Trotz der Meldung „RPC Server nicht erreichbar”: So können Sie sich dennoch am PC anmelden

Die Fehlermeldung „RPC Server nicht erreichbar” (oder „The RPC server is unavailable” im Englischen) ist eine der frustrierendsten Meldungen, die Sie auf Ihrem Windows-PC antreffen können – besonders, wenn sie Sie daran hindert, sich überhaupt erst anzumelden. Plötzlich scheint Ihr Computer eine unerreichbare Festung zu sein, und die einfachsten Aufgaben werden unmöglich. Doch keine Sorge: Diese Meldung ist zwar ernst zu nehmen, bedeutet aber nicht zwangsläufig das Ende der Fahnenstange. Mit den richtigen Schritten können Sie sich oft trotzdem anmelden und den zugrunde liegenden Fehler beheben.

Was ist RPC und warum ist es so kritisch für die Anmeldung?

Bevor wir uns den Lösungen widmen, ist es hilfreich zu verstehen, womit wir es überhaupt zu tun haben. RPC steht für „Remote Procedure Call” (Remoteprozeduraufruf). Es ist ein grundlegendes Protokoll, das es einem Programm auf einem Computer ermöglicht, eine Prozedur (eine Funktion oder ein Subroutine) auf einem anderen Computer (oder manchmal sogar auf demselben Computer, aber in einem anderen Prozess) aufzurufen. Im Wesentlichen ermöglicht RPC die Kommunikation zwischen verschiedenen Diensten und Prozessen innerhalb eines Netzwerks oder sogar innerhalb Ihres lokalen Systems.

Für Windows ist RPC absolut entscheidend. Viele Kernkomponenten und Dienste, die für den normalen Betrieb Ihres PCs unerlässlich sind, verlassen sich auf RPC, um miteinander zu kommunizieren. Dazu gehören unter anderem:

• Authentifizierungsdienste: Insbesondere in Domänenumgebungen müssen Clients (Ihre PCs) mit Domänencontrollern kommunizieren, um Benutzer zu authentifizieren und Gruppenrichtlinien anzuwenden. RPC ist hierfür unverzichtbar.
• Profil- und Einstellungenverwaltung: Wenn Sie sich anmelden, muss Windows Ihr Benutzerprofil laden, das möglicherweise auch Netzwerkfreigaben oder serverseitige Einstellungen umfasst.
• Dienste wie Netlogon, Workstation, Server: Diese Dienste sind zentral für die Netzwerkkommunikation und die Interaktion mit anderen Computern oder Servern. Ein Ausfall von RPC kann ihre Funktion beeinträchtigen.
• Windows-Verwaltungsinstrumentation (WMI) und DCOM: Viele Verwaltungsaufgaben und die Ausführung von Skripten basieren auf diesen Technologien, die wiederum RPC nutzen.

Wenn der RPC-Server nicht erreichbar ist, bedeutet das, dass eine oder mehrere dieser kritischen Kommunikationswege unterbrochen sind. Für die Anmeldung kann dies bedeuten, dass das System keine Verbindung zu einem Authentifizierungsdienst herstellen kann (sei es lokal oder im Netzwerk), das Benutzerprofil nicht korrekt laden kann oder andere notwendige Dienste nicht starten können. Das Ergebnis ist eine verweigerte Anmeldung oder die besagte Fehlermeldung.

Die häufigsten Ursachen für den RPC-Fehler

Die Gründe für die Meldung „RPC Server nicht erreichbar” können vielfältig sein. Eine genaue Kenntnis der potenziellen Ursachen hilft bei der gezielten Fehlerbehebung:

• Netzwerkprobleme: Eine unterbrochene Netzwerkverbindung, eine falsche IP-Konfiguration oder ein fehlerhafter DNS-Eintrag können die Kommunikation verhindern.
• Firewall-Blockade: Eine aggressive Firewall (Windows Defender Firewall oder Drittanbieter) kann RPC-Ports blockieren.
• Dienstprobleme: Der „Remoteprozeduraufruf (RPC)”-Dienst selbst, der „RPC-Endpunkt-Mapper” oder verwandte Dienste wie „DCOM-Server-Prozess-Starter” sind gestoppt, deaktiviert oder beschädigt.
• DNS-Auflösungsprobleme: Wenn der PC Hostnamen nicht in IP-Adressen auflösen kann, kann er den RPC-Dienst nicht finden.
• Registry-Korruption: Beschädigte Einträge in der Windows-Registrierung können die Funktionsweise von RPC beeinträchtigen.
• Malware oder Viren: Schadsoftware kann Systemdienste manipulieren oder deaktivieren.
• Fehlende oder beschädigte Systemdateien: Essenzielle Windows-Dateien, die für RPC notwendig sind, könnten beschädigt sein.
• Überlastung oder Ressourcenmangel: Selten, aber extreme Systemlast kann Dienste vorübergehend außer Gefecht setzen.
• Probleme mit Domänencontrollern (in Unternehmensnetzwerken): Wenn der Domänencontroller nicht erreichbar oder fehlerhaft ist, kann die RPC-Kommunikation scheitern.

Schritt 1: Dennoch am PC anmelden – Die Sofortlösung

Das primäre Ziel ist es, überhaupt Zugriff auf Ihr System zu erhalten, um die Ursache beheben zu können. Hier sind die wichtigsten Wege, um sich trotz der Fehlermeldung anzumelden:

1. Anmeldung mit einem lokalen Konto

Wenn Ihr PC in einer Domäne ist oder Sie primär mit einem Microsoft-Konto arbeiten, kann die Anmeldung an einem lokalen Konto die Lösung sein. Ein lokales Konto erfordert keine Netzwerkverbindung zu einem Domänencontroller oder den Microsoft-Servern und ist daher oft von RPC-Problemen unberührt.

• So versuchen Sie es:
  • Wenn Sie auf dem Anmeldebildschirm sind, suchen Sie nach der Option, den Benutzer zu wechseln.
  • Versuchen Sie, den Benutzernamen als .<LokalerBenutzername> einzugeben. Zum Beispiel, wenn Ihr lokaler Benutzername „Admin” ist, geben Sie .Admin ein.
  • Alternativ, wenn nur lokale Konten angezeigt werden oder Sie wissen, dass es ein lokales Konto gibt, wählen Sie dieses einfach aus und geben das entsprechende Passwort ein.
  • Stellen Sie sicher, dass Sie das korrekte Passwort für das lokale Konto haben.

2. Starten im Abgesicherten Modus

Der Abgesicherte Modus startet Windows mit einem Minimum an Treibern und Diensten. Dies ist eine ausgezeichnete Umgebung, um Fehler zu beheben, da viele problematische Drittanbieterdienste oder -programme deaktiviert sind.

• So gelangen Sie in den Abgesicherten Modus:
  • Variante A (Wenn Sie den Anmeldebildschirm erreichen): Halten Sie die Shift-Taste gedrückt und klicken Sie gleichzeitig auf „Neu starten” im Energie-Menü des Anmeldebildschirms.
  • Variante B (Wenn Sie den Anmeldebildschirm nicht erreichen): Schalten Sie Ihren PC dreimal hintereinander während des Bootvorgangs aus (wenn das Windows-Logo erscheint, halten Sie den Netzschalter gedrückt, bis er sich ausschaltet). Beim vierten Start sollte Windows automatisch in den Wiederherstellungsmodus booten.
• Im Wiederherstellungsmodus:
  • Wählen Sie „Problembehandlung” > „Erweiterte Optionen” > „Starteinstellungen” > „Neu starten”.
  • Nach dem Neustart sehen Sie eine Liste mit Startoptionen. Drücken Sie F4 für den „Abgesicherten Modus” oder F5 für den „Abgesicherten Modus mit Netzwerktreibern” (letzteres ist oft nützlicher, wenn Sie noch auf Netzwerkressourcen zugreifen müssen).
• Anmeldung im Abgesicherten Modus: Nach dem Start im Abgesicherten Modus sollten Sie sich oft mit einem beliebigen Administrator-Konto anmelden können. Von hier aus können Sie mit der Fehlerbehebung fortfahren.

3. Anmeldung mit zwischengespeicherten Anmeldeinformationen (Domänenumgebung)

Wenn Ihr PC Teil einer Windows-Domäne ist, speichert Windows oft zwischengespeicherte Anmeldeinformationen. Diese ermöglichen Ihnen die Anmeldung, auch wenn der Domänencontroller gerade nicht erreichbar ist. Allerdings kann ein schwerwiegendes RPC-Problem diese Option ebenfalls beeinträchtigen. Versuchen Sie es dennoch – es könnte klappen, wenn das Problem nicht direkt die Authentifizierung, sondern nachfolgende RPC-Dienste betrifft.

Schritt 2: Fehlerbehebung, nachdem Sie angemeldet sind

Sobald Sie Zugriff auf Ihr System haben, ist es Zeit, die Ursache des RPC-Fehlers zu finden und zu beheben. Gehen Sie systematisch vor:

1. Überprüfung der Netzwerkverbindung

Ein simples Problem kann oft die Ursache sein:

• Stellen Sie sicher, dass Ihr Ethernet-Kabel fest sitzt oder Ihre Wi-Fi-Verbindung aktiv ist.
• Öffnen Sie die Eingabeaufforderung (cmd) als Administrator und führen Sie ipconfig /all aus, um Ihre IP-Adresse, Subnetzmaske, Standardgateway und DNS-Server zu überprüfen.
• Pingen Sie Ihr Standardgateway (ping <Standardgateway-IP>) und einen externen Server wie Google (ping 8.8.8.8), um die grundlegende Konnektivität zu testen.
• Testen Sie die DNS-Auflösung mit nslookup google.com.

2. Die Windows-Firewall und Drittanbieter-Firewalls

Eine zu restriktive Firewall ist eine häufige Ursache für RPC-Fehler:

• Öffnen Sie die „Systemsteuerung” > „Windows Defender Firewall” > „Windows Defender Firewall ein- oder ausschalten”. Versuchen Sie, die Firewall temporär zu deaktivieren, um zu sehen, ob der Fehler verschwindet.
• Wenn Sie eine Drittanbieter-Firewall oder ein Sicherheitspaket verwenden, deaktivieren Sie dieses temporär oder überprüfen Sie dessen Einstellungen, um sicherzustellen, dass RPC-Verkehr nicht blockiert wird. Normalerweise sind RPC-Ports dynamisch, aber der Port 135 (RPC-Endpunkt-Mapper) ist fest und muss offen sein.

3. Überprüfung und Neustart kritischer Dienste

Dies ist einer der wichtigsten Schritte. Öffnen Sie die Dienste-Verwaltung (services.msc über Win + R):

• Suchen Sie nach folgenden Diensten und stellen Sie sicher, dass ihr „Starttyp” auf „Automatisch” steht und der „Dienststatus” auf „Wird ausgeführt” ist. Falls nicht, ändern Sie den Starttyp und starten Sie den Dienst:
  • Remoteprozeduraufruf (RPC)
  • DCOM-Server-Prozess-Starter (DCOM Server Process Launcher)
  • RPC-Endpunkt-Mapper (RPC Endpoint Mapper)
  • Workstation
  • Server (falls vorhanden und relevant)
  • Netlogon (für Domänenumgebungen)
  • Gruppenrichtlinienclient (Group Policy Client)
• Versuchen Sie, diese Dienste nacheinander neu zu starten, beginnend mit „DCOM-Server-Prozess-Starter”, dann „RPC-Endpunkt-Mapper”, dann „Remoteprozeduraufruf (RPC)”.

4. Überprüfen des Ereignisprotokolls

Das Ereignisprotokoll (eventvwr.msc) kann wertvolle Hinweise geben:

• Navigieren Sie zu „Windows-Protokolle” > „System” und „Anwendung”.
• Suchen Sie nach Warnungen oder Fehlern, die zeitlich mit dem Auftreten des RPC-Problems zusammenfallen. Achten Sie auf Quellen wie „DistributedCOM”, „Service Control Manager” oder „RPC”. Diese Einträge können spezifische Fehlercodes oder genauere Beschreibungen liefern.

5. Systemdateiprüfung und DISM-Befehle

Beschädigte Systemdateien können RPC-Probleme verursachen:

• Öffnen Sie die Eingabeaufforderung als Administrator.
• Führen Sie den Befehl sfc /scannow aus. Dieser scannt und repariert beschädigte Windows-Systemdateien.
• Nach Abschluss von SFC führen Sie die folgenden DISM-Befehle aus (diese können eine Internetverbindung erfordern):
  • DISM /Online /Cleanup-Image /ScanHealth
  • DISM /Online /Cleanup-Image /CheckHealth
  • DISM /Online /Cleanup-Image /RestoreHealth
• Starten Sie den PC neu und prüfen Sie, ob der Fehler behoben ist.

6. Überprüfung der Registrierung (nur für fortgeschrittene Benutzer)

Seien Sie hier äußerst vorsichtig, da falsche Änderungen die Systemstabilität beeinträchtigen können. Erstellen Sie vorab unbedingt einen Wiederherstellungspunkt!

• Öffnen Sie den Registrierungs-Editor (regedit über Win + R).
• Navigieren Sie zu HKEY_LOCAL_MACHINESYSTEMCurrentControlSetServicesRpcSs.
  • Überprüfen Sie den Wert „Start”. Er sollte auf 2 (Automatisch) stehen.
• Navigieren Sie zu HKEY_LOCAL_MACHINESOFTWAREMicrosoftRpc. Überprüfen Sie hier auf ungewöhnliche Einträge oder fehlende Standardwerte. Vergleiche mit einem funktionierenden System könnten hilfreich sein.

7. Malware-Scan

Führen Sie einen vollständigen Scan mit Ihrem Antivirenprogramm durch. Schadsoftware kann Dienste deaktivieren oder manipulieren, um sich vor Entdeckung zu schützen.

8. Windows-Updates und Treiber

• Überprüfen Sie, ob ausstehende Windows-Updates vorhanden sind, und installieren Sie diese. Manchmal beheben Updates bekannte Probleme.
• Wenn der Fehler nach einem Update aufgetreten ist, versuchen Sie, das Update rückgängig zu machen (unter „Einstellungen” > „Update & Sicherheit” > „Wiederherstellung” oder „Update-Verlauf anzeigen”).
• Stellen Sie sicher, dass Ihre Netzwerkkartentreiber aktuell sind. Veraltete oder beschädigte Treiber können Kommunikationsprobleme verursachen.

9. Drittanbieter-Software

Haben Sie kürzlich neue Software installiert? Insbesondere Sicherheitsprogramme, VPN-Clients oder Systemoptimierungstools können RPC-Probleme verursachen. Versuchen Sie, kürzlich installierte Software temporär zu deinstallieren und zu testen, ob der Fehler behoben ist.

Schritt 3: Fortgeschrittene Problembehebung und letzte Auswege

Sollten die oben genannten Schritte nicht zum Erfolg führen, müssen Sie möglicherweise zu drastischeren Maßnahmen greifen:

1. Systemwiederherstellung

Wenn Sie einen Systemwiederherstellungspunkt vor dem Auftreten des Problems erstellt haben, können Sie Ihr System auf diesen Zustand zurücksetzen. Dies macht alle Änderungen rückgängig, die nach dem Erstellungspunkt vorgenommen wurden, und kann viele Softwareprobleme beheben.

• Gehen Sie im Wiederherstellungsmodus zu „Problembehandlung” > „Erweiterte Optionen” > „System wiederherstellen”.

2. Windows-Reparaturinstallation / In-Place Upgrade

Sie können eine Reparaturinstallation von Windows durchführen, indem Sie das Windows-Installationsmedium (USB-Stick oder DVD) verwenden. Starten Sie das Setup innerhalb des laufenden Windows (nachdem Sie sich angemeldet haben) und wählen Sie „Upgrade: Windows installieren und Dateien, Einstellungen und Anwendungen beibehalten”. Dies installiert Windows neu, ohne Ihre persönlichen Daten zu löschen, kann aber viele Systemfehler beheben.

3. PC zurücksetzen oder Neuinstallation

Als letzte Option können Sie Ihren PC zurücksetzen oder Windows komplett neu installieren. Beachten Sie, dass eine komplette Neuinstallation alle Daten auf der Systempartition löscht. Sichern Sie daher unbedingt vorher alle wichtigen Daten!

• PC zurücksetzen: „Einstellungen” > „Update & Sicherheit” > „Wiederherstellung” > „Diesen PC zurücksetzen”. Hier können Sie wählen, ob Ihre persönlichen Dateien behalten oder alles entfernt werden soll.
• Neuinstallation: Booten Sie von einem Windows-Installationsmedium und folgen Sie den Anweisungen zur Neuinstallation.

Prävention: Wie Sie zukünftige RPC-Probleme vermeiden können

Einige einfache Maßnahmen können dazu beitragen, das Risiko von RPC-Fehlern zu minimieren:

• Regelmäßige Updates: Halten Sie Ihr Windows und Ihre Treiber stets auf dem neuesten Stand.
• Gute Sicherheitspraktiken: Verwenden Sie ein zuverlässiges Antivirenprogramm und seien Sie vorsichtig bei Downloads oder E-Mail-Anhängen.
• Systempflege: Führen Sie regelmäßige Systemprüfungen (SFC, DISM) durch und halten Sie Ihre Festplatten sauber.
• Sicherungskopien: Erstellen Sie regelmäßig Systemwiederherstellungspunkte oder vollständige System-Backups.
• Netzwerkstabilität: Sorgen Sie für eine stabile und korrekt konfigurierte Netzwerkumgebung.

Fazit

Die Fehlermeldung „RPC Server nicht erreichbar” ist zweifellos ein Ärgernis, besonders wenn sie die Anmeldung verhindert. Doch wie dieser Artikel zeigt, gibt es zahlreiche Wege, dieses Problem zu umgehen und es dann systematisch zu beheben. Der Schlüssel liegt darin, ruhig zu bleiben, sich methodisch durch die möglichen Ursachen und Lösungen zu arbeiten und die verschiedenen Zugriffsoptionen wie den lokalen Kontozugang oder den abgesicherten Modus zu nutzen. In den meisten Fällen ist der Fehler behebbar, und Ihr PC wird bald wieder reibungslos funktionieren.