Die Freude ist groß, wenn der neue PC endlich auf dem Schreibtisch steht. Schneller Prozessor, viel Arbeitsspeicher, eine blitzschnelle SSD – alles verspricht ein reibungsloses und zügiges Arbeiten. Doch dann die Ernüchterung: Beim Download eines großen Spiels, eines Software-Updates oder einfach nur einer Datei trudeln die Daten nur mit lahmen 1,5 Megabit pro Sekunde (Mb/s) ein. Eine Geschwindigkeit, die eher an alte Modem-Zeiten erinnert als an moderne Breitbandanschlüsse. Doch keine Panik! Ein langsamer Download muss nicht bedeuten, dass Ihr neuer Rechner defekt ist. Oft steckt der „Flaschenhals“ an einer ganz anderen Stelle. Dieser Artikel führt Sie Schritt für Schritt durch die Fehlersuche, damit Sie die volle Leistung Ihrer Internetverbindung genießen können.
Grundlagen verstehen: Megabits vs. Megabytes – Ein wichtiger Unterschied
Bevor wir uns in die Fehlersuche stürzen, sollten wir eine häufige Verwechslung aus dem Weg räumen: Megabit pro Sekunde (Mb/s) und Megabyte pro Sekunde (MB/s). Dieser Unterschied ist entscheidend, um Ihre Downloadgeschwindigkeit richtig einzuschätzen.
- Mb/s (Megabit pro Sekunde): Das ist die Einheit, die Ihr Internetanbieter für die Geschwindigkeit Ihres Anschlusses angibt (z.B. 100 Mbit/s, 250 Mbit/s).
- MB/s (Megabyte pro Sekunde): Dies ist die Einheit, die Sie meist in Download-Managern oder Browsern sehen.
Ein Megabyte entspricht 8 Megabit. Das bedeutet, wenn Sie 1,5 Mb/s downloaden, entspricht das tatsächlich nur etwa 0,1875 MB/s. Das ist in der Tat extrem langsam, selbst für grundlegende Aufgaben. Moderne Internetanschlüsse bewegen sich oft im Bereich von 50 bis über 1000 Mb/s, was Downloads im zweistelligen oder sogar dreistelligen MB/s-Bereich ermöglicht. Haben Sie also einen Vertrag mit beispielsweise 50 Mbit/s, sollte Ihr Download bei idealen Bedingungen etwa 6,25 MB/s betragen. Die 1,5 Mb/s sind also selbst im Vergleich zu einem Basis-Anschluss weit unterdurchschnittlich.
Schritt 1: Die Internetverbindung als Hauptverdächtigen ausschließen
Der neue PC ist zwar das Zentrum Ihrer Aufmerksamkeit, aber die Reise der Daten beginnt weit vor ihm. Ihr Internetanschluss ist oft die primäre Ursache für langsame Geschwindigkeiten.
Ihr Internetvertrag: Was bezahlt man eigentlich?
Klingt banal, ist aber essenziell: Wissen Sie, welche Downloadgeschwindigkeit Ihr Internetanbieter Ihnen vertraglich zugesichert hat? Schauen Sie in Ihren Vertragsunterlagen nach. Haben Sie vielleicht einen alten Vertrag mit nur 16 oder 25 Mb/s? Auch wenn diese Werte immer noch höher sind als Ihre 1,5 Mb/s, ist es ein wichtiger erster Anhaltspunkt.
Der Router: Das Herzstück Ihres Netzwerks
Der Router ist die Schnittstelle zwischen Ihrem PC und dem Internet. Ein Problem hier kann die gesamte Geschwindigkeit beeinträchtigen.
- Neustart: Die einfachste Lösung bei vielen Netzwerkproblemen. Trennen Sie den Router für etwa 30 Sekunden vom Strom und schließen Sie ihn dann wieder an. Warten Sie, bis alle Statusleuchten wieder normal leuchten.
- Direkter Geschwindigkeitstest: Verbinden Sie ein anderes Gerät (z.B. ein Laptop) direkt per Ethernet-Kabel mit dem Router. Führen Sie dann einen Geschwindigkeitstest auf einer seriösen Seite wie Speedtest.net oder Fast.com durch. Erreichen Sie hier die vertraglich zugesicherte Geschwindigkeit, liegt das Problem wahrscheinlich nicht am Router oder Ihrem Internetanschluss, sondern am PC selbst oder an der WLAN-Verbindung. Ist die Geschwindigkeit auch hier niedrig, liegt das Problem außerhalb Ihres PCs – vielleicht beim Router oder Ihrem Internetanbieter.
- Router-Firmware: Veraltete Firmware kann die Leistung beeinträchtigen. Prüfen Sie im Router-Interface (meist erreichbar über eine IP-Adresse wie 192.168.1.1 im Browser), ob ein Firmware-Update verfügbar ist.
- Alter des Routers: Ein sehr alter Router (5+ Jahre) kann mit modernen Geschwindigkeiten und WLAN-Standards überfordert sein. Erwägen Sie ein Upgrade.
Die Kabelverbindung: Ein häufig übersehener Faktor
Falls Ihr PC per LAN-Kabel verbunden ist: Ein defektes oder minderwertiges Ethernet-Kabel kann die Geschwindigkeit drastisch reduzieren. Achten Sie darauf, dass Sie mindestens ein CAT5e-Kabel verwenden, besser noch CAT6 oder CAT7, um Gigabit-Geschwindigkeiten zu gewährleisten. Knicke oder Beschädigungen am Kabel können ebenfalls zu Problemen führen. Testen Sie ein anderes Kabel.
Schritt 2: Ihr neuer PC – Hardware unter der Lupe
Wenn die Messung direkt am Router gut war, richten wir unseren Blick auf den neuen Rechner.
Der Netzwerkadapter: Ihr Tor zum Internet
Jeder PC benötigt einen Netzwerkadapter (auch LAN-Karte oder WLAN-Modul genannt), um sich mit einem Netzwerk zu verbinden. Hier können sich leicht Flaschenhälse verstecken.
- Kabelgebunden (Ethernet):
- Geschwindigkeit: Ist Ihr LAN-Adapter ein Gigabit-Adapter (1000 Mbit/s)? Die meisten modernen PCs haben das standardmäßig, aber es lohnt sich, dies im Geräte-Manager unter „Netzwerkadapter” zu überprüfen (Eigenschaften -> Details -> Geschwindigkeit & Duplex). Wenn es auf 100 Mbit/s begrenzt ist, könnte das am Kabel, am Port oder am Treiber liegen.
- Treiber: Stellen Sie sicher, dass die Treiber für Ihren Ethernet-Adapter auf dem neuesten Stand sind. Besuchen Sie die Webseite des Mainboard-Herstellers oder des PC-Herstellers (bei Fertig-PCs).
- Port: Versuchen Sie einen anderen LAN-Port am Router. Manche Ports sind defekt oder liefern nicht die volle Leistung.
- Kabellos (WLAN):
- WLAN-Standard: Ihr neuer PC sollte mindestens Wi-Fi 5 (802.11ac) oder idealerweise Wi-Fi 6 (802.11ax) unterstützen. Ist Ihr Router ebenfalls auf diesem Standard? Ein Wi-Fi 6 PC bringt wenig, wenn der Router nur Wi-Fi 4 (802.11n) kann.
- Signalstärke: Dies ist der größte Faktor bei WLAN. Je weiter Sie vom Router entfernt sind, desto schwächer das Signal und desto langsamer die Geschwindigkeit. Wände, Decken und andere Hindernisse dämpfen das Signal erheblich. Testen Sie die Geschwindigkeit direkt neben dem Router.
- Interferenzen: Andere WLAN-Netzwerke in Ihrer Nähe (Nachbarn), Mikrowellen, Babyphones, Bluetooth-Geräte – all das kann das WLAN-Signal stören und zu langsameren Geschwindigkeiten führen.
- Frequenzbänder: Moderne WLAN-Router senden auf 2,4 GHz und 5 GHz. Das 2,4-GHz-Band hat eine größere Reichweite und dringt besser durch Wände, ist aber oft überlastet und langsamer. Das 5-GHz-Band ist schneller, hat aber eine geringere Reichweite. Stellen Sie sicher, dass Ihr PC, wenn möglich, das 5-GHz-Band nutzt.
- Antennen: Externe Antennen sollten korrekt ausgerichtet sein. Bei internen Antennen (oft bei Laptops) kann die Positionierung des Geräts eine Rolle spielen.
Speicherlaufwerk (Festplatte/SSD)
Normalerweise ist das Speicherlaufwerk kein Flaschenhals für die Download-Geschwindigkeit, es sei denn, Sie haben eine extrem langsame Festplatte und der Download-Vorgang erzeugt viele kleine Dateien, die geschrieben werden müssen. Bei 1,5 Mb/s ist dies jedoch extrem unwahrscheinlich. Eine moderne SSD sollte hier keine Probleme bereiten.
Schritt 3: Software-Fallen auf dem neuen System
Ein neuer PC bedeutet nicht unbedingt eine saubere Software-Umgebung. Auch hier können sich Übeltäter verstecken.
Veraltete oder defekte Treiber
Auch wenn es ein neuer PC ist, können die vorinstallierten Netzwerktreiber veraltet sein. Manchmal ist ein Treiber zwar vorhanden, aber nicht optimal. Suchen Sie auf der Herstellerseite Ihres Mainboards oder des Netzwerkchips nach den aktuellsten Treibern und installieren Sie diese. Eine Neuinstallation der Treiber kann Wunder wirken.
Hintergrundprozesse und Bandbreitenfresser
Ihr neuer PC mag schnell sein, aber viele Programme und Dienste nutzen im Hintergrund Ihre Internetverbindung, ohne dass Sie es merken. Dies kann Ihre verfügbare Bandbreite erheblich schmälern.
- Windows Updates: Ein neuer PC wird wahrscheinlich viele Windows-Updates herunterladen müssen. Dies kann im Hintergrund laufen und die gesamte Downloadgeschwindigkeit beeinträchtigen.
- Cloud-Synchronisation: Dienste wie OneDrive, Dropbox oder Google Drive synchronisieren möglicherweise riesige Datenmengen, wenn Sie sie auf Ihrem neuen PC einrichten.
- Spiele-Plattformen: Steam, Epic Games, GOG und Co. laden oft im Hintergrund Spiele-Updates herunter.
- Torrent-Clients: Wenn Sie einen Torrent-Client installiert haben, prüfen Sie, ob dieser aktiv ist und Dateien teilt oder herunterlädt.
- Andere Apps: Viele Apps nutzen das Internet im Hintergrund.
Öffnen Sie den Task-Manager (Strg+Umschalt+Esc), gehen Sie zum Reiter „Leistung” und dann „Ethernet” oder „WLAN”. Hier sehen Sie die aktuelle Auslastung Ihrer Netzwerkverbindung. Unter „Prozesse” können Sie sehen, welche Anwendungen wie viel Bandbreite verbrauchen. Schließen Sie unnötige Programme und Dienste.
Antiviren-Software und Firewalls
Einige Antivirenprogramme und Firewalls können den Netzwerkverkehr prüfen und dabei verlangsamen. Versuchen Sie, Ihre Antivirensoftware und die Windows-Firewall (temporär!) zu deaktivieren und einen Geschwindigkeitstest erneut durchzuführen. Wenn die Geschwindigkeit deutlich steigt, haben Sie den Übeltäter gefunden. Konfigurieren Sie die Software neu oder wechseln Sie ggf. zu einer anderen Lösung.
VPN und Proxy-Dienste
Wenn Sie einen VPN-Dienst oder einen Proxy nutzen, ist es sehr wahrscheinlich, dass dieser Ihre Verbindung drosselt. Testen Sie Ihre Internetgeschwindigkeit ohne VPN/Proxy.
Browser-Probleme
Manchmal liegt das Problem am Browser selbst. Versuchen Sie:
- Einen anderen Browser zu verwenden (z.B. Chrome, Firefox, Edge).
- Alle Browser-Erweiterungen zu deaktivieren.
- Den Browser-Cache und die Cookies zu löschen.
Malware und Adware
Schädliche Software kann nicht nur Ihre Daten stehlen, sondern auch Ihre Internetverbindung für eigene Zwecke missbrauchen und so Ihre Bandbreite verringern. Führen Sie einen vollständigen Scan mit einem zuverlässigen Antivirenprogramm durch.
Betriebssystem-Einstellungen
Windows 10 und 11 haben eine Funktion namens „Übermittlungsoptimierung”, die dazu dient, Updates effizienter zu verteilen, indem sie von anderen PCs im lokalen Netzwerk oder sogar im Internet heruntergeladen werden. Dies kann auch Ihre Upload- und Download-Geschwindigkeit beeinflussen. Deaktivieren Sie diese Funktion unter Einstellungen > Update & Sicherheit > Übermittlungsoptimierung, um zu sehen, ob dies hilft.
Schritt 4: Das Netzwerk und externe Faktoren
Manchmal liegt das Problem weder am PC noch am Router, sondern an externen Einflüssen.
WLAN-Optimierung (speziell für WLAN-Nutzer)
- Router-Standort: Stellen Sie den Router zentral in Ihrer Wohnung auf, nicht in einer Ecke oder hinter großen Metallgegenständen.
- Kanalwechsel: Überprüfen Sie im Router-Interface, ob Sie den WLAN-Kanal wechseln können. Manchmal sind die Standardkanäle in Wohngebieten stark überlastet, weil viele Nachbarn den gleichen Kanal nutzen. Tools wie „WLAN-Analysator” (für Android) können helfen, weniger belegte Kanäle zu finden.
- Frequenzbänder: Wie bereits erwähnt, bevorzugen Sie 5 GHz für höhere Geschwindigkeiten, wenn der Abstand zum Router gering ist. Für größere Entfernungen ist 2,4 GHz stabiler, aber langsamer.
Andere Geräte im Heimnetzwerk
Haben Sie viele andere Geräte gleichzeitig im Netzwerk, die Bandbreite beanspruchen? Smart-TVs streamen 4K-Inhalte, andere Familienmitglieder spielen Online-Games oder laden große Dateien herunter. All dies summiert sich. Trennen Sie zum Testen alle anderen Geräte vom Netzwerk und testen Sie die Geschwindigkeit nur mit Ihrem neuen PC.
DNS-Einstellungen
Ein schneller DNS-Server kann die Ladezeiten von Webseiten leicht verbessern, hat aber selten einen großen Einfluss auf die reine Downloadgeschwindigkeit großer Dateien. Trotzdem kann es einen Versuch wert sein, auf öffentliche DNS-Server wie Google DNS (8.8.8.8 und 8.8.4.4) oder Cloudflare DNS (1.1.1.1 und 1.0.0.1) umzustellen. Dies geschieht in den Netzwerkeinstellungen Ihres PCs.
Auslastung des Internetanbieters / Lokale Störungen
In seltenen Fällen kann auch Ihr Internetanbieter selbst Engpässe haben oder es gibt lokale Störungen in Ihrem Versorgungsgebiet. Prüfen Sie die Statusseiten Ihres Providers oder fragen Sie bei deren Support nach.
Die Diagnose-Checkliste: So gehen Sie systematisch vor
Um den Flaschenhals effektiv zu finden, gehen Sie die Schritte systematisch durch:
- Vertrag prüfen: Welche Geschwindigkeit ist vereinbart?
- Router-Neustart: Schaltet man ihn einmal aus und wieder ein?
- Geschwindigkeitstest am Router: Laptop/PC direkt per LAN-Kabel an den Router anschließen und testen.
- Ist die Geschwindigkeit hier hoch? → Problem liegt beim PC oder der WLAN-Verbindung. Weiter mit Punkt 4.
- Ist die Geschwindigkeit hier auch niedrig? → Problem liegt beim Router oder dem Internetanschluss. Kontaktieren Sie Ihren Anbieter.
- Geschwindigkeitstest am PC per LAN: Wenn Sie den PC per Kabel nutzen, testen Sie mit einem neuen Ethernet-Kabel und einem anderen Port am Router.
- Geschwindigkeitstest am PC per WLAN: Wenn Sie WLAN nutzen, testen Sie direkt neben dem Router auf beiden Frequenzbändern (2,4 GHz und 5 GHz).
- Task-Manager prüfen: Welche Prozesse verbrauchen Bandbreite? Schließen Sie unnötige Programme.
- Treiber aktualisieren: Laden Sie die neuesten Netzwerktreiber für Ihren PC herunter.
- Software deaktivieren: Antivirenprogramme, Firewalls, VPNs temporär deaktivieren und erneut testen.
- Andere Geräte im Netzwerk trennen: Testen Sie, ob Ihr PC alleine eine bessere Geschwindigkeit erreicht.
Dokumentieren Sie die Schritte und die Ergebnisse. So sehen Sie, wann sich die Geschwindigkeit ändert, und können den Verursacher eingrenzen.
Fazit und wann es Zeit für den Profi ist
Eine Downloadgeschwindigkeit von 1,5 Mb/s auf einem neuen PC ist frustrierend und definitiv nicht normal. Wie Sie gesehen haben, gibt es jedoch eine Vielzahl von potenziellen Ursachen, die selten am PC selbst, sondern oft an der Netzwerkumgebung oder Software liegen. Mit ein wenig Geduld und den hier beschriebenen Schritten können Sie den Flaschenhals in den meisten Fällen selbst identifizieren und beheben. Von der Überprüfung Ihres Internetvertrags und Routers über die Aktualisierung von Treibern bis hin zur Optimierung Ihrer WLAN-Einstellungen – jeder Schritt bringt Sie der Lösung näher.
Sollten alle diese Maßnahmen zu keiner Besserung führen und die Geschwindigkeit selbst bei direkter Verbindung zum Router weiterhin unter der vertraglich vereinbarten Leistung liegen, ist es an der Zeit, Ihren Internetanbieter zu kontaktieren. Beschreiben Sie genau, welche Schritte Sie bereits unternommen haben, um die Fehlerbehebung zu erleichtern. Bleiben Sie hartnäckig – ein schneller Internetzugang ist schließlich ein grundlegendes Feature für einen modernen PC. Viel Erfolg bei der Jagd nach dem Speed!