Deployment-Problem: Warum ist die Access 2024 Runtime im Office Anpassungstool nicht vorhanden?

Die Bereitstellung von Software in Unternehmensumgebungen ist eine komplexe Aufgabe, die Präzision und ein tiefes Verständnis der verwendeten Tools erfordert. Insbesondere wenn es um **Microsoft Office** und seine Komponenten geht, stehen IT-Administratoren und Entwickler oft vor Herausforderungen. Eine dieser wiederkehrenden Fragen, die in den letzten Jahren immer relevanter geworden ist, betrifft die **Microsoft Access Runtime**. Viele fragen sich: „Warum ist die Access 2024 Runtime nicht im Office Anpassungstool (OCT) zu finden?” Diese scheinbare Abwesenheit führt oft zu Verwirrung und Frustration bei der Bereitstellung von maßgeschneiderten Access-Anwendungen.

Dieser Artikel beleuchtet das Kernproblem, erklärt die Hintergründe der Microsoft-Strategie und bietet praktische Lösungsansätze für die **Bereitstellung** von Access-Anwendungen in modernen IT-Infrastrukturen. Wir werden detailliert aufzeigen, warum die erwartete Option im OCT fehlt und wie man dennoch erfolgreich Access Runtime-Installationen verwaltet.

### Die Bedeutung der Access Runtime für Unternehmensanwendungen

Bevor wir uns dem Kern des Problems zuwenden, ist es wichtig, die Rolle der **Access Runtime** zu verstehen. Sie ist eine kostenlose, reduzierte Version von Microsoft Access, die es Benutzern ermöglicht, Access-Anwendungen (ACCDB-Dateien) auszuführen, ohne eine Vollversion von Access auf ihrem Computer installiert zu haben oder dafür eine Lizenz zu besitzen. Für Unternehmen ist dies aus mehreren Gründen von entscheidender Bedeutung:

1. **Kosteneffizienz**: Nicht jeder Mitarbeiter, der eine Access-Anwendung nutzen muss, benötigt eine vollständige Office-Lizenz mit Access. Die Runtime spart Lizenzkosten.
2. **Kontrolle und Sicherheit**: Die Runtime verhindert, dass Endbenutzer die Struktur einer Access-Datenbank (Formulare, Berichte, Module) ändern können. Sie können die Anwendung nur nutzen, was die Integrität der Geschäftslogik schützt.
3. **Vereinfachte Benutzeroberfläche**: Die Runtime startet Access-Anwendungen im „Runtime-Modus”, der oft ohne die volle Access-Benutzeroberfläche auskommt und eine sauberere, anwendungsspezifischere Erfahrung bietet.

Historisch gesehen wurde die Access Runtime als separates Installationspaket (oft MSI-basiert) von Microsoft zur Verfügung gestellt. IT-Administratoren konnten diese Pakete herunterladen und mit traditionellen Deployment-Tools verteilen. Doch mit dem Aufkommen von **Microsoft 365** und der **Click-to-Run (C2R)**-Technologie hat sich die Landschaft grundlegend verändert.

### Der Wandel zu Click-to-Run und seine Auswirkungen

Microsoft hat in den letzten Jahren seine **Deployment-Strategie** für Office-Produkte drastisch umgestellt. Weg von den traditionellen MSI-Installern (Microsoft Installer-Pakete) hin zu **Click-to-Run (C2R)**. C2R ist eine Streaming- und Virtualisierungstechnologie, die schnellere Installationen, effizientere Updates und eine bessere Kompatibilität mit Side-by-Side-Installationen ermöglichen soll. Während dies für die meisten Office-Anwendungen Vorteile bietet, hat es die Bereitstellung spezifischer Komponenten wie der Access Runtime verkompliziert.

Der Wechsel zu C2R bedeutet:
* **Regelmäßige Updates**: Office-Produkte über C2R erhalten kontinuierlich Updates, oft monatlich, was die Versionsverwaltung dynamischer macht.
* **Andere Paketstruktur**: C2R-Pakete sind anders aufgebaut als MSI-Pakete und erfordern spezifische Deployment-Tools wie das **Office Deployment Tool (ODT)**.
* **Fokus auf Microsoft 365 Abonnements**: Die Entwicklung konzentriert sich stark auf die Abonnementmodelle von Microsoft 365, bei denen Benutzer immer die aktuellste Version der Software erhalten.

### Das Office Anpassungstool (OCT) und seine Grenzen

Das **Office Anpassungstool (OCT)**, auch bekannt als Office Customization Tool, ist eine webbasierte Schnittstelle (config.office.com), die speziell dafür entwickelt wurde, die Bereitstellung von **Microsoft 365 Apps** für Unternehmen zu konfigurieren. Mit dem OCT können IT-Administratoren:
* Office-Anwendungen auswählen, die installiert werden sollen (z.B. Word, Excel, PowerPoint).
* Sprachpakete hinzufügen.
* Update-Kanäle festlegen (Current Channel, Monthly Enterprise Channel, Semi-Annual Enterprise Channel).
* Produktschlüssel (für Volumenlizenzen) oder Lizenzierungsoptionen definieren.
* Weitere Installationseinstellungen anpassen.

Am Ende des Konfigurationsprozesses generiert das OCT eine `configuration.xml`-Datei, die dann zusammen mit dem **Office Deployment Tool (ODT)** verwendet wird, um die Office-Suite auf den Endgeräten zu installieren.

Und genau hier liegt der Knackpunkt: Wenn Sie im OCT nach einer expliziten Option für die „Access 2024 Runtime” oder einer ähnlichen Bezeichnung suchen, werden Sie sie nicht finden. Das OCT ist primär dafür gedacht, **vollständige Office-Anwendungen** zu konfigurieren, die Teil der Microsoft 365 Apps-Suite sind. Die Access Runtime wird von Microsoft als ein eigenständiges Produkt oder als eine spezielle Bereitstellungsoption für Access-Anwendungen betrachtet, nicht als eine Komponente, die man in einer normalen Office-Suite ein- oder ausschalten würde.

### Die „fehlende” Access 2024 Runtime: Eine Frage der Versionierung und Bereitstellung

Die Bezeichnung „Access 2024 Runtime” ist an sich schon irreführend, da Microsoft keine feste Version „Access 2024” als separates, perpetual Produkt wie früher (z.B. Access 2016, 2019, 2021) veröffentlicht. Stattdessen sind die Access-Anwendungen, die Teil von **Microsoft 365 Apps** sind, ständig auf dem neuesten Stand. Die aktuellste *perpetual* Version ist Access 2021. Die Runtime-Versionen sind typischerweise an diese perpetual Versionen gekoppelt (z.B. Access 2021 Runtime).

Der eigentliche Grund, warum Sie die Access Runtime nicht direkt im OCT finden, liegt in Microsofts Produktdesign und Lizenzierungsstrategie:

1. **Separate Produktphilosophie**: Die Access Runtime ist ein kostenloses Produkt zur Ausführung von Anwendungen. Sie ist nicht dazu gedacht, als optionale Komponente innerhalb einer lizenzierten Office-Suite vertrieben zu werden. Das OCT ist für die Konfiguration lizenzierter Office-Produkte konzipiert.
2. **Spezifische Anwendungsfälle**: Die Runtime wird für sehr spezifische Szenarien benötigt – nämlich für die Verteilung von selbst entwickelten Access-Anwendungen an Benutzer, die keine Vollversion von Access haben. Dieses Szenario unterscheidet sich stark von der allgemeinen Bereitstellung von Office-Produktivitätsanwendungen.
3. **Verfügbarkeit als eigenständige C2R-Pakete**: Microsoft stellt die Access Runtime als eigenständige **Click-to-Run-Installer** zur Verfügung. Diese werden separat von den Haupt-Office-Suiten heruntergeladen und installiert. Es gibt beispielsweise die „Microsoft Access 2016 Runtime”, „Microsoft Access 2019 Runtime” und „Microsoft Access 2021 Runtime”. Diese Pakete sind kompatibel mit den jeweiligen Access-Versionen und oft auch mit neueren Access-Dateiformaten. Die „2024” bezieht sich in diesem Kontext wahrscheinlich auf die *aktuelle* Runtime, die mit Access 2021 und den ständig aktualisierten Microsoft 365 Apps harmoniert.

### Strategien zur Bereitstellung der Access Runtime

Da die Access Runtime nicht direkt über das OCT als integrierter Bestandteil einer Office-Suite konfiguriert werden kann, müssen IT-Administratoren alternative Ansätze wählen. Die gute Nachricht ist, dass es effektive Methoden gibt:

#### 1. Nutzung des Office Deployment Tools (ODT) mit manueller XML-Konfiguration

Dies ist der bevorzugte Weg für die **automatisierte Bereitstellung** in Unternehmensumgebungen. Sie verwenden das ODT, das auch vom OCT zur Installation der Office-Suiten genutzt wird, aber mit einer speziell angepassten `configuration.xml`-Datei.

**Schritt-für-Schritt-Anleitung:**

1. **ODT herunterladen**: Laden Sie das Office Deployment Tool von der offiziellen Microsoft-Website herunter.
2. **Konfigurationsdatei erstellen**: Erstellen Sie eine `configuration.xml`-Datei. Anstatt eine vom OCT generierte Datei zu verwenden, die für eine vollständige Office-Suite bestimmt ist, erstellen Sie eine, die speziell die Access Runtime anfordert. Ein Beispiel könnte so aussehen:

„`xml













„`

* `SourcePath`: Dies ist der Pfad, wo die Installationsdateien für die Runtime gespeichert werden sollen. Sie können diese mit `setup.exe /download configuration.xml` herunterladen.
* `OfficeClientEdition`: Wählen Sie „32” oder „64” je nach Architektur Ihrer Systeme.
* `Channel`: `PerpetualVL2021` ist für die Access 2021 Runtime. Wenn Sie eine andere Version benötigen (z.B. 2016 oder 2019), müssen Sie den entsprechenden Channel oder Product ID anpassen (z.B. `AccessRuntime2019Retail`). Beachten Sie, dass es keine `AccessRuntime2024Retail` als separaten Product ID gibt; die 2021er Version ist die aktuellste perpetual.
* `Product ID`: `AccessRuntime2021Retail` ist die spezifische ID für die Access 2021 Runtime.
* `Language ID`: Definiert die Sprache der Runtime.
* `Display Level=”None”`: Für eine unbeaufsichtigte Installation.

3. **Installationsdateien herunterladen**: Führen Sie an der Eingabeaufforderung (als Administrator) im Verzeichnis des ODT-Setup-Tools aus:
`setup.exe /download configuration.xml`
Dies lädt die erforderlichen C2R-Dateien für die Access Runtime herunter.

4. **Runtime installieren**: Führen Sie nach dem Download zur Installation aus:
`setup.exe /configure configuration.xml`

Diese Methode ermöglicht eine vollständige Automatisierung und kann über Tools wie SCCM (Microsoft Endpoint Configuration Manager), Intune oder andere Softwareverteilungssysteme ausgerollt werden.

#### 2. Direkter Download und manuelle Installation (oder Skripting)

Für kleinere Umgebungen oder spezifische Einzelfälle kann der direkte Download von der Microsoft-Website und die manuelle Installation eine Option sein. Microsoft bietet die verschiedenen Access Runtime-Versionen (z.B. Access 2016 Runtime, Access 2019 Runtime, Access 2021 Runtime) als separate Download-Pakete an.

Sie können dann ein einfaches Skript erstellen, das diese Installer aufruft und die Installation automatisiert. Dies ist weniger flexibel als die ODT-Methode, kann aber für bestimmte Zwecke ausreichen.

#### 3. Bundling mit der Access-Anwendung

Eine weitere Option ist, den Access Runtime-Installer zusammen mit Ihrer Access-Anwendung in einem Setup-Paket zu bündeln. Wenn der Benutzer Ihre Anwendung installiert, wird automatisch auch die Runtime installiert, falls sie noch nicht vorhanden ist. Tools wie Inno Setup, Wise Installer oder andere kommerzielle Installer-Builder können dies ermöglichen.

### Wichtige Überlegungen für IT-Administratoren

* **Bit-Architektur**: Stellen Sie sicher, dass Sie die korrekte Bit-Version der Access Runtime (32-Bit oder 64-Bit) bereitstellen, die zu Ihrer Access-Anwendung und/oder anderen installierten Office-Produkten passt. Mischinstallationen (z.B. 32-Bit Access Runtime und 64-Bit Office) können zu Problemen führen. Im Zweifelsfall ist 32-Bit oft kompatibler, es sei denn, Sie arbeiten mit sehr großen Datenmengen in Access.
* **Versionierung**: Obwohl es keine „Access 2024 Runtime” gibt, sollten Sie die Runtime-Version wählen, die mit der Version von Access übereinstimmt, mit der Ihre Anwendung entwickelt wurde (z.B. Access 2016 Runtime für eine in Access 2016 entwickelte App, oder Access 2021 Runtime für eine in Access 2021/M365 entwickelte App). Neuere Runtimes sind in der Regel abwärtskompatibel.
* **Koexistenz**: Achten Sie auf mögliche Konflikte, wenn bereits eine Vollversion von Office oder Access auf dem System installiert ist. C2R-Produkte sind im Allgemeinen besser in der Lage, nebeneinander zu existieren als ältere MSI-Installationen, aber Konflikte können immer noch auftreten, insbesondere bei unterschiedlichen Bit-Architekturen.
* **Updates der Runtime**: Im Gegensatz zu den automatischen Updates von Microsoft 365 Apps werden separate Access Runtime-Installationen nicht automatisch aktualisiert. Sie müssen Updates manuell verwalten und neu bereitstellen, um von Sicherheitsfixes oder neuen Funktionen zu profitieren.

### Fazit

Die „fehlende” Access 2024 Runtime im **Office Anpassungstool** ist kein Fehler oder eine Lücke seitens Microsoft, sondern eine bewusste Designentscheidung, die sich aus der Entwicklung von **C2R** und der Abgrenzung zwischen lizenzierten Office-Suiten und kostenlosen Anwendungs-Runtimes ergibt. Es gibt keine spezifische „2024”-Version, sondern die Runtime ist an die perpetual Versionen (wie Access 2021) oder die kontinuierlich aktualisierten Microsoft 365 Apps gekoppelt.

Für IT-Administratoren und Entwickler bedeutet dies, dass sie die **Office Deployment Tools (ODT)** und maßgeschneiderte `configuration.xml`-Dateien nutzen müssen, um die Access Runtime in modernen Umgebungen effektiv bereitzustellen. Wer die Microsoft-Strategie versteht, kann die richtigen Tools und Methoden anwenden, um Access-Anwendungen weiterhin reibungslos und effizient an Endbenutzer zu verteilen. Das vermeintliche Problem entpuppt sich bei näherer Betrachtung als eine Frage des Verständnisses der zugrunde liegenden **Deployment-Mechanismen** und der richtigen Anwendung der von Microsoft bereitgestellten Werkzeuge. Mit dem richtigen Wissen ist die Bereitstellung der Access Runtime auch in der modernen IT-Welt kein Hindernis.