Neue Hardware: Sind die nötigen **Kabel mit dabei** oder müssen Sie diese extra **kaufen**?

**Die Vorfreude und das große Fragezeichen: Kabel dabei oder nicht?**

Der Moment ist gekommen: Das Paket mit der lang ersehnten neuen Hardware steht vor Ihnen. Ob es ein glänzendes neues Smartphone, ein leistungsstarker Gaming-Monitor, eine hochmoderne Grafikkarte oder sogar ein komplett neues PC-System ist – die Aufregung ist greifbar. Sie reißen die Verpackung auf, bestaunen das neue Gerät, und dann kommt oft die Ernüchterung: Sind alle nötigen **Kabel mit dabei**, um das gute Stück sofort in Betrieb nehmen zu können? Oder müssen Sie frustriert feststellen, dass Ihnen ein entscheidendes Verbindungskabel fehlt und der Traum vom sofortigen Start in einen zusätzlichen Einkaufstrip mündet?

Diese Frage mag trivial erscheinen, ist aber in der heutigen schnelllebigen Technikwelt relevanter denn je. Was früher eine Selbstverständlichkeit war – dass das benötigte Zubehör im Lieferumfang enthalten ist – ist es heute längst nicht mehr. Hersteller agieren strategisch, und das wirkt sich direkt auf das aus, was in Ihrer Hardware-Box landet. In diesem umfassenden Guide tauchen wir tief in das Thema ein und beleuchten, warum die Beigabe von Kabeln so uneinheitlich gehandhabt wird, welche Geräte am ehesten betroffen sind und wie Sie sicherstellen können, dass Sie nie wieder vor einem unfertigen Setup sitzen.

**Warum fehlen Kabel überhaupt? Die Herstellerperspektive**

Die Entscheidung, ob Kabel beigefügt werden oder nicht, ist kein Zufall, sondern das Ergebnis strategischer Überlegungen der Hersteller. Es gibt mehrere gute Gründe, warum Unternehmen diesen Weg gehen:

1. **Kosteneinsparungen:** Dies ist wohl der offensichtlichste und dominanteste Grund. Jedes beigefügte Kabel, sei es ein HDMI-, USB-C- oder Stromkabel, erhöht die Produktions- und Logistikkosten. Bei Millionen verkaufter Einheiten summiert sich dies zu erheblichen Beträgen. Indem Kabel weggelassen werden, können die Hersteller die Produktkosten senken oder ihre Gewinnmargen erhöhen.
2. **Umweltschutz und Nachhaltigkeit:** Ein zunehmend wichtiger Faktor. Viele Kunden haben bereits passende Kabel zu Hause. Warum also ein weiteres Kabel produzieren und verschicken, das am Ende in der Schublade landet oder im Müll landet, wenn es nicht benötigt wird? Insbesondere der Wegfall von Netzadaptern bei Smartphones und die Standardisierung von **USB-C** sind hier bemerkenswerte Beispiele für einen Schritt in Richtung weniger Elektronikschrott.
3. **Benutzerpräferenzen und Individualisierung:** Nicht jeder Nutzer benötigt das gleiche Kabel. Einige bevorzugen längere Kabel, andere kürzere. Manche legen Wert auf bestimmte Farben, eine höhere Qualitätsstufe oder spezielle Funktionen (z.B. High-Speed-HDMI-Kabel für 4K-120Hz). Indem die Kabel nicht beigelegt werden, überlässt man dem Kunden die Wahl und vermeidet, dass Standardkabel den individuellen Ansprüchen nicht genügen.
4. **Zusätzlicher Umsatz durch Zubehör:** Das separate Anbieten von Kabeln und Netzteilen ist ein lukratives Geschäft. Kunden, die das Basispaket erworben haben, werden oft dazu angeleitet, benötigtes Zubehör direkt vom Hersteller zu kaufen, manchmal zu Premium-Preisen. Dies schafft eine weitere Einnahmequelle.
5. **Vereinfachte Verpackung:** Kleinere, leichtere Verpackungen reduzieren nicht nur die Materialkosten, sondern auch die Versandkosten und den CO2-Fußabdruck beim Transport.

**Welche Hardware, welche Kabel? Eine detaillierte Aufschlüsselung**

Die Frage nach den beiliegenden Kabeln hängt stark von der Art der **Hardware** ab. Hier eine detaillierte Übersicht über die gängigsten Geräte:

* **Smartphones und Tablets:** Dies ist eine Kategorie, in der sich in den letzten Jahren am meisten getan hat.
* **Früher:** Standardmäßig lag ein **Ladeadapter** (Netzteil) und ein passendes **USB-Kabel** (Micro-USB, dann USB-C) bei.
* **Heute:** Immer mehr Hersteller verzichten auf den Ladeadapter und legen nur noch das **USB-C-auf-USB-C-Kabel** bei. Begründung: Viele Kunden haben bereits Ladegeräte oder wollen sich ein schnelleres Modell zulegen. Einige wenige High-End-Geräte verzichten sogar komplett auf jegliches Ladezubehör und liefern nur das Gerät selbst.
* **Fazit:** Bei **Smartphones** und Tablets müssen Sie fast immer davon ausgehen, dass der Ladeadapter separat erworben werden muss. Prüfen Sie den Lieferumfang genau!

* **Monitore:**
* **Netzkabel:** Ein **Stromkabel** ist fast immer im Lieferumfang enthalten, da Monitore in der Regel ein internes Netzteil besitzen oder einen spezifischen externen Adapter benötigen.
* **Displaykabel:** Hier variiert es. Oftmals liegt *ein* **HDMI-Kabel** oder ein **DisplayPort-Kabel** bei. Selten sind beide dabei. Manchmal ist es auch nur ein älteres DVI- oder VGA-Kabel bei günstigeren Modellen. Bei High-End-**Monitoren** für Gaming oder professionelle Anwendungen ist es ratsam, sich ein hochwertiges Kabel mit dem passenden Standard (z.B. **DisplayPort 1.4** oder **HDMI 2.1**) separat zuzulegen, da die beiliegenden Kabel oft nur den Mindestanforderungen genügen.
* **USB-Kabel:** Monitore mit integriertem USB-Hub erfordern ein **USB-Upstream-Kabel** (oft USB-B auf USB-A), um den Hub mit dem PC zu verbinden. Dies ist meistens enthalten.

* **Desktop-Computer (Fertig-PCs):**
* **Netzkabel:** Ein **Stromkabel** für den PC ist immer dabei.
* **Peripherie-Kabel:** Für Maus und Tastatur (falls im Bundle enthalten) sind die Kabel entweder fest verbunden oder USB-Kabel liegen bei.
* **Displaykabel:** Oftmals ist *kein* **HDMI-Kabel** oder **DisplayPort-Kabel** dabei, da der Hersteller nicht weiß, welchen Monitor Sie verwenden. Gelegentlich findet man ein einfaches HDMI-Kabel.
* **Sonstiges:** Betriebsanleitungen, Treiber-CDs (heute meist Downloads).

* **Laptop-Computer:**
* **Netzteil:** Das passende **Netzteil** (Ladeadapter und Netzkabel) ist immer im **Lieferumfang** enthalten. Bei modernen Laptops ist dies oft ein **USB-C-Netzteil**.

* **PC-Komponenten (für Selbstbauer):**
* **Mainboard:** In der Regel finden Sie hier 1-2 **SATA-Kabel** (für Festplatten/SSDs), die **I/O-Blende** für die Anschlüsse am Gehäuse, Schrauben für M.2-SSDs und eine Anleitung. Displaykabel sind nie dabei.
* **Grafikkarte:** Es werden **keine Displaykabel** mitgeliefert. Eventuelle zusätzliche Stromkabel kommen vom Netzteil.
* **Netzteil (PSU):**
* **Nicht-modulare/Semi-modulare Netzteile:** Die Kabel sind fest verbunden oder die wichtigsten fest, der Rest modular. Alle nötigen Stromkabel (24-Pin Mainboard, 8-Pin CPU, PCIe für Grafikkarte, SATA für Laufwerke) sind vorhanden.
* **Vollmodulare Netzteile:** Hier liegen alle benötigten Kabel separat bei, die Sie dann nur noch anschließen müssen.
* **Laufwerke (HDD/SSD):** Keine Kabel. Sie benötigen **SATA-Datenkabel** (vom Mainboard) und **SATA-Stromkabel** (vom Netzteil). M.2-SSDs benötigen keine Kabel.

* **Drucker:**
* **Netzkabel:** Immer enthalten.
* **USB-Druckerkabel (USB-B auf USB-A):** Früher Standard, heute immer seltener, da die meisten Drucker WLAN-fähig sind. Kaufen Sie dies bei Bedarf separat.

* **Konsolen (Xbox, PlayStation, Nintendo Switch):**
* **Netzkabel:** Immer dabei.
* **HDMI-Kabel:** Immer dabei, um die Konsole an den Fernseher anzuschließen.
* **Controller-Ladekabel:** Bei Wireless-Controllern immer dabei (oft USB-A auf USB-C/Micro-USB).

* **Soundbars und Lautsprechersysteme:**
* **Netzkabel:** Immer dabei.
* **Audiokabel:** Oftmals liegt ein **optisches Kabel (Toslink)** oder ein **HDMI-Kabel** (für HDMI ARC/eARC) bei, um die Soundbar mit dem Fernseher zu verbinden. Manchmal auch ein 3,5mm Klinkenkabel.

* **Netzwerkgeräte (Router, Modem, Switch):**
* **Netzteil:** Immer dabei.
* **Ethernet-Kabel (Patchkabel):** Fast immer ein kurzes Kabel dabei, um den Router mit dem Modem oder einem PC zu verbinden.

**Wie finde ich heraus, ob die nötigen Kabel dabei sind – BEVOR ich kaufe?**

Um Enttäuschungen zu vermeiden, ist es unerlässlich, sich vor dem Kauf zu informieren. Hier sind die besten Wege:

1. **Produktbeschreibung des Herstellers:** Die offizielle Produktseite oder das Handbuch auf der Website des Herstellers ist die zuverlässigste Quelle. Suchen Sie nach Abschnitten wie „**Lieferumfang**”, „Inhalt der Verpackung” oder „What’s in the box”.
2. **Händlerwebseiten:** Seriöse Online-Händler listen den Lieferumfang oft detailliert auf ihren Produktseiten auf. Verlassen Sie sich aber im Zweifelsfall immer auf die Herstellerangaben.
3. **Kundenrezensionen und Unboxing-Videos:** Oft verraten andere Käufer in ihren Bewertungen oder in Unboxing-Videos genau, welche **Kabel** beiliegen. Dies ist besonders hilfreich, wenn die Produktbeschreibung unklar ist.
4. **Direkte Nachfrage:** Wenn alle Stricke reißen, zögern Sie nicht, den Kundenservice des Händlers oder des Herstellers zu kontaktieren.

**Der Kauf von Kabeln: Worauf Sie achten sollten**

Wenn Sie feststellen, dass Sie **Kabel extra kaufen** müssen, gibt es einige wichtige Punkte zu beachten, um nicht am falschen Ende zu sparen oder unnötig Geld auszugeben:

1. **Der richtige Kabeltyp:** Stellen Sie sicher, dass Sie den exakten Typ benötigen. Ein **HDMI-Kabel** sieht anders aus als ein DisplayPort-Kabel, und USB-C ist nicht dasselbe wie Micro-USB. Prüfen Sie die Anschlüsse an Ihren Geräten genau.
2. **Die richtige Version/Standard:**
* **HDMI:** Benötigen Sie **HDMI 2.0** (für 4K bei 60Hz) oder **HDMI 2.1** (für 4K bei 120Hz oder 8K)? Die Version ist entscheidend für die unterstützten Auflösungen und Bildwiederholraten.
* **DisplayPort:** Ähnlich wie HDMI, achten Sie auf **DisplayPort 1.4** oder **DisplayPort 2.0** für höhere Bandbreiten.
* **USB:** **USB 3.0** (oft als USB 3.1 Gen 1 oder USB 3.2 Gen 1 bezeichnet) ist deutlich schneller als USB 2.0. Bei USB-C gibt es zudem Unterschiede in der unterstützten Leistung (Power Delivery) und Datenübertragungsrate (Thunderbolt 3/4 oder USB4 sind nochmals leistungsfähiger).
* **Ethernet:** Cat.5e, Cat.6, Cat.7 oder Cat.8 – je höher die Zahl, desto besser die Abschirmung und die unterstützte Geschwindigkeit. Für die meisten Heimnetzwerke ist Cat.6 ausreichend.
3. **Länge:** Kaufen Sie ein **Kabel**, das lang genug ist, um bequem alle Geräte zu verbinden, aber nicht unnötig lang, um Kabelsalat zu vermeiden. Bei sehr langen Kabeln (besonders HDMI/DisplayPort über 5-10m) kann die Signalqualität leiden; hier sind oft aktive Kabel oder Repeater notwendig.
4. **Qualität und Abschirmung:** Ein gutes Kabel muss nicht teuer sein, aber Finger weg von den allerbilligsten No-Name-Produkten. Eine gute Abschirmung ist besonders bei Displaykabeln wichtig, um Störungen zu vermeiden. „Vergoldete” Stecker sind oft ein Marketing-Gag und haben bei digitalen Signalen kaum einen praktischen Nutzen, solange die Stecker allgemein hochwertig verarbeitet sind.
5. **Zertifizierung:** Insbesondere bei HDMI-Kabeln ist eine „Premium Certified” oder „Ultra High Speed HDMI Certified” Zertifizierung ein gutes Zeichen für die Einhaltung der Standards und die garantierte Leistung.

**Tipps für den Kabelsalat-freien Start**

* **Vorausschauend planen:** Machen Sie sich eine Liste aller benötigten Verbindungen, bevor Sie die **neue Hardware** bestellen.
* **Bestand prüfen:** Schauen Sie in Ihrer „Kabel-Schublade” nach. Vielleicht haben Sie ja bereits ein passendes **Kabel**, das den Anforderungen genügt.
* **Aufbewahrung:** Eine kleine Box oder ein Kabelbinder-Set hilft, Ordnung in Ihre Kabel zu bringen und benötigte Kabel schnell zu finden.
* **Standardisierung nutzen:** Wo immer möglich, setzen Sie auf **USB-C**. Es ist unglaublich vielseitig und kann Daten, Video und Strom übertragen. Ein gutes USB-C-Kabel ist eine lohnende Investition.
* **Gute Qualität lohnt sich:** Während überteuerte „Audiophile”-Kabel für digitale Signale meist Unsinn sind, sollten Sie bei kritischen Verbindungen (z.B. zwischen Grafikkarte und 4K-Monitor) nicht am falschen Kabel sparen.

**Fazit: Informiert sein zahlt sich aus!**

Die Zeiten, in denen neue **Hardware** immer mit allen benötigten Kabeln geliefert wurde, sind weitgehend vorbei. Was zunächst wie eine ärgerliche Sparmaßnahme der Hersteller wirkt, hat oft auch valide Gründe wie Umweltschutz und die Anpassung an individuelle Nutzerbedürfnisse.

Das Wichtigste ist, nicht von der Situation überrascht zu werden. Nehmen Sie sich die Zeit, den **Lieferumfang** Ihrer neuen Hardware genau zu prüfen, bevor Sie den Kauf tätigen. Mit ein wenig Recherche und Planung können Sie sicherstellen, dass Ihr Start mit dem neuen Gerät reibungslos verläuft und Sie sofort loslegen können – ohne den lästigen Zwischenstopp im Elektronikmarkt, nur um ein fehlendes **Kabel extra zu kaufen**. Eine kleine Investition in Wissen spart Ihnen im Endeffekt Zeit, Nerven und möglicherweise sogar Geld. Seien Sie ein informierter Käufer, und Ihre Hardware-Erfahrung wird umso besser sein!