Wer auf der Suche nach einem neuen Internetanbieter ist, stößt unweigerlich auf PYUR. Der Anbieter lockt mit scheinbar unschlagbaren Preisen und hohen Geschwindigkeiten, die oft deutlich unter denen der Platzhirsche wie Telekom oder Vodafone liegen. Besonders in Städten, in denen Kabelinternet verfügbar ist, scheint PYUR eine attraktive Alternative zu sein. Doch wie so oft im Leben gilt auch hier: Wenn ein Angebot zu gut klingt, um wahr zu sein, steckt meist ein Haken dahinter. Wir haben die Tarife, den Service und die Technologie von PYUR genau unter die Lupe genommen und decken auf, worauf du achten solltest, bevor du dich für ein vermeintliches Schnäppchen entscheidest.
PYUR auf den ersten Blick: Attraktive Angebote, die neugierig machen
Der erste Blick auf die Website von PYUR ist verlockend. Gigaschnelle Tarife für kleines Geld – das ist die Botschaft, die bei vielen potenziellen Kunden gut ankommt. Mit Geschwindigkeiten von bis zu 1.000 Mbit/s im Download und Preisen, die oft bei unter 20 Euro in den ersten Monaten starten, positioniert sich PYUR als aggressiver Preiskämpfer. Für viele Haushalte, die viel streamen, online spielen oder im Homeoffice arbeiten, klingen solche Angebote wie Musik in den Ohren. Doch die Realität kann sich vom Hochglanzprospekt unterscheiden.
Der Haken Nr. 1: Die Verfügbarkeit – Dein Wohnort entscheidet
Einer der größten Haken bei PYUR ist die Verfügbarkeit. Im Gegensatz zu DSL, das in weiten Teilen Deutschlands über das Telefonnetz zugänglich ist, setzt PYUR auf das Kabelnetz. Das bedeutet, dass die Angebote nur dort verfügbar sind, wo ein ausgebautes Kabelnetz von PYUR oder einem Partner vorhanden ist. Das ist nicht überall der Fall. Zwar hat das Unternehmen in vielen Regionen in Ostdeutschland sowie in einigen Großstädten und Ballungsräumen Westdeutschlands eine gute Abdeckung, aber außerhalb dieser Gebiete stehst du schnell vor dem Nichts. Bevor du dich also von den Preisen blenden lässt, ist der erste und wichtigste Schritt, eine Verfügbarkeitsprüfung auf der PYUR-Website durchzuführen. Erwarte keine flächendeckende Verfügbarkeit wie bei den großen DSL-Anbietern. Dein Wohnort ist hier der entscheidende Faktor.
Der Haken Nr. 2: Das Kleingedruckte in den Tarifen – Preis nach Ablauf der Aktion und Vertragslaufzeiten
Die attraktiven Einstiegspreise sind oft zeitlich befristet. Typischerweise lockt PYUR mit einem stark reduzierten Preis für die ersten 6, 12 oder sogar 24 Monate. Danach schnellt der monatliche Beitrag aber deutlich in die Höhe, oft auf das Doppelte oder mehr des ursprünglichen Preises. Dieser Preissprung ist ein klassischer Haken bei vielen Anbietern, sollte aber nicht unterschätzt werden. Rechne dir vor dem Abschluss unbedingt die Gesamtkosten über die gesamte Mindestvertragslaufzeit (meist 24 Monate) aus, um eine realistische Einschätzung zu erhalten. Viele Kunden fühlen sich nach dem ersten Jahr von den plötzlich gestiegenen Kosten überrumpelt, obwohl diese transparent im Kleingedruckten oder den Tarifdetails vermerkt sind. Achte auch auf automatische Vertragsverlängerungen und Kündigungsfristen, um nicht unfreiwillig an einen teureren Tarif gebunden zu bleiben.
Der Haken Nr. 3: Die Hardware: Der Router – Mietgerät oder eigenes Gerät?
Ein weiterer Punkt, der oft übersehen wird, ist die Bereitstellung des Routers. Bei PYUR wird der Router in der Regel als Mietgerät zur Verfügung gestellt. Das bedeutet, dass du dafür eine monatliche Gebühr zahlen musst, die nicht immer im beworbenen Grundpreis enthalten ist. Diese Mietgebühren summieren sich über die Vertragslaufzeit. Zudem sind die Standard-Router oft nicht die leistungsstärksten Modelle. Wer eine sehr große Wohnung hat, viele Geräte im Netzwerk betreibt oder spezielle Funktionen wie WLAN-Mesh benötigt, könnte mit dem Standardgerät schnell an seine Grenzen stoßen. Zwar erlaubt PYUR die Nutzung eigener Router, diese müssen aber bestimmte technische Anforderungen erfüllen (DOCSIS 3.0/3.1) und sind nicht immer einfach zu konfigurieren. Informiere dich daher genau über die Kosten und die Leistungsfähigkeit des bereitgestellten oder deines Wunsch-Routers.
Der Haken Nr. 4: Der Kundenservice – Wenn es mal hakt (und wie du damit umgehst)
Ein oft gehörter Kritikpunkt bei budgetfreundlichen Anbietern wie PYUR ist der Kundenservice. Während in den Verkaufsphasen oft alles reibungslos läuft, kann es im Problemfall schwieriger werden. Lange Wartezeiten in der Hotline, komplizierte Prozesse bei Störungen oder Umzügen und eine nicht immer zufriedenstellende Problemlösung sind Erfahrungen, die viele Kunden teilen. Das ist kein Alleinstellungsmerkmal von PYUR, aber ein Aspekt, den man bei der Wahl des Anbieters berücksichtigen sollte. Wenn du Wert auf einen jederzeit schnell erreichbaren und effizienten Support legst, solltest du diesen Punkt in deine Entscheidung einbeziehen. Unser Tipp: Dokumentiere wichtige Gespräche mit dem Kundenservice (Datum, Uhrzeit, Name des Ansprechpartners, Inhalt), um im Ernstfall Nachweise zu haben. Nutze wenn möglich schriftliche Kontaktwege (E-Mail, Kontaktformular), um alles schwarz auf weiß zu haben.
Der Haken Nr. 5: Die Kabelanschlussgebühr – Eine oft übersehene Kostenfalle?
Wer über PYUR ins Internet geht, nutzt in der Regel dasselbe Kabel, über das auch das TV-Signal empfangen wird. Oft ist die Kabelanschlussgebühr bereits in den Nebenkosten der Miete enthalten und wird über den Vermieter abgerechnet. Wenn das bei dir der Fall ist, brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Es kann aber auch sein, dass du einen separaten Vertrag für den Kabelanschluss bei einem anderen Anbieter hast oder dieser gar nicht existiert und du ihn separat bei PYUR buchen müsstest. In manchen Tarifen ist die Nutzung des TV-Signals (also der Basis-Kabelanschluss) für Internetkunden inkludiert, in anderen nicht. Das ist eine wichtige Unterscheidung, denn die Gebühr kann schnell 10-20 Euro zusätzlich pro Monat ausmachen und das vermeintliche Schnäppchen-Internet teurer machen. Kläre unbedingt vor Vertragsabschluss, ob eine separate Kabelanschlussgebühr für dich anfällt oder ob der Basiskabelanschluss bereits über die Mietnebenkosten abgedeckt ist.
Der Haken Nr. 6: Technologische Eigenheiten: Kabelinternet, Geschwindigkeit und Stabilität
Kabelinternet basiert auf einer Shared-Medium-Technologie. Das bedeutet, dass sich mehrere Haushalte in einem bestimmten Segment die verfügbare Bandbreite teilen. Während das tagsüber oder bei geringer Auslastung meist kein Problem darstellt und die versprochenen Geschwindigkeiten erreicht werden können, kann es zu Stoßzeiten (abends, an Wochenenden) zu spürbaren Einbrüchen der Geschwindigkeit kommen. Wenn viele Nutzer gleichzeitig hochauflösende Videos streamen oder große Datenmengen herunterladen, kann dies die Gesamtleistung beeinträchtigen. Dies ist ein systembedingter Nachteil des Kabelnetzes gegenüber Glasfaser oder in manchen Fällen auch DSL mit eigener Leitung. Für die meisten Normalnutzer ist das kein dealbreaker, aber wer Wert auf absolut konstante Leistung zu jeder Tageszeit legt oder professionell auf eine stabile Verbindung angewiesen ist, sollte dies bedenken. Auch die Latenzzeiten können im Kabelnetz etwas höher sein als bei anderen Technologien, was für Online-Gamer relevant sein könnte.
Der Haken Nr. 7: Zusätzliche Kosten und Servicegebühren – Die versteckten Posten
Neben dem monatlichen Grundpreis und der Router-Miete gibt es oft noch weitere Kostenpunkte, die auf den ersten Blick nicht ersichtlich sind, aber die Gesamtkosten in die Höhe treiben können. Dazu gehören:
- Einrichtungsgebühren: Für die Aktivierung des Anschlusses.
- Versandkosten: Für den Router und andere Hardware.
- Installationskosten: Falls ein Techniker zum Anschließen oder Einrichten kommen muss.
- Kosten für Sonderrufnummern: Manche Hotlines sind kostenpflichtig.
- Umzugsgebühren: Wenn du deinen Anschluss an einen neuen Wohnort mitnehmen möchtest, können Gebühren anfallen, selbst wenn PYUR dort verfügbar ist.
Lies dir die Preisliste und das Leistungsverzeichnis genau durch, um keine bösen Überraschungen zu erleben. Diese einmaligen oder situationsbedingten Kosten können ein vermeintlich günstiges Angebot schnell unattraktiv machen.
Vor dem Abschluss: Deine persönliche Checkliste für PYUR
Bevor du dich für ein PYUR-Angebot entscheidest, gehe folgende Punkte durch:
- Verfügbarkeit prüfen: Ist PYUR an deiner Adresse überhaupt verfügbar?
- Gesamtkosten kalkulieren: Was kostet der Tarif über 24 Monate inkl. aller Gebühren (Routermiete, Anschlussgebühr, etc.)?
- Preissprung nach Aktion beachten: Wie hoch ist der reguläre Preis nach der vergünstigten Phase?
- Kabelanschlussgebühr klären: Ist sie in den Nebenkosten, im PYUR-Paket oder muss sie separat gezahlt werden?
- Router-Anforderungen prüfen: Reicht der Standard-Router oder benötigst du ein besseres Gerät (und welche Kosten entstehen)?
- Bewertungen zum Kundenservice lesen: Sei dir möglicher Wartezeiten oder Problemlösungen bewusst.
- Vertragslaufzeit und Kündigungsfristen: Notiere dir diese Daten.
- Bedarf an stabiler Geschwindigkeit: Ist dir eine absolut konstante Leistung zu jeder Zeit wichtig oder reichen auch leichte Schwankungen?
Fazit: Lohnt sich PYUR für dich – trotz der Haken?
PYUR bietet zweifellos einige der attraktivsten Preise auf dem Markt für günstiges Internet, insbesondere für hohe Geschwindigkeiten. Für preisbewusste Nutzer, die in einem gut ausgebauten PYUR-Gebiet wohnen und bei denen die potenziellen Haken (Preissprung nach Aktionsphase, Kundenservice, Shared Medium) keine große Rolle spielen, kann der Anbieter eine hervorragende Wahl sein. Wer jedoch absolute Planungssicherheit bei den Kosten, einen jederzeit exzellenten Kundenservice oder eine absolut garantierte Performance zu Stoßzeiten benötigt, sollte die genannten Punkte genau abwägen und gegebenenfalls alternative Angebote vergleichen. Sei kritisch, informiere dich umfassend und rechne genau nach – dann kannst du das beste Angebot für deine Bedürfnisse finden, ob es nun von PYUR kommt oder nicht.