Der Markt für Gaming-Grafikkarten ist dynamischer denn je. Ständig erscheinen neue Modelle, die versprechen, alte Standards zu sprengen. Doch oft sind es nicht nur die neuesten High-End-Boliden, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Manchmal sind es Karten aus unterschiedlichen Generationen und Preissegmenten, die in einen interessanten direkten Vergleich treten. Heute widmen wir uns einem solchen spannenden Duell: Die AMD Radeon RX 6800, ein ehemals leistungsstarkes Modell aus der vorherigen Generation, tritt gegen die neuere Nvidia Geforce RTX 4060 an, eine Mittelklasse-Karte aus Nvidias aktueller Ada-Lovelace-Architektur. Was auf den ersten Blick wie ein ungleicher Kampf erscheinen mag, wird durch die entscheidende Rolle von Upscaling-Technologien wie DLSS (Deep Learning Super Sampling) und FSR (FidelityFX Super Resolution) umso komplexer und faszinierender.
Dieser Artikel taucht tief in die Spezifikationen, die Rohleistung, die Raytracing-Fähigkeiten und insbesondere den Einfluss von DLSS und FSR ein, um Ihnen zu helfen, die beste Kaufentscheidung für Ihr Gaming-Setup zu treffen. Ist die ältere, aber oft günstigere RX 6800 immer noch eine Macht, oder hat die RTX 4060 mit ihren modernen Features die Nase vorn?
AMD Radeon RX 6800: Der erfahrene Schwergewichtler
Die AMD Radeon RX 6800 wurde im November 2020 als Teil von AMDs RDNA 2-Architektur auf den Markt gebracht. Sie positionierte sich damals als leistungsstarke Karte für 1440p-Gaming und bot eine beeindruckende Rohleistung. Ihr größtes Pfund, mit dem sie wuchern kann, sind die üppigen 16 GB GDDR6 VRAM auf einem 256-Bit-Speicherbus. Dies war und ist ein entscheidender Vorteil, insbesondere wenn es um anspruchsvolle Titel mit hohen Texturdetails oder um zukünftige Spiele geht.
Technisch gesehen verfügt die RX 6800 über 60 Compute Units (CUs), was 3840 Stream Prozessoren entspricht. Sie taktet mit Boost-Frequenzen von bis zu 2105 MHz und hat eine typische Board Power von 250 Watt. In Bezug auf die reine Rasterisierungsleistung, also die Berechnung von traditionellen 3D-Grafiken ohne Raytracing, liefert die RX 6800 auch heute noch eine sehr gute Figur ab. Oftmals kann sie in vielen Titeln mit der RTX 3070 Ti oder sogar der RTX 3080 der vorherigen Nvidia-Generation mithalten oder diese übertreffen, was ihre Stärke in der Rohleistung unterstreicht. Ihr Preis ist auf dem Gebrauchtmarkt oft sehr attraktiv, was sie zu einer ausgezeichneten Wahl für preisbewusste Käufer macht.
Nvidia Geforce RTX 4060: Der junge, effiziente Newcomer
Die Nvidia Geforce RTX 4060, die im Juni 2023 das Licht der Welt erblickte, repräsentiert Nvidias Ada Lovelace-Architektur im Mittelklasse-Segment. Sie ist als direkter Nachfolger der RTX 3060 konzipiert und bringt die Vorteile der neuen Architektur mit sich, darunter eine verbesserte Energieeffizienz und die exklusive Unterstützung für DLSS 3 mit Frame Generation. Die Karte verfügt über 3072 CUDA-Kerne und ist mit 8 GB GDDR6 VRAM ausgestattet, der über ein 128-Bit-Interface angebunden ist. Ihre Boost-Taktrate liegt bei bis zu 2460 MHz.
Einer der größten Pluspunkte der RTX 4060 ist ihre bemerkenswerte Energieeffizienz. Mit einer typischen Board Power von nur 115 Watt ist sie ein absoluter Stromsparer. Das macht sie ideal für kompakte Builds oder für Nutzer, die ihren Energieverbrauch im Auge behalten wollen. In Sachen Rohleistung bewegt sich die RTX 4060 in etwa auf dem Niveau einer RTX 3060 Ti oder leicht darüber, aber seltener auf dem Niveau einer RTX 3070. Ihr Hauptverkaufsargument liegt in der Kombination aus Raytracing-Leistung und den KI-gestützten Features der Ada-Lovelace-Architektur, insbesondere DLSS 3.
Das Herzstück des Duells: Upscaling-Technologien (DLSS vs. FSR)
In der modernen Gaming-Welt sind Upscaling-Technologien nicht mehr wegzudenken. Sie ermöglichen es Grafikkarten, Spiele mit einer geringeren internen Auflösung zu rendern und diese dann mithilfe intelligenter Algorithmen auf die native Auflösung des Monitors hochzuskalieren. Das Ergebnis ist eine deutlich höhere Bildrate bei oft nur minimalen oder kaum wahrnehmbaren Qualitätseinbußen. Hier treffen DLSS von Nvidia und FSR von AMD aufeinander, und ihre Implementierung kann das Leistungsbild beider Karten fundamental verändern.
Nvidias DLSS: KI-gestützte Überlegenheit?
DLSS (Deep Learning Super Sampling) ist Nvidias proprietäre Upscaling-Technologie, die spezielle Tensor Cores in ihren RTX-Grafikkarten nutzt. Dies ermöglicht eine KI-gestützte Rekonstruktion des Bildes, die oft zu einer hervorragenden Bildqualität führt.
- DLSS 2: Diese Version ist weit verbreitet und bietet in den meisten Spielen eine sehr gute Balance zwischen Bildqualität und Leistungssteigerung. Die rekonstruierten Details sind oft beeindruckend nah am nativen Bild. Die RTX 4060 unterstützt DLSS 2.
- DLSS 3 mit Frame Generation: Dies ist der entscheidende Vorteil der RTX 4060 und aller anderen RTX 40-Serie-Karten. DLSS 3 kombiniert DLSS 2 mit einer Frame-Generation-Technologie, die völlig neue Frames zwischen den von der GPU gerenderten Frames erzeugt. Dies kann die Bildrate massiv steigern – oft um 50 % oder mehr. Der Nachteil ist eine geringfügige Erhöhung der Eingabelatenz, die Nvidia jedoch durch Nvidia Reflex, das die Render-Pipeline optimiert, abmildern kann. Für Titel, die DLSS 3 unterstützen, ist die Leistungssteigerung der RTX 4060 enorm. Die RX 6800 hat keinen Zugriff auf DLSS in irgendeiner Form.
AMDs FSR: Offene Zugänglichkeit und zunehmende Reife
FSR (FidelityFX Super Resolution) ist AMDs Antwort auf DLSS. Im Gegensatz zu DLSS ist FSR open-source und läuft auf einer viel breiteren Palette von Grafikkarten, einschließlich älterer AMD-GPUs, Nvidia-GPUs und sogar Intel-GPUs. FSR nutzt keine dedizierte Hardware wie Tensor Cores, sondern setzt auf Shader-Einheiten.
- FSR 2: Diese Version ist eine signifikante Verbesserung gegenüber dem ursprünglichen FSR 1, das eher auf räumlicher Skalierung basierte und oft zu sichtbaren Artefakten führte. FSR 2 nutzt zeitliche Daten (Temporal Upscaling) ähnlich wie DLSS und bietet eine deutlich bessere Bildqualität, die in vielen Fällen sehr nah an DLSS 2 herankommt. Die Leistungssteigerung ist ebenfalls beachtlich. Die AMD Radeon RX 6800 unterstützt FSR 2 umfassend und profitiert stark davon. Auch die RTX 4060 kann FSR 2 nutzen.
- FSR 3 mit Fluid Motion Frames (FMF): AMDs neueste Iteration, FSR 3, ist das direkte Gegenstück zu Nvidias Frame Generation. Es kann ebenfalls zusätzliche Frames generieren, um die Bildrate drastisch zu erhöhen. Ein großer Vorteil von FSR 3 ist seine breitere Hardware-Kompatibilität – es funktioniert auf einer Vielzahl von GPUs, einschließlich der RX 6800 und sogar der RTX 4060. Obwohl die Liste der unterstützten Spiele noch wächst, bietet FSR 3 der RX 6800 eine neue Möglichkeit, ihre Leistung in modernen Spielen zu steigern und einen potenziellen Rückstand auf die RTX 4060 mit DLSS 3 aufzuholen. Die Qualität und Implementierung von FSR 3 wird weiterhin aktiv verbessert, aber es ist eine wichtige Technologie, die die Spielregeln verändert.
Direkter Leistungsvergleich: Rasterisierung und Raytracing
Rohleistung (Rasterisierung) ohne Upscaling
In Spielen, die keine Upscaling-Technologien nutzen oder bei denen diese deaktiviert sind, zeigt die AMD Radeon RX 6800 ihre Stärke. Insbesondere in 1440p-Auflösung kann sie die RTX 4060 in vielen Titeln um 10-25% übertreffen. Ihr größerer VRAM-Pool und die breitere Speicheranbindung tragen dazu bei, dass sie bei hohen Textureinstellungen oder in VRAM-intensiven Spielen besser skaliert. Für reines 1080p-Gaming ist die Leistungsdifferenz geringer, aber die RX 6800 bleibt in der Regel die stärkere Karte.
Raytracing: Nvidias Domäne?
Historisch gesehen hat Nvidia in der Raytracing-Leistung die Nase vorn. Die spezialisierten RT Cores der Nvidia-Karten sind in der Regel effizienter als die Ray Accelerators von AMD. Die RTX 4060, als Teil der neuesten Generation, profitiert von Architekturverbesserungen, die ihre Raytracing-Leistung für ihre Preisklasse exzellent machen. Sie wird in Raytracing-Titeln in den meisten Fällen die RX 6800 übertreffen, insbesondere wenn DLSS hinzukommt, um die entstehenden Leistungseinbußen durch Raytracing zu kompensieren. Die RX 6800 kann Raytracing darstellen, aber die Performance-Einbußen sind oft größer, was den Einsatz in 1440p nur schwer ermöglicht.
Der Einfluss von DLSS und FSR im Detail
Hier wird das Duell wirklich spannend. Ohne Upscaling ist die RX 6800 oft die bessere Wahl für 1440p-Rasterisierung. Doch sobald DLSS 3 ins Spiel kommt, kann sich das Blatt wenden. In unterstützten Titeln wird die RTX 4060 mit aktiviertem DLSS 3 (Frame Generation) die RX 6800, selbst mit FSR 2/3, in der Bildrate deutlich übertreffen. Die zusätzlichen, generierten Frames bieten ein unvergleichliches Flüssigkeitsgefühl, das die RX 6800 in diesen spezifischen Szenarien nicht erreichen kann – es sei denn, FSR 3 wird ebenso effektiv implementiert und genutzt.
Die RX 6800 profitiert massiv von FSR 2 und FSR 3. Mit FSR 2 kann sie ihre Rohleistung weiter ausbauen und auch in 1440p hervorragende Bildraten erzielen. Mit FSR 3 Fluid Motion Frames hat die RX 6800 nun auch Zugriff auf eine Frame-Generierungs-Technologie, die ihre Lebensdauer in modernen, anspruchsvollen Spielen verlängert. Die Bildqualität von FSR 2 ist mittlerweile exzellent und oft kaum von DLSS 2 zu unterscheiden, obwohl Enthusiasten manchmal noch leichte Vorteile bei DLSS sehen, besonders bei sehr niedrigen Input-Auflösungen.
Es ist auch wichtig zu beachten, dass sowohl die Verfügbarkeit von DLSS 3 als auch FSR 3 noch wächst. DLSS 3 ist exklusiv für RTX 40er Karten, während FSR 3 auf einer breiteren Palette von GPUs läuft, einschließlich der RTX 4060 selbst. Das bedeutet, wenn Sie eine RTX 4060 kaufen, haben Sie die Wahl zwischen DLSS 2/3 (falls verfügbar) und FSR 2/3. Die RX 6800 ist auf FSR 2/3 beschränkt.
Die VRAM-Frage: 8 GB vs. 16 GB
Die Speicherausstattung ist ein kritischer Punkt. Die 16 GB GDDR6 VRAM der RX 6800 sind ein klares Statement für die Zukunft. Schon heute gibt es Spiele, die in 1440p oder sogar 1080p mit maximalen Textureinstellungen problemlos über 8 GB VRAM verbrauchen können. Wenn der VRAM überläuft, führt dies zu massivem Stottern und einem starken Leistungsabfall. Die 8 GB VRAM der RTX 4060 können in einigen Szenarien, insbesondere in 1440p oder bei zukünftigen Titeln, ein Engpass darstellen. Dies ist ein entscheidender Vorteil für die RX 6800 in Bezug auf die Langlebigkeit und Zukunftssicherheit, besonders wenn Sie über 1080p hinaus spielen möchten.
Preis-Leistungs-Verhältnis und Verfügbarkeit
Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels ist die AMD Radeon RX 6800 neu oft nicht mehr erhältlich oder zu hohen Preisen gelistet, aber auf dem Gebrauchtmarkt finden sich häufig attraktive Angebote, die sie zu einer sehr guten Preis-Leistungs-Option machen. Die Nvidia Geforce RTX 4060 ist neu zu einem festen Preis verfügbar, der jedoch von einigen als zu hoch für die gebotene Rohleistung ohne DLSS 3 empfunden wird.
Die Energieeffizienz ist ein weiterer Faktor. Die RTX 4060 ist mit nur 115W TDP extrem sparsam, während die RX 6800 mit 250W deutlich mehr Strom benötigt. Dies kann bei langfristigem Betrieb oder bei schwächeren Netzteilen eine Rolle spielen.
Fazit und Empfehlung: Wer gewinnt das Duell?
Das Duell zwischen der AMD Radeon RX 6800 und der Nvidia Geforce RTX 4060 ist kein einfacher Fall von „besser” oder „schlechter”. Beide Karten haben ihre Stärken und Schwächen, die sie für unterschiedliche Spielertypen attraktiv machen:
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Wählen Sie die AMD Radeon RX 6800, wenn:
- Sie hauptsächlich in 1440p spielen und Wert auf hohe native Rasterisierungsleistung legen.
- Sie ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis auf dem Gebrauchtmarkt suchen.
- Sie maximalen VRAM für zukünftige Spiele und hohe Textureinstellungen wünschen (16 GB sind ein starkes Argument).
- Sie mit FSR 2/3 als Upscaling-Technologie zufrieden sind, die ebenfalls sehr gut funktioniert und auch Frame Generation bietet.
- Raytracing für Sie keine oberste Priorität hat.
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Wählen Sie die Nvidia Geforce RTX 4060, wenn:
- Sie vorrangig in 1080p spielen, aber auch 1440p mit Upscaling nutzen möchten.
- DLSS 3 mit Frame Generation ein entscheidendes Kaufkriterium ist, um in unterstützten Titeln die höchstmöglichen FPS zu erzielen.
- Sie die beste Raytracing-Leistung für diese Preisklasse suchen.
- Energieeffizienz und ein geringer Stromverbrauch für Sie wichtig sind.
- Sie ein kompaktes System bauen oder ein Upgrade mit einem kleineren Netzteil planen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die RX 6800 weiterhin eine ausgezeichnete Wahl für reine Rasterisierungsleistung und VRAM ist, insbesondere wenn sie zu einem guten Preis erhältlich ist und Sie sich auf FSR verlassen. Die RTX 4060 hingegen brilliert durch ihre moderne Architektur, unübertroffene Effizienz und die Leistungsboosts durch DLSS 3, vor allem in Spielen, die diese Technologie unterstützen. Die Einführung von FSR 3 für beide Karten gleicht das Feld im Bereich der Frame Generation etwas aus, aber die Stärke der jeweiligen Implementierung und die Spielunterstützung bleiben entscheidende Faktoren.
Die Entscheidung hängt letztlich von Ihren persönlichen Prioritäten, Ihrem Budget und den Spielen ab, die Sie hauptsächlich spielen möchten. Analysieren Sie Ihre Bedürfnisse sorgfältig, und Sie werden die richtige Wahl treffen.