Die Aufrüstung des Arbeitsspeichers, oft einfach als RAM-Upgrade bezeichnet, ist eine der beliebtesten und effektivsten Maßnahmen, um einem in die Jahre gekommenen PC neues Leben einzuhauchen oder die Leistung eines bestehenden Systems zu optimieren. Mehr RAM bedeutet oft flüssigeres Multitasking, schnellere Ladezeiten in Anwendungen und Spielen und insgesamt ein reaktionsfreudigeres System. Doch gerade bei älteren Mainboards wie dem MSI H110M PRO-VD kommen schnell Fragen auf: Welche RAM-Typen sind kompatibel? Und kann man auch schnelleren Arbeitsspeicher, beispielsweise mit 2400 MHz, nutzen, um das Maximum herauszuholen?
Diese Frage ist absolut berechtigt, denn die Kompatibilität von RAM-Modulen hängt nicht nur vom Typ (DDR3, DDR4) ab, sondern auch von der Geschwindigkeit (MHz) und der Unterstützung durch das Mainboard und den verbauten Prozessor. Speziell für das MSI H110M PRO-VD, ein weit verbreitetes Mainboard aus Intels 100er-Serie, tauchen immer wieder Unsicherheiten bezüglich der Unterstützung von schnellerem DDR4-RAM auf. Wir nehmen das Thema heute genau unter die Lupe und geben Ihnen eine umfassende Antwort, damit Sie eine fundierte Entscheidung für Ihr Upgrade treffen können.
Ihr MSI H110M PRO-VD Mainboard im Detail: Das Herzstück verstehen
Bevor wir uns dem Arbeitsspeicher widmen, ist es wichtig, die Spezifikationen Ihres Mainboards genau zu kennen. Das MSI H110M PRO-VD basiert auf dem Intel H110 Chipsatz und ist für Prozessoren der 6. Generation (Skylake, z.B. Core i3-6100, i5-6400) und 7. Generation (Kaby Lake, z.B. Core i3-7100, i5-7400) mit dem Sockel LGA 1151 konzipiert. Es ist ein Micro-ATX-Board, das auf solide Funktionalität und Zuverlässigkeit im Business- und Einstiegssegment ausgelegt ist. Es bietet typischerweise zwei DDR4 DIMM-Steckplätze.
Der entscheidende Punkt für unser Thema ist die offizielle Speicherunterstützung, die von MSI für dieses Mainboard angegeben wird. Laut Spezifikation unterstützt das MSI H110M PRO-VD offiziell DDR4-Arbeitsspeicher mit einer Taktrate von bis zu 2133 MHz. Dies ist eine wichtige Information, die im direkten Zusammenhang mit dem verwendeten Intel H110 Chipsatz steht. Warum das so ist, erklären wir im nächsten Abschnitt.
Die Rolle des H110 Chipsatzes und der CPU bei der RAM-Geschwindigkeit
Die maximale Taktrate des Arbeitsspeichers wird nicht allein vom RAM-Modul selbst bestimmt. Vielmehr ist es ein Zusammenspiel aus mehreren Komponenten:
- Der RAM-Riegel selbst: Er muss die gewünschte Geschwindigkeit (z.B. 2400 MHz) überhaupt unterstützen können.
- Das Mainboard (Chipsatz): Der Intel H110 Chipsatz ist hier der limitierende Faktor. Intel segmentiert seine Chipsätze, um unterschiedliche Marktsegmente zu bedienen. Während Z-Serien-Chipsätze (wie Z170, Z270) für Enthusiasten und Übertakter konzipiert sind und manuelle Übertaktung des Speichers (via XMP-Profile) erlauben, sind H-Serien-Chipsätze (wie der H110) für den Budget- und Bürobereich gedacht. Sie bieten eine solide Basis, verzichten aber auf erweiterte Funktionen wie die Übertaktung von CPU oder Arbeitsspeicher.
- Der Prozessor (Integrierter Speichercontroller – IMC): Die 6. und 7. Generation der Intel Core Prozessoren, die auf dem MSI H110M PRO-VD zum Einsatz kommen, besitzen einen integrierten Speichercontroller (IMC). Dieser IMC ist von Intel für die offizielle Unterstützung von DDR4 2133 MHz spezifiziert. Obwohl der IMC in der Lage wäre, höhere Geschwindigkeiten zu verarbeiten, lässt der H110 Chipsatz dies nicht zu.
Kurz gesagt: Der Intel H110 Chipsatz ist der Flaschenhals, der höhere RAM-Taktraten als 2133 MHz blockiert, selbst wenn der Prozessor oder der RAM selbst theoretisch mehr könnten. Dies ist eine bewusste Entscheidung von Intel, um die Produktlinien klar voneinander abzugrenzen.
Kann man 2400 MHz RAM auf dem MSI H110M PRO-VD einbauen? Die Antwort!
Kommen wir zur Kernfrage: Können Sie 2400 MHz DDR4-Arbeitsspeicher auf Ihrem MSI H110M PRO-VD Mainboard einbauen? Die klare Antwort lautet: Ja, physikalisch ist es kompatibel und es wird funktionieren. Aber es gibt einen Haken.
Wenn Sie 2400 MHz DDR4-RAM in Ihr MSI H110M PRO-VD einbauen, wird das System diesen Arbeitsspeicher erkennen. Allerdings wird er nicht mit seiner beworbenen Geschwindigkeit von 2400 MHz laufen. Stattdessen wird der Arbeitsspeicher automatisch auf die höchste vom H110 Chipsatz unterstützte JEDEC-Standardgeschwindigkeit heruntergetaktet, die in diesem Fall 2133 MHz beträgt. Es ist, als würden Sie ein schnelles Sportwagen auf eine Autobahn mit einem Tempolimit von 120 km/h bringen – das Auto kann schneller, darf aber nicht.
Der Grund dafür ist, dass der H110 Chipsatz keine Unterstützung für sogenannte XMP-Profile (Extreme Memory Profile) bietet. XMP ist eine Technologie von Intel, die es ermöglicht, höhere als die Standard-JEDEC-Geschwindigkeiten zu erreichen, indem vorkonfigurierte Übertaktungsprofile im RAM-Modul selbst gespeichert sind. Diese Profile müssen jedoch vom Mainboard-BIOS ausgelesen und angewendet werden können, was bei den H110-Mainboards nicht der Fall ist. Sie können im BIOS auch keine manuellen Einstellungen für die RAM-Taktrate vornehmen, da diese Option schlichtweg fehlt.
Welche Auswirkungen hat die Heruntertaktung auf die Leistung?
Viele fragen sich nun: Ist es dann überhaupt sinnvoll, 2400 MHz RAM zu kaufen, wenn er sowieso nur mit 2133 MHz läuft? Die Antwort ist nuanciert:
- Geringer Leistungsunterschied: Der Unterschied zwischen 2133 MHz und 2400 MHz ist in den meisten realen Anwendungsszenarien – sei es beim Surfen im Web, bei Office-Anwendungen oder selbst bei den meisten Spielen – kaum bis gar nicht spürbar. Benchmarks mögen minimale Unterschiede zeigen, aber im alltäglichen Gebrauch ist die Leistungssteigerung durch die höhere Frequenz minimal.
- Kapazität ist wichtiger als Geschwindigkeit: Wenn Sie von beispielsweise 4 GB oder 8 GB auf 16 GB Arbeitsspeicher aufrüsten, ist der Zugewinn an Leistung und Systemreaktivität durch die **höhere Kapazität** exponentiell größer als der theoretische Zugewinn durch eine höhere Taktrate, die ohnehin nicht erreicht wird.
- Preisfrage: Oft gibt es kaum einen Preisunterschied zwischen 2133 MHz und 2400 MHz DDR4-RAM. Manchmal ist der schnellere 2400 MHz RAM sogar günstiger, da er häufiger produziert wird. In diesem Fall spricht nichts dagegen, ihn zu kaufen, solange Sie sich bewusst sind, dass er heruntergetaktet wird. Zahlen Sie jedoch einen deutlichen Aufpreis für 2400 MHz oder mehr, ist es auf einem H110M PRO-VD reine Geldverschwendung.
- Latenz (CAS Latency – CL): Neben der Taktrate spielt auch die Latenz des Arbeitsspeichers eine Rolle. Eine niedrigere CL-Zahl ist besser. Wenn Sie die Wahl zwischen 2133 MHz CL15 und 2400 MHz CL16 haben, und beide am Ende bei 2133 MHz laufen, könnte der 2133 MHz CL15 (oder ein 2400 MHz CL15-Modul, das dann bei 2133 MHz mit besserer Latenz läuft) die bessere Wahl sein. Allerdings ist der Einfluss der Latenz im Vergleich zur Taktrate und Kapazität für die meisten Nutzer gering.
Worauf Sie beim RAM-Kauf für Ihr MSI H110M PRO-VD achten sollten
Um die bestmögliche Entscheidung für Ihr RAM-Upgrade zu treffen, beachten Sie folgende Punkte:
- DDR4 ist Pflicht: Stellen Sie sicher, dass Sie DDR4-Arbeitsspeicher kaufen. DDR3-Module passen nicht in die Slots und sind inkompatibel.
- Kapazität zuerst: Priorisieren Sie die Menge an RAM. Ein Upgrade von 4 GB auf 8 GB oder von 8 GB auf 16 GB wird den größten Leistungssprung bringen. Für die meisten Nutzer sind 8 GB das absolute Minimum, 16 GB sind ideal für flüssiges Multitasking und Gaming. Das MSI H110M PRO-VD unterstützt in der Regel maximal 32 GB (2x 16 GB).
- Geschwindigkeit: Kaufen Sie DDR4 2133 MHz, wenn dieser preislich attraktiv ist. Wenn DDR4 2400 MHz günstiger oder nur unwesentlich teurer ist, können Sie auch diesen kaufen, aber erwarten Sie nicht, dass er mit voller Geschwindigkeit läuft. Zahlen Sie keinen Aufpreis für Module mit 2666 MHz oder mehr, da diese ebenfalls nur mit 2133 MHz betrieben werden.
- Dual Channel: Wenn Ihr System bereits einen einzelnen RAM-Riegel (z.B. 8 GB) hat und Sie aufrüsten möchten, versuchen Sie, einen zweiten identischen Riegel (also nochmal 8 GB) zu kaufen. Dies ermöglicht den Dual-Channel-Modus, der die Speicherbandbreite verdoppelt und einen spürbaren Leistungszuwachs bewirken kann. Achten Sie auf möglichst gleiche Taktrate und Latenz. Idealerweise kaufen Sie ein **passendes Kit** von Anfang an (z.B. 2x 8GB).
- Spannung: Standard DDR4-RAM läuft mit 1.2V. Module mit höherer Spannung (z.B. 1.35V für Übertakter-RAM) funktionieren in der Regel auch, werden aber auf die 1.2V und die Standard-JEDEC-Profile heruntergeregelt.
RAM-Installation: So gehen Sie vor (Kurzanleitung)
Das Einbauen von neuem Arbeitsspeicher ist einfacher, als Sie vielleicht denken. Befolgen Sie diese Schritte:
- Vorbereitung: Schalten Sie den PC vollständig aus und ziehen Sie das Netzkabel. Öffnen Sie das Computergehäuse.
- Erdung: Entladen Sie statische Elektrizität, indem Sie einen geerdeten Gegenstand (z.B. das PC-Gehäuse aus Metall) berühren, bevor Sie Komponenten anfassen. Eine Antistatik-Manschette bietet zusätzlichen Schutz.
- Alten RAM entfernen (optional): Falls Sie alte Module ersetzen, drücken Sie die Halteklammern an beiden Enden des RAM-Riegels nach außen. Das Modul sollte sich leicht anheben lassen und kann dann entnommen werden.
- Neuen RAM einsetzen: Öffnen Sie die Halteklammern der DDR4 DIMM-Steckplätze (meistens weiß oder blau). Achten Sie auf die Kerbe am unteren Rand des RAM-Riegels und am Steckplatz auf dem Mainboard – diese müssen übereinstimmen. Drücken Sie den RAM-Riegel von oben gleichmäßig und fest in den Steckplatz, bis die Halteklammern automatisch einrasten und Sie ein Klicken hören.
- Überprüfung: Stellen Sie sicher, dass beide Halteklammern vollständig geschlossen sind und der RAM-Riegel fest sitzt.
- Abschluss: Schließen Sie das Gehäuse, schließen Sie alle Kabel an und starten Sie den PC.
Überprüfung des installierten Arbeitsspeichers
Nach dem Start des PCs können Sie überprüfen, ob der neue RAM korrekt erkannt wird und mit welcher Geschwindigkeit er läuft:
- Im BIOS/UEFI: Rufen Sie das BIOS/UEFI Ihres Mainboards auf (meist durch Drücken von DEL oder F2 beim Start). Dort finden Sie in der Regel Informationen über den installierten Arbeitsspeicher, dessen Menge und die aktuelle Taktrate.
- Unter Windows (Task-Manager): Drücken Sie Strg+Umschalt+Esc, um den Task-Manager zu öffnen. Gehen Sie zum Reiter „Leistung” und wählen Sie dort „Arbeitsspeicher”. Dort sehen Sie die Gesamtmenge des installierten RAMs und die aktuelle Geschwindigkeit (MHz).
- Mit Tools wie CPU-Z: Das kostenlose Tool CPU-Z liefert detaillierte Informationen über Ihre Hardware. Im Reiter „Memory” sehen Sie die aktuelle Taktrate und im Reiter „SPD” die JEDEC-Profile und XMP-Profile (falls vorhanden) Ihres Arbeitsspeichers. Hier werden Sie sehen, dass der 2400 MHz RAM bei 2133 MHz läuft.
Fazit: Eine informierte Entscheidung treffen
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Sie problemlos 2400 MHz DDR4-Arbeitsspeicher auf Ihrem MSI H110M PRO-VD Mainboard einbauen können. Der RAM wird auch einwandfrei funktionieren, jedoch wird er aufgrund der Beschränkungen des Intel H110 Chipsatzes und des Prozessors automatisch auf eine maximale Taktrate von 2133 MHz heruntergetaktet. Einen Performance-Gewinn durch die höhere Nennfrequenz des 2400 MHz Moduls werden Sie also nicht erzielen.
Ihre Priorität bei einem RAM-Upgrade für dieses Mainboard sollte daher auf der Kapazität des Arbeitsspeichers liegen. Wenn Sie von einer geringeren Menge auf 8 GB oder 16 GB aufrüsten, wird dies den größten und spürbarsten Unterschied in der Systemleistung bewirken. Kaufen Sie 2400 MHz RAM, wenn der Preis stimmt, aber investieren Sie kein zusätzliches Geld in noch höhere Taktraten, die Ihr System ohnehin nicht nutzen kann.
Mit diesen Informationen sind Sie bestens gerüstet, um eine kluge und kosteneffiziente Entscheidung für Ihr RAM-Upgrade zu treffen. Viel Erfolg beim Aufrüsten!