Wenn die Überprüfung fehlschlägt: Lösungsansätze, falls Ihre Identität zu verifizieren nicht möglich ist

In unserer zunehmend digitalen Welt ist die Identitätsprüfung zu einem festen Bestandteil vieler Online-Dienste geworden. Ob Sie ein neues Bankkonto eröffnen, sich bei einem Online-Broker anmelden, eine Kryptowährungsbörse nutzen oder gar staatliche Online-Dienste in Anspruch nehmen möchten – die Verifizierung Ihrer Identität ist oft ein unverzichtbarer Schritt. Doch was passiert, wenn dieser Prozess fehlschlägt? Die Meldung „Ihre Identität konnte nicht verifiziert werden” kann frustrierend und verunsichernd sein. In diesem umfassenden Leitfaden beleuchten wir die Gründe für solche Misserfolge und zeigen Ihnen detaillierte Lösungsansätze auf, damit Sie Ihre digitalen Ziele trotzdem erreichen können.

Warum Identitätsprüfungen so wichtig sind

Bevor wir uns den Problemen zuwenden, ist es wichtig zu verstehen, warum diese Prüfungen überhaupt notwendig sind. Der Hauptgrund ist die Einhaltung von Vorschriften zur Bekämpfung von Geldwäsche (AML) und Terrorismusfinanzierung (CTF), bekannt unter dem Akronym KYC (Know Your Customer). Finanzinstitute und andere regulierte Unternehmen sind gesetzlich verpflichtet, die Identität ihrer Kunden festzustellen und zu überprüfen. Dies schützt nicht nur vor illegalen Aktivitäten, sondern auch Sie als Kunde vor Identitätsdiebstahl und Betrug. Gleichzeitig dient es der Sicherstellung der korrekten Nutzung von Dienstleistungen und der Einhaltung von Altersbeschränkungen.

Häufige Gründe, warum die Verifizierung scheitern kann

Es gibt eine Vielzahl von Gründen, warum eine Identitätsprüfung nicht erfolgreich sein könnte. Oft sind es Kleinigkeiten, die über Erfolg oder Misserfolg entscheiden:

1. Technische Probleme

• Schlechte Bildqualität: Eine unscharfe, überbelichtete oder unterbelichtete Aufnahme Ihres Ausweisdokuments kann dazu führen, dass die Daten nicht korrekt erfasst werden können. Dies gilt sowohl für Fotos als auch für Video-Ident-Verfahren.
• Unzureichende Beleuchtung: Schatten oder Reflexionen auf dem Dokument behindern die Lesbarkeit und beeinträchtigen die Erkennung von Sicherheitsmerkmalen.
• Internetverbindung: Eine instabile oder langsame Internetverbindung kann dazu führen, dass der Upload der Dokumente fehlschlägt oder das Video-Ident-Gespräch abbricht.
• Veraltete Software/Hardware: Eine alte Browserversion, eine schlechte Webcam oder ein veraltetes Smartphone-Modell können Kompatibilitätsprobleme verursachen.

2. Probleme mit den Dokumenten

• Abgelaufenes Ausweisdokument: Dies ist ein sehr häufiger Grund. Viele Dienste akzeptieren ausschließlich gültige Dokumente.
• Beschädigtes Dokument: Risse, Knicke oder starke Abnutzung, die wichtige Informationen oder Sicherheitsmerkmale verdecken, können zur Ablehnung führen.
• Unzulässiges Dokument: Nicht alle Ausweisdokumente werden gleichermaßen akzeptiert. Ein Führerschein ist beispielsweise in Deutschland kein offizielles Identitätsdokument und wird oft nicht für KYC-Prozesse anerkannt. Meist sind Personalausweis oder Reisepass erforderlich.
• Kopien statt Originale: Bei Online-Verfahren müssen meist die Originaldokumente live gezeigt oder gescannt werden, nicht Kopien oder Fotos von Kopien.
• Fehlende Sicherheitsmerkmale: Manche Systeme prüfen auf Hologramme oder andere Merkmale, die bei einem schlechten Scan oder einer Kopie nicht sichtbar sind.

3. Dateninkonsistenzen

• Tippfehler: Selbst kleine Fehler bei der Eingabe Ihres Namens, Geburtsdatums oder Ihrer Adresse können dazu führen, dass die Daten nicht mit denen auf Ihrem Ausweis oder in externen Datenbanken (z.B. Melderegister) übereinstimmen.
• Namensänderungen: Nach Heirat oder Scheidung kann es sein, dass Ihre eingegebenen Daten nicht mehr mit älteren Datenbankeinträgen übereinstimmen, selbst wenn Ihr Ausweis aktuell ist.
• Unterschiedliche Schreibweisen: Manche Systeme sind empfindlich gegenüber Sonderzeichen, Bindestrichen oder der Reihenfolge von Vor- und Nachnamen.
• Veraltete Adressdaten: Wenn Sie kürzlich umgezogen sind und Ihre Adresse noch nicht überall aktualisiert wurde (z.B. bei Ihrer Bank oder im Melderegister), kann dies zu Diskrepanzen führen.

4. Sicherheitsbedenken

• Verdacht auf Betrug: Wenn das System Unregelmäßigkeiten feststellt, die auf einen Betrugsversuch hindeuten könnten (z.B. manipulierte Dokumente, unbekannte Geräte, wiederholte fehlgeschlagene Versuche von derselben IP-Adresse).
• Gesperrte Daten: In seltenen Fällen können Daten aufgrund früherer Probleme (z.B. Schufa-Einträge, Betrugsverdacht) gesperrt sein, was eine Verifizierung erschwert.
• Kein Abgleich mit Referenzdatenbanken: Manche Anbieter gleichen die Daten mit öffentlichen Registern oder Kreditauskunfteien ab. Wenn dort Diskrepanzen oder negative Einträge vorliegen, kann dies die Verifizierung verhindern.

Sofortmaßnahmen: Was tun, wenn die erste Prüfung fehlschlägt?

Geraten Sie nicht sofort in Panik. Die meisten Probleme lassen sich lösen. Beginnen Sie mit diesen einfachen Schritten:

1. Ruhe bewahren und Fehlermeldung genau lesen: Die Fehlermeldung ist Ihr wichtigster Hinweis. Steht dort, dass das Dokument abgelaufen ist, die Bilder unscharf sind oder die Daten nicht übereinstimmen? Dies grenzt das Problem sofort ein.
2. Technische Voraussetzungen überprüfen:
   • Sorgen Sie für ausreichende und gleichmäßige Beleuchtung, vermeiden Sie direkte Lichteinstrahlung und Schatten.
   • Reinigen Sie die Kamera Ihres Smartphones oder Ihrer Webcam.
   • Vergewissern Sie sich, dass Ihre Internetverbindung stabil ist. Wechseln Sie gegebenenfalls zu einem anderen WLAN oder nutzen Sie mobile Daten.
   • Aktualisieren Sie Ihren Browser oder versuchen Sie einen anderen. Prüfen Sie, ob Kamera- und Mikrofonzugriff für die Website erlaubt sind.
3. Dokumente sorgfältig vorbereiten:
   • Stellen Sie sicher, dass Ihr Ausweisdokument gültig ist und nicht in den nächsten Wochen abläuft.
   • Prüfen Sie, ob es sich um ein akzeptiertes Dokument handelt (meist Personalausweis oder Reisepass).
   • Stellen Sie sicher, dass das Dokument unbeschädigt ist. Wenn es stark abgenutzt ist, kann eine Erneuerung notwendig sein.
   • Halten Sie das Dokument während des Scans oder Video-Anrufs absolut ruhig und plan auf einer ebenen Fläche. Achten Sie darauf, dass alle relevanten Informationen (Name, Geburtsdatum, Gültigkeit, MRZ-Zeile) gut lesbar sind und keine Finger sie verdecken.
4. Datenabgleich durchführen: Vergleichen Sie jede einzelne Eingabe (Name, Adresse, Geburtsdatum etc.) mit den Informationen auf Ihrem Ausweisdokument. Achten Sie auf exakte Schreibweisen, Sonderzeichen und Reihenfolgen.
5. Erneut versuchen: Manchmal sind es temporäre Systemfehler. Ein erneuter Versuch nach kurzer Zeit kann Wunder wirken.

Detaillierte Lösungsansätze und weiterführende Schritte

Wenn die Sofortmaßnahmen nicht greifen, sind detailliertere Schritte erforderlich:

1. Kontaktaufnahme mit dem Kundensupport

Dies ist oft der wichtigste Schritt. Der Kundensupport des jeweiligen Dienstleisters kann Ihnen präzise mitteilen, wo das Problem liegt und welche Schritte Sie unternehmen müssen. Sammeln Sie vorab alle relevanten Informationen:

• Die genaue Fehlermeldung.
• Screenshots des fehlgeschlagenen Verifizierungsprozesses.
• Die Art des verwendeten Dokuments.
• Ihre Kontaktdaten und, falls vorhanden, eine Referenznummer des fehlgeschlagenen Versuchs.
• Erläutern Sie kurz, welche Schritte Sie bereits unternommen haben.

Der Support kann oft eine manuelle Überprüfung anstoßen oder Ihnen alternative Verifizierungsmethoden vorschlagen.

2. Alternative Verifizierungsmethoden nutzen

Viele Anbieter bieten unterschiedliche Wege zur Identitätsfeststellung an. Fragen Sie beim Support nach, ob eine der folgenden Methoden für Sie in Frage kommt:

• Video-Ident-Verfahren: Dienste wie PostIdent (online), WebID oder IDnow ermöglichen eine Verifizierung per Videochat mit einem geschulten Mitarbeiter. Dieser Prozess ist oft präziser als automatisierte Scans und kann menschliche Fehler oder kleinere Unregelmäßigkeiten besser handhaben. Hierbei halten Sie Ihren Ausweis direkt in die Kamera, und der Mitarbeiter prüft die Sicherheitsmerkmale.
• PostIdent (in einer Postfiliale): Wenn Online-Methoden scheitern, kann der Gang zur Post eine zuverlässige Alternative sein. Mit einem speziellen Coupon und Ihrem Ausweisdokument bestätigt ein Postmitarbeiter Ihre Identität und schickt die Daten an den Dienstanbieter.
• Banküberweisung (Mikro-Transaktion): Manche Dienste verifizieren Ihre Identität, indem sie eine winzige Überweisung (z.B. 1 Cent) auf Ihr Referenzkonto tätigen. Da Bankkonten bereits verifiziert sind, dient dies als Bestätigung.
• Identifizierung vor Ort: Einige Banken oder Finanzdienstleister erlauben die Identitätsprüfung direkt in einer ihrer Filialen.
• Identifizierung durch Dritte: In bestimmten Fällen können Notare oder Rechtsanwälte eine beglaubigte Kopie Ihres Ausweises anfertigen und Ihre Identität bestätigen. Dies ist jedoch meist kostspieliger und nur für spezielle Zwecke relevant.
• Einsendung von Dokumentenkopien: Nur selten und nur nach Absprache mit dem Anbieter. Aus Sicherheitsgründen ist dies nicht die bevorzugte Methode. Wenn doch, sorgen Sie für beglaubigte Kopien.

3. Datenprüfung und -korrektur

Wenn die Probleme an Dateninkonsistenzen liegen, müssen Sie an der Quelle ansetzen:

• Meldeamt kontaktieren: Prüfen Sie Ihre aktuelle Meldeadresse. Wenn Sie umgezogen sind und Ihre Adresse nicht überall korrekt ist, kann dies Probleme verursachen.
• Bonitätsauskunft einholen: Fordern Sie eine kostenlose Datenkopie nach Art. 15 DSGVO bei Auskunfteien wie der Schufa an. Dort sehen Sie, welche Daten über Sie gespeichert sind. Sollten sich dort Fehler finden, haben Sie das Recht auf Korrektur.
• Bankdaten überprüfen: Stellen Sie sicher, dass Ihre bei der Bank hinterlegten Daten (Name, Adresse) mit Ihren aktuellen Ausweisdokumenten übereinstimmen.

4. Umgang mit komplexeren Problemen

• Namensänderungen: Wenn sich Ihr Name geändert hat (z.B. durch Heirat), halten Sie zusätzlich zu Ihrem neuen Ausweisdokument auch die entsprechende Urkunde (Heiratsurkunde) bereit. Informieren Sie den Dienstleister explizit über die Namensänderung.
• Verlust/Diebstahl des Ausweises: Melden Sie dies umgehend den Behörden und beantragen Sie neue Dokumente. Viele Dienste können in dieser Übergangszeit keine Verifizierung durchführen.
• Probleme mit ausländischen Dokumenten: Manche Systeme sind besser auf die Erkennung deutscher/europäischer Dokumente trainiert. Bei ausländischen Ausweisen kann es zu Schwierigkeiten kommen. Hier ist der direkte Kontakt zum Support unerlässlich. Fragen Sie, ob bestimmte Dokumente oder eine Übersetzung/Beglaubigung erforderlich sind.

Ihre Rechte und der Datenschutz

Im gesamten Verifizierungsprozess haben Sie Rechte, die durch die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) geschützt sind:

• Recht auf Auskunft (Art. 15 DSGVO): Sie haben das Recht zu erfahren, welche Daten über Sie gespeichert sind und zu welchem Zweck sie verarbeitet werden.
• Recht auf Berichtigung (Art. 16 DSGVO): Wenn Ihre Daten falsch oder unvollständig sind, haben Sie das Recht, deren Korrektur zu verlangen.
• Recht auf Löschung (Art. 17 DSGVO): Unter bestimmten Umständen können Sie die Löschung Ihrer Daten verlangen. Beachten Sie jedoch, dass Unternehmen gesetzliche Aufbewahrungspflichten haben können.
• Beschwerderecht bei Aufsichtsbehörden: Wenn Sie der Meinung sind, dass Ihre Daten unrechtmäßig verarbeitet wurden, können Sie sich an die zuständige Datenschutzaufsichtsbehörde wenden.

Seien Sie sich bewusst, dass Sie sensible Daten übermitteln. Stellen Sie sicher, dass der Dienstanbieter vertrauenswürdig ist und Ihre Daten sicher verarbeitet.

Prävention: Wie Sie zukünftige Probleme vermeiden können

Einige einfache Maßnahmen können Ihnen helfen, zukünftige Verifizierungsprobleme zu vermeiden:

• Dokumente aktuell halten: Achten Sie auf das Ablaufdatum Ihres Personalausweises oder Reisepasses und beantragen Sie rechtzeitig neue Dokumente.
• Regelmäßige Datenprüfung: Überprüfen Sie gelegentlich Ihre bei Banken, Behörden und wichtigen Online-Diensten hinterlegten Daten auf Aktualität und Korrektheit.
• Sorgfältige Dateneingabe: Nehmen Sie sich immer die Zeit, Ihre Daten bei der Registrierung doppelt zu prüfen, bevor Sie sie absenden.
• Anforderungen verstehen: Lesen Sie die Anweisungen für die Identitätsprüfung genau durch, bevor Sie starten. Welche Dokumente werden akzeptiert? Gibt es spezifische technische Anforderungen?
• Sichere Umgebung: Führen Sie Online-Verifizierungen an einem ruhigen, gut beleuchteten Ort mit stabiler Internetverbindung durch.

Fazit

Ein fehlgeschlagener Identitätsprüfungsprozess ist ärgerlich, aber selten ein unüberwindbares Hindernis. Die meisten Probleme lassen sich durch sorgfältige Vorbereitung, genaue Fehleranalyse und gezielte Kommunikation mit dem Kundenservice lösen. Verstehen Sie die Gründe für die Notwendigkeit der Verifizierung und nutzen Sie die Vielfalt der angebotenen Methoden. Mit Geduld und den richtigen Schritten können Sie sicherstellen, dass Ihre Identität verifiziert wird und Ihnen der Weg zu den gewünschten Online-Diensten offensteht.