B. LightDM, SDDM oder GDM), eine Desktop-Umgebung (z.B. GNOME, KDE Plasma, Xfce oder LXQt) oder einen Window Manager (z.B. i3, Awesome oder dwm). Vergessen Sie nicht, die entsprechenden Treiber für Ihre Hardware zu installieren.
Die Möglichkeiten zur Arch Linux Konfiguration sind nahezu unbegrenzt. Nutzen Sie das Arch Wiki (wiki.archlinux.org), um detaillierte Informationen und Anleitungen zu finden.
Herzlichen Glückwunsch, Sie haben erfolgreich Arch Linux installiert! Genießen Sie Ihr individuelles und leistungsstarkes System.