Verwirrung bei Links? Warum werden Hyperlinks gekürzt auf „Anzuzeigender Text” und wie kann man das ändern?

Haben Sie sich jemals gefragt, warum ein Link im Internet oft nicht die lange, kryptische Webadresse anzeigt, sondern stattdessen einen kurzen, beschreibenden Text? Dieses Phänomen, bekannt als die Verwendung von Ankertext, kann auf den ersten Blick verwirrend wirken. Es ist jedoch eine fundamentale Komponente des Webs, die sowohl die Benutzerfreundlichkeit als auch die Leistungsfähigkeit von Suchmaschinen maßgeblich beeinflusst. In diesem Artikel tauchen wir tief in die Welt der Hyperlinks ein, erklären, warum der „anzuzeigende Text” so wichtig ist, welche Vor- und Nachteile er birgt und vor allem, wie Sie ihn bewusst gestalten können, um Ihre Online-Kommunikation zu optimieren.

Was sind Hyperlinks und wie funktionieren sie? Die Basics verstehen

Bevor wir uns dem Ankertext widmen, ist es wichtig, die Grundlagen eines Hyperlinks zu verstehen. Ein Hyperlink, oft einfach als „Link” bezeichnet, ist ein Verweis auf Daten, die der Benutzer durch Anklicken oder Antippen direkt abrufen kann. Er bildet das Rückgrat des World Wide Webs und ermöglicht es uns, nahtlos zwischen verschiedenen Webseiten, Dokumenten oder Ressourcen zu navigieren.

Technisch gesehen besteht ein Hyperlink aus mindestens zwei Hauptkomponenten:

1. Die Ziel-URL (Uniform Resource Locator): Dies ist die tatsächliche Adresse der Ressource, auf die der Link verweist. Es könnte zum Beispiel https://www.beispiel.de/produkte/neuheiten.html sein. Diese URL ist die unsichtbare Destination, das eigentliche Ziel des Links.
2. Der Ankertext (Anchor Text) oder „Anzuzeigender Text”: Dies ist der sichtbare, anklickbare Text, der dem Benutzer angezeigt wird. Er kann kurz und prägnant sein wie „Hier klicken”, aber auch detaillierter wie „Mehr über unsere neuesten Produkte erfahren”. In HTML wird ein Link folgendermaßen strukturiert: <a href="https://www.beispiel.de/zielseite.html">Anzuzeigender Text</a>. Der Text zwischen den <a> und </a> Tags ist der Ankertext.

Die Fähigkeit, einen Link mit einem beschreibenden Text zu versehen, anstatt die rohe URL anzuzeigen, ist kein Zufallsprodukt, sondern eine bewusste Designentscheidung, die von Anfang an in die Architektur des Webs integriert wurde. Sie dient einer Vielzahl von Zwecken, die wir im Folgenden genauer beleuchten werden.

Die immense Rolle des „Anzuzeigenden Textes” – Mehr als nur eine Maske

Der scheinbar einfache „anzuzeigende Text” eines Hyperlinks ist weit mehr als nur eine kosmetische Verschleierung der URL. Er spielt eine entscheidende Rolle für die Benutzerfreundlichkeit, das Webdesign und insbesondere für die Suchmaschinenoptimierung (SEO).

1. Verbesserte Benutzerfreundlichkeit und Lesbarkeit

Stellen Sie sich vor, jeder Link im Internet würde die volle URL anzeigen. Webseiten wären mit langen, unübersichtlichen Adressen übersät, die das Lesen und Verstehen von Inhalten erheblich erschweren würden. Der Ankertext schafft Klarheit. Er gibt dem Nutzer sofort einen Hinweis darauf, was ihn erwartet, wenn er auf den Link klickt. „Unsere Datenschutzerklärung lesen” ist wesentlich informativer und benutzerfreundlicher als „https://www.ihreseite.de/datenschutz/impressum/info.html?lang=de„. Dies reduziert die kognitive Belastung und verbessert die allgemeine Navigationserfahrung.

2. Ästhetik und Design

Aus gestalterischer Sicht ermöglicht der Ankertext ein sauberes und professionelles Erscheinungsbild von Webseiten. Lange URLs würden das Layout sprengen und unschön wirken. Mit Ankertext können Designer und Autoren Texte fließend und optisch ansprechend gestalten, ohne dabei auf Verweise zu externen oder internen Quellen verzichten zu müssen. Dies trägt maßgeblich zu einem modernen und ansprechenden Webdesign bei.

3. Die Macht für die Suchmaschinenoptimierung (SEO)

Für Suchmaschinen wie Google ist der Ankertext eine Goldgrube an Informationen. Er liefert wichtige kontextbezogene Hinweise auf den Inhalt der verlinkten Seite. Wenn viele Links mit dem Ankertext „SEO-Strategien” auf eine bestimmte Seite verweisen, interpretiert Google dies als starkes Signal, dass diese Seite hochrelevant für das Thema „SEO-Strategien” ist. Dies kann die Sichtbarkeit und das Ranking der Zielseite in den Suchergebnissen erheblich verbessern.

• Relevanzsignal: Ankertexte helfen Suchmaschinen, den Themenbereich einer verlinkten Seite zu verstehen und ihre Relevanz für bestimmte Suchanfragen zu bewerten.
• Keyword-Optimierung: Die strategische Verwendung von Keywords im Ankertext ist ein wichtiger Bestandteil der Off-Page-SEO. Es geht darum, relevante Begriffe zu verwenden, ohne zu überoptimieren (Keyword-Stuffing).
• Interne und externe Links: Der Ankertext ist sowohl bei Links innerhalb der eigenen Website (interne Verlinkung) als auch bei Links von anderen Websites (externe Backlinks) von Bedeutung. Eine gute interne Verlinkung mit optimierten Ankertexten stärkt die gesamte Seitenstruktur und verteilt den Linkjuice effektiv.

4. Beitrag zur Barrierefreiheit

Auch für die Barrierefreiheit spielt der Ankertext eine wichtige Rolle. Menschen mit Sehbehinderungen, die Screenreader verwenden, verlassen sich auf den Ankertext, um den Inhalt eines Links zu verstehen. Ein beschreibender Ankertext wie „Unsere Preisübersicht herunterladen (PDF)” ist für Screenreader-Nutzer wesentlich hilfreicher als „Klicken Sie hier” oder eine unleserliche URL, da er den Kontext und das Format der verlinkten Ressource sofort vermittelt.

Die Nachteile und potenziellen Gefahren des „Anzuzeigenden Textes”

Trotz der vielen Vorteile birgt der Ankertext auch Risiken und Nachteile, die man kennen und aktiv managen sollte.

1. Vertrauen und Sicherheit (Phishing-Gefahr)

Die größte Gefahr des Ankertextes ist die Möglichkeit der Täuschung. Da der Nutzer die tatsächliche URL nicht direkt sieht, können bösartige Akteure dies ausnutzen, um Phishing-Angriffe durchzuführen. Ein Ankertext wie „Zum Login” könnte auf eine gefälschte Anmeldeseite führen, die darauf abzielt, Zugangsdaten zu stehlen. Dies untergräbt das Vertrauen der Nutzer und kann gravierende Sicherheitsrisiken mit sich bringen. Aus diesem Grund ist es entscheidend, bei unbekannten Quellen immer vorsichtig zu sein.

2. Irreführende Erwartungen

Ein schlecht gewählter oder irreführender Ankertext kann die Erwartungen des Nutzers enttäuschen. Wenn der Ankertext „Kostenlose E-Books” lautet, der Link aber zu einer Seite führt, die erst nach einer Registrierung und Zahlung Zugang bietet, führt dies zu Frustration. Dies schadet der Benutzererfahrung und kann dazu führen, dass Besucher die Website schnell wieder verlassen.

3. „Klicken Sie hier” – Eine verpasste Chance

Generische Ankertexte wie „Klicken Sie hier”, „Mehr erfahren” oder „Lesen Sie weiter” sind aus Sicht der SEO und der Benutzerfreundlichkeit suboptimal. Sie geben keinerlei Aufschluss über den Inhalt der Zielseite und sind für Suchmaschinen nutzlos. Zudem sind sie für Screenreader-Nutzer unpraktisch, da sie den Kontext des Links nicht vermitteln. Eine solche Praxis ist eine verschwendete Gelegenheit, sowohl das Ranking als auch die Usability zu verbessern.

Wie kann man das ändern? Kontrolle über Ihre Links übernehmen

Die gute Nachricht ist, dass Sie die Kontrolle über Ihre Links und deren Anzeigetext haben. Es gibt bewährte Methoden und Situationen, in denen es sinnvoll ist, von der Standardpraxis abzuweichen.

1. Bewusste Gestaltung des Ankertextes für maximale Wirkung

Die bewusste und strategische Gestaltung des Ankertextes ist der Schlüssel zur Optimierung Ihrer Links. Hier sind einige Best Practices:

• Deskriptiv und präzise: Der Ankertext sollte klar und prägnant beschreiben, was den Nutzer auf der Zielseite erwartet. Statt „Klicken Sie hier”, verwenden Sie „Unseren ausführlichen Bericht zur Klimaforschung herunterladen”.
• Relevante Keywords verwenden: Integrieren Sie relevante Keywords, für die die Zielseite ranken soll. Achten Sie jedoch auf eine natürliche Formulierung und vermeiden Sie Keyword-Stuffing, das von Suchmaschinen als manipulativ angesehen werden kann. Das Keyword sollte organisch in den Textfluss passen.
• Call-to-Action (CTA): Ankertexte können auch als effektive CTAs dienen. „Jetzt zum kostenlosen Webinar anmelden” kombiniert Beschreibung mit Handlungsaufforderung.
• Kurz und prägnant: Obwohl deskriptiv, sollte der Ankertext nicht zu lang sein. Er muss schnell erfassbar sein.
• Varianz schaffen: Verwenden Sie nicht immer exakt den gleichen Ankertext, wenn Sie auf dieselbe Seite verlinken. Eine natürliche Variation wirkt organischer und schützt vor einer Überoptimierung, die von Suchmaschinen negativ bewertet werden könnte.

2. Anzeigen der vollen URL – Wann ist das sinnvoll?

Es gibt bestimmte Szenarien, in denen das Anzeigen der vollen URL nicht nur akzeptabel, sondern sogar wünschenswert ist:

• Wenn Vertrauen und Transparenz entscheidend sind: Bei Downloads von Software, wichtigen offiziellen Dokumenten (z.B. staatliche Formulare) oder wenn Sie eine Quelle belegen möchten, die für den Nutzer von kritischer Bedeutung ist. Die sichtbare URL gibt dem Nutzer Sicherheit, dass er tatsächlich auf die erwartete Quelle zugreift.
• In technischen oder wissenschaftlichen Kontexten: In Fachartikeln, wissenschaftlichen Arbeiten oder technischen Anleitungen kann die Angabe der vollständigen URL zur Nachvollziehbarkeit und Referenzierung hilfreich sein.
• Bei expliziter Aufforderung: Manchmal möchten Sie eine URL einfach nur zur Kenntnisnahme bereitstellen, ohne dass sie direkt anklickbar sein muss (z.B. in gedruckten Materialien oder Präsentationen, wo Nutzer die URL manuell eingeben könnten).
• Bei sehr kurzen und selbsterklärenden URLs: Manche URLs sind von sich aus kurz, prägnant und beschreibend (z.B. google.com). In solchen Fällen kann das Anzeigen der vollständigen URL unproblematisch sein.

Wie zeigen Sie die volle URL an?

In den meisten Texteditoren und CMS können Sie einfach die URL direkt in den Text einfügen, ohne sie als Hyperlink zu formatieren. Alternativ können Sie explizit den Text schreiben, gefolgt von der URL in Klammern oder nach einem Doppelpunkt: „Besuchen Sie unsere Website: https://www.ihreseite.de„. In HTML könnte man dies so umsetzen: <a href="https://www.ihreseite.de">https://www.ihreseite.de</a>, obwohl dies für SEO nicht ideal ist, da es als Link zu einer Seite mit dem Ankertext „https://www.ihreseite.de” interpretiert wird.

3. Technische Umsetzung in verschiedenen Umgebungen

Die Art und Weise, wie Sie Links erstellen und den Ankertext steuern, variiert je nach Plattform:

• HTML-Webseiten: Hier haben Sie die volle Kontrolle über den <a href="URL">Ankertext</a>. Sie können auch Attribute wie target="_blank" (öffnet Link in neuem Tab) oder rel="nofollow" (weist Suchmaschinen an, dem Link nicht zu folgen, oft bei externen, nicht vertrauenswürdigen oder bezahlten Links verwendet) hinzufügen.
• Content-Management-Systeme (CMS) wie WordPress: Die meisten CMS bieten einen visuellen Editor (WYSIWYG), der die Link-Erstellung vereinfacht. Sie markieren einfach den gewünschten Text, klicken auf das Link-Symbol und geben die Ziel-URL ein. Im Normalfall können Sie dort auch einstellen, ob der Link in einem neuen Tab geöffnet werden soll und ob er ein nofollow-Attribut erhalten soll.
• E-Mails: In HTML-formatierten E-Mails funktionieren Links ähnlich wie auf Webseiten. In einfachen Text-E-Mails ist es üblich, die volle URL anzuzeigen, da es keine Möglichkeit gibt, Ankertext zu formatieren. Gute E-Mail-Clients wandeln URLs aber oft automatisch in anklickbare Links um.
• Soziale Medien: Plattformen wie Facebook, Twitter oder LinkedIn haben ihre eigenen Mechanismen. Oft kürzen sie lange URLs automatisch oder generieren eine Link-Vorschau mit einem Bild und einem kurzen Titel. Sie können aber in der Regel den begleitenden Text frei gestalten, der dann als eine Art Ankertext fungiert.

Best Practices für den Umgang mit Hyperlinks

Um das Beste aus Ihren Links herauszuholen und gleichzeitig eine sichere und positive Benutzererfahrung zu gewährleisten, beachten Sie folgende Richtlinien:

• Kontext ist König: Stellen Sie sicher, dass der Ankertext immer im Kontext des umgebenden Textes sinnvoll ist und dem Nutzer einen Mehrwert bietet.
• Keywords natürlich einbinden: Verwenden Sie relevante Keywords, aber nicht auf Kosten der Lesbarkeit oder des natürlichen Sprachflusses. Denken Sie zuerst an den Nutzer, dann an die Suchmaschine.
• Sicherheit prüfen: Seien Sie bei der Verlinkung auf externe Seiten vorsichtig. Überprüfen Sie die Links auf ihre Legitimität, besonders wenn Sie Inhalte von Dritten integrieren.
• Konsistenz wahren: Verwenden Sie eine konsistente Formatierung für Ihre Links (Farbe, Unterstreichung), um sie für den Nutzer leicht erkennbar zu machen.
• Barrierefreiheit berücksichtigen: Schreiben Sie Ankertexte, die auch für Screenreader verständlich und nützlich sind.
• Interne Verlinkung strategisch nutzen: Bauen Sie eine logische interne Linkstruktur mit deskriptiven Ankertexten auf, um die Navigation zu verbessern und den SEO-Wert Ihrer Seiten zu steigern.

Fazit: Die Kunst der Linkgestaltung meistern

Die Verwirrung um Hyperlinks, die als „anzuzeigender Text” erscheinen, weicht hoffentlich nun einem klaren Verständnis ihrer Funktion und Bedeutung. Der Ankertext ist kein Fehler oder eine Einschränkung, sondern ein mächtiges Werkzeug, das die Benutzerfreundlichkeit des Internets revolutioniert und eine entscheidende Rolle in der Suchmaschinenoptimierung spielt. Indem Sie lernen, wie Sie Ankertexte bewusst und strategisch gestalten, können Sie nicht nur die Ästhetik Ihrer Inhalte verbessern, sondern auch das Vertrauen Ihrer Nutzer stärken, die Relevanz Ihrer Webseite für Suchmaschinen erhöhen und letztendlich eine effektivere Online-Kommunikation gewährleisten. Nehmen Sie die Kontrolle über Ihre Links und nutzen Sie ihr volles Potenzial!