Es gibt nur wenige Dinge, die bei der Arbeit frustrierender sind, als wenn man eine wichtige Anwendung öffnen möchte und stattdessen nur ein gähnendes, weißes Fenster vor sich hat. Wenn dies bei Ihrem SharePoint-Portal passiert – sei es SharePoint Online oder SharePoint On-Premise – fühlen Sie sich vielleicht, als stünden Sie vor einer leeren Leinwand, auf der nichts gemalt ist, obwohl ein ganzes Universum von Dokumenten und Informationen dahintersteckt. Dieses Phänomen, oft als „weiße Seite” oder „blank page” bezeichnet, ist glücklicherweise selten ein unlösbares Rätsel. Meistens verbirgt sich dahinter ein bekanntes Problem, das mit den richtigen Schritten schnell behoben werden kann.
In diesem umfassenden Artikel werden wir Sie Schritt für Schritt durch die Fehlerbehebung führen. Wir beginnen mit den einfachsten und häufigsten Ursachen und arbeiten uns zu komplexeren Szenarien vor, die möglicherweise die Expertise eines Administrators erfordern. Unser Ziel ist es, Ihnen die Werkzeuge und das Wissen an die Hand zu geben, um das SharePoint-Fenster wieder mit Inhalt zu füllen.
Die ersten Schritte: Schnellchecks und bewährte Methoden
Bevor wir tief in die Materie eintauchen, lohnt es sich immer, die offensichtlichsten und schnellsten Lösungen zu testen. Oft sind es die einfachen Dinge, die den größten Effekt haben.
Browser-Neustart
So banal es klingt: Schließen Sie Ihren Browser vollständig und starten Sie ihn neu. Manchmal können temporäre Speicherfehler oder hängende Prozesse im Browser solche Probleme verursachen.
Seite neu laden (Strg+F5)
Ein einfacher Refresh (F5) lädt die Seite neu, verwendet aber oft zwischengespeicherte Daten. Ein erzwungenes Neuladen mittels Strg+F5 (oder Shift+F5/Cmd+Shift+R auf Mac) ignoriert den Browser-Cache und fordert alle Inhalte frisch vom Server an. Dies ist eine der effektivsten ersten Maßnahmen.
Anderen Browser testen
Wenn die weiße Seite weiterhin besteht, versuchen Sie, SharePoint in einem anderen Browser zu öffnen (z.B. Chrome, Firefox, Edge). Wenn die Seite dort korrekt angezeigt wird, deutet dies stark auf ein Problem mit Ihrem primären Browser hin.
Inkognito- oder Privatmodus verwenden
Starten Sie Ihren Browser im Inkognito-Modus (Chrome), InPrivate-Modus (Edge) oder Privatmodus (Firefox). Dieser Modus lädt den Browser ohne gespeicherte Cookies, Verlauf oder Erweiterungen. Funktioniert SharePoint hier, ist die Ursache wahrscheinlich ein Cache-Problem, ein Cookie-Fehler oder eine störende Browser-Erweiterung.
Netzwerkverbindung prüfen
Stellen Sie sicher, dass Ihre Internetverbindung stabil ist und funktioniert. Versuchen Sie, andere Websites aufzurufen. Manchmal kann eine vorübergehende Netzwerkstörung dazu führen, dass SharePoint die Seite nicht vollständig laden kann.
Warten Sie einen Moment
In seltenen Fällen kann es sein, dass der SharePoint-Server selbst überlastet ist oder eine temporäre Störung hat. Warten Sie ein paar Minuten und versuchen Sie es dann erneut.
Den Browser unter die Lupe nehmen: Cache, Cookies und Erweiterungen
Der Browser ist das Tor zu SharePoint, und er ist oft die Quelle des Problems, wenn eine weiße Seite erscheint.
Browser-Cache und Cookies leeren
Dies ist ein kritischer Schritt. Veraltete oder beschädigte Cache-Dateien und Cookies können die korrekte Anzeige von SharePoint-Seiten verhindern. SharePoint ist eine dynamische Anwendung, die stark auf aktuelle Daten im Browser-Cache angewiesen ist. Gehen Sie in die Einstellungen Ihres Browsers und löschen Sie den gesamten Cache sowie die Cookies für den Zeitraum „Alle Zeit” oder „Gesamte Zeit”.
- Chrome: Einstellungen > Datenschutz und Sicherheit > Browserdaten löschen
- Edge: Einstellungen > Datenschutz, Suche und Dienste > Browserdaten löschen
- Firefox: Einstellungen > Datenschutz & Sicherheit > Cookies und Website-Daten / Chronik
Browser-Erweiterungen/Add-ons deaktivieren
Viele Browser-Erweiterungen, insbesondere Werbeblocker, Skript-Blocker, Sicherheits-Add-ons oder Produktivitätstools, können in die Art und Weise eingreifen, wie SharePoint-Seiten geladen und gerendert werden. Deaktivieren Sie alle Erweiterungen und testen Sie SharePoint erneut. Wenn es funktioniert, aktivieren Sie die Erweiterungen einzeln wieder, um den Übeltäter zu finden.
Browser-Einstellungen zurücksetzen
Wenn das Deaktivieren von Erweiterungen nicht hilft, können Sie die Browser-Einstellungen auf die Standardwerte zurücksetzen. Dies ist eine drastischere Maßnahme, aber sie behebt oft tief verwurzelte Konfigurationsprobleme.
Hardwarebeschleunigung deaktivieren
Manchmal können Probleme mit der Hardwarebeschleunigung im Browser zu Grafik- oder Rendering-Fehlern führen. Versuchen Sie, diese Option in den Browser-Einstellungen zu deaktivieren (oft unter „System” oder „Erweiterte Einstellungen” zu finden).
Netzwerk und Verbindung: Die Brücke zu SharePoint
Die Kommunikation zwischen Ihrem Computer und dem SharePoint-Server ist entscheidend. Probleme auf dieser Ebene können ebenfalls eine weiße Seite verursachen.
DNS-Cache leeren
Ihr Computer speichert DNS-Informationen, um Websites schneller aufzulösen. Veraltete oder fehlerhafte DNS-Einträge können den Zugriff auf SharePoint stören. Öffnen Sie die Eingabeaufforderung (als Administrator) und geben Sie ipconfig /flushdns ein.
Proxy-Einstellungen prüfen
Wenn Ihr Unternehmen einen Proxy-Server verwendet, stellen Sie sicher, dass Ihre Proxy-Einstellungen korrekt konfiguriert sind. Falsche Einstellungen oder ein fehlerhafter Proxy können den Datenfluss blockieren.
Firewall/Antiviren-Software
Überprüfen Sie sowohl Ihre lokale Firewall als auch Ihre Antiviren-Software. Es ist möglich, dass sie SharePoint (oder bestimmte Ressourcen, die SharePoint benötigt) blockieren. Testweise können Sie diese kurz deaktivieren, um die Ursache auszuschließen (mit Vorsicht und nur, wenn Sie wissen, was Sie tun).
VPN-Verbindung
Falls Sie über eine VPN-Verbindung auf SharePoint zugreifen, prüfen Sie deren Status. Probleme mit dem VPN können die Verbindung zum SharePoint-Server beeinträchtigen.
Tiefer graben mit den Entwicklertools (F12): Der Detektivkoffer
Die Entwicklertools (oft durch Drücken von F12 im Browser zugänglich) sind Ihr bester Freund bei der Fehlerbehebung komplexerer Probleme. Sie bieten einen tiefen Einblick in das, was im Browser passiert.
Konsole (Console)
Öffnen Sie den Tab „Konsole”. Suchen Sie nach roten Fehlermeldungen. Dies sind oft JavaScript-Fehler, die das Laden der Seite unterbrechen, oder Sicherheitshinweise (z.B. Mixed Content Warnings), die darauf hindeuten, dass unsichere Inhalte auf einer sicheren Seite geladen werden. Diese Fehler sind Gold wert, da sie oft direkt auf die Ursache hinweisen.
Netzwerk (Network)
Wechseln Sie zum Tab „Netzwerk”. Laden Sie die SharePoint-Seite neu (F5). Hier sehen Sie jede einzelne Datei (HTML, CSS, JavaScript, Bilder usw.), die geladen wird, deren Status und Ladezeit. Suchen Sie nach:
- Fehlgeschlagenen Anfragen (rote Einträge): Statuscodes wie 401 (Nicht autorisiert), 403 (Verboten), 404 (Nicht gefunden) oder 500 (Interner Serverfehler) sind kritische Indikatoren.
- Langen Ladezeiten: Sehr langsame Anfragen können auf Serverprobleme oder Netzwerkengpässe hindeuten.
Elemente (Elements)
Der Tab „Elemente” zeigt den gerenderten HTML-Code der Seite. Wenn die Seite fast vollständig weiß ist, werden Sie hier wahrscheinlich nur sehr wenig HTML-Inhalt finden, was bedeutet, dass der Browser keine oder nur minimale Daten vom Server erhalten hat.
Sicherheit (Security)
Dieser Tab kann auf Zertifikatsprobleme oder Mixed Content Warnings hinweisen, die das Laden von Ressourcen blockieren können.
SharePoint Online vs. On-Premise: Unterschiedliche Ansätze
Die Umgebung, in der Ihr SharePoint läuft, beeinflusst die weiteren Schritte der Fehlerbehebung.
SharePoint Online (Microsoft 365)
Bei SharePoint Online haben Sie keinen direkten Zugriff auf die Server. Die meisten Probleme hier sind browser- oder netzwerkseitig. Wenn das Problem serverseitig ist, liegt es oft bei Microsoft. Prüfen Sie das Microsoft 365 Service Health Dashboard (als Administrator), um zu sehen, ob es bekannte Ausfälle oder Wartungsarbeiten gibt.
SharePoint On-Premise
Bei einer lokalen Installation haben Administratoren vollen Zugriff auf die Server. Hier können serverseitige Probleme detaillierter untersucht und behoben werden.
Serverseitige Probleme (für Administratoren oder IT-Support)
Wenn die oben genannten Schritte nicht helfen, liegt das Problem wahrscheinlich auf dem SharePoint-Server selbst. Diese Schritte sind primär für Personen mit Administratorrechten.
SharePoint Server-Logs prüfen (ULS-Logs)
Dies ist der wichtigste Schritt für SharePoint On-Premise. Die Unified Logging System (ULS-Logs) von SharePoint protokollieren detailliert alle Aktivitäten und Fehler. Wenn Sie in den Browser-Entwicklertools eine Korrelations-ID finden (oft im Format urn:schemas-microsoft-com:sharepoint:diagnostics:GUID), suchen Sie in den ULS-Logs nach dieser ID. Sie wird Ihnen direkt zur Ursache des Problems führen.
Event Viewer (Ereignisanzeige)
Überprüfen Sie die Ereignisanzeige auf den SharePoint-Servern (Anwendung, System, SharePoint Foundation/Server). Hier finden Sie Windows-Server-Fehler, die möglicherweise im Zusammenhang mit dem SharePoint-Problem stehen.
Dienstestatus prüfen
Stellen Sie sicher, dass alle notwendigen SharePoint-Dienste auf den Servern laufen. Überprüfen Sie den Status im Dienste-Manager.
Content-Database-Größe/Speicherplatz
Eine volle Inhaltsdatenbank oder mangelnder Speicherplatz auf den Datenbankservern kann zu Fehlern führen.
Update-Status
Fehlende oder fehlgeschlagene Updates/Patches können ebenfalls zu unerwartetem Verhalten führen.
Webanwendungs-Einstellungen/AAM (Alternate Access Mappings)
Bei On-Premise-Installationen können fehlerhafte Alternate Access Mappings (AAMs) dazu führen, dass SharePoint nicht korrekt auf Anfragen reagiert.
Resource Throttling
Sowohl in SharePoint Online als auch On-Premise können Ressourcen-Einschränkungen (Throttling) dazu führen, dass Seiten nicht geladen werden, wenn zu viele Anfragen gleichzeitig eingehen oder bestimmte Schwellenwerte überschritten werden. Dies äußert sich oft als vorübergehendes Problem.
Spezifische SharePoint-Fehlerquellen
Manchmal liegt das Problem in der Konfiguration oder Anpassung von SharePoint selbst.
JavaScript/CSS-Anpassungen
Benutzerdefinierte JavaScript- oder CSS-Dateien, die über die Branding-Engine, Masterpages, Custom Actions oder Script Editor Webparts eingefügt wurden, können die Seite „kaputtmachen” und zu einer weißen Seite führen, wenn sie Fehler enthalten oder mit SharePoint-Updates inkompatibel geworden sind. Dies ist eine sehr häufige Ursache bei angepassten SharePoint-Seiten.
Webparts
Ein fehlerhaftes oder schlecht konfiguriertes Webpart kann die gesamte Seite zum Absturz bringen. Wenn Sie wissen, dass kürzlich ein neues Webpart hinzugefügt wurde, versuchen Sie, auf die Seite ohne dieses Webpart zuzugreifen (z.B. über ?contents=1 an die URL anhängen, um die Webpart-Wartungsseite zu erreichen und das fehlerhafte Webpart zu entfernen).
Fehlerhafte Konfiguration von Berechtigungen
Obwohl es seltener direkt eine weiße Seite verursacht, können komplexe Berechtigungsprobleme manchmal zu unerwartetem Verhalten führen, wenn der Benutzer keinen Zugriff auf bestimmte Ressourcen hat, die für das Rendering der Seite notwendig sind.
Site Collection Features / Farm Features
Kürzlich aktivierte oder deaktivierte Features auf der Site Collection- oder Farm-Ebene können ebenfalls unbeabsichtigte Auswirkungen haben.
Wann Sie Hilfe holen sollten
Wenn Sie alle diese Schritte durchlaufen haben und das SharePoint-Fenster immer noch weiß bleibt, ist es an der Zeit, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Kontaktieren Sie Ihr IT-Support-Team oder Ihren SharePoint-Administrator. Stellen Sie sicher, dass Sie ihnen folgende Informationen zur Verfügung stellen:
- Die genaue URL, die Sie aufrufen wollten.
- Die Schritte, die Sie bereits unternommen haben (z.B. Cache gelöscht, anderen Browser getestet).
- Eventuelle Fehlermeldungen aus der Browser-Konsole oder eine Korrelations-ID.
- Angaben zum verwendeten Browser und Betriebssystem.
- Ob das Problem bei anderen Benutzern ebenfalls auftritt.
Fazit
Eine weiße Seite in SharePoint ist zwar ärgerlich, aber in den meisten Fällen lösbar. Der Schlüssel liegt in einer systematischen Fehlerbehebung. Beginnen Sie immer mit den einfachsten Schritten auf Browser-Ebene und arbeiten Sie sich dann zu den komplexeren Netzwerk- oder serverseitigen Ursachen vor. Mit den in diesem Artikel beschriebenen Techniken sind Sie gut gerüstet, um das Rätsel der leeren Leinwand zu lösen und Ihr SharePoint-Erlebnis wieder vollumfänglich zu genießen.
Viel Erfolg bei der Wiederherstellung Ihres SharePoint-Zugangs!