In der Welt der PC-Gaming-Hardware gibt es selten eine einfache Wahl. Ständig stehen wir vor Entscheidungen, die unser Spielerlebnis, unser Budget und die Langlebigkeit unserer Investition maßgeblich beeinflussen. Eine dieser fundamentalen Entscheidungen, die derzeit viele Gamer umtreibt, ist die Wahl zwischen AMDs bewährter AM4-Plattform und ihrem zukunftsträchtigen Nachfolger, AM5. Es ist die sprichwörtliche Gretchenfrage: Was ist die richtige Wahl für dich und dein Gaming-Rig in den kommenden Jahren? Tauchen wir ein in die Tiefen beider Plattformen und beleuchten wir, welche Entscheidung für wen Sinn macht.
AM4: Der bewährte Veteran mit beeindruckendem Preis-Leistungs-Verhältnis
Die AM4-Plattform wurde 2016 eingeführt und hat in den letzten sieben Jahren eine beeindruckende Entwicklung durchgemacht. Mit einer Vielzahl von Prozessoren, beginnend bei den ersten Ryzen-Chips bis hin zu den überragenden Ryzen 7 5800X3D und Ryzen 9 5900X/5950X, hat AM4 eine enorme Bandbreite an Leistungsoptionen geboten. Es ist eine ausgereifte, stabile und vor allem preislich attraktive Option für viele Gamer.
Vorteile von AM4:
- Unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis: Insbesondere gebrauchte oder Restposten von AM4-CPUs, Mainboards und DDR4-RAM sind heute extrem günstig zu bekommen. Für ein solides Gaming-System mit exzellenter Performance in 1080p und 1440p ist AM4 oft die erste Wahl, wenn das Budget eine Rolle spielt.
- Große Auswahl und Verfügbarkeit: Es gibt unzählige AM4-Mainboards, von Einsteiger- bis High-End-Modellen, die auf dem Markt verfügbar sind. Auch beim DDR4-RAM ist die Auswahl riesig und die Preise sind im Keller.
- Leistungsstarke Prozessoren für Gaming: Prozessoren wie der Ryzen 7 5800X3D sind auch heute noch absolute Gaming-Monster und können es in vielen Spielen mit deutlich teureren AM5-Chips aufnehmen, besonders durch den großen 3D V-Cache. Selbst günstigere CPUs wie der Ryzen 5 5600 bieten ein hervorragendes Spielerlebnis.
- Bewährte Stabilität: Die Plattform ist seit Jahren auf dem Markt, Kinderkrankheiten sind längst ausgemerzt. Die Kompatibilität ist hervorragend.
Nachteile von AM4:
- Ende des Lebenszyklus: AMD hat klargestellt, dass keine neuen CPU-Generationen mehr für AM4 erscheinen werden. Der Aufrüstpfad ist somit begrenzt auf die bereits existierenden Ryzen 5000er-Modelle.
- Keine Unterstützung für moderne Standards: AM4 unterstützt kein PCIe 5.0 und auch kein DDR5-RAM. Während PCIe 4.0 für aktuelle Grafikkarten noch völlig ausreichend ist, könnte dies bei zukünftigen High-End-GPUs oder extrem schnellen NVMe-SSDs ein limitierender Faktor werden.
- Geringere Effizienz: Die Prozessoren sind auf älteren Fertigungsverfahren basierend, was im Vergleich zu den neuesten AM5-Chips zu einer geringeren Energieeffizienz führen kann.
AM5: Der Innovationsführer mit Blick in die Zukunft
Die AM5-Plattform wurde Ende 2022 mit den Ryzen 7000er-Prozessoren eingeführt und repräsentiert AMDs Engagement für die Zukunft. Sie bringt die neuesten Technologien mit sich und verspricht eine lange Lebensdauer mit mehreren kommenden CPU-Generationen, die auf derselben Plattform laufen werden. Dies ist ein entscheidender Faktor für alle, die eine langfristige Investition planen.
Vorteile von AM5:
- Zukunftssicherheit durch neue Technologien: AM5 setzt auf DDR5-RAM und PCIe 5.0. DDR5 bietet höhere Bandbreiten und Geschwindigkeiten, was sich nicht nur in Spielen, sondern auch bei produktiven Anwendungen bemerkbar macht. PCIe 5.0 ist entscheidend für die nächste Generation von Grafikkarten und ultraschnellen NVMe-SSDs, die diese Bandbreiten benötigen werden.
- Langer Aufrüstpfad: AMD hat versprochen, die AM5-Plattform mindestens bis 2025 zu unterstützen, möglicherweise sogar darüber hinaus. Das bedeutet, du kannst in den kommenden Jahren neue CPU-Generationen auf dein bestehendes AM5-Mainboard aufrüsten, ohne gleich die komplette Plattform wechseln zu müssen.
- Spitzenleistung: Die aktuellen Ryzen 7000er- und 8000er-Prozessoren (mit integrierter Grafikeinheit) sowie die 7000X3D-Modelle bieten eine herausragende Single-Core-Leistung und sind in Spielen, insbesondere bei niedrigeren Auflösungen und hohen Bildraten, meist die schnellere Wahl.
- Höhere Effizienz: Dank modernerer Fertigungsverfahren sind die AM5-CPUs oft energieeffizienter bei gleicher oder höherer Leistung.
- Integrierte Grafikeinheit (iGPU): Alle Ryzen 7000er-CPUs verfügen über eine RDNA2 iGPU, die zwar nicht für anspruchsvolles Gaming gedacht ist, aber als Backup oder für die Fehlerbehebung nützlich sein kann.
Nachteile von AM5:
- Höhere Anfangskosten: Das ist der größte Knackpunkt. Die Kosten für AM5-Mainboards, DDR5-RAM und die CPUs selbst sind deutlich höher als bei vergleichbaren AM4-Komponenten. Dies kann das Gesamtbudget für einen neuen Gaming-PC erheblich belasten.
- Noch nicht so ausgereift wie AM4: Obwohl die Plattform mittlerweile sehr stabil läuft, gab es zu Beginn einige Kinderkrankheiten (z.B. Bootzeiten, EXPO-Probleme). Diese sind größtenteils behoben, aber AM4 ist in puncto Stabilität und Kompatibilität immer noch der „alte Hase”.
- Weniger Budget-Optionen: Echte Budget-CPUs und Mainboards sind auf AM5 noch seltener zu finden oder bieten kein so gutes Preis-Leistungs-Verhältnis wie ihre AM4-Pendants.
Die Gretchenfrage im Detail: Performance, Kosten und Zukunftssicherheit
Performance im Gaming:
Hier kommt es stark auf die gewählten Komponenten an. Ein High-End-AM4-System mit einem Ryzen 7 5800X3D und einer modernen RTX 4070 Ti SUPER oder RX 7900 XT bietet eine exzellente Gaming-Leistung, die für die meisten Spieler in 1440p oder sogar 4K völlig ausreicht. AM5 mit einem Ryzen 7 7800X3D ist in der Regel noch schneller, insbesondere in CPU-limitierten Szenarien oder bei Spielen, die stark von L3-Cache profitieren. Der Performance-Unterschied ist aber oft nicht so gravierend, dass er den deutlichen Preisunterschied rechtfertigen würde, es sei denn, man spielt ausschließlich kompetitive Titel mit sehr hohen Bildraten oder möchte das absolut Maximum herausholen.
Kosten der Plattform:
Hier liegt der größte Unterschied. Ein AM4-System mit einem Ryzen 5 5600, einem B550-Mainboard und 16 GB DDR4-RAM lässt sich für deutlich unter 400 Euro realisieren. Ein vergleichbares AM5-System mit einem Ryzen 7600, einem B650-Mainboard und 16 GB DDR5-RAM liegt schnell bei 600-700 Euro oder mehr. Diese Preisdifferenz kann das Budget für eine bessere Grafikkarte freisetzen, was oft einen größeren Einfluss auf die Gaming-Leistung hat als der CPU-Unterschied selbst.
Zukunftssicherheit und Aufrüstbarkeit:
Wer plant, sein System über Jahre hinweg schrittweise aufzurüsten, ohne das Mainboard zu wechseln, der findet in AM5 die klar bessere Option. Die Möglichkeit, in zwei oder drei Jahren einfach eine neuere Ryzen-CPU in das bestehende Mainboard einzubauen und von weiteren Leistungsverbesserungen zu profitieren, ist ein starkes Argument für AM5. AM4 bietet diese Option nicht mehr. Die Investition in PCIe 5.0 und DDR5 mag heute noch nicht voll ausgeschöpft werden, aber sie ist eine Wette auf die Zukunft, die sich auszahlen kann, wenn Grafikkarten und NVMe-SSDs diese Standards vollumfänglich nutzen.
Für wen ist welche Plattform die richtige Wahl?
Du solltest AM4 wählen, wenn…
- …dein Budget straff ist und du das beste Preis-Leistungs-Verhältnis suchst.
- …du hauptsächlich in 1080p oder 1440p spielst und nicht unbedingt die höchsten FPS-Zahlen anstrebst, sondern ein flüssiges Spielerlebnis.
- …du ein System für die nächsten 2-4 Jahre planst und danach ohnehin einen kompletten Neuaufbau in Betracht ziehst.
- …du bereits ein AM4-System besitzt und nur eine CPU-Aufrüstung (z.B. auf den 5800X3D) planst, um noch mehr Leistung herauszuholen.
- …du dir eine bessere Grafikkarte leisten möchtest und dafür beim Rest des Systems sparen musst.
Der Sweetspot für AM4 liegt derzeit beim Ryzen 5 5600 oder Ryzen 7 5700X für preisbewusste Käufer und beim Ryzen 7 5800X3D für Gamer, die maximale Leistung auf der Plattform wollen, ohne auf AM5 umzusteigen.
Du solltest AM5 wählen, wenn…
- …du ein High-End-Gamer bist oder Content Creator, der maximale Performance benötigt.
- …dein Budget flexibler ist und du bereit bist, für modernste Technologie und zukünftige Aufrüstmöglichkeiten mehr auszugeben.
- …du planst, dein System für 5 Jahre oder länger zu nutzen und schrittweise mit neueren CPUs aufzurüsten.
- …du von den neuesten Standards wie PCIe 5.0 und DDR5 profitieren möchtest, auch wenn deren volles Potenzial vielleicht erst in der Zukunft ausgeschöpft wird.
- …du die bestmögliche CPU-Leistung für sehr hohe Bildraten in kompetitiven Spielen oder für zukünftige, CPU-intensive Titel suchst.
Für AM5 sind der Ryzen 5 7600 oder der Ryzen 7 7700X gute Einstiegspunkte, während der Ryzen 7 7800X3D und Ryzen 9 7950X3D die absolute Spitze der Gaming-Leistung darstellen.
Fazit: Die persönlichste aller Entscheidungen
Die Gretchenfrage zwischen AM4 und AM5 hat keine pauschale Antwort, die für jeden Gamer gilt. Sie ist tief persönlich und hängt von deinen Prioritäten, deinem Budget und deinen Erwartungen an die Zukunft deines PCs ab. Wer heute ein leistungsfähiges Gaming-System zu einem unschlagbaren Preis bauen möchte, ohne auf die allerneuesten Features angewiesen zu sein und keinen langfristigen Aufrüstpfad auf derselben Plattform benötigt, findet in AM4 den loyalen und kostengünstigen Begleiter.
Wer jedoch bereit ist, heute etwas mehr zu investieren, um für die kommenden Jahre gerüstet zu sein, von den neuesten Technologien zu profitieren und die Flexibilität einer schrittweisen CPU-Aufrüstung zu genießen, für den ist AM5 die klare Wahl für eine zukunftssichere Gaming-Plattform. Überlege dir genau, welche Kompromisse du eingehen möchtest und welche Aspekte für dich am wichtigsten sind. Beide Plattformen sind exzellent auf ihre Weise – es geht nur darum, welche am besten zu dir passt.