Nichts ist frustrierender, als wenn Ihr brandneuer oder kürzlich aktualisierter PC mit einem ständigen Strom von Bluescreens zum Stillstand kommt. Insbesondere die Fehlermeldung „DRIVER POWER STATE FAILURE” auf einem modernen System wie Ihrem B650 GAMING X AX Motherboard kann unglaublich irritierend sein, besonders wenn die Abstürze so häufig auftreten, wie alle fünf Minuten. Sie haben viel Geld in High-End-Komponenten investiert, um Leistung und Stabilität zu erhalten, und stattdessen bekommen Sie… Frustration. Aber keine Sorge, Sie sind nicht allein mit diesem Problem, und es gibt eine Reihe bewährter Schritte, die Sie unternehmen können, um diese hartnäckigen Abstürze zu beheben.
Dieser umfassende Leitfaden führt Sie detailliert durch die potenziellen Ursachen und Lösungen, um die Stabilität Ihres Systems wiederherzustellen. Wir werden uns sowohl Software- als auch Hardware-Aspekte ansehen und dabei spezifische Besonderheiten der B650-Plattform berücksichtigen.
Was bedeutet „DRIVER POWER STATE FAILURE” eigentlich?
Bevor wir in die Fehlerbehebung eintauchen, ist es wichtig zu verstehen, was dieser Bluescreen-Fehlercode bedeutet. „DRIVER POWER STATE FAILURE” (Fehler im Energiezustand des Treibers) deutet darauf hin, dass ein oder mehrere Gerätetreiber nicht in der Lage waren, ihren Energiezustand korrekt zu verwalten. Dies kann passieren, wenn eine Hardwarekomponente versucht, in einen Energiesparmodus (z.B. Schlafmodus) zu wechseln oder diesen zu verlassen, aber der zugehörige Treiber nicht ordnungsgemäß reagiert oder in einem fehlerhaften Zustand verbleibt. Die Folge: Windows kann nicht mehr stabil laufen und stürzt ab, um Datenverlust zu verhindern.
Die Ursachen können vielfältig sein:
- Veraltete oder fehlerhafte Treiber
- Inkompatible Treiber nach einem Windows-Update
- Probleme mit den Energieeinstellungen von Windows
- Fehlerhafte Hardware (insbesondere RAM, SSD oder Netzteil)
- Ein veraltetes oder fehlerhaftes BIOS/UEFI
- Überhitzung bestimmter Komponenten
Lassen Sie uns nun die Ärmel hochkrempeln und systematisch vorgehen.
Schritt 1: Überprüfen Sie die Ereignisanzeige
Ihr erster Anlaufpunkt nach einem Bluescreen sollte immer die Ereignisanzeige von Windows sein. Sie liefert oft wertvolle Hinweise auf die Ursache des Problems. Gehen Sie wie folgt vor:
- Drücken Sie
Windows-Taste + R, geben Sieeventvwr.mscein und drücken Sie Enter. - Navigieren Sie zu „Windows-Protokolle” > „System”.
- Suchen Sie nach kritischen Fehlern (rotes Ausrufezeichen) oder Warnungen (gelbes Dreieck), die zeitlich mit Ihren Abstürzen zusammenfallen.
Achten Sie auf Fehler mit den Quellen „Kernel-Power”, „BugCheck” oder Einträge, die auf spezifische Treiber verweisen. Manchmal wird hier der genaue Treibername (z.B. nvlddmkm.sys für NVIDIA oder amdkmdag.sys für AMD-Grafiktreiber) angezeigt, der den Fehler verursacht hat. Das kann die Suche erheblich eingrenzen.
Schritt 2: Aktualisieren Sie Ihr BIOS/UEFI
Für moderne Plattformen wie das B650 GAMING X AX Motherboard, insbesondere mit AMDs Ryzen 7000 Prozessoren, sind BIOS/UEFI-Updates oft entscheidend für die Systemstabilität. Hersteller wie Gigabyte veröffentlichen regelmäßig Updates, die die Kompatibilität verbessern, Fehler beheben und die Leistung optimieren. Ein veraltetes BIOS kann oft die Ursache für Treiber- und Energieverwaltungsprobleme sein.
So gehen Sie vor:
- Besuchen Sie die offizielle Gigabyte-Produktseite für Ihr B650 GAMING X AX Motherboard.
- Suchen Sie nach dem Bereich „Support” oder „Downloads” und wählen Sie „BIOS”.
- Laden Sie die neueste verfügbare BIOS-Version herunter. Achten Sie genau auf die Revisionsnummer Ihres Motherboards, falls es verschiedene Versionen gibt.
- Entpacken Sie die Datei auf einen leeren USB-Stick (FAT32 formatiert).
- Starten Sie Ihren PC neu und rufen Sie das BIOS/UEFI auf (meist durch Drücken von
EntfoderF2während des Bootvorgangs). - Nutzen Sie die integrierte Q-Flash-Funktion (oder ähnliches, je nach BIOS-Version), um das BIOS vom USB-Stick zu flashen.
WICHTIGER HINWEIS: Stellen Sie sicher, dass Ihr PC während des Flash-Vorgangs nicht ausgeschaltet wird, da dies das Motherboard unbrauchbar machen könnte. Nach dem Update setzen Sie das BIOS auf die Standardeinstellungen zurück (Load Optimized Defaults), speichern Sie und starten Sie neu.
Schritt 3: Alle Treiber auf den neuesten Stand bringen (oder zurücksetzen)
Dies ist der wahrscheinlich wichtigste Schritt, da die Fehlermeldung direkt auf Treiberprobleme hindeutet. Gehen Sie hier sehr gründlich vor.
A. Chipsatztreiber
Der Chipsatztreiber ist das Herzstück der Kommunikation zwischen CPU, RAM, Speicher und Peripheriegeräten. Ein veralteter oder fehlerhafter Chipsatztreiber kann weitreichende Stabilitätsprobleme verursachen.
- Besuchen Sie die offizielle AMD-Website und laden Sie den neuesten Chipsatztreiber für die B650-Plattform herunter.
- Installieren Sie ihn und starten Sie Ihr System neu.
B. Grafikkartentreiber (GPU)
Grafikkartentreiber sind häufige Übeltäter, besonders bei Gaming-Systemen. Sie sind komplex und verwalten oft auch Energieprofile.
- Deinstallation mit DDU: Laden Sie das „Display Driver Uninstaller” (DDU) Tool herunter (von Guru3D).
- Starten Sie Ihren PC im abgesicherten Modus (Googlen Sie „Windows 11 abgesicherter Modus starten” für Anleitungen).
- Führen Sie DDU aus und wählen Sie „Bereinigen und Neustart” für Ihre AMD/NVIDIA-Grafikkarte. Dies entfernt alle Reste alter Treiber.
- Nach dem Neustart laden Sie den neuesten Grafikkartentreiber direkt von der AMD- (für Radeon) oder NVIDIA-Website (für GeForce) herunter. Installieren Sie ihn.
Tipp: Vermeiden Sie es, Grafikkartentreiber über Windows Update zu installieren, da diese oft veraltet sind oder Probleme verursachen können. Deaktivieren Sie im Zweifel die automatische Treiberinstallation für Hardware in den Systemeinstellungen.
C. Weitere Treiber (LAN, WLAN, Audio, NVMe)
Auch diese Treiber können Probleme verursachen.
- LAN/WLAN-Treiber: Laden Sie die neuesten Netzwerk-Treiber von der Gigabyte-Website für Ihr B650 GAMING X AX herunter.
- Audio-Treiber: Aktualisieren Sie Realtek-Audiotreiber von der Gigabyte-Website.
- NVMe-Treiber: Wenn Sie eine NVMe-SSD haben (was bei B650 sehr wahrscheinlich ist), stellen Sie sicher, dass Sie entweder den Standard-Windows-NVMe-Treiber verwenden, oder, falls vom SSD-Hersteller angeboten, einen spezifischen Treiber installieren. Prüfen Sie auch, ob für Ihre SSD ein Firmware-Update verfügbar ist (siehe Hardware-Checks).
Nach jeder Treiberinstallation ist ein Neustart des Systems ratsam.
Schritt 4: Überprüfen Sie die Windows-Energieeinstellungen
Da es sich um einen „POWER STATE FAILURE” handelt, sollten Sie die Energieeinstellungen in Windows genauer unter die Lupe nehmen.
- Öffnen Sie die „Systemsteuerung” und navigieren Sie zu „Energieoptionen”.
- Wählen Sie den Energieplan „Höchstleistung” oder „Ausbalanciert” (nicht „Energiesparmodus”).
- Klicken Sie bei Ihrem aktiven Plan auf „Energiesparplaneinstellungen ändern” > „Erweiterte Energieeinstellungen ändern”.
- Suchen Sie nach der Einstellung „PCI Express” > „Verwaltung der Verbindungszustands-Energieverwaltung” und stellen Sie diese auf „Aus”. Dies ist ein häufiger Übeltäter für dieses spezifische Problem.
- Überprüfen Sie auch die Einstellungen für „Festplatte” > „Festplatte ausschalten nach” und stellen Sie sie auf „Nie”, wenn die Abstürze auch bei Inaktivität auftreten.
- Stellen Sie bei „USB-Einstellungen” > „Einstellung für selektives USB-Energiesparen” sicher, dass diese auf „Deaktiviert” steht.
Speichern Sie die Änderungen und starten Sie Ihren PC neu.
Schritt 5: Hardware-Überprüfung und -Anpassung
Manchmal liegt das Problem tiefer in der Hardware. Bei einem neuen System können auch einzelne Komponenten fehlerhaft sein.
A. Arbeitsspeicher (RAM)
Fehlerhafter RAM ist eine häufige Ursache für Instabilität. Bei B650 und Ryzen 7000 ist auch die EXPO-Profil-Stabilität (Erweiterte Profile für Overclocking, ähnlich XMP bei Intel) ein kritischer Punkt.
- Deaktivieren Sie EXPO: Gehen Sie ins BIOS/UEFI und deaktivieren Sie vorübergehend das EXPO-Profil für Ihren RAM. Lassen Sie den RAM mit den Standardgeschwindigkeiten (z.B. DDR5-4800) laufen. Wenn die Bluescreens verschwinden, liegt das Problem wahrscheinlich am EXPO-Profil oder an der Stabilität der Speichercontroller-Implementierung. Versuchen Sie es dann mit einem älteren EXPO-Profil, manuellen Timings oder warten Sie auf ein stabileres BIOS-Update.
- MemTest86: Erstellen Sie einen bootfähigen USB-Stick mit MemTest86 (kostenloses Tool). Starten Sie Ihren PC davon und lassen Sie den Test mindestens 4-8 Stunden laufen, idealerweise über Nacht. Jeder festgestellte Fehler bedeutet defekten RAM.
- Modul-Test: Wenn Sie mehrere RAM-Module haben, testen Sie jedes einzeln in verschiedenen Slots.
B. Netzteil (PSU)
Ein instabiles oder unterdimensioniertes Netzteil kann zu einer unzureichenden Stromversorgung der Komponenten führen, was sich in Bluescreens manifestieren kann, insbesondere wenn Komponenten in höhere Leistungsstufen wechseln.
- Stellen Sie sicher, dass Ihr Netzteil ausreichend Watt liefert für Ihre Komponenten (besonders GPU und CPU).
- Überprüfen Sie, ob alle Stromkabel (CPU, GPU, Motherboard) fest sitzen.
- Wenn möglich, testen Sie mit einem anderen, leistungsstärkeren oder bekannten, funktionierenden Netzteil.
C. SSD/NVMe-Laufwerke
Auch die primäre Systemfestplatte kann Probleme verursachen.
- Überprüfen Sie den Gesundheitszustand Ihrer NVMe-SSD mit Tools wie CrystalDiskInfo oder der Software des SSD-Herstellers.
- Suchen Sie nach Firmware-Updates für Ihre SSD auf der Hersteller-Website.
- Stellen Sie sicher, dass die NVMe-Laufwerke fest im M.2-Slot sitzen.
D. Grafikkarten-Slot und Verkabelung
Manchmal ist es so einfach: Stellen Sie sicher, dass Ihre Grafikkarte fest im PCIe-Slot sitzt und alle Stromkabel korrekt angeschlossen sind. Ein leichter Wackler kann bereits zu Instabilität führen.
E. Überprüfung auf Überhitzung
Obwohl „DRIVER POWER STATE FAILURE” nicht typischerweise direkt auf Überhitzung hindeutet, kann ein instabiles System durch zu hohe Temperaturen ebenfalls abstürzen. Überwachen Sie CPU- und GPU-Temperaturen während der Nutzung mit Tools wie HWMonitor oder HWiNFO64.
Schritt 6: Windows Systemdateien und Updates
Stellen Sie sicher, dass Ihr Windows auf dem neuesten Stand ist und keine korrupten Systemdateien vorliegen.
- Windows Update: Führen Sie alle ausstehenden Windows Updates durch.
- System File Checker (SFC): Öffnen Sie die Eingabeaufforderung als Administrator und geben Sie
sfc /scannowein. Dies überprüft und repariert beschädigte Windows-Systemdateien. - DISM-Tool: Wenn SFC Probleme hat, verwenden Sie DISM. Geben Sie in der Admin-Eingabeaufforderung ein:
DISM /Online /Cleanup-Image /CheckHealthDISM /Online /Cleanup-Image /ScanHealthDISM /Online /Cleanup-Image /RestoreHealth
Starten Sie danach neu.
Schritt 7: Overclocking deaktivieren
Wenn Sie Ihre CPU manuell übertaktet haben, versuchen Sie, das Overclocking vollständig zu deaktivieren und die CPU mit den Standardeinstellungen zu betreiben. Auch automatische Overclocking-Funktionen im BIOS (wie PBO – Precision Boost Overdrive bei AMD) können manchmal zu Instabilitäten führen, wenn sie zu aggressiv eingestellt sind. Setzen Sie die BIOS-Einstellungen auf die Standardwerte zurück, um dies auszuschließen.
Schritt 8: Saubere Windows-Neuinstallation (Letzter Ausweg)
Wenn alle oben genannten Schritte nicht zum Erfolg geführt haben und Sie immer noch mit den Bluescreens kämpfen, kann eine saubere Neuinstallation von Windows die letzte Software-basierte Lösung sein. Dies stellt sicher, dass keine alten, inkompatiblen oder beschädigten Treiber- oder Systemdateien das Problem verursachen.
Erstellen Sie einen bootfähigen USB-Stick mit dem Media Creation Tool von Microsoft und installieren Sie Windows neu. Installieren Sie danach nur die wichtigsten, direkt von den Hersteller-Websites heruntergeladenen Treiber (Chipsatz, Grafik, LAN, Audio) und testen Sie die Stabilität, bevor Sie weitere Software oder Treiber installieren.
Schritt 9: Support kontaktieren
Sollten Sie nach all diesen umfassenden Schritten immer noch Probleme haben, ist es an der Zeit, den Support von Gigabyte oder des Händlers zu kontaktieren, bei dem Sie Ihr Motherboard oder Ihren PC gekauft haben. Beschreiben Sie detailliert alle Schritte, die Sie bereits unternommen haben. Möglicherweise liegt ein Defekt am Motherboard selbst, der CPU oder einer anderen Kernkomponente vor, die einen Austausch erfordert.
Fazit: Geduld und Systematik führen zum Ziel
Die Fehlersuche bei einem „DRIVER POWER STATE FAILURE” auf einem B650 GAMING X AX System kann zeitaufwendig und frustrierend sein, aber mit einer systematischen Herangehensweise können Sie die Ursache des Problems eingrenzen und beheben. Beginnen Sie immer mit den einfachsten und wahrscheinlichsten Ursachen (Treiber, BIOS, Energieeinstellungen) und arbeiten Sie sich dann zu den komplexeren Hardware-Checks vor.
Denken Sie daran: Jeder Bluescreen ist eine Meldung Ihres Systems, dass etwas nicht stimmt. Nehmen Sie sich die Zeit, die Ursache gründlich zu erforschen. Die Mühe lohnt sich, um wieder ein stabiles und leistungsfähiges System genießen zu können. Viel Erfolg bei der Fehlersuche – Ihr PC wird es Ihnen danken!