Der PC startet, aber es passiert nichts weiter? Das sind die häufigsten Ursachen

Kennen Sie das? Sie drücken den Einschaltknopf Ihres PCs, hören die Lüfter anlaufen, sehen vielleicht ein paar LEDs aufleuchten – doch der Bildschirm bleibt einfach schwarz. Keine Fehlermeldung, kein BIOS-Logo, kein Windows-Ladebildschirm. Nur Dunkelheit. Dieses Szenario gehört zu den frustrierendsten Problemen, denen sich Computerbesitzer stellen müssen. Bevor Sie jedoch in Panik verfallen oder den nächsten Reparaturdienst anrufen, gibt es eine Reihe von Schritten, die Sie selbst unternehmen können, um die Ursache für den schwarzen Bildschirm zu finden und im besten Fall zu beheben. In diesem Artikel tauchen wir tief in die häufigsten Gründe für dieses Problem ein und zeigen Ihnen, wie Sie systematisch vorgehen können.

Was bedeutet „PC startet, aber nichts weiter”? Es bedeutet, dass das System zwar Strom bekommt und die ersten Schritte des Startvorgangs (z.B. Lüfterrotation) zu erkennen sind, aber der sogenannte Power-On Self-Test (POST) nicht erfolgreich abgeschlossen wird oder kein Bildsignal an den Monitor gesendet wird. Das System scheint zu arbeiten, aber es gibt keine visuelle Rückmeldung oder akustische Hinweise (wie Fehlertöne).

1. Die Klassiker: Monitor und Kabel prüfen

Bevor Sie das Gehäuse Ihres PCs öffnen, beginnen Sie immer mit den einfachsten und offensichtlichsten Fehlerquellen. Oft liegt das Problem nicht *im* PC, sondern *am* PC. Ein schwarzer Bildschirm kann schlicht bedeuten, dass der Monitor kein Signal empfängt.

• Monitor-Stromversorgung: Ist Ihr Monitor eingeschaltet? Leuchtet die Kontrollleuchte? Ist das Stromkabel fest verbunden – sowohl am Monitor als auch an der Steckdose? Versuchen Sie, den Monitor einmal aus- und wieder einzuschalten.
• Signalkabel: Überprüfen Sie das Kabel, das den PC mit dem Monitor verbindet (HDMI, DisplayPort, DVI, VGA). Sitzt es fest an beiden Enden? Versuchen Sie, es abzuziehen und wieder anzustecken. Manchmal kann ein loser Kontakt schon der Übeltäter sein.
• Defektes Kabel: Haben Sie ein Ersatzkabel? Tauschen Sie das Signalkabel testweise aus. Kabel können mit der Zeit verschleißen oder einen Wackelkontakt entwickeln.
• Falscher Eingangskanal: Die meisten Monitore verfügen über mehrere Eingänge. Stellen Sie sicher, dass am Monitor der korrekte Eingangskanal (z.B. HDMI 1, DisplayPort) ausgewählt ist. Dies können Sie normalerweise über das OSD-Menü (On-Screen-Display) des Monitors einstellen.
• Anderer Monitor/Fernseher: Wenn möglich, schließen Sie Ihren PC an einen anderen Monitor oder einen Fernseher an. Erscheint dort ein Bild, wissen Sie, dass das Problem wahrscheinlich beim ursprünglichen Monitor liegt.
• Mehrere Monitore: Wenn Sie mehrere Bildschirme verwenden, versuchen Sie, nur einen Monitor anzuschließen und die anderen zu entfernen. Manchmal kann es zu Konflikten kommen.

2. Der Arbeitsspeicher (RAM): Ein häufiger Übeltäter

Der Arbeitsspeicher (RAM) ist einer der häufigsten Gründe, warum ein PC zwar startet, aber kein Bild anzeigt. Ohne funktionierenden RAM kann der Prozessor die notwendigen Anweisungen für den Systemstart nicht verarbeiten, und der POST wird nicht erfolgreich abgeschlossen. Dies führt oft zu einem schwarzen Bildschirm oder spezifischen Pieptönen (POST-Codes), falls Ihr Mainboard diese ausgibt.

Bevor Sie das Gehäuse öffnen: Stellen Sie sicher, dass der PC vollständig vom Stromnetz getrennt ist. Berühren Sie ein geerdetes Metallobjekt (z.B. Heizung), um statische Entladungen zu vermeiden.

• RAM neu einstecken: Öffnen Sie das PC-Gehäuse. Suchen Sie die RAM-Riegel auf dem Mainboard. Drücken Sie die kleinen Halteklammern an den Seiten der RAM-Slots nach unten, um die Module zu lösen. Nehmen Sie die RAM-Module vorsichtig heraus und stecken Sie sie wieder fest ein, bis die Halteklammern hörbar einrasten. Achten Sie darauf, die Module richtig herum einzusetzen.
• Einzelnes RAM-Modul testen: Wenn Sie mehr als einen RAM-Riegel haben, versuchen Sie, den PC nur mit einem einzigen Modul zu starten. Testen Sie nacheinander jeden Riegel in jedem verfügbaren Slot. Dies hilft, ein defektes Modul oder einen fehlerhaften Slot zu identifizieren.
• Verschmutzte Kontakte: Manchmal können Staub oder Oxidation die Kontakte der RAM-Riegel beeinträchtigen. Reinigen Sie die goldenen Kontakte vorsichtig mit einem sauberen Radiergummi und entfernen Sie anschließend jegliche Radiergummi-Reste.
• Defekter RAM: Wenn der PC mit keinem der Module oder keiner Kombination davon startet, ist es wahrscheinlich, dass einer oder mehrere Ihrer RAM-Riegel defekt sind. Ein Austausch wäre in diesem Fall notwendig.

3. Die Grafikkarte: Ohne Bild kein Bild

Ob Sie eine dedizierte Grafikkarte verwenden oder die integrierte Grafikeinheit (iGPU) Ihres Prozessors nutzen – die Grafikkarte ist für die Bildausgabe zuständig. Probleme hier können direkt zu einem schwarzen Bildschirm führen.

• Stromversorgung der Grafikkarte: Dedizierte Grafikkarten benötigen oft zusätzliche Stromanschlüsse (6-Pin oder 8-Pin PCIe-Anschlüsse) direkt vom Netzteil. Stellen Sie sicher, dass diese Kabel fest und korrekt eingesteckt sind. Ein loser Stecker kann dazu führen, dass die Karte nicht richtig funktioniert.
• Grafikkarte neu einstecken: Lösen Sie die Schraube, die die Grafikkarte am Gehäuse hält, und drücken Sie den kleinen Clip am PCIe-Slot am Mainboard. Nehmen Sie die Grafikkarte vorsichtig heraus und stecken Sie sie wieder fest in den PCIe-Slot, bis der Clip einrastet.
• Verschmutzter PCIe-Slot: Auch der PCIe-Slot kann durch Staub beeinträchtigt sein. Reinigen Sie den Slot vorsichtig mit Druckluft.
• Test mit integrierter Grafik: Wenn Ihr Prozessor über eine integrierte Grafikeinheit (z.B. Intel-Prozessoren mit „G” oder „K” im Namen, AMD-APUs) verfügt und Ihr Mainboard entsprechende Videoausgänge (HDMI, DisplayPort) hat, entfernen Sie die dedizierte Grafikkarte und schließen Sie Ihren Monitor direkt an die Mainboard-Ausgänge an. Wenn der PC dann ein Bild zeigt, ist Ihre dedizierte Grafikkarte wahrscheinlich defekt oder es gibt ein Problem mit ihrem Slot oder der Stromversorgung.
• BIOS-Einstellung: Manchmal ist im BIOS/UEFI eingestellt, dass primär die integrierte Grafikeinheit verwendet werden soll, obwohl eine dedizierte Karte vorhanden ist, oder umgekehrt. Dies ist aber seltener die Ursache für *gar kein* Bild.

4. Das Netzteil (PSU): Die Quelle der Energie

Das Netzteil versorgt alle Komponenten Ihres PCs mit Strom. Ein defektes oder zu schwaches Netzteil kann dazu führen, dass zwar die Lüfter anlaufen, aber nicht genug Strom für den vollständigen Start des Systems oder für die Grafikkarte zur Verfügung steht.

• Lose Kabel: Überprüfen Sie alle Stromkabel, die vom Netzteil zu den Komponenten (Mainboard, CPU, Grafikkarte, Festplatten) führen. Insbesondere der große 24-Pin-ATX-Anschluss auf dem Mainboard und der 4-Pin- oder 8-Pin-CPU-Anschluss sind kritisch. Stellen Sie sicher, dass alle fest sitzen.
• Unzureichende Leistung: Haben Sie kürzlich neue, leistungsstärkere Komponenten (z.B. eine neue Grafikkarte) eingebaut, ohne das Netzteil zu aktualisieren? Möglicherweise liefert Ihr aktuelles Netzteil nicht genügend Watt, um alle Komponenten zu betreiben.
• Defektes Netzteil: Ein Ausfall des Netzteils ist eine ernste, aber nicht seltene Ursache. Wenn Sie über ein Multimeter verfügen, könnten Sie die Spannungen prüfen, aber dies ist für Laien oft zu kompliziert und potenziell gefährlich. Die einfachste Methode ist der Test mit einem funktionierenden Ersatznetzteil. Achten Sie auf Geräusche wie ein Klicken oder ungewöhnliche Lautstärke aus dem Netzteil.

5. Das Mainboard und BIOS/UEFI

Das Mainboard ist die zentrale Platine, die alle Komponenten verbindet. Ein Problem mit dem Mainboard kann weitreichende Folgen haben und zum schwarzen Bildschirm führen. Auch das BIOS (Basic Input/Output System) bzw. UEFI spielt eine entscheidende Rolle beim Startvorgang.

• POST-Codes / Pieptöne: Viele Mainboards geben beim Start Pieptöne ab, sogenannte POST-Codes, die auf spezifische Fehler hinweisen. Konsultieren Sie das Handbuch Ihres Mainboards, um die Bedeutung der Pieptöne zu entschlüsseln (z.B. ein langer und zwei kurze Pieptöne bedeuten oft ein Grafikkartenproblem). Moderne Mainboards haben oft auch kleine LEDs (Debug-LEDs) oder eine kleine Digitalanzeige, die Fehlercodes anzeigen.
• CMOS-Reset: Der BIOS/UEFI-Speicher (CMOS) kann durch falsche Einstellungen oder einen Fehler korrumpiert werden. Ein CMOS-Reset setzt die BIOS-Einstellungen auf die Werkseinstellungen zurück. Dies kann auf zwei Arten geschehen:
  • Jumper: Suchen Sie den „Clear CMOS”-Jumper auf Ihrem Mainboard (oft mit „CLR_CMOS” oder „JBAT1” beschriftet). Versetzen Sie den Jumper für etwa 5-10 Sekunden in die „Clear”-Position und dann wieder zurück.
  • Batterie entfernen: Alternativ können Sie die kleine Knopfzellenbatterie (CR2032) für etwa 1-5 Minuten vom Mainboard entfernen, während der PC vom Strom getrennt ist. Danach wieder einsetzen.

  Beide Methoden löschen die BIOS-Einstellungen und können helfen, wenn ein Softwareproblem im BIOS den Start verhindert.

• Kurzschlüsse: Überprüfen Sie, ob es lose Schrauben oder andere Metallteile im Gehäuse gibt, die einen Kurzschluss verursachen könnten. Stellen Sie sicher, dass das Mainboard korrekt auf den Abstandshaltern (Standoffs) im Gehäuse montiert ist.
• Defektes Mainboard: Ein defektes Mainboard ist schwieriger zu diagnostizieren und zu beheben, da es viele Fehlerquellen gibt. Wenn alle anderen Komponenten funktionieren und das Mainboard keine Lebenszeichen von sich gibt (keine POST-Codes, keine LEDs), könnte es das Problem sein.

6. Der Prozessor (CPU): Das Herzstück

Obwohl es seltener vorkommt, kann auch ein Problem mit dem Prozessor (CPU) oder seiner Stromversorgung zu einem schwarzen Bildschirm führen.

• CPU-Stromkabel: Überprüfen Sie, ob das 4-Pin oder 8-Pin CPU-Stromkabel (ATX_12V) fest auf dem Mainboard sitzt.
• Überhitzung: Wenn der CPU-Kühler nicht richtig montiert ist oder die Wärmeleitpaste nicht korrekt aufgetragen wurde, kann die CPU schnell überhitzen und das System schaltet sich aus, bevor ein Bild erscheint. Überprüfen Sie den Kühler und seine Befestigung.
• Falsch eingesetzte CPU / Verbiegen von Pins: Dies ist extrem selten und tritt meist nur bei der Erstmontage oder bei unsachgemäßem Umgang auf. Wenn die CPU nicht richtig im Sockel sitzt oder Pins verbogen sind, startet das System nicht.

7. Peripheriegeräte

Manchmal können auch angeschlossene externe Geräte den Startvorgang stören.

• Abstecken aller Peripheriegeräte: Trennen Sie alle nicht essentiellen Geräte (USB-Sticks, externe Festplatten, Drucker, zusätzliche Tastaturen/Mäuse, etc.) von Ihrem PC. Versuchen Sie dann erneut zu starten. Manchmal kann ein defektes USB-Gerät den POST blockieren.

Systematische Fehlersuche: So gehen Sie vor

Um das Problem effektiv zu lösen, ist ein systematischer Ansatz entscheidend. Beginnen Sie immer mit den einfachsten Schritten und arbeiten Sie sich dann zu den komplexeren vor.

1. Externe Prüfungen: Beginnen Sie immer mit Monitor, Kabeln und Stromversorgung (siehe Punkt 1).
2. Minimal-Konfiguration: Ziel ist es, den PC mit der absolut notwendigen Hardware zu starten: Mainboard, CPU mit Kühler, ein RAM-Riegel und die Grafikkarte (oder integrierte Grafik). Trennen Sie alle anderen Komponenten (Festplatten, optische Laufwerke, zusätzliche Erweiterungskarten, alle USB-Geräte außer Tastatur/Maus).
3. Ein Schritt nach dem anderen: Ändern Sie immer nur eine Komponente oder Einstellung gleichzeitig. Wenn Sie zum Beispiel das RAM neu einstecken und der PC startet, wissen Sie, was das Problem war. Wenn Sie mehrere Dinge gleichzeitig ändern, wissen Sie später nicht, welche Änderung zum Erfolg geführt hat.
4. Dokumentation: Notieren Sie sich, welche Schritte Sie unternommen haben und welche Ergebnisse diese hatten. Das hilft Ihnen, den Überblick zu behalten und gegebenenfalls einem Fachmann die Problembeschreibung zu erleichtern.
5. Hören Sie auf die Geräusche: Achten Sie auf Pieptöne vom Mainboard. Sie sind wertvolle Hinweise.
6. Gerüche: Riechen Sie nach verbranntem Plastik oder Elektronik? Das könnte auf einen Hardwaredefekt hinweisen.

Fazit

Ein PC, der startet, aber keinen Bildschirm anzeigt, kann eine echte Geduldsprobe sein. Die Ursachen reichen von simplen Kabelproblemen bis hin zu komplexen Hardwaredefekten. Die gute Nachricht ist, dass viele dieser Probleme mit ein wenig Zeit und systematischem Vorgehen selbst behoben werden können. Denken Sie daran, immer sicherheitsbewusst zu arbeiten (Strom trennen, statische Entladung vermeiden) und gehen Sie Schritt für Schritt vor. Sollten alle Stricke reißen und Sie die Ursache nicht finden können, scheuen Sie sich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Oft ist die Lösung einfacher als gedacht, wenn man weiß, wo man suchen muss!