Die Ära des Internet Explorer 11 (IE11) ist offiziell vorbei. Seit dem 15. Juni 2022 wird der beliebte, aber mittlerweile veraltete Browser von Microsoft nicht mehr unterstützt. An seine Stelle ist Microsoft Edge getreten, der moderne und leistungsstarke Nachfolger. Doch was, wenn Sie plötzlich in Edge die vermeintlich paradoxe Meldung „Internet Explorer 11 wird nicht mehr unterstützt” sehen? Diese Nachricht sorgt oft für Verwirrung, da man ja gerade den modernen Edge verwendet und nicht den alten IE11. In diesem umfassenden Artikel beleuchten wir die Hintergründe dieser Meldung und zeigen Ihnen detailliert, wie Sie dieses Kompatibilitätsproblem effektiv beheben können.
### Das Ende des Internet Explorer 11 und die Rolle von Microsoft Edge
Bevor wir uns dem Problem widmen, ist es wichtig, die aktuelle Landschaft zu verstehen. Der IE11 war über viele Jahre ein integraler Bestandteil der Windows-Betriebssysteme. Mit dem Aufkommen moderner Webstandards und der Notwendigkeit höherer Sicherheit und Leistung wurde er jedoch zunehmend zum Bremsklotz. Microsoft Edge, basierend auf der Chromium-Engine, ist der offizielle Nachfolger und bietet eine deutlich verbesserte Benutzererfahrung.
Allerdings gibt es immer noch unzählige Legacy-Anwendungen und interne Websites, die speziell für den Internet Explorer entwickelt wurden und nicht ohne Weiteres in modernen Browsern funktionieren. Genau hier kommt der sogenannte IE-Modus in Microsoft Edge ins Spiel. Er ermöglicht es Unternehmen, weiterhin auf diese alten Anwendungen zuzugreifen, indem Edge eine quasi-Internet-Explorer-Umgebung emuliert.
### Die paradoxe Fehlermeldung: Warum „IE11 wird nicht mehr unterstützt” *im Edge* erscheint
Die Kernfrage lautet: Wenn ich den modernen Edge benutze, der den IE11-Modus bietet, warum erhalte ich dann eine Meldung, dass IE11 nicht mehr unterstützt wird? Die Antwort liegt in der Art und Weise, wie Websites und Webanwendungen Browser identifizieren.
1. **Der User-Agent-String:** Jeder Browser sendet bei einer Anfrage an einen Webserver einen sogenannten „User-Agent-String”. Dieser String enthält Informationen über den Browser (Name, Version), das Betriebssystem und andere Details. Wenn Microsoft Edge im IE-Modus läuft, manipuliert er diesen User-Agent-String, um sich gegenüber der Website als Internet Explorer 11 auszugeben. Dies ist notwendig, damit die Legacy-Anwendung überhaupt funktioniert.
2. **Die Erkennung der Website:** Die Website, die Sie aufrufen, liest diesen User-Agent-String. Wenn sie „MSIE 11” oder ähnliche Signaturen darin findet, interpretiert sie das so, als würden Sie tatsächlich den alten, eigenständigen Internet Explorer 11 verwenden. Da IE11 nicht mehr unterstützt wird, zeigt die Website dann proaktiv eine entsprechende Warnmeldung an.
3. **Das Missverständnis:** Die Website weiß nicht, dass sie eigentlich in einer sicheren, von Edge gehosteten Emulationsumgebung läuft. Für sie sieht es so aus, als würde ein End-of-Life-Browser verwendet. Daher die scheinbar widersprüchliche Meldung.
### Ist diese Meldung ein Problem?
Nicht unbedingt. In vielen Fällen ist die Meldung lediglich ein kosmetisches Problem. Die Website oder Webanwendung funktioniert im IE-Modus von Edge möglicherweise einwandfrei, aber die Warnung erscheint trotzdem als störendes Banner oder Pop-up.
Es kann jedoch auch vorkommen, dass die Meldung tatsächlich auf ein tieferliegendes Problem hinweist:
* **Fehlende Funktionalität:** Die Website versucht möglicherweise, bestimmte Funktionen zu deaktivieren oder den Zugriff zu beschränken, weil sie denkt, Sie verwenden einen unsicheren Browser.
* **Fehlerhafte Darstellung:** Die Seite wird möglicherweise nicht korrekt dargestellt, weil sie eine bestimmte Rendering-Engine oder einen spezifischen Dokumentmodus erwartet, der im aktuellen IE-Modus nicht optimal eingestellt ist.
* **Sicherheitsbedenken (falsch):** Benutzer könnten fälschlicherweise annehmen, dass ihr System unsicher ist, obwohl sie den modernen Edge verwenden.
### Schritt 1: Überprüfen, ob Sie sich tatsächlich im IE-Modus befinden
Wenn Sie diese Meldung sehen, ist der erste Schritt immer, zu überprüfen, ob Edge tatsächlich im IE-Modus läuft. Sie erkennen dies an einem kleinen Internet Explorer-Symbol (ein blaues „e” mit einem gelben Ring), das in der Adressleiste von Edge erscheint. Wenn dieses Symbol sichtbar ist, sind Sie im IE-Modus.
Sollte das Symbol fehlen, die Meldung aber dennoch erscheinen, ist es unwahrscheinlich, dass der IE-Modus aktiv ist. In diesem Fall müsste die Ursache in der Website selbst oder in einer fehlerhaften Browser-Erkennung liegen, die nicht direkt mit dem IE-Modus zusammenhängt.
### Schritt 2: Die Ursache ergründen – Der User-Agent-String und der Dokumentmodus als Schlüssel
Um die Meldung dauerhaft zu beheben, müssen wir die Logik der Website überlisten oder anpassen. Dies geschieht typischerweise über zwei Haupthebel:
1. **Anpassung des User-Agent-Strings (indirekt):** Da der IE-Modus den User-Agent-String fälscht, müssen wir sicherstellen, dass die Website nicht nur „IE11” erkennt, sondern möglicherweise auch, dass es sich um eine modernere Emulation handelt oder dass sie einen bestimmten Kompatibilitätsmodus benötigt.
2. **Einstellung des richtigen Dokumentmodus:** Der Dokumentmodus (auch Kompatibilitätsmodus genannt) steuert, wie eine Webseite gerendert wird. Ältere Websites sind oft für einen bestimmten IE-Dokumentmodus (z.B. IE7, IE8, IE10) optimiert. Wenn der IE-Modus von Edge einen anderen Dokumentmodus verwendet, kann dies zu Problemen und Fehlermeldungen führen.
### Lösungsansätze für Benutzer (Kurzfristig und bei fehlender IT-Unterstützung)
Als Endbenutzer haben Sie nur begrenzte Möglichkeiten, das Problem zu beheben, da die Konfiguration des IE-Modus meist von der IT-Abteilung vorgenommen wird.
1. **Ignorieren der Meldung:** Wenn die Website trotz der Meldung einwandfrei funktioniert, können Sie sie einfach ignorieren.
2. **Browser-Cache leeren:** Manchmal sind alte Browserinformationen im Cache gespeichert. Leeren Sie den Cache von Edge und versuchen Sie es erneut. (Einstellungen > Datenschutz, Suche und Dienste > Browserdaten löschen).
3. **Edge aktualisieren:** Stellen Sie sicher, dass Ihr Microsoft Edge auf dem neuesten Stand ist. Updates können Fehler beheben und die Kompatibilität verbessern.
4. **IT-Abteilung/Webmaster kontaktieren:** Dies ist der wichtigste Schritt für Benutzer. Informieren Sie Ihre IT-Abteilung oder den Administrator der betroffenen Website über das Problem. Sie verfügen über die notwendigen Werkzeuge und Berechtigungen, um die Unternehmensmodus-Websiteliste (Enterprise Mode Site List) anzupassen.
### Lösungsansätze für IT-Administratoren und Webentwickler (Nachhaltig)
Für IT-Administratoren und Webentwickler gibt es mehrere leistungsstarke Werkzeuge und Strategien, um die Kompatibilitätsmeldung im IE-Modus zu beheben.
#### 1. Die Enterprise Mode Site List (Unternehmensmodus-Websiteliste)
Dies ist das Herzstück der IE-Modus-Verwaltung. Die Enterprise Mode Site List ist eine XML-Datei, die eine Liste von Websites enthält, die automatisch im IE-Modus geöffnet werden sollen, und zusätzliche Einstellungen für deren Rendering festlegt.
**Schlüsselkonfigurationen in der Site List:**
* **`
* **`compat-mode` (Kompatibilitätsmodus):** Hier können Sie den gewünschten Browser-Modus für die Website festlegen. Dies ist entscheidend. Statt `IE11` oder `Default` können Sie spezifische Modi wie `IE10`, `IE9`, `IE8`, `IE7` oder sogar `IE5` festlegen.
* **`documentMode` (Dokumentmodus):** Dieser Attribut ist noch präziser als `compat-mode` und ermöglicht es Ihnen, den genauen Rendering-Modus des Internet Explorer für die Webseite festzulegen. Hier können Sie explizit `IE=Edge`, `IE=11`, `IE=10`, `IE=9`, `IE=8`, `IE=7` oder `IE=5` einstellen. **Oft ist die explizite Definition des `documentMode` der Schlüssel zur Lösung der „IE11 wird nicht mehr unterstützt”-Meldung.**
* Wenn die Website die Meldung zeigt, weil sie *einen älteren* IE-Modus erwartet, sollten Sie einen Wert wie `IE=10` oder `IE=9` ausprobieren.
* Manchmal ist die Meldung auch eine Reaktion darauf, dass der IE-Modus *zu modern* erscheint. In diesen Fällen kann das Herunterschrauben auf einen älteren Dokumentmodus Abhilfe schaffen.
**Beispiel für einen Eintrag in der Site List XML-Datei:**
„`xml
„`
#### 2. Den richtigen Dokumentmodus (Document Mode) einstellen
Wie bereits erwähnt, ist die explizite Einstellung des `documentMode` in der Unternehmensmodus-Websiteliste oft die effektivste Methode. Experimentieren Sie mit verschiedenen Werten. Viele alte Anwendungen, die für IE11 geschrieben wurden, erwarten möglicherweise tatsächlich einen IE10- oder sogar IE9-Rendering-Modus, da IE11 selbst bereits eine Abwärtskompatibilitätsebene für ältere Inhalte bot.
#### 3. Verwendung des Enterprise Mode Site List Manager
Microsoft stellt ein Tool namens „Enterprise Mode Site List Manager” zur Verfügung (verfügbar für Version 1 und 2). Dieses Tool vereinfacht die Erstellung und Bearbeitung der XML-Datei. Es bietet eine grafische Oberfläche, um URLs hinzuzufügen, den `compat-mode` und `open-in`-Einstellungen festzulegen. Bei Version 2 können Sie auch den `documentMode` direkt einstellen.
**Schritte zur Verwendung:**
1. Laden Sie den Manager von der Microsoft-Website herunter.
2. Fügen Sie die problematische URL hinzu.
3. Wählen Sie unter „IE Mode” die Option „IE11” (oder den gewünschten IE-Modus).
4. Stellen Sie den Dokumentmodus (z.B. IE9, IE10) ein, der für die Legacy-Anwendung am besten geeignet ist.
5. Speichern Sie die Site List als XML-Datei.
#### 4. Bereitstellung der Site List
Nachdem Sie die XML-Datei mit der korrekten Unternehmensmodus-Websiteliste erstellt haben, müssen Sie diese an die Client-Computer verteilen. Dies geschieht in der Regel über:
* **Gruppenrichtlinien (Group Policy):** Für Active Directory-Umgebungen ist dies die gängigste Methode. Sie verknüpfen die XML-Datei über eine GPO mit der entsprechenden Einstellung im Pfad `Computerkonfiguration > Administrative Vorlagen > Microsoft Edge > Internet Explorer-Integration > Liste der Websites konfigurieren, die im Internet Explorer-Modus geladen werden`.
* **Microsoft Intune/MEM (Endpoint Manager):** In modernen Cloud-basierten Umgebungen können Sie die Site List über Intune bereitstellen. Dies bietet mehr Flexibilität für Remote- und Hybrid-Arbeitsszenarien.
* **Registrierungsschlüssel (manuell):** Für kleinere Umgebungen oder Tests kann die Site List auch manuell über einen Registrierungsschlüssel auf den Clients konfiguriert werden.
#### 5. Testen mit den Entwicklertools (F12)
Die Entwicklertools in Microsoft Edge (erreichbar durch Drücken von F12) sind ein mächtiges Werkzeug zum Debuggen und Testen.
* Im Reiter „Emulation” oder „Netzwerkbedingungen” können Sie den User-Agent-String und den Dokumentmodus manuell ändern, um zu sehen, wie die Website darauf reagiert. Dies ist hilfreich, um den optimalen `documentMode`-Wert für Ihre Site List zu finden, bevor Sie ihn global bereitstellen.
* Überprüfen Sie auch die Konsole auf Fehler, die möglicherweise durch Kompatibilitätsprobleme verursacht werden.
#### 6. Die `X-UA-Compatible`-Meta-Tag-Option (für Webentwickler)
Für Webentwickler, die direkten Zugriff auf den Quellcode der Legacy-Website haben, könnte eine alternative Lösung das Hinzufügen eines `X-UA-Compatible`-Meta-Tags im `
`-Bereich der HTML-Seite sein:„`html
„`
Dieses Tag weist den Internet Explorer (und somit auch den IE-Modus in Edge) an, die Seite im bestmöglichen Modus zu rendern. Sie können hier auch spezifische Modi wie `IE=10` oder `IE=9` festlegen. Allerdings hat die Unternehmensmodus-Websiteliste Vorrang vor diesem Meta-Tag und ist für zentrale Verwaltung in Unternehmen vorzuziehen.
#### 7. Langfristige Strategie: Modernisierung der Anwendungen
Auch wenn der IE-Modus eine hervorragende Übergangslösung darstellt, ist die langfristige Strategie die Modernisierung der Legacy-Webanwendungen. Der IE-Modus wird zwar bis mindestens 2029 unterstützt, aber Abhängigkeiten von veralteten Technologien sollten schrittweise abgebaut werden, um Sicherheit, Leistung und Wartbarkeit zu gewährleisten.
### Zusammenfassung und Best Practices
* Die Meldung „Internet Explorer 11 wird nicht mehr unterstützt” im Microsoft Edge tritt auf, weil der IE-Modus den User-Agent-String fälscht und Websites den IE11 erkennen, ohne zu wissen, dass sie in einer modernen Umgebung laufen.
* Die primäre Lösung für IT-Administratoren liegt in der präzisen Konfiguration der Unternehmensmodus-Websiteliste (Enterprise Mode Site List).
* Der Schlüssel zur Behebung der Meldung ist oft die korrekte Einstellung des `documentMode` (z.B. `IE=9`, `IE=10`) für die betroffenen Websites innerhalb der Site List.
* Verwenden Sie den Enterprise Mode Site List Manager zur einfachen Bearbeitung der XML-Datei.
* Bereitstellung der Site List erfolgt am besten über Gruppenrichtlinien oder Intune.
* Testen Sie verschiedene `documentMode`-Einstellungen mit den Edge-Entwicklertools (F12).
* Informieren Sie Benutzer, dass die Meldung oft harmlos ist, aber eine Anpassung durch die IT-Abteilung erfordert.
* Betrachten Sie die Modernisierung von Legacy-Anwendungen als langfristiges Ziel.
### Fazit
Die Fehlermeldung „Internet Explorer 11 wird nicht mehr unterstützt” in Microsoft Edge ist ein klassisches Beispiel dafür, wie moderne Technologie auf die Anforderungen der Vergangenheit trifft. Sie ist meist kein Zeichen für ein ernstes Problem, sondern eine Kommunikationslücke zwischen der Legacy-Anwendung und der Emulationsumgebung. Mit den richtigen Kenntnissen über den IE-Modus, die Unternehmensmodus-Websiteliste und insbesondere den Dokumentmodus können IT-Administratoren diese Kompatibilitätsmeldung effektiv und dauerhaft beheben, um eine reibungslose Benutzererfahrung zu gewährleisten und gleichzeitig die Sicherheit und Leistung von Microsoft Edge optimal zu nutzen.