PC stürzt ständig ab? So finden Sie heraus, ob RAM, BIOS oder die GPU schuld sind

Es gibt nur wenige Dinge, die am Computer frustrierender sind, als ein System, das sich ständig verabschiedet. Ob mitten im Spiel, bei der Arbeit an einem wichtigen Projekt oder einfach nur beim Surfen im Internet – ein plötzlicher PC-Absturz kann Nerven kosten und im schlimmsten Fall zu Datenverlust führen. Die Fehlersuche kann sich anfühlen wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen, da zahlreiche Komponenten für Systeminstabilität verantwortlich sein können. Doch keine Sorge: Mit der richtigen Herangehensweise können Sie die Ursache eingrenzen und oft selbst beheben.

Dieser umfassende Leitfaden konzentriert sich auf drei der häufigsten Übeltäter, wenn Ihr PC ständig abstürzt: den Arbeitsspeicher (RAM), das Basic Input/Output System (BIOS) bzw. Unified Extensible Firmware Interface (UEFI) und die Grafikkarte (GPU). Wir führen Sie Schritt für Schritt durch die Diagnose, damit Sie herausfinden können, welche dieser Komponenten möglicherweise das Problem verursacht.

Bevor wir ins Detail gehen: Allgemeine Tipps zur Fehlersuche

Bevor wir uns den spezifischen Komponenten widmen, gibt es einige grundlegende Schritte, die Sie immer zuerst prüfen sollten. Diese können manchmal schon die Lösung sein und ersparen Ihnen eine tiefergehende Analyse:

1. Überhitzung prüfen: Hohe Temperaturen sind eine der häufigsten Ursachen für Abstürze. Nutzen Sie Tools wie HWMonitor oder Core Temp, um die Temperaturen von CPU und GPU zu überwachen. Reinigen Sie Lüfter und Kühler von Staub und stellen Sie sicher, dass der Airflow im Gehäuse optimal ist.
2. Treiber aktualisieren: Veraltete oder beschädigte Treiber, insbesondere für die Grafikkarte, können massive Probleme verursachen. Besuchen Sie die Websites der Hersteller (NVIDIA, AMD, Intel) und laden Sie die neuesten Treiber herunter. Führen Sie bei Grafikkartentreibern am besten eine „saubere Installation” durch.
3. Windows Update: Stellen Sie sicher, dass Ihr Betriebssystem auf dem neuesten Stand ist. Patches beheben oft bekannte Fehler und verbessern die Systemstabilität.
4. Ereignisanzeige prüfen: Windows protokolliert Abstürze und Fehler in der Ereignisanzeige (eventvwr.msc). Suchen Sie unter „Windows-Protokolle” -> „System” nach roten Fehlern oder gelben Warnungen, die zeitlich mit den Abstürzen übereinstimmen. Die Fehlercodes können wertvolle Hinweise liefern.
5. Netzteil überprüfen: Ein schwaches oder defektes Netzteil kann unzureichende Stromversorgung liefern und zu instabilem Verhalten führen, insbesondere unter Last. Achten Sie auf Geräusche oder Gerüche und stellen Sie sicher, dass die Wattzahl für Ihre Komponenten ausreicht.
6. Kabelverbindungen checken: Lose Stromkabel, SATA-Kabel oder DisplayPort/HDMI-Kabel können ebenfalls für unerwartetes Verhalten sorgen. Überprüfen Sie alle Anschlüsse im und am PC.

Wenn diese allgemeinen Schritte nicht geholfen haben, tauchen wir tiefer ein in die Welt von RAM, BIOS und GPU.

Ist der Arbeitsspeicher (RAM) der Übeltäter?

Der Arbeitsspeicher (Random Access Memory) ist die Kurzzeitgedächtniskomponente Ihres PCs. Wenn RAM defekt ist oder fehlerhaft arbeitet, kann dies zu einer Vielzahl von Problemen führen, da die CPU falsche oder beschädigte Daten verarbeitet. Typische Anzeichen für RAM-Probleme sind:

• Blue Screen of Death (BSOD) mit Fehlermeldungen wie „MEMORY_MANAGEMENT”, „PAGE_FAULT_IN_NONPAGED_AREA”, „IRQL_NOT_LESS_OR_EQUAL” oder ähnlichen.
• Regelmäßige Systemabstürze oder willkürliche Neustarts.
• Anwendungen stürzen unerwartet ab oder frieren ein.
• Probleme beim Starten von Programmen oder des Betriebssystems.
• Fehlermeldungen beim Kopieren von Dateien.

Diagnoseschritte für RAM-Probleme:

1. RAM-Module neu einsetzen: Schalten Sie den PC aus, trennen Sie ihn vom Strom und öffnen Sie das Gehäuse. Entriegeln Sie die RAM-Riegel an beiden Seiten (meist mit kleinen Clips) und nehmen Sie sie heraus. Blasen Sie vorsichtig Staub aus den Steckplätzen und setzen Sie die Module fest wieder ein, bis die Clips einrasten. Manchmal reicht schon eine schlechte Verbindung aus.
2. Windows-Speicherdiagnose: Windows hat ein integriertes Tool zur Speicherüberprüfung. Drücken Sie Win + R, tippen Sie mdsched.exe ein und drücken Sie Enter. Wählen Sie „Jetzt neu starten und nach Problemen suchen”. Der Test kann eine Weile dauern. Wenn Fehler gefunden werden, ist der RAM wahrscheinlich defekt.
3. MemTest86: Dies ist das Goldstandard-Tool zur RAM-Diagnose.
   • Laden Sie MemTest86 von der offiziellen Website (www.memtest86.com) herunter.
   • Erstellen Sie einen bootfähigen USB-Stick mit dem Tool.
   • Starten Sie Ihren PC vom USB-Stick.
   • Lassen Sie MemTest86 mindestens vier volle Durchläufe (Passes) laufen. Wenn Fehler angezeigt werden, ist Ihr RAM defekt.

   Wichtiger Hinweis: Ein einziger Fehler in MemTest86 bedeutet in der Regel, dass der RAM ausgetauscht werden muss.

4. Testen einzelner Module: Wenn Sie mehrere RAM-Module installiert haben, entfernen Sie alle bis auf eines. Testen Sie den PC mit diesem einen Modul. Wenn er stabil läuft, tauschen Sie das Modul gegen das nächste aus und wiederholen Sie den Test. So können Sie das defekte Modul identifizieren. Testen Sie auch verschiedene RAM-Steckplätze.
5. XMP/DOCP-Profil prüfen: Viele moderne RAM-Module werden mit XMP (Extreme Memory Profile) oder DOCP (Direct Overclock Profile) beworben, um höhere Geschwindigkeiten zu erreichen. Diese Profile sind eine Art Übertaktung. Wenn Ihr System mit aktiviertem XMP/DOCP instabil ist, versuchen Sie, es im BIOS/UEFI zu deaktivieren oder die RAM-Geschwindigkeit manuell auf die Standardgeschwindigkeit des Mainboards (z.B. 2133 MHz oder 2400 MHz) zu senken. Manchmal ist das Mainboard oder der CPU-Speichercontroller nicht in der Lage, die beworbene Geschwindigkeit des RAMs stabil zu halten.

Das BIOS/UEFI – Die Wurzel allen Übels?

Das BIOS (Basic Input/Output System) oder sein moderner Nachfolger, das UEFI (Unified Extensible Firmware Interface), ist die Firmware, die Ihr Mainboard steuert. Es initialisiert die Hardware beim Systemstart und übergibt dann die Kontrolle an das Betriebssystem. Fehlerhafte Einstellungen oder eine veraltete Version können zu ernsthaften Stabilitätsproblemen führen.

Anzeichen für BIOS/UEFI-Probleme sind oft subtiler und können sich als:

• Probleme beim Systemstart (Boot-Loops, kein Bild).
• Hardware wird nicht korrekt erkannt oder funktioniert nicht richtig.
• Systemabstürze, insbesondere kurz nach dem Start oder nach einer Änderung im BIOS.
• Probleme mit der CPU- oder RAM-Kompatibilität.

Diagnoseschritte für BIOS/UEFI-Probleme:

1. BIOS/UEFI auf Standardwerte zurücksetzen: Dies ist oft der erste und wichtigste Schritt. Übertaktungseinstellungen, falsche Boot-Optionen oder Spannungseinstellungen können zu Instabilität führen.
   • Im BIOS-Menü: Beim Starten des PCs drücken Sie eine Taste wie Entf, F2, F10 oder F12 (abhängig vom Hersteller), um ins BIOS/UEFI zu gelangen. Suchen Sie nach einer Option wie „Load Default Settings”, „Load Optimized Defaults” oder „Factory Reset” und speichern Sie die Änderungen.
   • CMOS-Reset per Jumper: Schalten Sie den PC aus und trennen Sie ihn vom Strom. Suchen Sie auf dem Mainboard nach zwei oder drei Pins, die als „CMOS_CLR”, „CLR_CMOS” oder ähnlich beschriftet sind. Überbrücken Sie diese Pins für 5-10 Sekunden mit einem Jumper oder einem metallischen Gegenstand (z.B. Schraubenzieher). Alternativ können Sie die kleine CMOS-Batterie (Knopfzelle, Typ CR2032) für etwa 5 Minuten entnehmen und dann wieder einsetzen, nachdem der PC vom Strom getrennt war.

   Ein Reset setzt alle Einstellungen auf die Werkseinstellungen zurück und kann viele Probleme beheben.

2. BIOS/UEFI aktualisieren: Eine veraltete Firmware kann Kompatibilitätsprobleme mit neuerer Hardware (insbesondere CPUs, GPUs oder RAM) verursachen. Überprüfen Sie die Website Ihres Mainboard-Herstellers, ob eine neuere BIOS/UEFI-Version verfügbar ist.
   • Vorsicht! Ein BIOS-Update ist ein kritischer Vorgang. Ein Stromausfall oder ein Fehler während des Updates kann das Mainboard unbrauchbar machen. Folgen Sie den Anweisungen des Herstellers genau. Laden Sie nur die für Ihr spezifisches Mainboard-Modell vorgesehene Version herunter.
3. Spannungseinstellungen prüfen: Wenn Sie Ihre CPU oder RAM manuell übertaktet oder die Spannungen angepasst haben, können instabile Werte zu Abstürzen führen. Stellen Sie sicher, dass alle Spannungen auf „Auto” oder auf die vom Hersteller empfohlenen Werte eingestellt sind.
4. Hardware-Kompatibilität: Überprüfen Sie die Support-Listen Ihres Mainboard-Herstellers für Ihre CPU, RAM und manchmal auch für bestimmte GPUs. Manchmal ist eine bestimmte BIOS-Version erforderlich, um eine neue CPU korrekt zu unterstützen.

Die Grafikkarte (GPU) – Das Herzstück der Anzeige

Die Grafikkarte ist für die Bildausgabe zuständig und besonders unter Last (z.B. beim Gaming oder Videobearbeitung) ein häufiger Verursacher von Abstürzen. Probleme mit der GPU können sich äußern durch:

• Systemabstürze oder Freezes, insbesondere während grafikintensiver Anwendungen oder Spiele.
• Artefakte auf dem Bildschirm: Seltsame Muster, farbige Punkte, Streifen oder Verzerrungen.
• Black Screen: Der Bildschirm wird schwarz, aber der PC läuft noch.
• „Anzeigetreiber wurde nach einem Fehler wiederhergestellt”-Meldungen.
• Kein Bild beim Start (aber der PC scheint zu laufen).
• Laute Lüftergeräusche der Grafikkarte gefolgt von einem Absturz.

Diagnoseschritte für GPU-Probleme:

1. Grafikkartentreiber sauber neu installieren: Dies ist oft der erste Schritt.
   • Laden Sie das Tool Display Driver Uninstaller (DDU) herunter (www.wagnardsoft.com).
   • Starten Sie Windows im abgesicherten Modus.
   • Führen Sie DDU aus, um alle vorhandenen Grafikkartentreiber restlos zu entfernen (wählen Sie NVIDIA, AMD oder Intel entsprechend).
   • Starten Sie den PC neu und installieren Sie den neuesten Treiber, den Sie von der offiziellen Website Ihres Grafikkartenherstellers (NVIDIA, AMD, Intel) heruntergeladen haben.

   Eine saubere Installation verhindert Konflikte mit alten Treiberresten.

2. GPU-Temperaturen überwachen: Überhitzung ist ein Top-Grund für GPU-Abstürze. Nutzen Sie Tools wie MSI Afterburner, HWMonitor oder GPU-Z, um die Temperatur Ihrer Grafikkarte zu überwachen, besonders unter Last.
   • Ziel ist es, unter Last unter 85-90°C zu bleiben.
   • Reinigen Sie die Lüfter und Kühlkörper der Grafikkarte gründlich von Staub.
   • Stellen Sie sicher, dass genügend Luft im Gehäuse zirkulieren kann.
   • Überprüfen Sie, ob die Grafikkartenlüfter sich drehen.
3. Stresstest der Grafikkarte: Tools wie FurMark, Heaven Benchmark oder 3DMark können Ihre GPU extrem belasten und so potenzielle Instabilitäten aufdecken. Lassen Sie diese Tests laufen und beobachten Sie, ob Abstürze oder Artefakte auftreten. Achten Sie dabei auch auf die Temperaturen.
4. Stromversorgung überprüfen: Moderne Grafikkarten benötigen viel Strom.
   • Stellen Sie sicher, dass Ihr Netzteil über ausreichend Watt verfügt und die erforderlichen PCIe-Stromanschlüsse (z.B. 6-Pin, 8-Pin oder 12-Pin) an der Grafikkarte korrekt und fest sitzen.
   • Verwenden Sie nicht dasselbe Kabel für zwei getrennte 8-Pin-Anschlüsse, wenn es sich vermeiden lässt, da dies zu Stromversorgungsengpässen führen kann. Idealerweise sollte jeder 8-Pin-Anschluss ein eigenes Kabel vom Netzteil erhalten.
5. GPU neu einsetzen: Schalten Sie den PC aus und trennen Sie ihn vom Strom. Entfernen Sie die Grafikkarte vorsichtig aus dem PCIe-Steckplatz und setzen Sie sie wieder fest ein. Stellen Sie sicher, dass sie richtig in den Steckplatz gedrückt wird und die Verriegelung einrastet.
6. Test mit integrierter Grafik (falls vorhanden): Wenn Ihre CPU über eine integrierte Grafikeinheit (iGPU) verfügt (z.B. Intel-Prozessoren ohne „F” im Namen, AMD Ryzen G-Serie), entfernen Sie Ihre dedizierte Grafikkarte und schließen Sie Ihren Monitor direkt am Mainboard an. Wenn der PC mit der iGPU stabil läuft, ist Ihre dedizierte Grafikkarte wahrscheinlich defekt.
7. Übertaktung rückgängig machen/Undervolting versuchen: Wenn Sie Ihre Grafikkarte übertaktet haben, setzen Sie die Taktraten auf die Standardwerte zurück. Manchmal kann auch ein leichtes Undervolting (Reduzierung der Spannung bei gleichbleibenden Taktraten) die Stabilität verbessern und die Temperatur senken.
8. Anderer PCIe-Steckplatz: Falls Ihr Mainboard mehrere PCIe-x16-Steckplätze hat, versuchen Sie, die Grafikkarte in einem anderen Steckplatz zu testen. Ein defekter Steckplatz ist selten, aber möglich.

Das Zusammenspiel der Komponenten

Es ist wichtig zu verstehen, dass die genannten Komponenten nicht isoliert voneinander existieren. Ein Problem mit einer Komponente kann Auswirkungen auf andere haben. Zum Beispiel kann ein instabiles Netzteil (nicht in den Hauptkategorien, aber ein allgemeiner Prüfpunkt) sowohl RAM- als auch GPU-Probleme verursachen, da beide Komponenten nicht ausreichend mit Strom versorgt werden. Oder ein RAM-Fehler kann zu einem GPU-Treiberabsturz führen, da falsche Daten an die Grafikkarte gesendet werden.

Die systematische Fehlersuche, bei der Sie eine mögliche Fehlerquelle nach der anderen ausschließen, ist der Schlüssel zum Erfolg. Notieren Sie sich jede Änderung, die Sie vornehmen, und die Ergebnisse. So können Sie den Überblick behalten und ggf. rückgängig machen, was das Problem verschlimmert hat.

Fazit

Ein ständig abstürzender PC ist eine ärgerliche Angelegenheit, aber in vielen Fällen können Sie die Ursache mit etwas Geduld und den richtigen Tools selbst finden. Ob es nun der RAM ist, der fehlerhafte Daten liefert, ein falsch konfiguriertes oder veraltetes BIOS/UEFI, das die Hardware nicht richtig steuert, oder eine überhitzte oder defekte Grafikkarte – durch die gezielte Anwendung der hier vorgestellten Diagnoseschritte können Sie den Übeltäter entlarven.

Sollten alle Stricke reißen und Ihr PC weiterhin abstürzen, ist es ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Manchmal liegt das Problem tiefer oder erfordert spezielle Diagnosewerkzeuge. Doch mit diesem Leitfaden sind Sie bestens gerüstet, um die gängigsten Ursachen für PC-Abstürze selbst in Angriff zu nehmen und Ihrem System wieder zu alter Stabilität zu verhelfen.