Wie kann ich die Ansicht für jeden „Neuer Ordner” dauerhaft ändern, ohne es immer wieder neu einstellen zu müssen?

Kennen Sie das? Sie erstellen einen neuen Ordner in Windows, öffnen ihn erwartungsvoll – und landen wieder bei der ungeliebten „Details“-Ansicht, obwohl Sie doch am liebsten große Symbole oder eine Kachelansicht hätten. Ein Ärgernis, das viele Windows-Nutzer täglich begleitet. Es scheint, als würde Windows unsere Präferenzen einfach ignorieren, und wir sind dazu verdammt, die Ansicht immer wieder manuell anzupassen. Aber keine Sorge, Sie sind nicht allein mit diesem Problem, und es gibt tatsächlich Wege, diesem ewigen Kreislauf ein Ende zu bereiten. Dieser umfassende Artikel führt Sie Schritt für Schritt durch die komplexen Mechanismen von Windows, damit Sie die Standardansicht für neue Ordner ein für alle Mal nach Ihren Wünschen einstellen können.

Das Dilemma verstehen: Warum Windows sich so „stur” verhält

Bevor wir uns in die Lösungen stürzen, ist es hilfreich zu verstehen, warum Windows manchmal so widerspenstig wirkt, wenn es um die Ordneransicht geht. Windows versucht, intelligent zu sein. Es kategorisiert Ordner nach ihrem Inhaltstyp (z.B. Bilder, Musik, Dokumente) und wendet dafür optimierte Ansichtseinstellungen an. Ein Ordner mit vielen Fotos erhält standardmäßig oft eine Miniaturansicht, während ein Ordner mit Office-Dokumenten eher die Detailansicht mit Informationen wie Dateityp und Änderungsdatum anzeigt. Das Problem entsteht, wenn wir eine allgemeine Ansicht für *alle* Ordner oder für neu erstellte, noch leere Ordner wünschen, die Windows nicht eindeutig kategorisieren kann. Hier greifen oft die Standardeinstellungen für „Allgemeine Elemente“, die nicht immer unseren Vorstellungen entsprechen.

Die berühmte Funktion „Für Ordner übernehmen“ in den Ordneroptionen ist oft der erste Ansatzpunkt, führt aber nicht immer zum gewünschten Erfolg bei *neuen* Ordnern. Wir werden sehen, dass es tiefergehende Eingriffe bedarf, um Windows wirklich zu überzeugen, unsere Wunschansicht als universellen Standard zu akzeptieren.

Der erste Schritt: Die Ordneroptionen – Grenzen und Möglichkeiten

Der offensichtlichste Weg, die Ordneransicht zu ändern, führt über die Ordneroptionen. Hier können Sie eine Ansicht für einen Ordner einstellen und diese dann auf andere Ordner anwenden. So geht’s:

1. Öffnen Sie einen beliebigen Ordner (oder den Explorer).
2. Klicken Sie in der Menüleiste auf den Tab „Ansicht”.
3. Wählen Sie Ihre bevorzugte Ansicht aus (z.B. „Große Symbole”, „Liste”, „Details”).
4. Klicken Sie erneut auf „Optionen” ganz rechts in der Menüleiste, dann auf „Ordner- und Suchoptionen ändern”. Ein neues Fenster öffnet sich.
5. Wechseln Sie im neuen Fenster zum Reiter „Ansicht”.
6. Klicken Sie auf die Schaltfläche „Für Ordner übernehmen„.
7. Bestätigen Sie die Meldung mit „Ja”.

Diese Aktion teilt Windows mit: „Diese Ansicht, die ich gerade eingestellt habe, soll für alle Ordner des *gleichen Typs* gelten.“ Das ist ein wichtiger Punkt. Wenn Sie beispielsweise die Ansicht in einem Bilderordner ändern und dann „Für Ordner übernehmen“ wählen, gilt diese Einstellung für *alle Bilderordner* – aber nicht unbedingt für einen leeren neuen Ordner, den Windows als „Allgemeine Elemente“ einstuft, oder für einen Musikordner. Oft bleibt die generelle Ansicht für „Allgemeine Elemente” unberührt, was der Hauptgrund für das wiederkehrende Problem bei neuen Ordnern ist.

Die fünf Ordner-Optimierungstypen in Windows

Windows unterscheidet standardmäßig fünf Optimierungstypen für Ordner, die jeweils eigene Ansichtsvorgaben haben:

1. Allgemeine Elemente: Der Standardtyp für die meisten Ordner, die keine spezielle Kategorie haben. Dies ist der „Übeltäter” für viele Nutzer.
2. Dokumente: Optimiert für Textdateien, Tabellen, Präsentationen.
3. Bilder: Optimiert für Fotos und Grafiken mit Miniaturansichten.
4. Musik: Optimiert für Audiodateien mit Informationen wie Interpret, Album.
5. Videos: Optimiert für Videodateien mit Filmstreifen oder Vorschaubildern.

Um die Ansicht für neue Ordner dauerhaft zu ändern, müssen wir sicherstellen, dass wir den „Allgemeine Elemente”-Typ korrekt konfigurieren und diese Einstellung auch für neu erstellte Ordner greift.

Dauerhafte Änderungen vornehmen: Schritt für Schritt für jeden Ordner-Typ

Um eine Ansicht für einen bestimmten Ordner-Typ festzulegen, gehen Sie wie folgt vor:

1. Öffnen Sie einen Ordner, der dem gewünschten Typ entspricht (z.B. einen leeren Ordner für „Allgemeine Elemente”, einen Bilderordner für „Bilder”). Wenn Sie einen leeren Ordner erstellen, um die Standardansicht für „Allgemeine Elemente” zu ändern, stellen Sie sicher, dass er an einem Ort ist, wo Sie ihn später löschen können, oder erstellen Sie ihn nur temporär.
2. Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf eine leere Stelle im Ordner und wählen Sie „Eigenschaften”.
3. Im Eigenschaften-Fenster wechseln Sie zum Reiter „Anpassen”.
4. Unter „Ordner optimieren für” wählen Sie den gewünschten Ordner-Typ aus (z.B. „Allgemeine Elemente”).
5. Stellen Sie sicher, dass das Häkchen bei „Diese Vorlage auf alle Unterordner anwenden” gesetzt ist, falls Sie diese Einstellung auch für Unterordner wünschen. Klicken Sie auf „Übernehmen” und „OK”.
6. Nun, da der Ordner als der gewünschte Typ optimiert ist, ändern Sie die Ansicht dieses Ordners auf Ihre bevorzugte Einstellung (z.B. „Große Symbole”).
7. Gehen Sie dann zu „Optionen” -> „Ordner- und Suchoptionen ändern” -> Reiter „Ansicht” -> „Für Ordner übernehmen” und bestätigen Sie mit „Ja”.

Wiederholen Sie diesen Vorgang für jeden der fünf Ordner-Typen, falls Sie für jeden eine spezifische Standardansicht wünschen. Das ist ein wichtiger Schritt, um die Basis für konsistente Ansichten zu legen. Der kritische Punkt ist hierbei die Einstellung für „Allgemeine Elemente”, da diese für die meisten neu erstellten, noch leeren Ordner zur Anwendung kommt.

Die Königsdisziplin: Der Registrierungseditor für die ultimative Kontrolle

Manchmal sind die „Ordneroptionen” und das „Für Ordner übernehmen” einfach nicht genug, oder die Einstellungen werden nach einem Neustart oder einem Windows-Update wieder zurückgesetzt. Hier kommt der Registrierungseditor ins Spiel. Dieser ist ein mächtiges Werkzeug, das direkte Änderungen an der Konfiguration von Windows ermöglicht. Ein falscher Eintrag kann jedoch zu Systeminstabilität führen, daher ist äußerste Vorsicht geboten! Erstellen Sie *immer* ein Backup der Registrierung, bevor Sie Änderungen vornehmen.

Backup der Registrierung erstellen:

1. Drücken Sie die Windows-Taste + R, geben Sie „regedit” ein und drücken Sie Enter.
2. Bestätigen Sie die Benutzerkontensteuerung.
3. Klicken Sie im Registrierungseditor auf „Datei” -> „Exportieren”.
4. Wählen Sie unter „Exportbereich” die Option „Alles” aus.
5. Speichern Sie die Datei an einem sicheren Ort mit einem aussagekräftigen Namen (z.B. „Registry_Backup_Datum”).

Den Ordneransichts-Cache leeren und eine neue Standardansicht erzwingen:

Windows speichert die Ansichtseinstellungen für einzelne Ordner in sogenannten „Shell-Bags” in der Registrierung. Wenn dieser Cache zu groß wird oder korrupte Einträge enthält, kann dies dazu führen, dass Ihre Einstellungen nicht dauerhaft übernommen werden. Das Löschen dieser Einträge zwingt Windows, neue, frische Einstellungen zu übernehmen.

1. Öffnen Sie den Registrierungseditor (Windows-Taste + R, „regedit”, Enter).
2. Navigieren Sie zum Pfad: HKEY_CURRENT_USERSOFTWAREMicrosoftWindowsShell
3. Suchen Sie hier die Schlüssel Bags und BagMRU. Diese Schlüssel enthalten die gespeicherten Ansichtseinstellungen.
4. Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf den Schlüssel Bags und wählen Sie „Löschen”. Bestätigen Sie die Warnmeldung.
5. Wiederholen Sie dies für den Schlüssel BagMRU.
6. Navigieren Sie außerdem zu HKEY_CURRENT_USERSOFTWAREClassesLocal SettingsSoftwareMicrosoftWindowsShell und löschen Sie dort ebenfalls die Schlüssel Bags und BagMRU, falls vorhanden.
7. Schließen Sie den Registrierungseditor.
8. Starten Sie den Computer neu, damit die Änderungen wirksam werden.

Nach dem Neustart hat Windows den „Speicher” für Ihre alten Ordneransichten gelöscht. Jetzt ist es an der Zeit, Ihre bevorzugte Ansicht erneut einzustellen und diesmal dauerhaft zu machen.

1. Öffnen Sie einen beliebigen Ordner (am besten einen leeren oder einen, der als „Allgemeine Elemente” gilt).
2. Stellen Sie Ihre gewünschte Ordneransicht ein (z.B. „Große Symbole”).
3. Gehen Sie zu „Optionen” -> „Ordner- und Suchoptionen ändern” -> Reiter „Ansicht”.
4. Klicken Sie auf „Für Ordner übernehmen” und bestätigen Sie mit „Ja”.

Durch das Leeren des Caches und das erneute Anwenden der Einstellungen sollten Ihre bevorzugten Ansichten nun viel zuverlässiger beibehalten werden, insbesondere für neue Ordner, die noch keine spezifische Ansichtsdefinition haben.

Manuelle Anpassung des Standard-Ordner-Templates über die Registry

Für die Hardcore-Nutzer gibt es noch einen weiteren, tiefergehenden Ansatz, um die Standardvorlage für „Allgemeine Elemente” zu beeinflussen. Dieser Weg ist noch riskanter und sollte nur von erfahrenen Nutzern beschritten werden.

1. Öffnen Sie den Registrierungseditor.
2. Navigieren Sie zu HKEY_LOCAL_MACHINESOFTWAREMicrosoftWindowsCurrentVersionExplorerFolderTypes{5c4f28b5-f869-4e84-8e60-f117a2559a1f}. Diese lange Zeichenfolge {5c4f28b5-f869-4e84-8e60-f117a2559a1f} repräsentiert den Ordner-Typ „Allgemeine Elemente”.
3. Innerhalb dieses Schlüssels finden Sie in der Regel einen Unterschlüssel namens TopViews oder TopFolder (oder ähnliches, die genaue Benennung kann variieren). Dies sind die Standardansichten, die Windows für diesen Typ bevorzugt.
4. Die hier enthaltenen Werte, oft im Binärformat, legen die Details der Ansicht fest (z.B. Spaltenbreiten, Sortierreihenfolge, Ansichtsmodus wie Symbole, Liste, Details). Das manuelle Ändern dieser Werte ist äußerst komplex, da sie nicht direkt menschenlesbar sind.
5. Eine einfachere Methode (aber immer noch mit Vorsicht zu genießen) ist, den gesamten Schlüssel {5c4f28b5-f869-4e84-8e60-f117a2559a1f} zu exportieren, zu löschen und dann nach der oben beschriebenen Methode (Ansicht in einem Ordner einstellen und „Für Ordner übernehmen”) Windows dazu zu zwingen, ihn neu und mit Ihren gewünschten Einstellungen zu erstellen. Dies ist jedoch ein sehr aggressiver Ansatz und wird nicht für jedermann empfohlen.

Konzentrieren Sie sich lieber auf das Löschen der Bags und BagMRU Schlüssel. Das ist in den allermeisten Fällen ausreichend, um Windows auf den richtigen Weg zu bringen und die Ordneransicht nach Ihren Wünschen zu speichern.

Häufige Probleme und Lösungsansätze

Einstellungen werden nach Neustart oder Update zurückgesetzt:

Dies ist ein klassisches Symptom eines korrupten Ansichts-Caches (Shell-Bags) oder einer hartnäckigen Einstellung in der Registry. Die oben beschriebene Methode zum Löschen der Bags und BagMRU Schlüssel ist hier die primäre Lösung. Windows-Updates können manchmal auch die Registrierungseinträge zurücksetzen, sodass ein erneutes Anwenden der Schritte nach einem größeren Update notwendig sein kann.

Dritte-Parteien-Software:

Manche Optimierungs-Tools oder Explorer-Erweiterungen von Drittanbietern können die Standard-Explorer-Einstellungen überschreiben oder stören. Wenn Sie solche Tools verwenden, versuchen Sie, diese vorübergehend zu deaktivieren oder zu deinstallieren und prüfen Sie, ob die Einstellungen dann beibehalten werden.

Beschädigtes Benutzerprofil:

Im schlimmsten Fall könnten die Probleme mit einem beschädigten Benutzerprofil zusammenhängen. Wenn keine der obigen Lösungen funktioniert, sollten Sie in Erwägung ziehen, ein neues Benutzerprofil zu erstellen und Ihre Daten dorthin zu migrieren. Das ist ein drastischer Schritt, löst aber oft eine Vielzahl hartnäckiger Windows-Probleme.

1. Gehen Sie zu „Einstellungen” -> „Konten” -> „Familie & andere Benutzer”.
2. Klicken Sie auf „Diesem PC eine andere Person hinzufügen”.
3. Folgen Sie den Anweisungen, um ein neues lokales Konto zu erstellen.
4. Melden Sie sich mit dem neuen Konto an und testen Sie die Ordneransichtseinstellungen.
5. Wenn es dort funktioniert, können Sie Ihre Daten vom alten Profil in das neue kopieren.

Best Practices für eine aufgeräumte Ordneransicht

• Konsistenz wahren: Versuchen Sie, eine konsistente Ansicht für „Allgemeine Elemente” zu wählen, die für die meisten Ihrer Ordner gut funktioniert.
• Regelmäßige Überprüfung: Überprüfen Sie nach größeren Windows-Updates oder der Installation neuer Software, ob Ihre Standardansicht noch intakt ist.
• Sicherheit geht vor: Wenn Sie Änderungen in der Registrierungseditor vornehmen, erstellen Sie immer ein Backup. Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig.
• Systempflege: Ein aufgeräumtes System mit regelmäßiger Wartung (z.B. Datenträgerbereinigung, Defragmentierung bei HDDs) kann dazu beitragen, dass Windows stabiler läuft und solche Einstellungen besser beibehält.

Fazit: Geduld und Präzision führen zum Ziel

Die dauerhafte Änderung der Standardansicht für neue Ordner in Windows kann eine kleine Odyssee sein, aber sie ist definitiv machbar. Mit den richtigen Schritten, beginnend bei den einfachen Ordneroptionen bis hin zu tieferen Eingriffen in den Registrierungseditor, können Sie Windows dazu bringen, sich endlich an Ihre Präferenzen zu halten. Der Schlüssel liegt im Verständnis der Ordner-Typen und der „Shell-Bags”, die Windows nutzt, um Ansichten zu speichern. Wenn Sie diese Anleitung sorgfältig befolgen und die notwendige Vorsicht im Registrierungseditor walten lassen, werden Sie bald die Früchte Ihrer Arbeit ernten und nie wieder die Ansicht für jeden „Neuen Ordner” manuell anpassen müssen. Viel Erfolg beim Optimieren Ihres Explorers!