System aufräumen: Wie bekomme ich die Apps von meinem Windows 11, die ich nicht möchte, endgültig deinstalliert?

Kennen Sie das Gefühl? Sie freuen sich auf Ihr neues Windows 11 System, doch schon nach kurzer Zeit sammelt sich eine Vielzahl von Apps an, von denen Sie viele nie nutzen werden. Ob vorinstallierte Bloatware, die sich hartnäckig hält, oder Programme, die Sie versehentlich installiert haben und nun nicht mehr loswerden – ein überladenes System kann die Leistung beeinträchtigen, wertvollen Speicherplatz fressen und sogar Sicherheitsrisiken darstellen. Die gute Nachricht: Sie müssen das nicht hinnehmen! Dieser umfassende Leitfaden zeigt Ihnen, wie Sie unerwünschte Apps in Windows 11 wirklich endgültig entfernen können, von einfachen Methoden bis hin zu fortgeschrittenen Techniken.

Warum sollte ich mein System von unnötigen Apps befreien?

Ein „sauberes” System ist nicht nur eine Frage der Ästhetik. Es hat handfeste Vorteile:

• Verbesserte Leistung: Weniger Programme im Hintergrund bedeuten mehr freie Ressourcen (RAM, CPU) für die Apps, die Sie tatsächlich nutzen. Ihr System wird schneller starten und reaktionsfreudiger sein.
• Mehr Speicherplatz: Moderne SSDs sind schnell, aber oft nicht unbegrenzt groß. Jede deinstallierte App gibt wertvollen Speicherplatz frei.
• Erhöhte Sicherheit: Jede installierte App ist eine potenzielle Angriffsfläche. Weniger Software bedeutet weniger Sicherheitslücken, die ausgenutzt werden könnten.
• Bessere Privatsphäre: Einige Apps sammeln Telemetriedaten oder haben weitreichende Berechtigungen. Durch das Entfernen dieser Apps können Sie Ihre digitale Privatsphäre besser schützen.
• Längere Akkulaufzeit: Auf Laptops können unnötige Hintergrundprozesse die Akkulaufzeit merklich verkürzen.

Der einfache Weg: Standard-Deinstallation in Windows 11

Für die meisten herkömmlichen Anwendungen und einige der vorinstallierten Apps ist der Deinstallationsprozess relativ unkompliziert. Hier sind die gängigsten Methoden:

1. Über die Einstellungen-App (empfohlen für moderne Apps)

Dies ist der modernste und in der Regel effektivste Weg, um Apps zu deinstallieren, die Sie selbst installiert haben oder die aus dem Microsoft Store stammen.

1. Öffnen Sie die Einstellungen. Dies geht am schnellsten über das Startmenü (Zahnrad-Symbol) oder mit der Tastenkombination Windows-Taste + I.
2. Navigieren Sie zu „Apps” und klicken Sie dann auf „Installierte Apps”.
3. Sie sehen nun eine Liste aller auf Ihrem System installierten Anwendungen. Sie können die Liste nach Name, Größe, Installationsdatum oder Quelle sortieren oder gezielt nach einer App suchen.
4. Suchen Sie die App, die Sie entfernen möchten. Klicken Sie auf die drei Punkte neben dem Namen der App und wählen Sie dann „Deinstallieren”.
5. Bestätigen Sie die Aktion, falls eine Sicherheitsabfrage erscheint.

Hinweis: Einige vorinstallierte Microsoft-Apps (wie z.B. Edge, OneDrive oder bestimmte Systemkomponenten) lassen sich auf diese Weise nicht deinstallieren, da die Option „Deinstallieren” ausgegraut ist oder fehlt. Keine Sorge, dafür gibt es andere Methoden!

2. Über das Startmenü (schnell für einzelne Apps)

Dies ist oft der schnellste Weg, wenn Sie genau wissen, welche App Sie entfernen möchten.

1. Öffnen Sie das Startmenü.
2. Suchen Sie die App in der Liste „Alle Apps” oder über die Suchleiste.
3. Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf das App-Symbol.
4. Wählen Sie im Kontextmenü „Deinstallieren”.
5. Bestätigen Sie die Deinstallation.

3. Über die Systemsteuerung (für ältere Programme)

Manche älteren Programme oder Desktop-Anwendungen sind immer noch über die klassische Systemsteuerung besser zu entfernen. Windows 11 behält diese Komponente bei.

1. Öffnen Sie das Startmenü, suchen Sie nach „Systemsteuerung” und öffnen Sie diese.
2. Wählen Sie unter „Programme” die Option „Programm deinstallieren” (stellen Sie sicher, dass die Ansicht auf „Kategorie” eingestellt ist, oder wählen Sie direkt „Programme und Features” bei der Ansicht „Große/Kleine Symbole”).
3. Suchen Sie das gewünschte Programm in der Liste, klicken Sie es an und wählen Sie dann oben in der Leiste „Deinstallieren/Ändern”.
4. Folgen Sie den Anweisungen des Deinstallationsassistenten.

Der fortgeschrittene Weg: Unerwünschte Bloatware und System-Apps entfernen

Jetzt kommen wir zu den hartnäckigen Kandidaten – den vorinstallierten Apps, die sich über die Standardmethoden nicht entfernen lassen. Hierfür benötigen wir etwas leistungsfähigere Werkzeuge und ein wenig Vorsicht.

1. PowerShell: Das Schweizer Taschenmesser für Windows-Apps

PowerShell ist ein mächtiges Kommandozeilen-Tool in Windows, das Ihnen tiefergehende Kontrolle über Ihr System ermöglicht. Es ist das Werkzeug der Wahl, um viele der vorinstallierten UWP-Apps (Universal Windows Platform) zu entfernen, die Microsoft gerne als „Bloatware” bezeichnet. Dazu gehören Apps wie „Filme & TV”, „Groove Musik”, „Nachrichten”, „Wetter” und oft auch Spiele wie „Candy Crush Saga”, die manchmal vorinstalliert sind.

🚨 Wichtiger Hinweis und Vorsichtsmaßnahmen: Bevor Sie PowerShell verwenden, um System-Apps zu entfernen, sollten Sie Folgendes beachten:

• Systemwiederherstellungspunkt erstellen: Legen Sie immer einen Wiederherstellungspunkt an, bevor Sie größere Änderungen am System vornehmen. So können Sie im Falle von Problemen zu einem früheren Zustand zurückkehren. Suchen Sie im Startmenü nach „Wiederherstellungspunkt erstellen”.
• Vorsicht ist geboten: Entfernen Sie keine Apps, deren Funktion Sie nicht kennen. Das Entfernen kritischer Systemkomponenten kann zu Instabilität oder Fehlfunktionen führen.
• Wiederinstallation nach Updates: Es ist möglich, dass einige Apps nach größeren Windows-Updates (z.B. Funktionsupdates) erneut installiert werden. Sie müssten den Vorgang dann wiederholen.

So verwenden Sie PowerShell zum Entfernen von Apps:

1. Öffnen Sie PowerShell als Administrator. Suchen Sie dazu im Startmenü nach „PowerShell”, klicken Sie mit der rechten Maustaste auf „Windows PowerShell” und wählen Sie „Als Administrator ausführen”.
2. Bestätigen Sie die Benutzerkontensteuerung, falls sie erscheint.
3. Um eine Liste aller installierten UWP-Apps anzuzeigen, geben Sie den folgenden Befehl ein und drücken Sie Enter:
   Get-AppxPackage | Select Name, PackageFullName
   Dies gibt Ihnen eine lange Liste. Suchen Sie den genauen Namen (Name-Feld) der App, die Sie entfernen möchten. Oft sind die Namen sprechender als die angezeigten im Startmenü (z.B. „Microsoft.ZuneVideo” für „Filme & TV”).
4. Um eine bestimmte App zu entfernen, verwenden Sie den Befehl Remove-AppxPackage gefolgt von dem vollständigen Paketnamen. Zum Beispiel, um „Filme & TV” zu entfernen:
   Get-AppxPackage *ZuneVideo* | Remove-AppxPackage
   (Das Sternchen * ist ein Platzhalter und hilft, den genauen Namen zu finden, ohne ihn komplett tippen zu müssen).
5. Hier sind weitere Beispiele für häufig entfernte Apps und die entsprechenden Befehle:
   • Microsoft Solitaire Collection: Get-AppxPackage *SolitaireCollection* | Remove-AppxPackage
   • Xbox-Apps (Game Bar, Gaming Services etc.): Get-AppxPackage *Xbox* | Remove-AppxPackage (Seien Sie hier vorsichtig, wenn Sie Gaming-Funktionen nutzen!)
   • Microsoft Groove Musik: Get-AppxPackage *ZuneMusic* | Remove-AppxPackage
   • Microsoft Karten: Get-AppxPackage *Maps* | Remove-AppxPackage
   • Wetter: Get-AppxPackage *BingWeather* | Remove-AppxPackage
   • Nachrichten: Get-AppxPackage *News* | Remove-AppxPackage
   • Sprachrekorder: Get-AppxPackage *SoundRecorder* | Remove-AppxPackage
   • Mail und Kalender: Get-AppxPackage *communi* | Remove-AppxPackage
   • 3D Viewer: Get-AppxPackage *3DViewer* | Remove-AppxPackage
   • Fotos (Microsoft.Windows.Photos): Get-AppxPackage *Photos* | Remove-AppxPackage (Nur entfernen, wenn Sie eine alternative Bildanzeige haben!)
6. Apps für alle Benutzerprofile entfernen: Wenn Sie eine App systemweit für alle aktuellen und zukünftigen Benutzer entfernen möchten, fügen Sie den Parameter -AllUsers hinzu:
   Get-AppxPackage -AllUsers *CandyCrush* | Remove-AppxPackage

Wenn der Befehl erfolgreich war, sehen Sie keine Fehlermeldung. Die App sollte nun aus Ihrem Startmenü und von Ihrem System verschwunden sein.

2. Tools von Drittanbietern für eine gründliche Deinstallation

Manchmal hinterlassen deinstallierte Programme Reste in der Registry, im Dateisystem oder in temporären Ordnern. Diese Überbleibsel können sich mit der Zeit ansammeln und ebenfalls die Systemleistung beeinträchtigen. Spezielle Deinstallationstools von Drittanbietern sind darauf ausgelegt, solche Reste aufzuspüren und vollständig zu entfernen.

Bekannte und empfehlenswerte Tools sind:

• Revo Uninstaller: Dies ist eines der beliebtesten und effektivsten Tools. Es scannt Ihr System vor der Deinstallation nach allen zugehörigen Dateien und Registry-Einträgen und bietet dann verschiedene Reinigungsstufen an (Moderat, Sicher, Erweitert). Es kann auch hartnäckige Programme entfernen, die sich über die Standardmethoden nicht deinstallieren lassen. Es gibt eine kostenlose und eine kostenpflichtige Version mit erweiterten Funktionen.
• IObit Uninstaller: Ähnlich wie Revo Uninstaller bietet IObit Uninstaller eine Tiefenprüfung nach der Deinstallation und entfernt Browser-Plug-ins sowie Windows-Apps. Auch hier gibt es eine Free- und Pro-Version.
• BCUninstaller (Bulk Crap Uninstaller): Ein kostenloses, quelloffenes Tool, das besonders nützlich ist, wenn Sie viele Programme auf einmal deinstallieren möchten. Es ist sehr gründlich und bietet viele Anpassungsoptionen.

Vorgehensweise (generell für die meisten Tools):

1. Laden Sie das Tool Ihrer Wahl herunter und installieren Sie es.
2. Starten Sie das Tool. Es wird eine Liste aller installierten Programme anzeigen.
3. Wählen Sie die App(s) aus, die Sie deinstallieren möchten.
4. Starten Sie den Deinstallationsprozess. Das Tool führt in der Regel zuerst die standardmäßige Deinstallation des Programms durch.
5. Anschließend scannt es Ihr System nach übrig gebliebenen Dateien und Registry-Einträgen. Überprüfen Sie die gefundenen Elemente und bestätigen Sie die Bereinigung.

Diese Tools sind besonders nützlich, um eine wirklich „saubere” Deinstallation zu gewährleisten und Windows 11 zu entrümpeln.

3. Manuelle Bereinigung von Registrierung und Dateisystem (nur für Experten!)

Für die absolute Tiefenreinigung, insbesondere nach der Deinstallation von hartnäckigen Programmen, könnten Sie theoretisch manuell in der Windows-Registrierung (Registry) und im Dateisystem nach Resten suchen und diese löschen. Diese Methode ist jedoch extrem riskant und wird nur erfahrenen Benutzern empfohlen! Ein Fehler in der Registry kann Ihr System unbrauchbar machen.

Wenn Sie sich unsicher sind, verwenden Sie stattdessen die oben genannten Drittanbieter-Tools, da diese den Prozess automatisieren und sicherer gestalten.

Wenn Sie es dennoch versuchen möchten (auf eigene Gefahr!):

1. Registrierungs-Editor öffnen: Geben Sie im Startmenü „regedit” ein und öffnen Sie den Registrierungs-Editor als Administrator.
2. Sicherung erstellen: Bevor Sie etwas ändern, erstellen Sie eine Sicherungskopie der Registry (Datei > Exportieren).
3. Nach Schlüsseln suchen: Navigieren Sie zu HKEY_LOCAL_MACHINESOFTWARE und HKEY_CURRENT_USERSOFTWARE. Suchen Sie nach Ordnern mit dem Namen des deinstallierten Programms oder des Herstellers. Löschen Sie diese nur, wenn Sie sicher sind, dass sie nicht von anderen Programmen genutzt werden.
4. Dateisystem durchsuchen: Überprüfen Sie die Ordner C:Programme, C:Programme (x86), C:Users[Ihr Benutzername]AppDataLocal, C:Users[Ihr Benutzername]AppDataRoaming auf Ordnerreste des deinstallierten Programms.

Nochmals: Dieser Schritt birgt ein hohes Risiko und sollte nur als letztes Mittel in Betracht gezogen werden, wenn alle anderen Methoden versagen und Sie genau wissen, was Sie tun.

Präventive Maßnahmen und regelmäßige Wartung

Der beste Weg, ein überladenes System zu vermeiden, ist eine gute Prävention:

• Aufmerksam bei der Installation: Achten Sie bei der Installation neuer Software immer auf „Benutzerdefiniert” oder „Erweitert” Optionen. Oft versuchen Programme, zusätzliche Software (Adware, Toolbars) zu installieren, die Sie abwählen können.
• Regelmäßige Überprüfung: Nehmen Sie sich ein- bis zweimal im Jahr Zeit, Ihre installierten Apps durchzugehen und zu überprüfen, was Sie wirklich noch benötigen.
• Datenträgerbereinigung: Nutzen Sie die integrierte Windows-Datenträgerbereinigung (suchen Sie im Startmenü danach), um temporäre Dateien, Systemprotokolle und alte Windows-Updates zu entfernen.
• Saubere Neuinstallation: Wenn Ihr System trotz aller Bemühungen immer noch langsam ist oder voller Probleme steckt, kann eine komplette Neuinstallation von Windows 11 oft Wunder wirken. Dies ist die ultimative Methode, um ein absolut sauberes System zu erhalten.

Fazit: Ein schlankes Windows 11 für optimale Leistung

Das Deinstallieren von unerwünschten Apps und Bloatware ist ein wesentlicher Schritt zu einem schnelleren, sichereren und angenehmeren Windows 11 Erlebnis. Ob Sie sich für die einfachen Standardmethoden entscheiden, die Leistungsfähigkeit von PowerShell nutzen oder auf spezialisierte Drittanbieter-Tools setzen – die Kontrolle über Ihr System liegt in Ihrer Hand. Nehmen Sie sich die Zeit, Ihr Windows 11 regelmäßig zu pflegen, und Sie werden mit einem reibungslos funktionierenden und effizienten Betriebssystem belohnt, das genau auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist.

Ein System aufräumen ist keine einmalige Aufgabe, sondern ein fortlaufender Prozess. Aber mit den hier vorgestellten Methoden sind Sie bestens gerüstet, um Ihr Windows 11 stets in Topform zu halten.