Der Umzug ist geschafft! Die Kisten sind da, das Bett ist aufgebaut und die ersten Möbel stehen. Erleichtert lassen Sie sich auf Ihrem neuen Sofa nieder und greifen zum Handy – schnell noch die letzten Umzugsfotos an Freunde schicken oder den neuen Serienmarathon starten. Doch dann die Ernüchterung: Kein WLAN. Keine Verbindung. Eine neue Wohnung ohne Internetanschluss fühlt sich heutzutage an wie ein Haus ohne Strom. Und plötzlich ist die Vorfreude getrübt, die moderne Welt wirkt unerreichbar. Aber keine Panik! Sie sind nicht allein mit dieser Situation, und es gibt bewährte Wege, wie Sie schnell wieder online gehen können.
Dieser umfassende Guide nimmt Sie an die Hand und führt Sie Schritt für Schritt durch den Dschungel des Internetanschlusses nach einem Mieterwechsel. Wir erklären Ihnen, was Sie vor, während und nach dem Umzug beachten müssen, welche Technologien es gibt und wie Sie typische Fallstricke vermeiden. Ziel ist es, dass Sie in Ihrer neuen Wohnung so schnell wie möglich wieder voll vernetzt sind.
Die digitale Flaute nach dem Umzug: Warum der Internetanschluss oft vergessen wird
Möbel packen, Kisten schleppen, Ummelden, Renovieren – ein Umzug ist eine Mammutaufgabe. Zwischen all diesen wichtigen To-Dos gerät der Internetanschluss oft in Vergessenheit. Viele gehen davon aus, dass in einer neuen Wohnung einfach eine Verbindung vorhanden ist oder dass der Prozess kinderleicht ist. Doch die Realität sieht oft anders aus. Oftmals dauert es Wochen, bis ein Technikertermin zustande kommt, oder die Verfügbarkeit bestimmter Technologien ist nicht gegeben. Das führt zu Frustration und unnötigem Stress. Eine gute Vorbereitung ist hier der Schlüssel zu einem reibungslosen Übergang.
Die große Vorbereitung: Was Sie schon vor dem Kistenpacken tun können
Der beste Zeitpunkt, sich um den Internetanschluss zu kümmern, ist, bevor Sie die erste Kiste packen. Je früher Sie planen, desto entspannter wird der Umzug.
1. Checkliste Adresse und Verfügbarkeit: Was bietet die neue Wohnung?
- Verfügbarkeitscheck: Bevor Sie sich für einen Anbieter entscheiden oder Ihren alten Vertrag mitnehmen möchten, prüfen Sie unbedingt die Verfügbarkeit am neuen Wohnort. Jede Adresse hat eine spezifische Infrastruktur. Auf den Webseiten der großen Anbieter (Telekom, Vodafone, O2, 1&1, etc.) gibt es in der Regel einen Verfügbarkeitscheck, bei dem Sie einfach Ihre neue Adresse eingeben können. Dort erfahren Sie, welche Technologien (DSL, Kabel, Glasfaser, 5G/LTE) und welche Geschwindigkeiten an Ihrem neuen Zuhause verfügbar sind.
- Hausanschluss überprüfen: Sprechen Sie mit Ihrem Vermieter oder dem Vormieter. Gibt es bereits einen Glasfaseranschluss? Ist eine Kabeldose vorhanden? Diese Informationen können entscheidend sein für die Wahl des Anbieters und der Technologie. Manchmal ist der Glasfaseranschluss zwar bis zum Haus gelegt, aber noch nicht in die Wohnung.
2. Alten Vertrag kündigen oder mitnehmen? Das Umzugsrecht nutzen!
Haben Sie bereits einen bestehenden Internetvertrag? Dann gibt es zwei Optionen:
- Vertragsmitnahme (Umzugsrecht): In Deutschland haben Sie nach § 46 TKG (Telekommunikationsgesetz) das Recht, Ihren bestehenden Vertrag bei einem Umzug mitzunehmen, sofern der Anbieter die gleiche Leistung (oder eine vergleichbare) am neuen Wohnort anbieten kann. Melden Sie Ihren Umzug mindestens einen Monat vor dem tatsächlichen Termin Ihrem aktuellen Anbieter. Er wird die Verfügbarkeit prüfen und Ihnen mitteilen, ob eine Mitnahme möglich ist und ob eventuell Anpassungen an den Konditionen nötig sind (z.B. wenn am neuen Ort nur eine geringere Geschwindigkeit möglich ist). Die Kündigungsfrist von drei Monaten für eine vorzeitige Kündigung wegen Umzugs ist nicht mehr relevant, wenn der Anbieter am neuen Wohnort die Leistung nicht erbringen kann.
- Sonderkündigungsrecht bei Nichtverfügbarkeit: Kann Ihr aktueller Anbieter am neuen Wohnort die vertraglich vereinbarte Leistung nicht erbringen, steht Ihnen ein Sonderkündigungsrecht zu. Sie können den Vertrag mit einer Frist von einem Monat zum Monatsende kündigen. Dies ist eine wichtige Information, falls Sie mit Ihrem bisherigen Anbieter unzufrieden waren oder am neuen Ort bessere Angebote verfügbar sind.
- Neueinrichtung: Wenn Sie sich entscheiden, einen komplett neuen Vertrag bei einem anderen Anbieter abzuschließen, achten Sie auf die Kündigungsfristen Ihres alten Vertrags, um Doppelzahlungen zu vermeiden. Planen Sie auch hier ausreichend Vorlaufzeit ein.
3. Neuen Anbieter finden: Der Vergleich macht’s
Nutzen Sie Vergleichsportale im Internet (z.B. Check24, Verivox), um die besten Angebote für Ihre neue Adresse zu finden. Achten Sie nicht nur auf den Preis, sondern auch auf:
- Geschwindigkeit: Wie viel MBit/s benötigen Sie wirklich? Für Streaming, Homeoffice und Gaming sollten es mindestens 50-100 MBit/s sein. Mehr ist immer besser, aber nicht immer nötig oder verfügbar.
- Vertragslaufzeit: Oft sind Tarife mit 24 Monaten Laufzeit günstiger, aber es gibt auch flexible Monatsverträge.
- Kundenservice: Schauen Sie sich Bewertungen an. Ein guter Support kann im Problemfall Gold wert sein.
- Inklusivleistungen: Ist ein Router dabei? Gibt es eine Telefon-Flatrate?
Die Technologien im Überblick: Welches Netz passt zu Ihnen?
Der Markt bietet verschiedene Technologien für Ihren Internetanschluss. Jede hat ihre Vor- und Nachteile:
1. DSL: Der Klassiker über die Telefonleitung
DSL (Digital Subscriber Line) ist die am weitesten verbreitete Technologie und nutzt die vorhandene Kupferleitung des Telefonnetzes. Es ist fast überall verfügbar, aber die Geschwindigkeit nimmt mit zunehmender Entfernung zur Vermittlungsstelle ab. VDSL (Very High Speed DSL) ist eine Weiterentwicklung, die höhere Geschwindigkeiten ermöglicht, indem Glasfaser näher an die Haushalte gelegt wird. Für viele Haushalte ist DSL/VDSL eine solide und zuverlässige Wahl.
2. Kabelinternet: Schnell über die TV-Dose
Wenn Ihre neue Wohnung über einen Kabelanschluss (für Fernsehen) verfügt, ist Kabelinternet eine attraktive Option. Die Geschwindigkeiten sind oft höher als bei DSL und die Verbindung ist meist stabil. Der Vorteil: Die Installation ist oft unkompliziert, da die Infrastruktur bereits vorhanden ist. Anbieter wie Vodafone nutzen das Kabelnetz.
3. Glasfaser: Die Zukunft ist da
Glasfaser (FTTH – Fiber to the Home) ist die schnellste und zukunftssicherste Technologie. Hier werden Daten mit Lichtgeschwindigkeit über Glasfaserkabel übertragen, was extrem hohe Bandbreiten und nahezu verlustfreie Übertragungen ermöglicht. Wenn Glasfaser an Ihrer Adresse verfügbar ist, ist dies die Premium-Wahl. Allerdings ist die Abdeckung noch nicht flächendeckend, und die Installation kann aufwendiger sein, wenn der Anschluss noch nicht in der Wohnung liegt.
4. Mobilfunk (5G/LTE): Die flexible Alternative
In ländlichen Gebieten oder als Übergangslösung kann Mobilfunk-Internet über 5G oder LTE eine gute Alternative sein. Spezielle Router für zu Hause nutzen das Mobilfunknetz und bieten oft hohe Geschwindigkeiten. Der Vorteil ist die schnelle Einrichtung, da kein Technikerbesuch notwendig ist. Allerdings können Datengrenzen und eine potenziell geringere Stabilität bei starker Netzauslastung Nachteile sein. Für Homeoffice mit Videokonferenzen oder Gaming ist es oft eine Kompromisslösung.
Der Vertragsabschluss: So geht’s reibungslos
Egal, ob Sie Ihren alten Vertrag mitnehmen oder einen neuen abschließen: Achten Sie auf eine saubere Abwicklung.
1. Bestandskunden: Vertragsmitnahme leicht gemacht
Informieren Sie Ihren Anbieter frühzeitig (mindestens 4-6 Wochen im Voraus) über Ihren Umzug. Er wird dann die weiteren Schritte einleiten, einen eventuellen Technikertermin koordinieren und Sie über die Verfügbarkeit informieren. Bleiben Sie proaktiv und rufen Sie an, um den Status zu erfragen.
2. Neukunden: So finden Sie den besten Deal
Nachdem Sie die Verfügbarkeit geprüft und Tarife verglichen haben, schließen Sie den Vertrag online oder telefonisch ab. Achten Sie auf Aktionsangebote, die oft bei Neubestellung gewährt werden. Planen Sie auch hier eine Vorlaufzeit von mehreren Wochen ein, da die Schaltung eines Neuanschlusses länger dauern kann als eine Vertragsmitnahme.
3. Benötigte Unterlagen
In der Regel benötigen Sie für den Vertragsabschluss nur Ihre persönlichen Daten (Name, Adresse, Geburtsdatum) und eine Bankverbindung. Manchmal wird eine Kopie des Personalausweises verlangt.
4. Die Rolle des Routers
Ein Router ist das Herzstück Ihres Heimnetzwerks. Viele Anbieter stellen einen Mietrouter zur Verfügung. Sie können aber auch einen eigenen Router kaufen, der mit der Technologie und dem Anbieter kompatibel ist. Achten Sie auf Kompatibilität mit VDSL, Kabel oder Glasfaser je nach gewähltem Anschluss. FRITZ!Box-Modelle sind hier oft eine gute Wahl, da sie herstellerübergreifend kompatibel sind.
Die Installation: Selbst ist der Mann/die Frau oder kommt der Techniker?
Der Moment der Wahrheit: Die Installation des Anschlusses.
1. Selbstinstallation: Wann sie funktioniert
Wenn bereits ein aktiver Anschluss der gleichen Technologie am neuen Wohnort besteht (z.B. der Vormieter hatte bereits DSL vom gleichen Anbieter) und Sie nur einen Router anschließen müssen, ist eine Selbstinstallation oft möglich. Der Anbieter schickt Ihnen dann den Router und eine Anleitung zu. Sie stecken ihn ein, folgen den Schritten und sind im Idealfall sofort online.
2. Der Technikertermin: Was Sie beachten müssen
Oft ist ein Technikertermin notwendig, insbesondere bei Neuanschlüssen, Wechsel der Technologie (z.B. von DSL zu Glasfaser) oder wenn der Anschluss in der Wohnung noch nicht freigeschaltet ist. Planen Sie diesen Termin sorgfältig:
- Anwesenheit: Sie oder eine bevollmächtigte Person muss am Termin anwesend sein.
- Zeitfenster: Technikertermine werden oft in Zeitfenstern (z.B. 8-12 Uhr) vergeben. Planen Sie den halben Tag ein.
- Zugang: Sorgen Sie für freien Zugang zu den Anschlusspunkten in Ihrer Wohnung und, falls nötig, zum Hausanschluss im Keller.
- Bereitschaftsdienst: Manchmal muss der Vermieter oder Hausmeister Zugang zum Keller gewähren. Klären Sie dies im Voraus ab.
3. Wichtiger Hinweis: Telefonanschluss
Auch wenn Sie kein Festnetztelefon nutzen möchten, wird der Internetanschluss (bei DSL) oft über die TAE-Dose (Telefonanschlussdose) realisiert. Stellen Sie sicher, dass diese Dose intakt und zugänglich ist.
Häufige Stolperfallen und wie Sie sie umgehen
Trotz bester Planung kann es zu Schwierigkeiten kommen. Hier sind typische Probleme und Lösungen:
1. Lange Wartezeiten: Notlösungen für die Übergangszeit
Manchmal verzögert sich der Technikertermin oder die Freischaltung dauert länger als erwartet. Für die Übergangszeit können folgende Notlösungen helfen:
- Mobiler Hotspot: Nutzen Sie Ihr Smartphone als Hotspot. Die meisten Smartphones können die mobile Datenverbindung für andere Geräte freigeben. Achten Sie auf Ihr Datenvolumen!
- LTE/5G-Router: Investieren Sie in einen mobilen LTE/5G-Router mit einer Datenkarte. Dies ist oft eine gute temporäre Lösung, manchmal sogar dauerhaft, wenn die Verfügbarkeit gut ist.
- Öffentliche WLAN-Hotspots: In vielen Städten gibt es kostenlose WLAN-Hotspots in Cafés, Bibliotheken oder an öffentlichen Plätzen.
- Nachbarn fragen: Fragen Sie freundliche Nachbarn, ob Sie in der Zwischenzeit deren WLAN nutzen dürfen – natürlich mit Sicherheitsabstand und nur für kurze Zeit.
2. Fehlende Infrastruktur: Was tun?
Wenn die gewünschte Technologie (z.B. Glasfaser) an Ihrer Adresse noch gar nicht verfügbar ist oder der Hausanschluss fehlt, kann dies kompliziert werden. Sprechen Sie mit Ihrem Vermieter. Manchmal sind die Gebäude im Ausbauplan der Stadt oder der Anbieter. Eine andere Technologie ist dann oft die einzige kurzfristige Lösung.
3. Verwirrung um den Hausanschluss
Gerade bei Glasfaser oder Kabel kann es sein, dass der Anschluss im Keller des Mehrfamilienhauses liegt, aber noch nicht in Ihre Wohnung geführt wurde. Der Techniker klärt dies vor Ort ab. Der Vermieter muss den Zugang zum Hausanschlussraum ermöglichen.
4. Anbieterwechsel ohne Unterbrechung
Wenn Sie den Anbieter wechseln, können Sie den neuen Anbieter mit der Kündigung Ihres alten Vertrags beauftragen. Dies wird als Anbieterwechsel-Service bezeichnet und soll sicherstellen, dass es zu keiner Internetunterbrechung kommt. Die Anbieter koordinieren dann die Umschaltung untereinander. Dies funktioniert in der Regel gut, aber auch hier ist es ratsam, frühzeitig zu planen und den Prozess zu verfolgen.
Rechtliche Aspekte: Wer ist verantwortlich für den Anschluss?
Grundsätzlich ist der Mieter für den Abschluss und die Kosten des Internetvertrages verantwortlich. Der Vermieter ist jedoch verpflichtet, einen funktionierenden Hausanschluss für Telekommunikationsdienste bereitzustellen. Das bedeutet, dass die grundlegende Infrastruktur bis zur Wohnungstür (z.B. eine funktionierende TAE-Dose für DSL oder eine Kabeldose) vorhanden sein muss. Einschränkungen bei der Anbieterwahl durch den Vermieter sind in Deutschland nicht erlaubt. Sie haben das Recht, Ihren Internetanbieter frei zu wählen.
Ihr persönlicher Fahrplan: Checkliste für den perfekten Internet-Start
- 6-8 Wochen vor Umzug:
- Verfügbarkeit am neuen Wohnort prüfen.
- Alten Vertrag prüfen: Mitnahme möglich? Sonderkündigungsrecht?
- Anbietervergleich für neue Verträge starten.
- Vermieter/Vormieter nach vorhandener Infrastruktur fragen.
- 4-6 Wochen vor Umzug:
- Umzug dem aktuellen Anbieter melden oder neuen Vertrag abschließen.
- Technikertermin koordinieren (wenn nötig).
- Router bestellen/besorgen.
- 1-2 Wochen vor Umzug:
- Bestätigungen und Termine überprüfen.
- Eventuelle Notlösungen für die Übergangszeit planen (mobiler Hotspot).
- Am Umzugstag/Ankunft in der neuen Wohnung:
- Anschlusspunkte überprüfen.
- Bei Selbstinstallation: Router anschließen und einrichten.
- Bei Technikertermin: Anwesend sein und Zugang gewährleisten.
- Nach der Einrichtung:
- Geschwindigkeit testen.
- Alle Geräte verbinden und genießen!
Fazit: Mit Geduld und Planung zum digitalen Zuhause
Der Umzug in eine neue Wohnung ist aufregend und anstrengend zugleich. Die Sorge um den Internetanschluss kann die Freude trüben, muss es aber nicht. Mit frühzeitiger Planung, dem Verständnis für die verschiedenen Technologien und den richtigen Schritten können Sie sicherstellen, dass Sie in Ihrem neuen Zuhause schnell wieder online sind. Nehmen Sie sich die Zeit, diesen wichtigen Punkt auf Ihrer Umzugsliste sorgfältig abzuarbeiten. Bald schon können Sie entspannt auf dem Sofa liegen und Ihre neue digitale Freiheit genießen!