Die Welt der Prozessoren ist ständig in Bewegung, und gerade im Budget-Segment ringen Hersteller um die Gunst der Käufer, die Wert auf Leistung, Effizienz und natürlich den Preis legen. AMD hat mit der Einführung der neuen „GT”-Serie für die AM4-Plattform erneut für Furore gesorgt. Im Fokus unseres heutigen Tests steht der AMD Ryzen 5 5500GT, ein Prozessor, der verspricht, eine attraktive Option für Einsteiger, Budget-Gamer und PC-Nutzer zu sein, die ein ausgewogenes System suchen, ohne ein Vermögen auszugeben. Doch wie gut ist diese CPU wirklich, und taugt die integrierte Grafikeinheit (iGPU) tatsächlich zum Zocken? Wir nehmen den 5500GT genau unter die Lupe.
Der AMD Ryzen 5 5500GT im Detail: Technische Spezifikationen und Neuerungen
Bevor wir uns den Benchmarks und Praxiserfahrungen widmen, werfen wir einen Blick auf die inneren Werte des Ryzen 5 5500GT. Dieser Prozessor basiert auf der bewährten Zen 3-Architektur und wird für die langlebige AM4-Plattform konzipiert. Das bedeutet, er profitiert von einem ausgereiften Ökosystem mit einer Vielzahl an kompatiblen Mainboards und günstigen RAM-Modulen.
- Kerne/Threads: Der 5500GT verfügt über 6 Kerne und 12 Threads, was für die meisten Alltagsaufgaben und auch für Multitasking mehr als ausreichend ist.
- Taktraten: Mit einem Basistakt von 3,6 GHz und einem Boost-Takt von bis zu 4,4 GHz bietet er solide Geschwindigkeiten.
- Cache: Er ist mit 16 MB L3-Cache ausgestattet, was für eine gute Datenverfügbarkeit sorgt.
- TDP: Die Thermal Design Power (TDP) liegt bei sparsamen 65 Watt, was ihn auch für kompakte und energieeffiziente Builds interessant macht.
- Integrierte Grafikeinheit (iGPU): Hier kommt das „GT” ins Spiel. Der 5500GT ist mit einer Radeon Graphics-Einheit ausgestattet. Diese basiert auf der Vega-Architektur und besitzt 6 Compute Units (CUs). Das Besondere: Die iGPU taktet mit beeindruckenden 2200 MHz, was eine bemerkenswerte Steigerung gegenüber früheren G-Modellen darstellt. Zum Vergleich: Der Ryzen 5 5600G besitzt 7 CUs, aber einen niedrigeren Takt von 1900 MHz. Dies könnte im Gaming-Bereich für eine Überraschung sorgen.
Diese Spezifikationen positionieren den Ryzen 5 5500GT als einen direkten Konkurrenten zu Intels Core i3- und i5-Modellen mit integrierter Grafik und als eine interessante Alternative innerhalb von AMDs eigener AM4-Reihe, insbesondere für preisbewusste Käufer, die (noch) keine dedizierte Grafikkarte planen.
CPU-Leistung im Alltag und Produktivbereich: Mehr als genug Power?
Die reine CPU-Leistung ist für viele Anwendungen, abseits vom Gaming, entscheidend. Ob für Office-Arbeiten, Web-Browsing mit vielen Tabs, Streaming oder gar leichtere Bild- und Videobearbeitung – der Ryzen 5 5500GT muss hier überzeugen. Und das tut er in den meisten Szenarien mit Bravour.
In synthetischen Benchmarks wie Cinebench R23 erzielt der 5500GT solide Multi-Core-Ergebnisse, die ihn klar über älteren Intel Core i3-Modellen und sogar einigen älteren i5-Prozessoren positionieren. Im Single-Core-Test zeigt er ebenfalls eine respektable Leistung, was für die Reaktionsschnelligkeit im Alltag und bei Anwendungen, die nur wenige Kerne nutzen, wichtig ist. Verglichen mit dem Ryzen 5 5600G liegt er in der Regel nur knapp dahinter, was angesichts des oft günstigeren Preises eine exzellente Leistung darstellt.
Im praktischen Einsatz bedeutet dies:
- Office & Web: Word, Excel, PowerPoint, Outlook, unzählige Browser-Tabs – all das meistert der 5500GT absolut flüssig und ohne spürbare Verzögerungen.
- Multimedia: Das Abspielen von 4K-Videos, das Streamen von Inhalten auf Twitch oder YouTube, selbst das leichte Bearbeiten von Fotos in Programmen wie GIMP oder Photoshop Elements ist problemlos möglich.
- Leichte Content Creation: Für Hobby-YouTuber, die gelegentlich 1080p-Videos schneiden und rendern, oder für Musiker, die mit DAWs arbeiten, bietet der Prozessor eine solide Basis, auch wenn professionelle Anwender natürlich zu leistungsstärkeren CPUs greifen würden.
Die 6 Kerne und 12 Threads sorgen für eine gute Multitasking-Fähigkeit. Mehrere Programme gleichzeitig laufen zu lassen, während im Hintergrund ein Download oder ein Virenscan läuft, ist für den 5500GT kein Problem. Für den durchschnittlichen PC-Nutzer und selbst für ambitionierte Home-Office-Szenarien bietet der AMD Ryzen 5 5500GT eine mehr als ausreichende Leistung und fühlt sich im Alltag stets reaktionsschnell an.
Die iGPU auf dem Prüfstand: Ist die Radeon Graphics gamingtauglich?
Dies ist der spannendste Teil unseres Tests. Kann die integrierte Radeon Graphics des Ryzen 5 5500GT tatsächlich ein brauchbares Gaming-Erlebnis bieten? Die kurze Antwort lautet: Ja, aber mit klaren Einschränkungen und der richtigen Erwartungshaltung. Wer aktuelle AAA-Titel in hohen Einstellungen bei 4K erwartet, wird enttäuscht sein. Wer jedoch nach einer Lösung für Esports-Titel, Indie-Spiele oder ältere Blockbuster sucht, wird positiv überrascht.
Die Leistung der iGPU hängt stark von zwei Faktoren ab: der Anzahl der Compute Units (CUs) und deren Taktrate, aber vor allem auch vom System-Arbeitsspeicher. Da die iGPU keinen eigenen VRAM besitzt, greift sie auf den Hauptspeicher zu. Hier gilt die Faustregel: Dual-Channel RAM (zwei statt ein Modul) und eine hohe Taktrate (mindestens 3200 MHz, besser 3600 MHz) sind absolut entscheidend für die Gaming-Performance.
Gaming-Leistung in der Praxis:
- Esports-Titel (1080p, niedrige/mittlere Einstellungen):
- CS2 (Counter-Strike 2): Mit optimierten Einstellungen sind hier stabile 60+ FPS oft erreichbar, was für kompetitives Spielen ausreicht.
- Valorant: Ähnlich wie CS2, läuft auch Valorant in 1080p mit mittleren Einstellungen sehr flüssig und erreicht dreistellige FPS-Werte.
- League of Legends, Dota 2: Diese Titel sind für die 5500GT iGPU ein Kinderspiel. Hier sind selbst bei 1080p und hohen Einstellungen weit über 100 FPS möglich.
- Rocket League: Ein weiteres Spiel, das hervorragend läuft und viel Spaß macht.
Fazit: Für Esports-Fans ist die iGPU des 5500GT eine ausgezeichnete Wahl.
- Ältere AAA-Titel (720p/900p, niedrige/mittlere Einstellungen):
- GTA V: Bei 720p oder 900p mit angepassten Einstellungen sind meist 40-60 FPS möglich, was ein durchaus spielbares Erlebnis bietet.
- The Witcher 3 (Wild Hunt): Hier muss man die Auflösung auf 720p senken und die Details auf „niedrig” stellen, aber dann sind immerhin 30-40 FPS möglich.
- Skyrim (Special Edition): Läuft bei 1080p mit niedrigen Einstellungen oder 900p mit mittleren Einstellungen sehr anständig.
Fazit: Für das Nachholen älterer Klassiker ist die iGPU eine brauchbare Lösung, wenn man bereit ist, Abstriche bei Auflösung und Details zu machen.
- Moderne AAA-Titel (1080p, niedrige Einstellungen oder geringere Auflösung):
- Cyberpunk 2077, Alan Wake 2, Starfield: Diese Spiele sind eine extreme Herausforderung für jede iGPU. Der 5500GT kann sie unter Umständen bei 720p und den niedrigsten Einstellungen mit Mühe über die 20-FPS-Marke heben. Ein wirklich angenehmes Spielerlebnis ist hier aber nicht zu erwarten. Hier ist eine dedizierte Grafikkarte Pflicht.
Fazit: Hier stößt die iGPU an ihre Grenzen. Als Notlösung denkbar, aber nicht empfehlenswert.
Besonders hervorzuheben ist der hohe Takt der iGPU von 2200 MHz. Dieser gleicht die geringere CU-Anzahl (im Vergleich zum 5600G) in vielen Spielen aus oder übertrifft sie sogar leicht, insbesondere in solchen, die nicht massiv parallelisierbar sind und von höheren Taktraten profitieren. Das macht den Ryzen 5 5500GT zu einer überraschend leistungsfähigen Budget Gaming iGPU.
Für Gelegenheitsspieler, die ein paar Runden Valorant oder League of Legends spielen möchten, oder für den Einstieg in die PC-Gaming-Welt, ohne sofort hunderte Euro in eine Grafikkarte investieren zu müssen, ist der 5500GT eine exzellente Wahl.
Energieverbrauch und Kühlung: Ein effizientes Paket?
Mit einer TDP von 65 Watt ist der Ryzen 5 5500GT ein relativ sparsamer Prozessor. Im Leerlauf oder bei leichten Office-Tätigkeiten ist der Stromverbrauch des gesamten Systems (ohne dedizierte GPU) angenehm niedrig. Selbst unter voller CPU-Last oder bei gleichzeitiger Belastung von CPU und iGPU im Gaming-Betrieb bleibt der Verbrauch im Rahmen.
Für die Kühlung ist der mitgelieferte AMD Wraith Stealth Kühler oft ausreichend, solange man keine extremen Dauerlasten fährt oder in einem Gehäuse mit schlechter Belüftung arbeitet. Die Temperaturen bleiben im Rahmen (meist unter 80°C), und die Geräuschentwicklung ist akzeptabel. Wer jedoch absolute Ruhe oder noch niedrigere Temperaturen wünscht, kann mit einem günstigen Tower-Kühler für 20-30 Euro eine deutliche Verbesserung erzielen.
Die Effizienz des Ryzen 5 5500GT macht ihn auch zu einer guten Wahl für kompakte Systeme wie HTPCs (Home Theater PCs) oder Small Form Factor (SFF) Builds, wo geringe Wärmeentwicklung und Stromverbrauch entscheidend sind.
Preis-Leistungs-Verhältnis und Zielgruppe: Für wen lohnt sich der 5500GT?
Der AMD Ryzen 5 5500GT positioniert sich in einem hart umkämpften Preissegment, meist zwischen 100 und 120 Euro. Zu diesem Preis bietet er ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis, insbesondere wenn man die Fähigkeiten der integrierten Grafikeinheit berücksichtigt.
Für wen ist der 5500GT die ideale Wahl?
- Budget-Gamer: Wer einen neuen Gaming-PC aufbauen möchte und das Budget für eine dedizierte Grafikkarte noch nicht vorhanden ist, kann mit dem 5500GT überbrücken und später aufrüsten. Oder wer hauptsächlich Esports-Titel spielt, braucht vielleicht gar keine separate GPU.
- Einsteiger-PCs: Für den ersten eigenen PC, sei es für Schüler, Studenten oder allgemeine Heimanwender, die einen zuverlässigen und reaktionsschnellen Computer für alle Alltagsaufgaben benötigen.
- Office- und Multimedia-Systeme: Für Systeme, die hauptsächlich zum Arbeiten, Surfen, Streamen und für leichte Content-Erstellung genutzt werden.
- HTPCs und Mini-PCs: Dank der 65W TDP und der integrierten Grafik lässt sich der 5500GT hervorragend in kompakten und leisen Systemen einsetzen.
- AM4-Upgrade-Pfad: Besitzer älterer AM4-Systeme mit einem Ryzen 3 oder einer noch älteren CPU können mit dem 5500GT ein kostengünstiges und spürbares Upgrade vornehmen, ohne das Mainboard wechseln zu müssen.
Im Vergleich zu Intels aktuellen Budget-Prozessoren, die oft eine schwächere iGPU besitzen, sticht der 5500GT hervor. Auch im eigenen Haus ist er eine sehr interessante Alternative zum teureren 5600G, wenn das Budget begrenzt ist und die marginal geringere CPU-Leistung verschmerzt werden kann.
Fazit und Empfehlung: Eine Überraschung auf der AM4-Plattform?
Der AMD Ryzen 5 5500GT ist eine angenehme Überraschung und eine willkommene Ergänzung für die AM4-Plattform. Er liefert eine solide Zen 3 CPU-Leistung, die für die meisten Anwendungsfälle mehr als ausreichend ist und im Alltag keinerlei Wünsche offenlässt.
Die größte Stärke und das Alleinstellungsmerkmal ist jedoch die iGPU Gaming-Leistung. Mit der hoch getakteten Radeon Graphics-Einheit schafft es der 5500GT, viele beliebte Esports-Titel in 1080p flüssig darzustellen und sogar ältere AAA-Spiele bei angepassten Einstellungen spielbar zu machen. Dies macht ihn zu einer hervorragenden Basis für einen Budget Gaming PC oder einen kostengünstigen Allround-Rechner, der auch mal für eine Runde Gaming herhalten muss.
Wer auf der Suche nach einem Prozessor mit exzellentem Preis-Leistungs-Verhältnis ist, nicht sofort in eine dedizierte Grafikkarte investieren möchte oder kann und dennoch nicht auf gelegentliches Gaming verzichten will, findet im AMD Ryzen 5 5500GT einen starken Verbündeten. Er beweist eindrucksvoll, dass die AM4-Plattform noch lange nicht zum alten Eisen gehört und AMD weiterhin innovative Produkte für jeden Geldbeutel liefert.
Unsere klare Empfehlung: Wenn Sie die oben genannten Zielgruppen ansprechen, greifen Sie zum Ryzen 5 5500GT. Er wird Sie in puncto Leistung und Vielseitigkeit kaum enttäuschen.