Stellen Sie sich vor: Sie sind mitten in einer epischen Gaming-Schlacht, das Adrenalin pumpt, der Sieg ist zum Greifen nah – und dann, aus dem Nichts, ein Schockmoment. Der Bildschirm wird blau, eine wirre Fehlermeldung flimmert auf, und Ihr sorgfältig aufgebauter PC friert ein. Ihre Gaming-Session ist abrupt beendet, und Sie sitzen da, frustriert und ratlos. Willkommen in der Welt der Bluescreens des Todes (BSoD)! Besonders ärgerlich wird es, wenn diese Fehlermeldung Begriffe wie „WHEA_UNCORRECTABLE_ERROR“ und Referenzen zu „PSHED.dll“ enthält. Das klingt nach technischem Kauderwelsch, aber keine Sorge: Wir entschlüsseln heute, was diese Fehlermeldungen wirklich bedeuten und wie Sie Ihren Gaming-PC wieder auf Kurs bringen können.
Was ist ein Bluescreen und warum tritt er auf?
Ein Bluescreen des Todes, kurz BSoD, ist die Art und Weise, wie Windows uns mitteilt, dass es einen kritischen Systemfehler gibt, von dem es sich nicht selbst erholen kann. Anstatt das System instabil weiterlaufen zu lassen, stürzt es ab, um potenzielle Hardwareschäden oder Datenverluste zu verhindern. Das kann von fehlerhafter Hardware über problematische Treiber bis hin zu beschädigten Systemdateien reichen. Für uns Gamer ist es oft ein Zeichen dafür, dass unser System unter Last an seine Grenzen stößt – oder darüber hinaus.
Der gefürchtete WHEA_UNCORRECTABLE_ERROR (Fehlercode 0x00000124)
Der WHEA_UNCORRECTABLE_ERROR ist einer der häufigsten und gefürchtetsten Bluescreens im Gaming-Bereich. „WHEA“ steht für „Windows Hardware Error Architecture“. Die Fehlermeldung bedeutet wörtlich, dass Windows einen Hardwarefehler erkannt hat, der nicht korrigiert werden kann. Im Klartext: Es gibt ein ernsthaftes Problem mit einer Ihrer Hardwarekomponenten, das Windows nicht ignorieren kann.
Diese Art von Fehler ist besonders tückisch, da sie oft während intensiver Aufgaben wie Gaming, Videobearbeitung oder anderen CPU-/GPU-lastigen Anwendungen auftritt. Warum? Weil genau dann Ihre Hardware am stärksten gefordert wird und potenzielle Schwachstellen – sei es Überhitzung, Instabilität durch Übertaktung oder ein beginnender Hardwaredefekt – zum Vorschein kommen.
PSHED.dll: Der stille Beobachter des Hardware-Dramas
Oftmals sehen Sie in den technischen Details des Bluescreens auch eine Erwähnung von PSHED.dll. Viele Nutzer sind verunsichert und glauben, dies sei die Ursache des Problems. Doch PSHED.dll ist in der Regel nicht die Ursache, sondern eher ein Reporter oder ein Bindeglied in der Fehlerkette.
PSHED steht für „Platform Specific Hardware Error Driver“. Dieser Treiber ist Teil der Windows Hardware Error Architecture (WHEA) und arbeitet eng mit Ihrem BIOS/UEFI zusammen. Seine Hauptaufgabe ist es, Hardwarefehler, die von der Firmware oder anderen Quellen gemeldet werden, an das Betriebssystem weiterzuleiten, damit Windows entsprechend reagieren kann – im Falle eines unkorrigierbaren Fehlers eben mit einem Bluescreen.
Stellen Sie sich PSHED.dll wie einen Dolmetscher vor: Die Hardware (z.B. Ihre CPU oder RAM) hat ein Problem, die Firmware des Mainboards registriert dies, und PSHED.dll übersetzt diese Information in eine Sprache, die Windows versteht, was dann zum WHEA_UNCORRECTABLE_ERROR führt. Wenn PSHED.dll im Bluescreen genannt wird, bedeutet das also, dass das System einen Hardwarefehler über die normalen Kanäle empfangen und verarbeitet hat, aber nicht beheben konnte.
Die häufigsten Ursachen für WHEA_UNCORRECTABLE_ERROR im Gaming-PC
Die Liste der potenziellen Übeltäter ist lang, aber die meisten Fälle lassen sich auf eine Handvoll bekannter Probleme eingrenzen:
- Übertaktung (Overclocking): Eine der häufigsten Ursachen bei Gaming-PCs. Wenn CPU, GPU oder RAM zu aggressiv übertaktet werden, können sie unter Last instabil werden. Selbst eine scheinbar stabile Übertaktung kann nach Stunden intensiven Gamings einen Fehler auslösen.
- Überhitzung: Hohe Temperaturen sind der Feind jeder Hardware. Ein verstopfter CPU-Kühler, unzureichender Gehäuse-Airflow oder ausgetrocknete Wärmeleitpaste können dazu führen, dass Komponenten zu heiß werden und Fehlfunktionen verursachen, insbesondere unter der Last eines Spiels.
- Defekte Hardware: Dies ist der Worst Case, aber leider nicht selten.
- CPU (Prozessor): Ein defekter Prozessor kann zu unkorrigierbaren Fehlern führen.
- RAM (Arbeitsspeicher): Instabiler oder defekter Arbeitsspeicher ist eine sehr häufige Ursache für Bluescreens.
- GPU (Grafikkarte): Eine fehlerhafte Grafikkarte kann ebenfalls zu WHEA-Fehlern führen, oft begleitet von Grafikfehlern vor dem Absturz.
- Motherboard (Hauptplatine): Defekte Spannungsregler oder andere Komponenten auf dem Mainboard.
- Netzteil (PSU): Ein unterdimensioniertes oder defektes Netzteil, das nicht genügend stabile Leistung liefert, kann zu Instabilität führen, besonders bei hoher Last.
- Speicherlaufwerke (SSD/HDD): Seltenere, aber mögliche Ursache, wenn kritische Systemdateien auf einem defekten Sektor liegen.
- Veraltete oder beschädigte Treiber: Obwohl WHEA-Fehler oft hardwarebedingt sind, können auch fehlerhafte oder inkompatible Gerätetreiber (insbesondere Grafikkartentreiber oder Chipsatztreiber) die Kommunikation mit der Hardware stören und zu Abstürzen führen.
- BIOS/UEFI-Probleme: Ein veraltetes oder fehlerhaft konfiguriertes BIOS/UEFI kann die Stabilität des Systems beeinträchtigen und zu Hardwarefehlern führen.
- Korrupte Systemdateien: Weniger häufig bei diesem spezifischen Fehler, aber beschädigte Windows-Systemdateien können ebenfalls zu unerwartetem Verhalten führen.
Schritt-für-Schritt-Problembehebung: So gehen Sie vor!
Die Diagnose eines WHEA_UNCORRECTABLE_ERROR erfordert Geduld und ein methodisches Vorgehen. Gehen Sie die folgenden Schritte systematisch durch, um die Ursache einzugrenzen:
Schritt 1: Systeminformationen sammeln und überprüfen
- Fehlermeldung notieren: Halten Sie den genauen Fehlercode und alle zusätzlichen Informationen fest. Manchmal gibt es Parameter, die auf die betroffene Hardware hinweisen können (z.B. den „Type” des Fehlers im Event Viewer).
- Ereignisanzeige prüfen: Nach einem Neustart öffnen Sie die Windows-Ereignisanzeige (Rechtsklick auf Start -> „Ereignisanzeige”). Gehen Sie zu „Windows-Protokolle” -> „System”. Suchen Sie nach Fehlern oder Warnungen, die zeitlich vor dem Bluescreen aufgetreten sind. Achten Sie auf Quellen wie „WHEA-Logger” oder „Kernel-Power”. Diese können wertvolle Hinweise liefern.
- Temperaturen überwachen: Nutzen Sie Tools wie HWMonitor, MSI Afterburner oder Core Temp, um die Temperaturen Ihrer CPU und GPU im Leerlauf und unter Last zu überprüfen. Spielen Sie ein anspruchsvolles Spiel und beobachten Sie die Werte. Kritische Temperaturen liegen meist über 85-90°C.
Schritt 2: Übertaktung rückgängig machen (falls zutreffend)
Dies ist der erste und wichtigste Schritt, wenn Sie Ihr System übertakten. Setzen Sie alle Übertaktungen für CPU, GPU und RAM auf die Standardwerte (Auto/Stock) im BIOS/UEFI bzw. in der Grafikkartentreiber-Software zurück. Testen Sie dann, ob der Fehler weiterhin auftritt. Eine stabile Übertaktung sollte nicht zu diesem Fehler führen. Falls der Fehler verschwindet, können Sie vorsichtig versuchen, die Übertaktung schrittweise wiederherzustellen, aber mit weniger aggressiven Einstellungen.
Schritt 3: Treiber und BIOS/UEFI aktualisieren
- Grafikkartentreiber: Dies ist oft eine Fehlerquelle. Besuchen Sie die offizielle Website von NVIDIA, AMD oder Intel und laden Sie den neuesten Treiber für Ihre Grafikkarte herunter. Führen Sie eine „saubere Installation” durch, indem Sie vorherige Treiber mit einem Tool wie Display Driver Uninstaller (DDU) entfernen.
- Chipsatztreiber: Gehen Sie auf die Website Ihres Mainboard-Herstellers und laden Sie die neuesten Chipsatztreiber für Ihr Modell herunter.
- BIOS/UEFI-Update: Ein BIOS/UEFI-Update kann Stabilitätsprobleme beheben und die Kompatibilität mit neuer Hardware verbessern. Seien Sie hier jedoch vorsichtig: Ein fehlgeschlagenes Update kann das Mainboard unbrauchbar machen. Befolgen Sie die Anweisungen des Herstellers genau und führen Sie es nur durch, wenn Ihr System stabil ist und Sie die potenziellen Risiken verstehen.
Schritt 4: Hardware auf Stabilität testen
Jetzt wird es etwas intensiver. Wir müssen die einzelnen Komponenten auf ihre Stabilität hin überprüfen:
- Arbeitsspeicher (RAM): Dies ist ein häufiger Verursacher. Laden Sie MemTest86 herunter, erstellen Sie einen bootfähigen USB-Stick und lassen Sie den Test über Nacht laufen (mindestens 4-8 vollständige Durchläufe). Werden Fehler gemeldet, ist Ihr RAM instabil oder defekt. Testen Sie die Module einzeln, um das defekte Modul zu identifizieren.
- Prozessor (CPU): Stress-Test-Tools wie Prime95 (Small FFTs für CPU-Cores, Blend für RAM und CPU) oder OCCT können die Stabilität Ihrer CPU überprüfen. Beobachten Sie dabei die Temperaturen. Ein Absturz während dieser Tests deutet auf eine instabile CPU oder eine unzureichende Kühlung hin.
- Grafikkarte (GPU): Tools wie Furmark, Heaven Benchmark oder 3DMark können Ihre GPU unter starke Last setzen. Achten Sie auf visuelle Artefakte, Abstürze oder hohe Temperaturen.
- Netzteil (PSU): Ein defektes oder zu schwaches Netzteil kann schwer zu diagnostizieren sein. Wenn alle anderen Komponenten stabil zu sein scheinen, aber das System unter Last immer noch abstürzt, könnte das Netzteil die Ursache sein. Achten Sie auf alternde Netzteile oder solche, die knapp an der Leistungsgrenze betrieben werden. Eine externe Überprüfung oder der Austausch gegen ein bekannt stabiles Netzteil ist hier oft der einzige Weg.
- Speicherlaufwerke (SSD/HDD): Überprüfen Sie den Gesundheitszustand Ihrer Festplatten und SSDs mit Tools wie CrystalDiskInfo. Führen Sie eine Datenträgerprüfung mit
chkdsk /f /rin der Eingabeaufforderung als Administrator aus. - Physische Überprüfung der Verkabelung: Manchmal ist die Lösung so einfach: Stellen Sie sicher, dass alle Stromkabel (insbesondere CPU- und GPU-Stromversorgung) und Datenkabel fest sitzen. Ein locker sitzendes RAM-Modul oder eine nicht richtig eingerastete Grafikkarte kann ebenfalls Probleme verursachen.
Schritt 5: Kühlung optimieren
Da Überhitzung eine Kernursache sein kann, ist eine gute Kühlung entscheidend:
- Reinigen Sie Ihren PC: Entfernen Sie Staub aus Lüftern, Kühlkörpern und Gehäuse mit Druckluft.
- Wärmeleitpaste überprüfen/erneuern: Die Wärmeleitpaste auf der CPU kann mit der Zeit austrocknen und ihre Effizienz verlieren. Das Erneuern der Paste kann die Temperaturen erheblich senken.
- Verbessern Sie den Airflow: Stellen Sie sicher, dass Ihr Gehäuse ausreichend Lüfter hat und diese korrekt montiert sind (frische Luft herein, warme Luft heraus).
Schritt 6: Systemdateien überprüfen
Obwohl seltener die Ursache für WHEA-Fehler, schadet es nicht, dies zu überprüfen:
- Öffnen Sie die Eingabeaufforderung als Administrator.
- Geben Sie
sfc /scannowein und drücken Sie Enter. Dies überprüft und repariert beschädigte Systemdateien. - Geben Sie anschließend
DISM /Online /Cleanup-Image /RestoreHealthein, um das Windows-Image zu reparieren.
Schritt 7: Komponentenisolierung (fortgeschritten)
Wenn Sie immer noch keine klare Ursache finden, müssen Sie möglicherweise Komponenten isolieren:
- RAM-Module einzeln testen: Wenn Sie mehrere RAM-Riegel haben, entfernen Sie alle bis auf einen und testen Sie das System. Wechseln Sie die Riegel durch, um das Problemmodul zu finden.
- Grafikkarte austauschen: Wenn Sie Zugang zu einer anderen Grafikkarte haben (oder eine integrierte GPU auf Ihrer CPU), versuchen Sie, mit dieser zu testen.
- Minimal-Setup: Entfernen Sie alle nicht notwendigen Komponenten (zusätzliche Festplatten, WLAN-Karten etc.) und prüfen Sie, ob der Fehler weiterhin auftritt.
Vorbeugung ist die beste Medizin
Einige Maßnahmen können helfen, zukünftige WHEA_UNCORRECTABLE_ERROR und andere Bluescreens zu verhindern:
- Regelmäßige Wartung: Halten Sie Ihren PC sauber, insbesondere die Lüfter und Kühlkörper.
- Temperaturen im Auge behalten: Überwachen Sie Ihre Systemtemperaturen regelmäßig, besonders beim Gaming.
- Moderate Übertaktung: Wenn Sie übertakten, tun Sie dies schrittweise und testen Sie ausgiebig mit Stabilitätstests.
- Qualität zahlt sich aus: Investieren Sie in ein hochwertiges Netzteil und gute Kühlung.
- Aktuelle Treiber (mit Bedacht): Halten Sie wichtige Treiber wie Grafik- und Chipsatztreiber aktuell, aber springen Sie nicht auf jeden Beta-Treiber.
Fazit: Geduld führt zum Erfolg
Ein Bluescreen mit dem WHEA_UNCORRECTABLE_ERROR, der von PSHED.dll gemeldet wird, ist zweifellos frustrierend und kann eine Gaming-Session jäh beenden. Doch mit einem systematischen Ansatz zur Fehlerbehebung ist die Ursache in den meisten Fällen zu finden und zu beheben. Es erfordert Geduld und ein wenig Detektivarbeit, aber die Belohnung ist ein wieder stabiler und zuverlässiger Gaming-PC. Nehmen Sie sich die Zeit, die einzelnen Schritte sorgfältig durchzugehen. Ihr PC (und Ihre Nerven) werden es Ihnen danken!
Haben Sie selbst Erfahrungen mit diesem Fehler gemacht oder weitere Tipps zur Lösung? Teilen Sie Ihre Erkenntnisse in den Kommentaren!