Der Gedanke an einen Domain-Umzug kann zunächst abschreckend wirken. Vielleicht möchten Sie all Ihre Online-Assets unter einem Dach konsolidieren, sind mit dem Service Ihres aktuellen Providers unzufrieden oder haben eine Domäne erworben und möchten diese in Ihr bestehendes Hosting integrieren. Egal, aus welchem Grund – die Übernahme einer Domäne aus einem alten Account zu einem neuen kann eine Herausforderung sein, wenn man nicht weiß, wo man anfangen soll. Aber keine Sorge! Mit dieser umfassenden Anleitung führen wir Sie Schritt für Schritt durch den gesamten Prozess, damit Ihr Domain-Transfer reibungslos und erfolgreich verläuft.
Es ist eine wichtige Entscheidung, Ihre digitale Identität zu bewegen, und wir möchten sicherstellen, dass Sie bestens vorbereitet sind. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Planung und der genauen Befolgung der einzelnen Schritte.
Phase 1: Vorbereitung ist alles – Die Grundlagen für einen reibungslosen Umzug schaffen
Bevor Sie überhaupt daran denken, den Transferprozess zu starten, gibt es einige entscheidende Vorbereitungen, die Sie treffen müssen. Diese Phase ist absolut kritisch, um spätere Komplikationen zu vermeiden.
1. Zugangsdaten prüfen und bereitstellen
Stellen Sie sicher, dass Sie vollen Zugriff auf beide Accounts haben: den alten Provider, bei dem die Domäne derzeit registriert ist, und den neuen Provider, zu dem die Domäne umziehen soll. Notieren Sie sich alle notwendigen Benutzernamen und Passwörter. Ohne Zugang zum alten Account können Sie den **Auth-Code** (auch bekannt als **EPP-Code** oder **Auth-Info**) nicht anfordern, der für den Umzug unerlässlich ist.
2. Domain-Status überprüfen und den Transfer-Lock aufheben
Jede Domäne hat einen Status. Der wichtigste Status für einen Umzug ist der sogenannte Transfer-Lock (manchmal auch „Registrar Lock” genannt). Ist dieser aktiv, kann die Domäne nicht übertragen werden. Dies ist eine Sicherheitsfunktion, um unautorisierte Übertragungen zu verhindern. Loggen Sie sich in das Verwaltungsinterface Ihres alten Providers ein und suchen Sie nach der Option, den Transfer-Lock zu deaktivieren. In der Regel finden Sie dies unter den Domain-Einstellungen oder Sicherheitsoptionen. Überprüfen Sie auch die WHOIS-Daten Ihrer Domäne, um sicherzustellen, dass Sie als aktueller Inhaber gelistet sind.
3. Den Auth-Code (EPP-Code) anfordern
Der Auth-Code ist wie ein Passwort für Ihre Domäne, das den Transfer autorisiert. Er besteht aus einer Kombination von Buchstaben, Zahlen und manchmal Sonderzeichen. Sie müssen diesen Code von Ihrem aktuellen Domain-Registrar anfordern. Dies geschieht meist über das Kundenportal, manchmal aber auch per E-Mail an den Support. Seien Sie darauf vorbereitet, dass der Provider versuchen könnte, Sie zum Bleiben zu überreden. Der Auth-Code ist in der Regel nur für eine begrenzte Zeit gültig (oft 5-30 Tage), stellen Sie also sicher, dass Sie ihn rechtzeitig verwenden.
4. Wichtige E-Mail-Adressen aktualisieren
Dies ist ein häufiger Fallstrick! Der Transferprozess beinhaltet oft Bestätigungs-E-Mails, die an die in den WHOIS-Daten hinterlegten Kontaktadressen (Admin-C, Tech-C, Owner-C) gesendet werden. Stellen Sie sicher, dass diese E-Mail-Adressen aktuell sind und dass Sie Zugriff darauf haben. Vermeiden Sie es unbedingt, eine E-Mail-Adresse zu verwenden, die auf der zu transferierenden Domäne basiert (z.B. [email protected]), da diese während des Transfers möglicherweise nicht erreichbar ist. Verwenden Sie stattdessen eine generische E-Mail-Adresse wie Gmail, Outlook oder die Ihres neuen Providers.
5. Datensicherung: Website, Datenbanken und E-Mails
Auch wenn der Domain-Umzug selbst keine direkten Auswirkungen auf die Inhalte Ihrer Website oder E-Mails hat, ist es immer ratsam, ein vollständiges Backup zu erstellen. Im Falle eines Providerwechsels (nicht nur des Domain-Transfers) müssen Ihre Website-Dateien, Datenbanken und E-Mails auf den neuen Server umgezogen werden. Tun Sie dies, BEVOR Sie DNS-Einstellungen ändern. Stellen Sie sicher, dass Ihr Backup aktuell ist und Sie es problemlos wiederherstellen können.
6. Kündigungsfristen beachten
Bevor Sie den alten Account kündigen, stellen Sie sicher, dass Sie keine vertraglichen Verpflichtungen verletzen oder zusätzliche Kosten verursachen. Überprüfen Sie die Kündigungsfristen Ihres alten Providers. Es ist oft sinnvoll, den alten Account noch einige Wochen nach dem erfolgreichen Umzug aktiv zu lassen, um eventuelle Probleme zu beheben und sicherzustellen, dass alles einwandfrei funktioniert.
7. Neue Hosting-Umgebung vorbereiten
Richten Sie Ihr Hosting-Paket beim neuen Provider ein und stellen Sie sicher, dass es bereit ist, die Domäne und deren Inhalte aufzunehmen. Laden Sie bereits jetzt Ihre Website-Dateien hoch, erstellen Sie Datenbanken und E-Mail-Konten, sodass beim eigentlichen Umzug der Domäne nur noch die DNS-Einstellungen angepasst werden müssen.
Phase 2: Der eigentliche Umzugsprozess – Die Domäne in Bewegung setzen
Nachdem alle Vorbereitungen getroffen sind, kann der eigentliche Transferprozess gestartet werden.
1. Domainübernahme beim neuen Provider bestellen
Loggen Sie sich in das Kundenportal Ihres neuen Providers ein. Dort finden Sie in der Regel eine Option wie „Domäne transferieren”, „Domain-Umzug” oder „Domäne übernehmen”. Geben Sie den Namen der Domäne ein, die Sie übertragen möchten.
2. Den Auth-Code eingeben
Der neue Provider wird Sie im Rahmen des Bestellprozesses auffordern, den **Auth-Code** einzugeben, den Sie in Phase 1 von Ihrem alten Provider erhalten haben. Dies ist der kritische Schritt, der den Transfer autorisiert.
3. Bestätigung der Übernahme
Nachdem Sie die Bestellung abgeschlossen und den Auth-Code eingegeben haben, sendet der neue Provider eine Anfrage an die zentrale Registrierungsstelle (z.B. DENIC für .de-Domänen, ICANN für gTLDs). In vielen Fällen, besonders bei gTLDs (.com, .org, .net), wird eine weitere Bestätigungs-E-Mail an die im WHOIS hinterlegte Admin-C-E-Mail-Adresse gesendet. Sie müssen diese E-Mail öffnen und den Transfer durch Klicken auf einen Link bestätigen.
4. Wartezeit und DNS-Propagation
Nach der Bestätigung beginnt die eigentliche Transferphase. Bei generischen Top-Level-Domänen (gTLDs) dauert dies in der Regel 5 bis 7 Tage. Bei länderspezifischen Domänen (ccTLDs wie .de, .at, .ch) kann der Prozess oft schneller sein, manchmal nur wenige Stunden bis 2 Tage. Während dieser Zeit wird die Domäne von der Registrierungsstelle vom alten zum neuen Registrar verschoben.
Sobald der Transfer abgeschlossen ist und die Domäne offiziell bei Ihrem neuen Provider registriert ist, müssen Sie die DNS-Einstellungen anpassen. Das bedeutet, Sie teilen der Domäne mit, auf welchen Server (Ihren neuen Hosting-Server) sie zeigen soll. Dies geschieht durch das Ändern der Nameserver oder durch das Setzen von A-Records. Nach der Änderung der DNS-Einstellungen dauert es eine Weile, bis diese Änderungen weltweit von allen Internet-Providern übernommen werden. Dieser Prozess wird als DNS-Propagation bezeichnet und kann 24 bis 48 Stunden dauern. In dieser Zeit kann es sein, dass Ihre Website für einige Nutzer noch über den alten Server erreichbar ist, während andere bereits die neue Version sehen.
Phase 3: Nach dem Umzug – Die Aufräumarbeiten und Verifizierung
Der Umzug ist geschafft, aber Ihre Arbeit ist noch nicht ganz erledigt. Es gibt noch einige wichtige Schritte, um sicherzustellen, dass alles perfekt läuft.
1. Funktionalität prüfen
Sobald die DNS-Propagation abgeschlossen ist (verwenden Sie Online-Tools wie DNS-Checkers, um dies zu überprüfen), testen Sie ausgiebig.
* Ist Ihre Website korrekt erreichbar und funktionieren alle Links?
* Können Sie E-Mails senden und empfangen?
* Funktionieren Formulare oder andere interaktive Elemente?
* Ist Ihr SSL-Zertifikat aktiv und Ihre Website über HTTPS erreichbar?
2. Alten Account kündigen (mit Bedacht)
Erst wenn Sie absolut sicher sind, dass alles auf dem neuen Server funktioniert und Sie alle Daten gesichert haben, können Sie den alten Account kündigen. Beachten Sie dabei erneut die Kündigungsfristen. Es ist ratsam, noch eine kurze Übergangszeit von ein paar Tagen zu lassen, um auf Nummer sicher zu gehen.
3. WHOIS-Daten erneut überprüfen
Loggen Sie sich in das Kundenportal Ihres neuen Providers ein und überprüfen Sie die WHOIS-Daten Ihrer Domäne. Stellen Sie sicher, dass alle Informationen (Inhaber, Admin-C, Tech-C) korrekt und auf dem neuesten Stand sind. Dies ist wichtig für Ihre rechtliche Eigentümerschaft und für zukünftige Benachrichtigungen.
4. Domain-Sperre aktivieren (Transfer-Lock)
Aus Sicherheitsgründen sollten Sie den Transfer-Lock bei Ihrem neuen Provider wieder aktivieren. Dies verhindert, dass Ihre Domäne ohne Ihre explizite Zustimmung erneut transferiert werden kann.
5. SSL-Zertifikat neu einrichten/aktivieren
Falls Sie ein SSL-Zertifikat verwendet haben, muss dieses auf dem neuen Server eingerichtet oder neu ausgestellt werden. Viele Hoster bieten kostenlose Let’s Encrypt-Zertifikate an, die einfach über das Hosting-Panel aktiviert werden können. Stellen Sie sicher, dass Ihre Website über HTTPS erreichbar ist, um die Sicherheit und das Ranking bei Suchmaschinen zu gewährleisten.
Häufige Fallstricke und Tipps zur Fehlerbehebung
Trotz sorgfältiger Planung können immer wieder Probleme auftreten. Hier sind einige der häufigsten und wie Sie damit umgehen können:
* **Falscher Auth-Code:** Der häufigste Fehler. Stellen Sie sicher, dass Sie den Code korrekt kopiert und eingefügt haben, ohne zusätzliche Leerzeichen. Bei Problemen fordern Sie einen neuen an.
* **Domain-Sperre (Transfer Lock) nicht deaktiviert:** Überprüfen Sie unbedingt, ob der Transfer-Lock beim alten Provider deaktiviert ist. Ohne dies kann der Transfer nicht beginnen.
* **Veraltete E-Mail-Adressen in den WHOIS-Daten:** Wenn die Bestätigungs-E-Mails an eine nicht mehr existente oder nicht zugängliche Adresse gesendet werden, kann der Transfer scheitern. Kontaktieren Sie in diesem Fall den Support des alten Providers.
* **Kündigung des alten Accounts zu früh:** Nie den alten Account kündigen, bevor der Transfer vollständig abgeschlossen und alles verifiziert ist.
* **DNS-Propagation dauert länger als erwartet:** Haben Sie Geduld. Manchmal dauert es einfach länger. Leeren Sie den DNS-Cache Ihres Computers, um sicherzustellen, dass Sie nicht auf eine alte Version zugreifen.
* **Website nicht erreichbar nach DNS-Update:** Überprüfen Sie, ob die DNS-Einstellungen (A-Record, CNAME) wirklich auf die korrekte IP-Adresse oder den Hostnamen Ihres neuen Servers zeigen. Kontaktieren Sie den Support Ihres neuen Providers, wenn Sie unsicher sind.
Fazit
Die Übernahme einer Domäne aus einem alten Account mag auf den ersten Blick komplex erscheinen, ist aber mit der richtigen Vorbereitung und einem klaren Schritt-für-Schritt-Plan gut zu bewältigen. Die Schlüssel zum Erfolg sind Geduld, Sorgfalt bei den Details und das Verständnis für die einzelnen Phasen des Prozesses.
Nehmen Sie sich Zeit für jede Vorbereitungsphase, scheuen Sie sich nicht, den Support sowohl Ihres alten als auch Ihres neuen Providers zu kontaktieren, wenn Sie Fragen haben, und überprüfen Sie regelmäßig den Status. Wenn Sie diese Anleitung befolgen, steht einem erfolgreichen Domain-Umzug nichts mehr im Wege, und Sie können Ihre digitale Präsenz nahtlos unter Ihrem neuen Dach fortsetzen. Viel Erfolg!