Die Welt des 3D-Drucks hat in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung erlebt. Insbesondere mit dem Aufkommen von Herstellern wie Bambu Lab, die innovative Technologien einem breiteren Publikum zugänglich machen. Eines der herausragendsten Merkmale der Bambu Lab Drucker ist zweifellos das Automatic Material System (AMS). Dieses geniale System ermöglicht nicht nur den automatischen Filamentwechsel, sondern auch den Mehrfarb- und Mehrmaterialdruck, was die kreativen Möglichkeiten enorm erweitert. Doch mit dem Wunsch nach Effizienz und Kostenersparnis kommt schnell die Frage auf: Wäre es nicht fantastisch, wenn man ein einziges Bambu Lab AMS für gleich zwei Drucker gleichzeitig nutzen könnte? Ein verlockender Gedanke, der in der Community immer wieder für Diskussionen sorgt. Tauchen wir ein in dieses faszinierende Thema und beleuchten, was technisch möglich ist, welche Herausforderungen bestehen und ob es wirklich den „genialen Trick” gibt.
### Was ist das Bambu Lab AMS und warum ist es so begehrt?
Bevor wir uns den kniffligen Fragen der Kompatibilität widmen, ist es wichtig, das Bambu Lab AMS selbst zu verstehen. Das AMS ist mehr als nur ein Filamenthalter. Es ist ein intelligentes System, das bis zu vier Filamentrollen aufnehmen und verwalten kann (mit Erweiterungen auf bis zu 16 Rollen pro Drucker). Jede AMS-Einheit verfügt über Sensoren, die das Vorhandensein des Filaments, seinen Durchmesser und sogar die Feuchtigkeit überwachen. Im Zusammenspiel mit dem Drucker kann das AMS automatisch zwischen verschiedenen Filamenten wechseln, sei es für den Mehrfarbdruck, den Einsatz von Stützmaterialien oder einfach, um nahtlos von einer leeren Spule zur nächsten überzugehen.
Die Hauptvorteile, die das AMS so attraktiv machen, sind:
* **Komfort:** Automatischer Filamentwechsel ohne manuelles Eingreifen.
* **Vielseitigkeit:** Ermöglicht Mehrfarb- und Mehrmaterialdruck.
* **Qualität:** Hält Filamente trocken und schützt sie vor Staub.
* **Zuverlässigkeit:** Reduziert Druckfehler durch Filamentmanagement.
Diese Funktionen machen das AMS zu einem unverzichtbaren Upgrade für viele Bambu Lab Nutzer, insbesondere für die Modelle wie den Bambu Lab X1 Carbon, den P1P und P1S. Aber wie bei jeder leistungsstarken Technologie hat das AMS auch seinen Preis, sowohl in Anschaffung als auch im Platzbedarf. Das treibt die Community an, nach Wegen zu suchen, die Investition optimal zu nutzen.
### Der Wunsch nach Dual-Printer-Nutzung: Warum überhaupt?
Der Gedanke, ein AMS mit zwei Druckern zu verbinden, entspringt einer Reihe praktischer Überlegungen:
1. **Kostenersparnis:** Eine AMS-Einheit ist eine erhebliche Investition. Die Nutzung einer Einheit für zwei Drucker könnte die Gesamtkosten einer Druckfarm oder eines ambitionierten Hobbyisten erheblich senken.
2. **Platzersparnis:** Mehrere AMS-Einheiten benötigen viel Platz. Eine zentrale Einheit für zwei Drucker würde den Arbeitsbereich deutlich aufräumen.
3. **Effizienz:** Die Vorstellung, dass zwei Drucker auf den gleichen Pool an Filamenten zugreifen können, klingt nach einer optimalen Ressourcennutzung, insbesondere wenn nicht beide Drucker gleichzeitig komplexe Mehrfarbdrucke benötigen.
4. **Flexibilität:** Ein Drucker könnte zum Beispiel für den Druck von Objekten mit Stützmaterialien aus dem AMS verwendet werden, während der andere auf dieselben Farbfilamente zugreifen kann, um andere Projekte zu realisieren.
Diese Gründe sind absolut nachvollziehbar und spiegeln den Wunsch wider, das volle Potenzial der Bambu Lab Technologie auszuschöpfen.
### Die offizielle Antwort: Bambu Lab sagt „Nein”
Seien wir direkt: Offiziell und im Sinne der Herstellervorgaben ist die gleichzeitige Nutzung eines Bambu Lab AMS mit zwei Druckern nicht vorgesehen und auch nicht möglich. Das System ist von Grund auf für eine 1:1-Verbindung konzipiert. Jedes AMS kommuniziert über eine proprietäre Schnittstelle und ein spezifisches Protokoll exklusiv mit einem einzigen Drucker. Die Firmware des Druckers und die Steuerungssoftware (Bambu Studio) sind darauf ausgelegt, dass ein AMS ausschließlich einem bestimmten Drucker zugeordnet ist.
Die Gründe hierfür sind vielfältig:
* **Datenintegrität:** Die Kommunikation zwischen AMS und Drucker ist komplex. Es werden Informationen über Filamenttyp, -menge, -feuchtigkeit sowie Befehle zum Laden und Entladen ausgetauscht. Eine Aufteilung dieser Daten auf zwei Drucker würde unweigerlich zu Konflikten und Datenkorruption führen.
* **Steuerung:** Welcher Drucker hätte die Kontrolle über das AMS? Wenn beide gleichzeitig ein Filament anfordern würden, müsste eine Priorisierung und Koordination stattfinden, die im aktuellen System nicht implementiert ist.
* **Garantie und Sicherheit:** Modifikationen am System, um eine solche Funktionalität zu erzwingen, würden nicht nur die Garantie erlöschen lassen, sondern könnten auch zu Fehlfunktionen, Beschädigungen der Geräte oder sogar Sicherheitsrisiken führen.
Das bedeutet, dass es keinen offiziellen „Trick” oder eine Einstellung gibt, um diese Funktion zu aktivieren.
### Die Suche nach inoffiziellen „Tricks” und Community-Lösungen
Trotz der offiziellen Position lässt die Ingenieurskunst und der Erfindungsreichtum der 3D-Druck-Community nicht nach. Es gibt immer wieder Diskussionen und Experimente, um solche Grenzen zu überwinden. Doch die Realität ist ernüchternd, wenn es um *gleichzeitige* Nutzung geht.
#### 1. Der manuelle Kabelwechsel: Der einzig praktikable „Trick” (aber nicht gleichzeitig)
Der einfachste und sicherste Weg, ein AMS mit verschiedenen Druckern zu nutzen, ist der **manuelle Kabelwechsel**. Das bedeutet:
1. Drucker A beenden den Druck.
2. AMS-Kabel von Drucker A trennen.
3. AMS-Kabel an Drucker B anschließen.
4. Drucker B starten.
**Vorteile:**
* Absolut sicher, keine Modifikationen erforderlich.
* Kein Risiko für die Geräte.
* Die günstigste Option, da keine zusätzlichen Geräte benötigt werden.
**Nachteile:**
* Nicht „gleichzeitig” – nur abwechselnd nutzbar.
* Erfordert manuelles Eingreifen, was den Komfort des AMS konterkariert.
* Häufiges An- und Abstecken kann auf Dauer zu Verschleiß an den Anschlüssen führen.
* Bambu Studio muss jedes Mal neu erkennen, welcher Drucker mit dem AMS verbunden ist.
Dieser „Trick” ist die einzige realistische Option für Anwender, die nur gelegentlich von der AMS-Funktionalität auf einem anderen Drucker profitieren möchten, ohne in eine zweite Einheit zu investieren. Für eine echte Druckfarm oder den Wunsch nach automatisierter Effizienz ist er jedoch ungeeignet.
#### 2. Der Versuch eines elektronischen Umschalters/Multiplexers: Hochriskant und komplex
Die Idee ist verlockend: Wenn man die proprietäre Kommunikation des AMS verstehen und einen intelligenten elektronischen Umschalter (Multiplexer) bauen könnte, der das AMS-Signal dynamisch zwischen zwei Druckern umschaltet.
**Die Theorie:**
Ein Mikrocontroller-gesteuerter Schalter könnte die Datenleitungen des AMS abfangen und basierend auf einer Logik (z.B. welcher Drucker gerade Filament anfordert) das AMS mit dem entsprechenden Drucker verbinden. Die größte Herausforderung wäre hierbei die **Reverse-Engineering** der proprietären Kommunikationsprotokolle von Bambu Lab. Es müsste nicht nur das elektrische Signal korrekt weitergeleitet werden, sondern auch die zeitliche Abfolge und der Inhalt der Datenpakete verstanden und gegebenenfalls manipuliert werden.
**Die Realität und die Risiken:**
* **Komplexität:** Dies ist ein Projekt für erfahrene Elektroniker und Software-Entwickler mit tiefgehenden Kenntnissen in Embedded Systems und Protokollanalyse. Für den durchschnittlichen 3D-Druck-Enthusiasten ist dies weit außerhalb des Machbaren.
* **Risiko von Hardwareschäden:** Ein falsch gebauter Schalter oder ein Fehler in der Software könnte zu Überspannungen, Kurzschlüssen oder fehlerhaften Datenübertragungen führen. Dies könnte das AMS, den Drucker oder sogar beide Komponenten irreparabel beschädigen. Die Garantie wäre in jedem Fall erloschen.
* **Instabilität:** Selbst wenn ein Prototyp funktionieren würde, wäre die Stabilität und Zuverlässigkeit für den täglichen Druckbetrieb wahrscheinlich nicht gegeben. Fehler bei der Filamenterkennung, falsche Materialladungen oder abgebrochene Drucke wären die Folge.
* **Keine bekannte funktionierende Lösung:** Zum Zeitpunkt dieses Artikels gibt es keine öffentlich zugängliche, zuverlässige und sichere Lösung aus der Community, die eine *gleichzeitige* oder auch nur *zuverlässig abwechselnde* Nutzung eines AMS mit zwei Druckern über einen solchen Umschalter ermöglicht. Die Schwierigkeiten überwiegen die potenziellen Vorteile bei weitem.
**Fazit zu elektronischen Lösungen:** Lassen Sie die Finger davon, es sei denn, Sie sind ein absoluter Experte, der bereit ist, das Risiko des Verlusts seiner teuren Ausrüstung einzugehen und unzählige Stunden in die Entwicklung zu investieren. Für die breite Masse ist dies kein „genialer Trick”, sondern ein risikoreiches Unterfangen.
### Die A1 Mini und AMS Lite: Ein Blick in eine andere Richtung
Bambu Lab hat mit der Einführung des A1 Mini und des **AMS Lite** eine etwas andere Philosophie verfolgt. Das AMS Lite ist zwar einfacher gebaut (keine Gehäuse, nur Filament-Halterung mit Sensoren), aber es ist immer noch eine 1:1-Verbindung zum Drucker. Es zeigt jedoch, dass Bambu Lab an verschiedenen Ansätzen für das Filament-Management arbeitet. Dennoch ist auch hier keine Funktion für die gleichzeitige Nutzung mit mehreren Druckern vorgesehen oder angedeutet. Es unterstreicht eher die Strategie von Bambu Lab, für jede Druckermodellreihe eine optimierte, aber exklusive Filamentlösung anzubieten.
### Empfehlungen für verschiedene Anwenderszenarien
Basierend auf den bisherigen Erkenntnissen lässt sich festhalten, dass der Traum von einem AMS für zwei Drucker im Moment unerreichbar bleibt, wenn es um *gleichzeitige* und *automatisierte* Nutzung geht. Hier sind einige Empfehlungen für gängige Szenarien:
* **Der Gelegenheitsnutzer (ein Drucker, selten Mehrfarbdruck):** Ein AMS ist eine tolle Ergänzung für Ihren Hauptdrucker. Wenn Sie einen zweiten Drucker haben, der meistens nur Einfarbendrucke macht, ist es sinnvoll, das Filament extern zu lagern und das AMS nur bei Bedarf manuell umzustecken.
* **Der Vielnutzer / Hobbyist (zwei Drucker, häufig Mehrfarbdruck):** Wenn Sie regelmäßig beide Drucker für Mehrfarb- oder Mehrmaterialdrucke nutzen möchten, führt kein Weg an einem zweiten AMS vorbei. Die Investition zahlt sich in Komfort, Zuverlässigkeit und Arbeitsersparnis aus. Versuchen Sie nicht, aufwendige und riskante Hacks zu implementieren.
* **Die Druckfarm / Professionelle Umgebung:** In einer professionellen Umgebung, in der Ausfallzeiten und unzuverlässige Systeme Kosten verursachen, ist der Einsatz eines dedizierten AMS pro Drucker (oder sogar mehrerer AMS pro Drucker, bis zu 4 Einheiten für 16 Spulen) die einzig sinnvolle und wirtschaftliche Lösung. Die Kosten für ein zusätzliches AMS werden durch die erhöhte Zuverlässigkeit und Effizienz schnell wettgemacht.
* **Der Experimentierfreudige / Hacker (mit hohem Risiko):** Wenn Sie über umfangreiche Kenntnisse in Elektronik, Mikrocontrollern und der Analyse von Kommunikationsprotokollen verfügen und bereit sind, das Risiko des Defekts Ihrer Geräte zu tragen, können Sie versuchen, eine eigene Lösung zu entwickeln. Seien Sie sich jedoch der extremen Komplexität und des Mangels an Community-Support für solche Projekte bewusst. Dies ist kein Weg, um „Kosten zu sparen”, sondern ein reines Forschungsprojekt.
### Fazit: Der „geniale Trick” bleibt vorerst ein Traum
Die Vorstellung, ein Bambu Lab AMS für zwei Drucker gleichzeitig zu nutzen, ist verlockend und absolut nachvollziehbar. Die potenziellen Einsparungen an Kosten und Platz, gepaart mit dem Wunsch nach maximaler Effizienz, sind starke Motivatoren. Doch nach genauerer Betrachtung der technischen Realitäten und der aktuellen Möglichkeiten müssen wir festhalten: Der „geniale Trick” für eine *gleichzeitige* und *zuverlässige* Nutzung existiert derzeit nicht.
Die Ingenieure von Bambu Lab haben ihr AMS als hochintegriertes System für eine 1:1-Beziehung zu ihren Druckern entwickelt. Diese Exklusivität gewährleistet die außergewöhnliche Zuverlässigkeit und Benutzerfreundlichkeit, die wir von den Bambu Lab Geräten kennen und schätzen. Jede ernsthafte Abweichung von diesem Design birgt erhebliche Risiken für die Funktionalität und die Lebensdauer Ihrer Ausrüstung.
Für die meisten Anwender ist der manuelle Kabelwechsel die einzige praktikable „Workaround”-Lösung, wenn auch nur für die abwechselnde Nutzung. Wer wirklich die Vorteile des Multi-Material-Drucks auf mehreren Geräten ausschöpfen möchte, sollte die Anschaffung einer zweiten AMS-Einheit in Betracht ziehen. Die Investition lohnt sich für den gebotenen Komfort und die Betriebssicherheit.
Vielleicht wird Bambu Lab in Zukunft eine Lösung anbieten, die eine flexiblere Nutzung ermöglicht – sei es über eine Art „Master-AMS” oder ein standardisiertes Protokoll. Bis dahin bleiben wir bei der bewährten Formel: Ein Bambu Lab AMS, ein Bambu Lab Drucker, für das beste und zuverlässigste 3D-Druck-Erlebnis.