Lohnt sich das Computer-Upgrade von einer 3060 Ti auf eine 4060 wirklich? Eine Leistungsanalyse

Die Welt der Grafikkarten ist ein ständiges Auf und Ab von Innovation, Leistungssprüngen und der Frage: „Lohnt sich das Upgrade wirklich?“ Insbesondere im Mittelklasse-Segment, wo Preis und Leistung eine besonders wichtige Rolle spielen, ist diese Entscheidung oft komplex. Heute beleuchten wir ein Szenario, das viele PC-Enthusiasten und Gamer beschäftigt: Lohnt sich der Wechsel von einer NVIDIA GeForce RTX 3060 Ti zu einer RTX 4060? Eine vermeintlich logische Entwicklung, die bei näherer Betrachtung jedoch ihre Tücken hat. Tauchen wir ein in eine detaillierte Leistungsanalyse, um Ihnen bei dieser wichtigen Entscheidung zu helfen.

Die Kontrahenten im Überblick: NVIDIA GeForce RTX 3060 Ti vs. RTX 4060

Bevor wir uns in die tiefen der Benchmarks und technischen Daten stürzen, werfen wir einen kurzen Blick auf unsere beiden Hauptakteure. Die NVIDIA GeForce RTX 3060 Ti, basierend auf der Ampere-Architektur, wurde Ende 2020 veröffentlicht und etablierte sich schnell als eine der besten Mittelklasse-Grafikkarten ihrer Zeit. Sie bot ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis für 1080p- und sogar 1440p-Gaming.

Die NVIDIA GeForce RTX 4060, ein Mitglied der neueren Ada Lovelace-Familie, kam Mitte 2023 auf den Markt. Sie versprach verbesserte Effizienz und Zugang zu NVIDIAs neuesten Technologien. Auf dem Papier klingt „neuere Generation“ immer nach einem Upgrade, doch die Realität ist oft nuancierter, besonders wenn man die Produktsegmentierung und die jeweilige Positionierung der Karten innerhalb ihrer Generationen berücksichtigt.

Technische Daten im direkten Vergleich: Ein erster Indikator

Der erste Schritt bei jeder Leistungsanalyse ist der Blick unter die Haube. Die technischen Spezifikationen verraten oft schon viel über die potenzielle Leistung einer Karte.

• Architektur:
  • RTX 3060 Ti: Ampere (8nm Fertigungsprozess)
  • RTX 4060: Ada Lovelace (optimierter 5nm Fertigungsprozess)

  Die Ada Lovelace-Architektur ist in der Regel effizienter und bietet verbesserte RT- und Tensor-Kerne.

• CUDA-Kerne:
  • RTX 3060 Ti: 4864
  • RTX 4060: 3072

  Dies ist der erste große Schock für viele: Die 4060 hat deutlich weniger CUDA-Kerne. Dies deutet bereits darauf hin, dass die Rohleistung in Rasterisierungsaufgaben, also der klassischen Berechnung von 3D-Szenen, bei der 3060 Ti höher sein könnte.

• Videospeicher (VRAM):
  • RTX 3060 Ti: 8 GB GDDR6
  • RTX 4060: 8 GB GDDR6

  Beide Karten verfügen über 8 GB VRAM. Während dies für die meisten Spiele in 1080p noch ausreichend ist, stoßen 8 GB VRAM in modernen Titeln bei höheren Auflösungen oder maximalen Textureinstellungen immer häufiger an ihre Grenzen. Der Speicher ist hier also kein Unterscheidungsmerkmal, sondern vielmehr eine gemeinsame potenzielle Schwachstelle für die Zukunft.

• Speicherbusbreite:
  • RTX 3060 Ti: 256-Bit
  • RTX 4060: 128-Bit

  Ein weiterer kritischer Punkt. Die halbierte Speicherbusbreite der RTX 4060 ist ein gravierender Flaschenhals, der die verfügbare Speicherbandbreite stark einschränkt. Die 3060 Ti bietet hier mit 448 GB/s gegenüber den 272 GB/s der 4060 einen klaren Vorteil.

• TDP (Thermal Design Power) / Energieverbrauch:
  • RTX 3060 Ti: ca. 200 W
  • RTX 4060: ca. 115 W

  Hier punktet die 4060 massiv. Die Ada Lovelace-Architektur ist extrem energieeffizient. Ein geringerer Stromverbrauch bedeutet geringere Betriebskosten, weniger Abwärme und potenziell leisere Kühllösungen. Das ist ein unbestreitbarer Vorteil.

Gaming-Performance: Rohleistung vs. KI-gestützte Magie

Kommen wir zum Herzstück jeder Grafikkartenanalyse: Der Gaming-Performance. Die Ergebnisse sind hier oft überraschend und entlarven die Schwächen der „einfach neuer ist besser”-Denkweise.

1. Rasterisierungsleistung (ohne Upscaling):

In vielen direkten Vergleichen, insbesondere bei Spielen, die noch keine oder nur ältere Upscaling-Technologien nutzen, liegt die RTX 3060 Ti in der Regel vorne. Ob in 1080p oder 1440p, die höhere Anzahl an CUDA-Kernen und die deutlich breitere Speicherbusanbindung der 3060 Ti ermöglichen es ihr, bei der Rohleistung oft 5% bis 15% bessere FPS-Werte zu liefern als die RTX 4060. Es gibt sogar Szenarien, in denen der Unterschied noch größer ausfällt, insbesondere bei speicherintensiven Titeln.

Das bedeutet, wenn Sie Wert auf maximale native Auflösung und Bildqualität ohne den Einsatz von KI-Upscaling legen, ist die 3060 Ti die leistungsstärkere Karte. Für ein Upgrade, das eine Steigerung der Rohleistung verspricht, ist der Wechsel zur 4060 ein Rückschritt.

2. Ray Tracing Performance:

Die Ada Lovelace-Architektur der 4060 bringt verbesserte Ray Tracing (RT)-Kerne mit sich. Theoretisch sollte die 4060 hier besser abschneiden. In der Praxis ist der Unterschied jedoch oft marginal, da die geringere Anzahl an Shader-Kernen und die eingeschränkte Speicherbandbreite die Vorteile der neueren RT-Kerne wieder aufheben. Bei aktiviertem Ray Tracing sinken die Bildraten auf beiden Karten stark ab, und auch hier kann die 3060 Ti in vielen Titeln immer noch mithalten oder sogar die Nase vorn haben.

Ein flüssiges Gaming-Erlebnis mit aktiviertem Ray Tracing in höheren Einstellungen ist auf beiden Karten ohne Upscaling in den meisten anspruchsvollen Titeln eine Herausforderung.

3. DLSS und Frame Generation (Der Ada Lovelace Vorteil):

Hier kommt der entscheidende Punkt, an dem die RTX 4060 ihre Muskeln spielen lässt: DLSS 3.0 mit Frame Generation. Die Ampere-Karten, einschließlich der 3060 Ti, unterstützen DLSS 2.0 (Super Resolution), was bereits eine hervorragende Möglichkeit ist, die Leistung durch KI-Upscaling zu steigern. DLSS 3.0 der 40-Serie geht jedoch noch einen Schritt weiter, indem es zusätzlich per KI Zwischenbilder (Frames) generiert, die die wahrgenommene Bildrate erheblich steigern können, ohne dass die Grafikkarte diese Frames tatsächlich rendern muss.

In Spielen, die DLSS 3.0 unterstützen, kann die RTX 4060 mit aktivierter Frame Generation einen deutlichen FPS-Boost von 30% bis 100% oder mehr erfahren, wodurch sie die 3060 Ti, selbst mit DLSS 2.0, teilweise deutlich überflügeln kann. Dieses Feature ist ein Game Changer für die 40-Serie und kann den Unterschied zwischen unspielbaren und flüssigen Bildraten ausmachen, insbesondere in Kombination mit Ray Tracing.

Allerdings gibt es hier zwei wichtige Einschränkungen:

• Spielunterstützung: Nicht jedes Spiel unterstützt DLSS 3.0. Die Liste wächst zwar stetig, aber es gibt immer noch viele Titel, die lediglich DLSS 2.0 oder gar kein DLSS bieten.
• Latenz: Frame Generation kann eine geringfügige Erhöhung der Eingabelatenz mit sich bringen. NVIDIA versucht dies mit Reflex zu mindern, aber es ist ein Faktor, der bei kompetitiven Spielen beachtet werden sollte.

VRAM: Die Zukunftsperspektive

Beide Karten sind mit 8 GB GDDR6 VRAM ausgestattet. Während dies für die meisten Spiele in 1080p und vielen in 1440p (mit angepassten Einstellungen) noch ausreicht, sehen wir in modernen AAA-Titeln einen stetig steigenden VRAM-Verbrauch. Spiele wie Alan Wake 2, Starfield oder Hogwarts Legacy können bei maximalen Textureinstellungen schnell über 8 GB VRAM hinausgehen, was zu Stottern und Leistungseinbrüchen führen kann.

Ein Upgrade auf eine Karte, die ebenfalls nur 8 GB VRAM bietet, adressiert dieses potenzielle Problem für die Zukunft nicht. Für eine langfristige Investition wäre mehr VRAM wünschenswert gewesen, was beide Karten hier gleichermaßen limitiert.

Energieeffizienz und Betriebskosten

Wie bereits erwähnt, ist die Energieeffizienz ein klarer Sieg für die RTX 4060. Mit nur 115 W TDP verbraucht sie fast die Hälfte des Stroms der 3060 Ti (ca. 200 W). Dies führt zu geringeren Stromrechnungen, weniger Abwärme im System und ermöglicht den Einsatz kleinerer Netzteile sowie oft auch leiserer Kühllösungen, da weniger Wärme abgeführt werden muss.

Für Nutzer, die ihren PC viele Stunden am Tag laufen lassen oder Wert auf ein besonders energieeffizientes System legen, ist dies ein nicht zu unterschätzender Vorteil der 4060.

Weitere Features: AV1-Encoding für Streamer und Content Creator

Ein weiterer wichtiger Punkt für eine spezifische Zielgruppe ist der verbesserte Video-Encoder (NVENC) in der RTX 4060, der das neue AV1-Format unterstützt. AV1 ermöglicht eine deutlich effizientere Videokompression bei gleicher oder sogar besserer Qualität im Vergleich zu H.264 oder H.265 (HEVC).

Für Streamer, die ihre Inhalte live übertragen, oder Content Creator, die Videos aufnehmen und bearbeiten, kann dies einen erheblichen Vorteil darstellen, da es die Qualität der Streams verbessert oder die Dateigrößen bei der Aufnahme reduziert, ohne die Systemressourcen zu überlasten. Die 3060 Ti bietet zwar auch NVENC, aber ohne AV1-Unterstützung.

Preis und Wert: Eine entscheidende Abwägung

Zum Zeitpunkt dieser Analyse liegen die Preise für eine neue RTX 4060 oft im Bereich von etwa 300-350 Euro. Eine neue RTX 3060 Ti ist kaum noch zu finden, aber gebrauchte Modelle können für ähnliche oder leicht höhere Preise gehandelt werden.

Betrachtet man das Preis-Leistungs-Verhältnis isoliert von DLSS 3.0, so ist die 4060, aufgrund ihrer oft geringeren Rohleistung, kein gutes Upgrade. Wenn man jedoch die DLSS 3.0-Fähigkeit und die Energieeffizienz in die Waagschale wirft, wird das Bild komplizierter.

Das Problem ist, dass die RTX 4060 als Nachfolger der 3060 (nicht der 3060 Ti) positioniert wurde, aber oft auch mit der 3060 Ti verglichen wird, da der Name „4060“ einen Leistungszuwachs gegenüber der gesamten 3060-Reihe suggeriert, der aber in der Realität nicht immer gegeben ist, besonders im Rasterisierungsbereich.

Lohnt sich der Upgrade von 3060 Ti auf 4060 WIRKLICH?

Nach all diesen Überlegungen kommen wir zu einem klaren Fazit, das jedoch nuanciert ist:

Für die meisten Gamer: NEIN, es lohnt sich NICHT.

Wenn Ihr Hauptziel eine signifikante Steigerung der Rohleistung (FPS in reiner Rasterisierung) für 1080p oder 1440p ist, dann ist ein Upgrade von einer RTX 3060 Ti auf eine RTX 4060 in den meisten Fällen kein sinnvoller Schritt. Die 3060 Ti bietet in vielen Spielen eine vergleichbare oder sogar bessere Rasterisierungsleistung und hat eine deutlich breitere Speicherbusanbindung, die ihr in speicherintensiven Szenarien zugutekommt. Sie würden in den meisten Fällen keine spürbare Leistungssteigerung erfahren, und in einigen Szenarien sogar einen Rückschritt.

Ausnahmen – Wann ein Upgrade in Betracht gezogen werden KÖNNTE:

1. Sie spielen ausschließlich DLSS 3.0-unterstützte Spiele und legen Wert auf höchste FPS durch Frame Generation: Wenn Sie sicher sind, dass die Spiele, die Sie spielen, DLSS 3.0 unterstützen und Sie die absolut höchsten Bildraten (auch mit dem potenziellen Latenz-Trade-off) wünschen, könnte die 4060 attraktiv sein.
2. Sie sind Streamer oder Content Creator und benötigen AV1-Encoding: Für diese spezifische Anwendung ist der verbesserte NVENC-Encoder der 4060 mit AV1-Unterstützung ein deutlicher Vorteil, der die Upgrade-Kosten rechtfertigen könnte, insbesondere wenn Sie von einer älteren GPU kommen.
3. Sie legen extremen Wert auf Energieeffizienz und geringen Stromverbrauch: Wenn minimale Stromkosten und Systemwärme oberste Priorität haben, ist die 4060 mit ihrer geringen TDP unschlagbar.
4. Sie bauen ein sehr kompaktes System mit geringer Stromzufuhr: Für Mini-ITX-Builds oder PCs mit schwächeren Netzteilen kann die 4060 aufgrund ihres geringen Verbrauchs eine praktikable Option sein.

Welche Upgrade-Pfade sind sinnvoller?

Wenn Sie von einer RTX 3060 Ti kommen und einen spürbaren Leistungszuwachs wünschen, sollten Sie Ihre Blicke auf höhere Preisklassen richten:

• NVIDIA GeForce RTX 4070 (Super) oder RTX 4070 Ti (Super): Diese Karten bieten eine deutliche Steigerung in der Rohleistung, Ray Tracing und ebenfalls DLSS 3.0.
• AMD Radeon RX 7700 XT oder RX 7800 XT: Diese AMD-Karten bieten ebenfalls eine exzellente Rasterisierungsleistung in ihrer Preisklasse und sind eine starke Alternative, wenn Sie nicht zwingend auf DLSS 3.0 angewiesen sind (AMD hat FSR, aber keine Frame Generation, die auf so vielen Spielen läuft).

Fazit: Ein Upgrade mit Fragezeichen

Das Upgrade von einer RTX 3060 Ti auf eine RTX 4060 ist in den meisten Fällen kein lohnenswerter Schritt, wenn es um eine spürbare Leistungssteigerung in Spielen geht. Die 3060 Ti ist in der Rohleistung oft überlegen und die 4060 leidet unter ihrer eingeschränkten Speicherbandbreite. Ihr Hauptvorteil, DLSS 3.0 mit Frame Generation, ist zwar beeindruckend, aber stark von der Spielunterstützung abhängig und löst nicht das grundlegende Problem der Rohleistung. Für die meisten Gamer, die bereits eine 3060 Ti besitzen, empfiehlt es sich, das Geld zu sparen und auf eine leistungsstärkere Karte einer höheren Klasse zu warten oder zu sparen.

Nur in sehr spezifischen Szenarien, wie dem Bedarf an AV1-Encoding oder extremer Energieeffizienz, kann die RTX 4060 ein sinnvolles Upgrade darstellen. Für alle anderen bleibt die 3060 Ti weiterhin eine sehr kompetente Karte, die noch einige Jahre gute Dienste leisten wird, besonders wenn man die Preise auf dem Gebrauchtmarkt betrachtet.