Die Digitalisierung hat viele Bereiche unseres Lebens erobert, und die Art und Weise, wie wir Notizen machen, bildet da keine Ausnahme. Vorbei sind die Zeiten, in denen stapelweise Hefte und lose Blätter den Schreibtisch überschwemmten. Heute versprechen Notizen-Apps wie Goodnotes eine Revolution im papierlosen Alltag. Doch hält die beliebte Anwendung, was sie verspricht? Ist Goodnotes wirklich der ultimative digitale Helfer, der uns das Leben leichter macht, oder gibt es doch noch Grenzen? In diesem umfassenden Check tauchen wir tief in die Welt von Goodnotes ein, beleuchten seine Stärken und Schwächen, vergleichen es mit der Konkurrenz und geben praktische Tipps für den maximalen Nutzen.
### Was ist Goodnotes überhaupt? Die Grundlagen einer Erfolgsgeschichte
Im Kern ist Goodnotes eine digitale Notizbuch-App, die es Nutzern ermöglicht, handschriftliche Notizen zu erstellen, PDFs zu kommentieren und Dokumente digital zu organisieren. Ursprünglich für iPad und Apple Pencil entwickelt, hat sich Goodnotes zu einem vielseitigen Werkzeug gemausert, das mittlerweile auch auf macOS, Windows, Android und im Web verfügbar ist – wenn auch mit unterschiedlichem Funktionsumfang. Die App zielt darauf ab, das intuitive Gefühl des Schreibens auf Papier mit den mächtigen Vorteilen der digitalen Welt zu verbinden: unendlicher Speicherplatz, einfache Organisation, Suchbarkeit und die Möglichkeit zur Bearbeitung ohne Papierverschwendung.
Die Philosophie hinter Goodnotes ist klar: Man möchte ein digitales Notizbuch schaffen, das sich so anfühlt wie ein echtes, aber eben viel mehr kann. Von individuellen Notizbuch-Covern bis hin zu einer Vielzahl von Papierformaten – das Erlebnis soll persönlich und effizient sein.
### Die Stärken von Goodnotes: Wo die App glänzt
Goodnotes hat sich nicht ohne Grund an die Spitze der Notizen-Apps katapultiert. Hier sind die Hauptgründe, warum die App von Millionen von Nutzern geschätzt wird:
#### 1. Das Handschrifterlebnis: Präzision trifft Intuition
Einer der größten Pluspunkte ist das herausragende Handschrifterlebnis, insbesondere in Kombination mit dem Apple Pencil auf einem iPad. Die Latenz ist minimal, die Erkennung der Stiftbewegungen präzise und die Palm Rejection (Handballenunterdrückung) funktioniert tadellos. Man hat wirklich das Gefühl, auf digitalem Papier zu schreiben. Goodnotes bietet verschiedene Stiftarten (Füllfederhalter, Kugelschreiber, Pinselstift) mit anpassbaren Farben und Stärken. Besonders hervorzuheben ist das Zoomfenster, das feine Schrift auch mit größeren Bewegungen ermöglicht und somit eine saubere und leserliche Handschrift fördert.
#### 2. Intelligente Organisation und Suchbarkeit
Nie wieder lose Zettel! Goodnotes bietet ein robustes System zur Organisation Ihrer Notizen. Sie können unbegrenzt viele Notizbücher erstellen, diese in Ordnern und Unterordnern strukturieren und Favoriten setzen. Jedes Notizbuch kann ein individuelles Cover und ein angepasstes Papierformat erhalten (liniert, kariert, gepunktet, blanko – oder eigene Vorlagen). Das wahre Highlight ist jedoch die Handschrifterkennung: Goodnotes kann Ihre handschriftlichen Notizen durchsuchen, als ob es getippter Text wäre. Das ist ein Game-Changer für Studierende und Berufstätige, die schnell bestimmte Informationen finden müssen.
#### 3. Vielseitige PDF-Annotation
Für viele Studierende und Berufstätige ist die Möglichkeit, PDFs zu annotieren, der Hauptgrund für die Nutzung von Goodnotes. Importieren Sie Vorlesungsskripte, Forschungsarbeiten, Verträge oder Meeting-Agenden und versehen Sie diese direkt mit Anmerkungen, Markierungen, Unterstreichungen und Notizen. Der Textmarker ist dabei ein unverzichtbares Werkzeug, dessen Deckkraft und Farbe anpassbar sind. Das Bearbeiten und Kommentieren von Dokumenten war noch nie so intuitiv und effizient.
#### 4. Umfassende Werkzeugpalette
Goodnotes geht über Stift und Marker hinaus:
* **Radiergummi:** Mit intelligenten Optionen, wie dem Löschen des gesamten Strichs oder nur Teilen davon, und der Möglichkeit, den Marker nicht zu löschen.
* **Lasso-Werkzeug:** Ermöglicht das Auswählen, Verschieben, Skalieren oder Konvertieren von handschriftlichem Text und Objekten. Ideal zum Umstrukturieren von Notizen.
* **Formen-Werkzeug:** Zeichnet automatisch perfekte geometrische Formen wie Kreise, Quadrate und Dreiecke.
* **Bilder und Textfelder:** Fügen Sie Fotos, Screenshots oder getippten Text direkt in Ihre Notizen ein.
* **Elemente (Sticker-Tool):** Speichern und organisieren Sie häufig verwendete Elemente wie Symbole, Diagramme, Mindmap-Bausteine oder individuelle Sticker für schnellen Zugriff. Das spart Zeit und sorgt für konsistente Notizen.
* **Audio-Aufnahme (Goodnotes 6):** Eine neuere Funktion, die es ermöglicht, Audio parallel zu den Notizen aufzunehmen. Perfekt für Vorlesungen oder Meetings, um später genau zu wissen, was wann gesagt wurde.
#### 5. Nahtlose Cloud-Synchronisation und Backup
Ihre Notizen sind sicher und immer griffbereit. Goodnotes synchronisiert sich über iCloud (für Apple-Nutzer) und bietet automatische Backups in Cloud-Dienste wie Google Drive, OneDrive oder Dropbox an. So können Sie nahtlos zwischen Ihren Geräten wechseln und haben stets die aktuelle Version Ihrer Notizen zur Hand.
### Herausforderungen und potenzielle Schwächen
Trotz seiner vielen Vorzüge ist Goodnotes nicht perfekt und weist einige Aspekte auf, die für manche Nutzer eine Hürde darstellen könnten:
#### 1. Preismodell und Abonnements
Mit der Einführung von Goodnotes 6 hat sich das Preismodell geändert. Während Goodnotes 5 ein Einmalkauf war, setzt Goodnotes 6 auf ein Abonnementmodell. Es gibt eine kostenlose Version mit eingeschränktem Funktionsumfang (z.B. begrenzte Notizbücher) und ein kostenpflichtiges Jahresabo, das alle Premium-Funktionen freischaltet. Für plattformübergreifende Nutzung (Windows/Android) ist das Abo ebenfalls notwendig. Für langjährige Nutzer des Einmalkaufs kann dies eine Umstellung sein und für Gelegenheitsnutzer möglicherweise zu teuer erscheinen.
#### 2. Plattformbeschränkungen (historisch)
Goodnotes war lange Zeit primär eine iOS-App. Obwohl es mittlerweile Versionen für Windows, Android und das Web gibt, ist der Funktionsumfang dieser Versionen (insbesondere zu Beginn) nicht immer vollständig identisch mit der ausgereiften iPadOS-Version. Dies kann zu Frustration führen, wenn man ein Feature auf dem iPad liebt und es auf dem Android-Tablet vermisst. Goodnotes 6 versucht jedoch, diese Lücke zu schließen und ein einheitliches Erlebnis zu schaffen.
#### 3. Lernkurve bei fortgeschrittenen Funktionen
Während die Grundlagen intuitiv sind, erfordern einige der mächtigeren Funktionen, wie das effektive Nutzen des Lasso-Werkzeugs oder die Erstellung eigener Elemente, etwas Übung und Einarbeitung. Neue Nutzer könnten sich anfangs überfordert fühlen von der schieren Menge an Möglichkeiten.
#### 4. Keine „unendliche Leinwand”
Im Gegensatz zu Apps wie OneNote, die eine schier unendliche Arbeitsfläche bieten, arbeitet Goodnotes mit seitenbasierten Notizbüchern. Dies ist für viele der Charme der App, da es dem physischen Notizbuch näherkommt. Für Nutzer, die gerne große Mindmaps erstellen oder Dokumente frei anordnen möchten, könnte dies jedoch eine Einschränkung sein.
### Goodnotes im Vergleich: Wer sind die Konkurrenten?
Der Markt für Notizen-Apps ist hart umkämpft. Hier ein kurzer Überblick, wie Goodnotes im Vergleich zu einigen Hauptkonkurrenten abschneidet:
* **Notability:** Ebenfalls sehr beliebt, besonders für Studierende. Notability bietet eine clevere Audio-Aufnahmefunktion, die direkt an die Schreibbewegung gekoppelt ist (man sieht, was man geschrieben hat, als man es gesprochen hat). Es setzt zudem auf endloses vertikales Scrollen statt Seiten.
* **Microsoft OneNote:** Kostenlos und plattformübergreifend. OneNote bietet eine unendliche Leinwand, tiefe Integration in das Microsoft-Ökosystem und ist hervorragend für das Sammeln verschiedenster Inhalte (Webseiten, Bilder, Text). Das Handschrifterlebnis ist jedoch nicht ganz auf dem Niveau von Goodnotes oder Notability.
* **Nebo:** Bekannt für seine exzellente Handschrifterkennung und die Fähigkeit, handschriftliche Notizen in Echtzeit in getippten Text umzuwandeln und sogar mathematische Formeln zu lösen. Die Flexibilität der Annotation ist jedoch geringer als bei Goodnotes.
* **Apple Notizen:** Kostenlos, in iOS integriert und einfach zu bedienen. Für grundlegende Notizen und Skizzen ausreichend, aber nicht so funktionsreich oder auf Organisation ausgelegt wie Goodnotes.
Goodnotes punktet vor allem durch seine überlegene Balance aus natürlichem Handschrifterlebnis, robuster PDF-Annotation und durchdachter Organisation im Notizbuch-Format.
### Für wen ist Goodnotes ideal? Zielgruppen im Fokus
Goodnotes ist ein vielseitiges Werkzeug, das sich für eine breite Palette von Nutzern eignet:
* **Studierende:** Die primäre Zielgruppe. Ideal zum Mitschreiben von Vorlesungen, Annotieren von Skripten, Erstellen von Lernkarten und Organisieren von Studienmaterialien. Die Suchfunktion für Handschrift ist hier Gold wert.
* **Lehrer & Dozenten:** Zur Vorbereitung von Unterrichtsmaterialien, digitalen Tafelaufschrieben, Korrektur von Hausarbeiten und zum Halten interaktiver Präsentationen.
* **Berufstätige:** Für Meetingprotokolle, Brainstorming-Sitzungen, das Anfertigen von Mindmaps, das Überprüfen und Kommentieren von Dokumenten und für die allgemeine Projektorganisation.
* **Kreative Köpfe:** Zum Skizzieren, Journaling, für Ideensammlungen oder Storyboards.
* **Jeder, der papierlos werden möchte:** Goodnotes ist ein entscheidender Schritt in Richtung einer umweltfreundlicheren und besser organisierten digitalen Arbeitsweise.
### Praktische Tipps für den Einstieg und die Nutzung
Um das volle Potenzial von Goodnotes auszuschöpfen, hier ein paar praktische Tipps:
1. **Investieren Sie in einen Stylus:** Ein Apple Pencil (oder ein kompatibler Stift) ist für das beste Handschrifterlebnis unerlässlich.
2. **Experimentieren Sie mit Stiften und Markern:** Finden Sie Ihre bevorzugten Einstellungen für Farben, Stärken und Stiftarten. Speichern Sie Ihre Favoriten in der Werkzeugleiste.
3. **Nutzen Sie die Suchfunktion intensiv:** Gewöhnen Sie sich an, dass alles, was Sie handschriftlich notieren, auch durchsuchbar ist. Das spart enorm viel Zeit.
4. **Organisieren Sie von Anfang an:** Erstellen Sie Ordner für verschiedene Fächer, Projekte oder Themen. Nutzen Sie Notizbuch-Titel und Cover zur besseren Übersicht.
5. **Entdecken Sie die „Elemente”:** Speichern Sie wiederkehrende Grafiken, Symbole oder Diagramme als Elemente. Dies beschleunigt den Notizprozess erheblich.
6. **Passen Sie Papier und Cover an:** Nutzen Sie die unzähligen kostenlosen und kostenpflichtigen Vorlagen, um Ihre Notizbücher individuell zu gestalten und an Ihre Bedürfnisse anzupassen.
7. **Sichern Sie Ihre Notizen:** Richten Sie die automatische Sicherung in einem Cloud-Dienst Ihrer Wahl ein, um Datenverlust vorzubeugen.
8. **Probieren Sie die Audio-Aufnahme:** Wenn Sie Goodnotes 6 nutzen, testen Sie die synchronisierte Audio-Aufnahme für Vorlesungen oder Meetings. Es ist eine mächtige Funktion zur Erinnerungsstütze.
### Fazit: Der ultimative digitale Helfer – Ja oder Nein?
Nach diesem umfassenden Check lässt sich festhalten: Goodnotes kommt dem Prädikat „ultimativer digitaler Helfer” sehr, sehr nahe. Insbesondere für Nutzer, die Wert auf ein exzellentes handschriftliches Erlebnis legen, PDFs intensiv annotieren müssen und eine intuitive, übersichtliche Organisation im Notizbuch-Stil bevorzugen, ist Goodnotes eine herausragende Wahl.
Die App überzeugt durch ihre Präzision, die intelligenten Organisationsmöglichkeiten und die vielfältigen Werkzeuge, die den Übergang vom analogen zum digitalen Notizblock erstaunlich fließend gestalten. Mit der plattformübergreifenden Erweiterung in Goodnotes 6 wird die App auch für Nicht-Apple-Nutzer immer attraktiver, auch wenn der volle Funktionsumfang noch am besten auf dem iPad zur Geltung kommt.
Kleine Kritikpunkte wie das Abonnementmodell oder die seitenbasierte Struktur sind letztlich Geschmacks- und Kostenfragen. Sie mindern den Gesamteindruck kaum. Für die meisten Studierenden, Lehrkräfte und Berufstätigen, die nach einer robusten, zuverlässigen und leistungsstarken Notizen-App suchen, stellt Goodnotes eine Investition dar, die sich schnell bezahlt macht. Es ist vielleicht nicht *der* ultimative Helfer für *jeden* Anwendungsfall, aber für das digitale Notizmachen und Annotieren ist Goodnotes zweifellos einer der besten digitalen Helfer, die der Markt derzeit zu bieten hat.