So gelingt es: 2 Wohnungen über LWL verbinden und die richtigen Stecker durch ein M25 Leerrohr führen

Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran und mit ihr wächst unser Bedarf an schneller, stabiler und zuverlässiger Internetverbindung. Doch was, wenn Sie nicht nur eine, sondern gleich zwei benachbarte Wohnungen nahtlos miteinander verbinden möchten? Sei es für das Homeoffice in der Nebenwohnung, eine erweiterte Heimkino-Installation oder einfach, um die Netzwerkinfrastruktur Ihrer Familie zu zentralisieren – die Herausforderung, zwei separate Wohnbereiche effizient zu vernetzen, ist real. Die Lösung liegt oft in der Verlegung eines **Lichtwellenleiter (LWL)**-Kabels, besser bekannt als **Glasfaserkabel**, durch ein bestehendes **M25 Leerrohr**. Dieses Projekt kann anspruchsvoll sein, ist aber mit der richtigen Planung und den passenden Werkzeugen absolut machbar. In diesem umfassenden Guide führen wir Sie Schritt für Schritt durch den Prozess und zeigen Ihnen, wie Sie die richtigen Stecker sicher durch das Leerrohr führen.

Warum Glasfaser (LWL) für die Wohnungszusammenführung?

Bevor wir ins Detail gehen, fragen Sie sich vielleicht: Warum überhaupt **Glasfaser**? Warum nicht einfach ein langes Netzwerkkabel (Kupfer)? Die Antwort ist einfach und mehrschichtig:

• Geschwindigkeit und Bandbreite: **Glasfaser** bietet eine unerreichte **Bandbreite** und kann Daten mit Geschwindigkeiten von mehreren Gigabit pro Sekunde (oder sogar Terabit) über große Entfernungen transportieren, ohne nennenswerten Geschwindigkeitsverlust. Kupferkabel sind hier limitiert, besonders bei längeren Strecken.
• Stabilität und Reichweite: Im Gegensatz zu Kupfer ist **Glasfaserkabel** immun gegenüber elektromagnetischen Störungen (EMI) und Funkinterferenzen (RFI). Das Signal bleibt auch über hunderte Meter hinweg stabil, was für die Verbindung zweier Wohnungen oft entscheidend ist.
• Zukunftssicherheit: Mit einem **Glasfaserkabel** legen Sie ein Fundament, das für die nächsten Jahrzehnte Bestand hat. Es ist bereit für zukünftige Technologien und Bandbreitenanforderungen, die wir uns heute vielleicht noch gar nicht vorstellen können.
• Sicherheit: Das Abgreifen von Daten auf einem **Glasfaserkabel** ist deutlich schwieriger als bei Kupferleitungen, da keine elektromagnetische Abstrahlung erfolgt.

Die große Herausforderung: Das M25 Leerrohr

Das **M25 Leerrohr** ist der Dreh- und Angelpunkt dieses Projekts und gleichzeitig seine größte Hürde. Ein M25-Rohr hat einen Außendurchmesser von 25 mm. Der Innendurchmesser liegt je nach Wandstärke des Rohres typischerweise bei etwa 18 bis 20 mm. Das klingt zunächst ausreichend, wird aber schnell eng, sobald Kurven, bereits vorhandene Kabel oder die oft klobigen Stecker moderner Netzwerkkabel ins Spiel kommen. Genau hier liegt der Vorteil von **Glasfaserkabeln** – sie sind dünner und flexibler als vergleichbare Kupferkabel und bieten mit den richtigen Steckertypen (wie **LC-Steckern**) eine exzellente Lösung, um diese Engpässe zu meistern.

Planung ist die halbe Miete: Vor dem ersten Zug

Eine sorgfältige Planung ist entscheidend für den Erfolg Ihres Projekts. Überspringen Sie diesen Schritt nicht!

1. Rechtliche Aspekte klären

Bevor Sie beginnen, klären Sie unbedingt, ob Sie die Erlaubnis des Vermieters oder der Eigentümergemeinschaft benötigen. Eingriffe in die Bausubstanz, selbst wenn es „nur” das Verlegen eines Kabels durch ein bestehendes Rohr ist, erfordern oft eine Genehmigung. Informieren Sie sich über die Gegebenheiten und holen Sie gegebenenfalls schriftliche Zustimmungen ein.

2. Den Kabelweg erkunden

Wo genau verläuft das **M25 Leerrohr**? Gibt es Abzweigungen, scharfe Biegungen oder bereits andere Kabel darin? Versuchen Sie, den gesamten Verlauf zu visualisieren. Ein Endoskop kann hier eine wertvolle Hilfe sein. Messen Sie die genaue Länge des benötigten Kabels und addieren Sie großzügig Puffer für Anschlussarbeiten und unerwartete Wegführungen.

3. Die richtige Glasfaser auswählen

Es gibt verschiedene Arten von **Glasfaserkabeln**:

• Singlemode (OS2): Ideal für sehr lange Strecken (mehrere Kilometer) und extrem hohe Bandbreiten. Etwas teurer und empfindlicher in der Handhabung.
• Multimode (OM3/OM4): Perfekt für kurze bis mittlere Strecken (bis ca. 300 Meter für 10 Gigabit Ethernet). Für die Verbindung zweier Wohnungen ist Multimode oft die kostengünstigere und völlig ausreichende Wahl. OM4 ist die leistungsfähigere Variante von Multimode.

Für die Verbindung von zwei Wohnungen über ein **M25 Leerrohr** ist ein Duplex-Kabel (zwei Fasern in einem Mantel) die Standardwahl, da es für eine bidirektionale Kommunikation (Senden und Empfangen gleichzeitig) benötigt wird. Achten Sie auf eine robuste Ummantelung, die für die Verlegung im Leerrohr geeignet ist.

4. Die passenden Stecker wählen: Der Schlüssel zum Erfolg im M25 Leerrohr

Dies ist der kritischste Punkt. Standard-Netzwerkstecker (RJ45) passen nur selten durch ein belegtes oder kurviges **M25 Leerrohr**. Bei **Glasfaserkabeln** ist die Auswahl zum Glück flexibler. Die kleinsten und damit am besten geeigneten Stecker für Ihr Vorhaben sind **LC-Stecker** (Lucent Connector). Sie sind deutlich kleiner als SC- oder ST-Stecker und passen, sorgfältig geschützt, oft selbst durch engste Passagen. Eine vorkonfektionierte **Glasfaser-Patchleitung** mit beidseitig montierten **LC-Steckern** ist die praktikabelste Lösung für Heimwerker, da das Spleißen und Polieren von Fasern spezielles Werkzeug und Know-how erfordert.

5. Medienkonverter: Das Bindeglied

Da Ihre Endgeräte (Router, Switches, PCs) in der Regel über RJ45-Ethernet-Anschlüsse verfügen, benötigen Sie an beiden Enden des **Glasfaserkabels** je einen **Medienkonverter**. Diese Geräte wandeln das optische Signal der Glasfaser in ein elektrisches Ethernet-Signal um und umgekehrt. Achten Sie darauf, dass die Konverter zur Art Ihrer Glasfaser (Singlemode/Multimode) und zur gewünschten Geschwindigkeit (Gigabit Ethernet, 10 Gigabit Ethernet) passen.

6. Werkzeuge und Hilfsmittel bereitlegen

• Einziehband (Kabel-Einziehhilfe): Ein unverzichtbares Werkzeug, um das Kabel durch das Rohr zu ziehen.
• Kabelgleitmittel: Ein spezielles, faserfreundliches Gleitmittel erleichtert das Durchführen erheblich.
• Schutzhülle/Kabelschutzstrumpf: Absolut entscheidend, um die empfindlichen Stecker während des Einziehens zu schützen.
• Kabelbinder oder Isolierband: Zum Befestigen des Glasfaserkabels am Einziehband.
• Reinigungstücher und Isopropylalkohol: Zum Reinigen der Stecker vor dem Anschluss.
• Kabeltrommel (falls langes Kabel): Um Verwicklungen zu vermeiden.
• Eventuell ein zweiter Helfer: Gerade bei langen oder schwierigen Strecken ist eine zweite Person von unschätzbarem Wert.

Die Installation: Schritt für Schritt zum Highspeed-Netz

1. Das Leerrohr vorbereiten

Falls das **M25 Leerrohr** bereits belegt ist, prüfen Sie, ob Sie die vorhandenen Kabel temporär entfernen können. Ist dies nicht möglich, muss das neue **Glasfaserkabel** parallel zu den bestehenden Kabeln geführt werden. Prüfen Sie das Rohr mit dem **Einziehband** auf Durchgängigkeit und etwaige Blockaden. Es kann helfen, das Einziehband vorsichtig vor- und zurückzubewegen, um eventuelle Hindernisse zu lösen.

2. Das Einziehband einführen

Führen Sie das **Einziehband** von einem Ende des **M25 Leerrohrs** zum anderen. Manchmal ist es einfacher, es von der Seite mit den meisten Kurven aus einzuführen. Wenn es stockt, versuchen Sie, es vorsichtig zu drehen oder von der anderen Seite zu schieben.

3. Das Glasfaserkabel für den Zug vorbereiten

Dies ist der heikelste Schritt. Die **LC-Stecker** sind zwar klein, aber immer noch die breiteste Stelle des Kabels. Um sie zu schützen und das Durchführen zu erleichtern, gehen Sie wie folgt vor:

1. Nehmen Sie einen der vorkonfektionierten **LC-Stecker** (derjenige, der zuerst durch das Rohr muss).
2. Schieben Sie eine spezielle, flexible **Kabelschutzhülle** oder einen **Kabelschutzstrumpf** über den Stecker. Diese Hüllen sind oft konisch zulaufend und verteilen den Zug auf eine größere Fläche. Alternativ können Sie den Stecker vorsichtig mit mehreren Lagen Isolierband umwickeln, um eine glatte, konische Form zu schaffen und die empfindlichen Laschen zu schützen. Achten Sie darauf, dass keine scharfen Kanten entstehen, die im Rohr hängen bleiben könnten.
3. Befestigen Sie die so geschützte Steckerseite des **Glasfaserkabels** fest und sicher am Kopf des **Einziehbandes**. Nutzen Sie hierfür Kabelbinder und/oder Isolierband, um eine stabile und gleichzeitig schlanke Verbindung herzustellen. Die Zugkraft sollte hauptsächlich auf die Kabelummantelung wirken, nicht direkt auf den Stecker oder die Fasern selbst.

4. Das Kabel einziehen

Jetzt beginnt der eigentliche Zug. Eine Person zieht am **Einziehband**, während eine zweite Person das **Glasfaserkabel** vorsichtig von der anderen Seite in das Rohr schiebt und dabei auf Verwicklungen achtet. Achten Sie auf folgende Punkte:

• Gleichmäßiger Zug: Ziehen Sie das Kabel langsam und mit gleichmäßigem, moderatem Zug. Ruckartiges Ziehen kann das Kabel oder die Stecker beschädigen.
• Kabelgleitmittel: Tragen Sie das **Kabelgleitmittel** sparsam und gleichmäßig auf das Kabel und die Schutzhülle des Steckers auf, bevor es in das Rohr eingeführt wird. Dies reduziert die Reibung erheblich.
• Keine scharfen Biegungen: Vermeiden Sie es, das **Glasfaserkabel** an den Einführ- oder Austrittsstellen zu stark zu knicken. Der minimale Biegeradius für **Glasfaserkabel** ist zwar relativ gering, sollte aber dennoch beachtet werden.
• Kommunikation: Wenn zwei Personen arbeiten, ist ständige Kommunikation wichtig, um auf Widerstände sofort reagieren zu können.

Sollte das Kabel stecken bleiben, versuchen Sie nicht, mit Gewalt zu ziehen. Ziehen Sie es ein Stück zurück, drehen Sie es leicht und versuchen Sie es erneut. Eventuell müssen Sie die Schutzummantelung des Steckers prüfen und optimieren.

5. Kabelenden sichern und reinigen

Sobald das **Glasfaserkabel** vollständig durch das **M25 Leerrohr** gezogen ist, entfernen Sie die Schutzhülle und das Befestigungsmaterial vom Stecker. Reinigen Sie die Stirnflächen der **LC-Stecker** vorsichtig mit speziellen fusselfreien Tüchern und Isopropylalkohol. Staub und Schmutz können die Signalqualität erheblich beeinträchtigen. Lassen Sie die Schutzkappen auf den Steckern, bis Sie sie tatsächlich anschließen.

Anschluss und Inbetriebnahme

1. Medienkonverter anschließen

Platzieren Sie je einen **Medienkonverter** an beiden Enden des **Glasfaserkabels**. Verbinden Sie die **LC-Stecker** des **Glasfaserkabels** mit den entsprechenden Ports des **Medienkonverters**. Achten Sie auf die richtige Polarität (Sendefaser auf Empfang, Empfangsfaser auf Senden). Oft sind die Ports mit „TX” (Transmit) und „RX” (Receive) gekennzeichnet, oder die **Duplex-Kabel** sind farblich markiert.

2. Netzwerkkabel verbinden

Verbinden Sie Ihre Router, Switches oder Endgeräte (PCs) über standardmäßige **Ethernet-Netzwerkkabel** (RJ45) mit den Ethernet-Ports der **Medienkonverter**.

3. Stromversorgung herstellen

Schließen Sie die **Medienkonverter** an die Stromversorgung an.

4. Testen und Konfigurieren

Überprüfen Sie die Status-LEDs an den **Medienkonvertern**. Sie sollten anzeigen, dass eine optische Verbindung (Link/Fiber Link) und eine Ethernet-Verbindung (Link/Act) besteht. Führen Sie anschließend einen Netzwerktest durch. Pingen Sie Geräte in der anderen Wohnung an oder versuchen Sie, auf Netzwerkfreigaben zuzugreifen. Je nach Komplexität Ihrer Netzwerkkonfiguration müssen Sie eventuell IP-Adressen anpassen oder VLANs konfigurieren.

Best Practices und hilfreiche Tipps

• Zukunftssicherheit durch Mehrfachkabel: Wenn Sie die Möglichkeit haben, ziehen Sie statt eines **Duplex-Kabels** ein Kabel mit 4 oder mehr Fasern ein. Die Kosten sind nur marginal höher, aber Sie haben Reserven für die Zukunft oder können bei einem Defekt einer Faser einfach umschalten.
• Beschriftung: Beschriften Sie die Kabel und die Ports der **Medienkonverter** klar und eindeutig.
• Kabelmanagement: Sorgen Sie für eine ordentliche Kabelführung an beiden Enden. Überschüssiges **Glasfaserkabel** sollte in Schleifen aufgewickelt werden, die den minimalen Biegeradius nicht unterschreiten.
• Schutz vor Staub: Bewahren Sie nicht genutzte Glasfaseranschlüsse immer mit Schutzkappen auf.
• Sicherheitshinweise: Arbeiten Sie niemals ohne Augenschutz, wenn Sie mit aktiven **LWL**-Verbindungen hantieren. Laserlicht kann das Auge schädigen. Vermeiden Sie auch den direkten Kontakt mit Glasfasersplittern.

Fazit: Highspeed-Vernetzung leicht gemacht

Die Vernetzung zweier Wohnungen über ein **Glasfaserkabel** durch ein **M25 Leerrohr** mag auf den ersten Blick einschüchternd wirken. Doch mit der richtigen Planung, der Auswahl geeigneter **LC-Stecker** an vorkonfektionierten **Duplex-Kabeln** und der sorgfältigen Anwendung von Schutzhüllen und **Kabelgleitmittel** ist dieses Projekt auch für ambitionierte Heimwerker zu bewältigen. Das Ergebnis ist eine **zukunftssichere**, blitzschnelle und hochstabile Netzwerkverbindung, die Ihnen und Ihren Geräten ein völlig neues Maß an Konnektivität bietet. Genießen Sie die Vorteile eines Netzwerks ohne Kompromisse!