Ist der PC für 700 € gut genug fürs Zocken von Fortnite, Rocket League und Minecraft? Eine ehrliche Analyse

Die Frage nach dem perfekten Gaming-PC begleitet wohl jeden, der in die Welt der digitalen Unterhaltung eintauchen möchte. Doch nicht jeder hat das Budget für ein High-End-System. Gerade die Marke von 700 Euro ist für viele eine magische Grenze – erreichbar, aber auch herausfordernd. Kann ein PC in dieser Preisklasse wirklich genug Leistung bieten, um die beliebten Titel Fortnite, Rocket League und Minecraft flüssig und ansprechend darzustellen? Die kurze Antwort: Ja, aber es kommt auf die Details an. Die lange Antwort erfährst du in dieser umfassenden Analyse.

Ein 700-Euro-PC ist kein Überflieger, der jede Grafikeinstellung auf Ultra schaltet und dabei mühelos dreistellige Framerates liefert. Er ist ein clever zusammengestelltes Arbeitstier, das mit den richtigen Prioritäten und realistischen Erwartungen ein hervorragendes Spielerlebnis für die genannten Titel bieten kann. Wir tauchen ein in die Welt der Kompromisse, der smarten Entscheidungen und der Bauteile, die den Unterschied ausmachen.

Das 700-Euro-Budget: Wo fließt das Geld hin?

Bevor wir uns den einzelnen Komponenten widmen, ist es wichtig zu verstehen, dass ein Budget-PC immer eine Frage der Prioritäten ist. Bei 700 Euro müssen wir jeden Euro zweimal umdrehen. Ziel ist es, eine ausgewogene Konfiguration zu finden, die nirgends einen echten Flaschenhals bildet, aber auch keine unnötigen Luxusmerkmale bietet.

Die Hauptposten sind:

• Grafikkarte (GPU): Der wichtigste Baustein für Gaming. Hier muss der Löwenanteil des Budgets investiert werden.
• Prozessor (CPU): Das Gehirn des PCs. Er muss schnell genug sein, um die Grafikkarte zu füttern, aber nicht überdimensioniert.
• Arbeitsspeicher (RAM): Genug und schnell genug, um ein flüssiges Multitasking und Spiel zu gewährleisten.
• Speicher (SSD): Eine schnelle SSD ist heutzutage Pflicht für ein reaktionsschnelles System.
• Mainboard (Motherboard): Die Basis, die alle Komponenten verbindet. Stabil und funktional, aber ohne teure Zusatzfeatures.
• Netzteil (PSU): Zuverlässige Stromversorgung ist essenziell. Nicht das billigste nehmen!
• Gehäuse (Case): Muss die Komponenten beherbergen und für gute Kühlung sorgen. Design ist hier zweitrangig.

Ein Großteil des Budgets, oft 30-40%, geht in die Grafikkarte, gefolgt vom Prozessor (ca. 20-25%). Der Rest verteilt sich auf RAM, SSD, Mainboard, Netzteil und Gehäuse.

Die Kernkomponenten im Detail für 700 Euro

Die Grafikkarte (GPU): Der Gaming-Motor

Die Grafikkarte ist zweifellos das Herzstück eines jeden Gaming-PCs und bei einem Budget von 700 Euro der entscheidende Faktor für die Gaming-Leistung. Hier muss die bestmögliche Leistung für das verfügbare Geld her. Für etwa 250-350 Euro (je nach Marktlage und Angebot) kannst du heute Grafikkarten finden, die für 1080p-Gaming hervorragend geeignet sind.

Was ist realistisch?

• AMD Radeon RX 6600 (oder RX 6600 XT): Diese Karten sind oft preislich attraktiv und bieten eine exzellente Leistung für 1080p. Die RX 6600 liefert in vielen Spielen locker über 60 FPS auf hohen Einstellungen. Die RX 6600 XT ist noch etwas stärker.
• Nvidia GeForce RTX 3050: Obwohl etwas schwächer als die RX 6600 in reiner Rasterisierungsleistung, bietet sie DLSS und bessere Raytracing-Fähigkeiten, die in dieser Preisklasse aber selten genutzt werden. Die Preisleistung ist meist weniger attraktiv. Eine gebrauchte RTX 2060 Super oder GTX 1660 Super/Ti könnte ebenfalls eine Option sein, birgt aber das Risiko eines Gebrauchtprodukts.

Mit diesen Karten kannst du in den genannten Spielen auf 1080p-Auflösung eine sehr gute Leistung erwarten. Achte auf mindestens 8 GB VRAM, um zukunftssicher zu sein.

Der Prozessor (CPU): Das Gehirn des Systems

Für Fortnite, Rocket League und Minecraft brauchst du keinen High-End-Prozessor. Wichtiger ist ein ausgewogenes Verhältnis zur Grafikkarte. Für ca. 100-180 Euro bekommst du hier schon sehr gute Optionen.

Empfehlungen:

• AMD Ryzen 5 5500 oder Ryzen 5 5600: Der Ryzen 5 5500 bietet 6 Kerne und 12 Threads und ist oft sehr günstig zu haben. Der Ryzen 5 5600 ist der Preis-Leistungs-Sieger mit mehr Cache und dadurch besserer Gaming-Performance, aber auch etwas teurer. Beide sind exzellente CPUs für dieses Budget.
• Intel Core i3-12100F oder Core i5-12400F: Der i3-12100F ist ein 4-Kerner, der aber dank seiner hohen Single-Core-Leistung und Hyperthreading in vielen Spielen brilliert. Der i5-12400F mit 6 Kernen und 12 Threads bietet eine noch bessere Performance und ist eine solide Option, wenn das Budget es zulässt. Die „F” Varianten haben keine integrierte Grafikeinheit und sind daher günstiger, was bei einer dedizierten Grafikkarte kein Nachteil ist.

Diese CPUs sind stark genug, um die genannten Grafikkarten optimal auszulasten und bieten gleichzeitig genug Leistung für Hintergrundanwendungen.

Arbeitsspeicher (RAM): Der Kurzzeitspeicher

Beim RAM gibt es heutzutage eigentlich nur eine Empfehlung für Gaming: 16 GB. Alles darunter führt schnell zu Rucklern und einer schlechteren Performance, da moderne Spiele und das Betriebssystem selbst viel Arbeitsspeicher benötigen. Für ca. 40-60 Euro bekommst du hier passende Module.

• 16 GB DDR4-3200 MHz (2x 8 GB): Zwei Riegel sind wichtig für den Dual-Channel-Betrieb, der die Speicherbandbreite verdoppelt und die Leistung signifikant verbessert. 3200 MHz ist der Sweet Spot für DDR4 in Bezug auf Preis und Leistung.

Mehr als 16 GB ist in diesem Budget nicht sinnvoll, da das Geld an anderer Stelle dringender benötigt wird.

Speicher (SSD): Schnelligkeit ist Trumpf

Eine SSD ist für ein modernes System absolut unverzichtbar. Sie sorgt für blitzschnelle Systemstarts, kurze Ladezeiten in Spielen und eine insgesamt reaktionsfreudigere Benutzererfahrung. Eine HDD (Festplatte) ist als primäres Laufwerk heutzutage nicht mehr zu empfehlen.

• 500 GB NVMe-SSD: Für ca. 40-60 Euro erhältst du hier schnelle NVMe-SSDs, die ideal für das Betriebssystem und einige deiner Lieblingsspiele sind. Für die genannten Titel reicht 500 GB gut aus.

Wenn das Budget es zulässt oder du viele Spiele installierst, wäre eine 1 TB SSD für ca. 60-80 Euro eine noch bessere Wahl. Achte auf Markenhersteller wie Crucial, WD oder Kingston.

Mainboard (Motherboard): Die Schaltzentrale

Das Mainboard muss funktional sein und die gewählten Komponenten unterstützen. Teure Gaming-Mainboards mit vielen Features sind in diesem Budget nicht nötig. Preise liegen hier bei ca. 70-100 Euro.

• Für AMD: Ein B550-Mainboard bietet eine gute Basis für die Ryzen-5000-Serie und auch zukünftige Upgrades (wenn auch nicht mehr auf die allerneuesten CPUs).
• Für Intel: Ein H610- oder B660-Mainboard ist passend für die 12. Generation Core i3/i5 CPUs.

Achte darauf, dass das Mainboard über die notwendigen Anschlüsse verfügt (genug SATA-Ports für spätere Erweiterungen, M.2-Slot für die NVMe-SSD und USB-Anschlüsse).

Netzteil (PSU): Die stabile Stromversorgung

Beim Netzteil solltest du nicht übermäßig sparen. Ein billiges Netzteil kann das gesamte System gefährden. Für ca. 50-70 Euro bekommst du hier ein solides Modell.

• 500-600 Watt 80+ Bronze Netzteil: Eine Leistung von 500 bis 600 Watt ist für die genannten Komponenten mehr als ausreichend und bietet Reserven. Ein 80+ Bronze Zertifikat garantiert eine gewisse Effizienz und Qualität. Marken wie be quiet!, Corsair, Seasonic oder Cooler Master sind hier gute Anlaufstellen.

Gehäuse (Case): Schutz und Kühlung

Das Gehäuse ist oft der letzte Posten, an dem gespart wird. Für ca. 40-60 Euro findest du hier gute Optionen.

• Günstiges Gehäuse mit gutem Airflow: Achte darauf, dass das Gehäuse genügend Platz für die Komponenten bietet und eine gute Belüftung gewährleistet ist. Zwei vorinstallierte Lüfter (einer vorne, einer hinten) sind ideal. Ästhetik ist in diesem Preissegment zweitrangig.

Spiele-spezifische Analyse mit einem 700-Euro-PC

Kommen wir zum Kern der Frage: Wie schlagen sich Fortnite, Rocket League und Minecraft auf einem solchen System?

Fortnite: Der Battle-Royale-Hit

Fortnite ist bekannt für seine gute Optimierung und läuft auf einer Vielzahl von Systemen. Mit einer RX 6600 oder einer vergleichbaren Grafikkarte und einem Ryzen 5 5600/Core i5-12400F wirst du ein hervorragendes Erlebnis haben.

• Auflösung: 1080p (Full HD)
• Grafikeinstellungen: Mittel bis Hoch. Viele wettbewerbsorientierte Spieler reduzieren die Einstellungen ohnehin, um maximale Bildraten und Sichtbarkeit zu erzielen.
• Bildrate (FPS): Erwarte konstant 60+ FPS auf hohen Einstellungen und bei optimierten, niedrigeren Einstellungen sind sogar 100+ FPS realistisch. Das ist mehr als genug für ein flüssiges und kompetitives Spielerlebnis.

Die Spielbarkeit ist hier definitiv gegeben und sehr gut.

Rocket League: Das Auto-Fußball-Spektakel

Rocket League ist weitaus weniger anspruchsvoll als Fortnite und wurde ursprünglich für Systeme mit geringerer Leistung konzipiert. Dein 700-Euro-PC wird hier mühelos glänzen.

• Auflösung: 1080p (Full HD)
• Grafikeinstellungen: Hoch bis Sehr Hoch/Ultra.
• Bildrate (FPS): Du wirst hier problemlos 144+ FPS erreichen können. Wenn du einen 144Hz-Monitor besitzt (was außerhalb des PC-Budgets liegt, aber oft eine lohnende Investition ist), kannst du das volle Potenzial ausschöpfen. Auch auf einem 60Hz-Monitor wirst du ein butterweiches Erlebnis haben.

Für Rocket League ist der 700-Euro-PC fast schon überdimensioniert, was dir ein exzellentes und kompromissloses Spielerlebnis beschert.

Minecraft: Der kreative Sandbox-Klassiker

Minecraft ist ein Sonderfall. Die Anforderungen hängen stark davon ab, ob du die Java- oder Bedrock-Edition spielst und ob du Mods oder Shader verwendest.

• Minecraft Bedrock Edition: Diese Version ist hervorragend optimiert und läuft auf fast jedem System flüssig. Dein 700-Euro-PC wird hier keinerlei Probleme haben, selbst mit hohen Renderdistanzen und Texturpaketen. Erwarte hohe dreistellige FPS-Werte bei 1080p.
• Minecraft Java Edition (Vanilla): Auch die Java-Edition läuft ohne Mods sehr gut auf dem System. Die CPU spielt hier eine größere Rolle als bei anderen Spielen. Der Ryzen 5 5600 oder i5-12400F sind hier top und sorgen für eine sehr gute Performance, selbst mit großen Welten und hoher Renderdistanz. 100+ FPS bei 1080p sind realistisch.
• Minecraft Java Edition (mit Shaders/Mods): Hier wird es anspruchsvoller. Shader belasten die Grafikkarte stark, während bestimmte Mods die CPU und den RAM stark fordern können. Mit Shaders wie SEUS oder BSL wirst du auf 1080p vielleicht 40-70 FPS erreichen, je nach Shader und Einstellungen. Das ist immer noch spielbar, aber nicht mehr butterweich. Ohne Raytracing-Shader laufen viele optische Verbesserungen aber immer noch gut.

Insgesamt ist Minecraft auf diesem PC sehr gut spielbar, auch mit Moderationen, solange man bei den grafisch anspruchsvollsten Shadern moderate Erwartungen hat.

Realistische Erwartungen und Kompromisse

Es ist wichtig, die Erwartungen an einen 700-Euro-PC realistisch zu halten:

• Auflösung: 1080p (Full HD) ist die Zielauflösung. 1440p oder gar 4K sind in dieser Preisklasse nicht realistisch für ein flüssiges Gaming-Erlebnis in den meisten Titeln.
• Grafikeinstellungen: Eine Mischung aus mittleren bis hohen Einstellungen wird in den meisten Spielen die Norm sein. „Ultra“-Einstellungen sind für viele brandneue Triple-A-Titel oft nicht drin, aber für Fortnite, Rocket League und Minecraft größtenteils schon.
• Raytracing: Obwohl einige der genannten Grafikkarten (z.B. RTX 3050 oder RX 6600 XT) Raytracing-Fähigkeiten besitzen, ist die Performance bei aktiviertem Raytracing in dieser Preisklasse meist zu gering, um ein angenehmes Spielerlebnis zu garantieren. Es ist besser, auf diese Funktion zu verzichten.
• Monitor und Peripherie: Das 700-Euro-Budget deckt nur den PC ab. Ein Monitor, Tastatur, Maus, Headset und natürlich das Betriebssystem (Windows Lizenz) kommen noch obendrauf. Berücksichtige diese zusätzlichen Kosten in deiner Gesamtplanung.

Tipps, um das 700-Euro-Budget zu maximieren

1. Angebote und Sales nutzen: Achte auf Rabattaktionen wie Black Friday, Prime Day oder saisonale Sales. Hier lassen sich oft Komponenten zu deutlich besseren Preisen ergattern.
2. Gebrauchte Komponenten (mit Vorsicht): Grafikkarten und CPUs können gebraucht einen enormen Mehrwert bieten. Eine gebrauchte RTX 2060 Super oder GTX 1080 könnte in manchen Fällen leistungsfähiger sein als eine neue RTX 3050 zum gleichen Preis. Kaufe aber nur von vertrauenswürdigen Quellen und prüfe die Garantie.
3. Selbst zusammenbauen: Wenn du handwerklich geschickt bist und dir etwas zutraust, kannst du die Kosten für den Zusammenbau durch einen Händler (oft 50-100 Euro) sparen. Es gibt unzählige Tutorials auf YouTube, die dir dabei helfen.
4. Betriebssystem: Eine Windows-Lizenz kann teuer sein (oft 80-120 Euro). Es gibt günstigere OEM-Keys (mit gewissen Risiken und ohne offiziellen Support) oder du kannst vorübergehend eine unaktivierte Version nutzen. Für einige Spiele ist auch Linux eine Option, aber das ist eher für fortgeschrittene Nutzer.
5. Keine Kompromisse bei der SSD: Der Umstieg von HDD auf SSD ist der größte Performance-Sprung, den du für die Systemreaktionszeit machen kannst. Hier solltest du nicht sparen.

Fazit: Ist der 700-Euro-PC gut genug?

Die ehrliche Antwort ist ein klares Ja. Ein sorgfältig zusammengestellter PC für 700 Euro ist absolut gut genug fürs Zocken von Fortnite, Rocket League und Minecraft. Er wird dir ein flüssiges und ansprechendes Spielerlebnis bei 1080p-Auflösung und mittleren bis hohen Grafikeinstellungen bieten.

Es ist ein Einstieg in die Welt des PC-Gaming, der keine Kompromisse bei der Spielfreude der genannten Titel erfordert. Du musst zwar lernen, an welchen Stellen du sparen und wo du investieren solltest, aber das Ergebnis ist ein System, das dir viele Stunden Spielspaß bereiten wird. Mit den richtigen Komponenten und realistischen Erwartungen ist der 700-Euro-PC eine ausgezeichnete Wahl für preisbewusste Gamer.

Also, keine Angst vor dem Budget. Mit ein bisschen Recherche und smarten Entscheidungen kannst du dir ein kraftvolles Gaming-System zusammenstellen, das deine Lieblingsspiele zum Leben erweckt!