Es gibt kaum etwas Frustrierenderes für Computernutzer als ein plötzlicher **Bluescreen of Death (BSOD)**. Ihr Bildschirm wird blau, Ihr System stürzt ab und Sie sehen eine kryptische Fehlermeldung, die Ihnen Rätsel aufgibt. Unter den vielen möglichen BSODs ist „Page fault in nonpaged area” einer, der besonders beunruhigend wirken kann. Doch keine Sorge: Auch wenn dieser Fehler auf ein ernstes Problem hindeutet, ist er in den meisten Fällen mit den richtigen Schritten behebbar. In diesem umfassenden Leitfaden werden wir genau beleuchten, was dieser Fehler bedeutet, warum er auftritt und wie Sie ihn Schritt für Schritt beheben können.
### Was bedeutet „Page fault in nonpaged area” eigentlich?
Um diesen Fehler zu verstehen, müssen wir uns kurz mit der Art und Weise beschäftigen, wie Windows mit dem **Arbeitsspeicher (RAM)** umgeht. Ihr Betriebssystem verwendet zwei Hauptbereiche im Speicher: den „Paged Pool” und den „Nonpaged Pool”.
* **Paged Pool:** Dies ist ein Bereich im Arbeitsspeicher, der bei Bedarf auf die Festplatte (in die Auslagerungsdatei oder „Paging File”) verschoben werden kann, um Platz für andere Daten im RAM zu schaffen. Die Daten können später wieder in den RAM geladen werden, wenn sie benötigt werden.
* **Nonpaged Pool:** Dieser Bereich des Speichers ist kritisch. Er enthält Daten, die *nicht* auf die Festplatte ausgelagert werden dürfen, weil sie für den sofortigen Betrieb des Systems unerlässlich sind. Hier befinden sich zum Beispiel wichtige Teile des Betriebssystems und bestimmte Gerätetreiber. Diese Daten müssen immer im physischen RAM verfügbar sein.
Ein **”Page Fault”** tritt auf, wenn Windows versucht, auf Daten im Speicher zuzugreifen, diese aber nicht an der erwarteten Stelle findet. Das ist im Paged Pool oft unproblematisch, da das System dann einfach die Daten von der Festplatte nachlädt.
Die entscheidende Komponente unseres Fehlers ist jedoch der Zusatz **”in nonpaged area”**. Dies bedeutet, dass Windows versucht hat, auf Daten im *Nonpaged Pool* zuzugreifen, diese dort aber nicht gefunden hat. Da Daten im Nonpaged Pool niemals ausgelagert werden dürfen und immer im RAM vorhanden sein müssen, signalisiert ein solcher Fehler ein schwerwiegendes Problem. Das System kann nicht einfach die Daten nachladen, da sie per Definition immer da sein *sollten*. Wenn sie es nicht sind, ist die Systemintegrität gefährdet, und ein sofortiger Absturz (der Bluescreen) ist die einzige Möglichkeit für Windows, weitere Schäden oder Datenkorruption zu verhindern.
Kurz gesagt: Ihr Computer versucht, auf wichtige, nicht auslagerbare Informationen zuzugreifen, die sich aber nicht im dafür vorgesehenen Speicherbereich befinden. Dies deutet in der Regel auf ein Problem mit Ihrem **Arbeitsspeicher**, einem **Gerätetreiber** oder **korrupten Systemdateien** hin.
### Häufige Ursachen für den Bluescreen „Page fault in nonpaged area”
Der Fehler kann verschiedene Ursachen haben, die von Hardware- bis zu Softwareproblemen reichen. Die häufigsten sind:
1. **Fehlerhafter Arbeitsspeicher (RAM):** Dies ist der **Hauptverdächtige**. Defekte RAM-Module können zu Speicherfehlern führen, da sie Daten nicht korrekt speichern oder abrufen können.
2. **Veraltete oder beschädigte Gerätetreiber:** Ein Treiber, der fehlerhaft ist oder für eine ältere Windows-Version entwickelt wurde, kann versuchen, auf Speicherbereiche zuzugreifen, die nicht zugewiesen sind oder auf eine Weise, die Konflikte verursacht. Insbesondere Grafik-, Netzwerk- und Chipsatztreiber sind hier oft die Übeltäter.
3. **Beschädigte Systemdateien:** Wenn wichtige Windows-Systemdateien durch Viren, Stromausfälle oder fehlerhafte Updates beschädigt wurden, können sie dazu führen, dass das System beim Zugriff auf den Nonpaged Pool abstürzt.
4. **Festplattenfehler:** Defekte Sektoren auf Ihrer Festplatte, insbesondere dort, wo Systemdateien oder die Auslagerungsdatei gespeichert sind, können ebenfalls zu Speicherfehlern führen.
5. **Malware oder Viren:** Bösartige Software kann Systemprozesse und die Speichernutzung manipulieren, was zu Konflikten und Fehlern führen kann.
6. **Inkompatible Software:** Neu installierte Programme, insbesondere Systemutilities oder Antivirensoftware, können manchmal Konflikte verursachen.
7. **Übertaktung:** Wenn Sie Ihre CPU oder Ihren RAM übertaktet haben und die Einstellungen instabil sind, kann dies zu Speicherfehlern führen.
8. **BIOS/UEFI-Probleme:** Ein veraltetes oder falsch konfiguriertes BIOS/UEFI kann die Speicherverwaltung beeinträchtigen.
### Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Behebung des Fehlers
Bevor Sie mit den detaillierten Lösungen beginnen, sollten Sie einige grundlegende Schritte ausführen:
* **Neustart:** Manchmal ist der Fehler nur temporär. Starten Sie Ihren PC neu.
* **Fehlermeldung notieren:** Halten Sie die genaue Fehlermeldung und eventuelle Stoppcodes (z.B. 0x00000050) fest. Dies kann bei der Diagnose helfen.
* **In den abgesicherten Modus booten:** Wenn der Fehler einen normalen Start verhindert, versuchen Sie, im **abgesicherten Modus** zu booten. Hier werden nur die grundlegendsten Treiber und Dienste geladen, was die Fehlersuche erleichtert. Drücken Sie dazu während des Startvorgangs wiederholt F8 oder Shift+Neustart und wählen Sie dann die Option für den abgesicherten Modus.
#### 1. Überprüfen und Testen des Arbeitsspeichers (RAM) – Der wichtigste Schritt
Da RAM-Probleme die häufigste Ursache sind, beginnen wir hier.
* **Windows-Speicherdiagnose:**
1. Geben Sie in die Windows-Suchleiste „Speicherdiagnose” ein und öffnen Sie das Tool.
2. Wählen Sie „Jetzt neu starten und nach Problemen suchen (empfohlen)”.
3. Ihr Computer startet neu und führt einen Test durch. Dies kann einige Minuten dauern. Wenn Fehler gefunden werden, wird Ihnen dies nach dem Neustart in einer Benachrichtigung angezeigt.
* **MemTest86 (detaillierterer Test):**
1. Dies ist ein wesentlich gründlicherer Test, der von einem bootfähigen USB-Stick ausgeführt wird.
2. Laden Sie MemTest86 von der offiziellen Website herunter (suchen Sie nach „MemTest86 download”).
3. Folgen Sie den Anweisungen, um ein bootfähiges USB-Laufwerk zu erstellen (z.B. mit Rufus).
4. Starten Sie Ihren PC vom USB-Stick (möglicherweise müssen Sie die Boot-Reihenfolge im BIOS/UEFI ändern).
5. Lassen Sie den Test mehrere Stunden oder über Nacht laufen. Mehrere Durchläufe sind ideal. Auch ein einziger Fehler deutet auf defekten RAM hin.
* **Physische Überprüfung des RAM:**
1. Schalten Sie Ihren Computer vollständig aus und trennen Sie ihn vom Stromnetz.
2. Öffnen Sie das Computergehäuse.
3. Entfernen Sie alle RAM-Module und stecken Sie sie wieder fest ein, um sicherzustellen, dass sie korrekt sitzen.
4. Wenn Sie mehrere RAM-Module haben, testen Sie diese einzeln. Nehmen Sie alle bis auf eines heraus und testen Sie den PC. Wenn der Fehler auftritt, tauschen Sie das Modul aus. Wiederholen Sie dies für jedes Modul. Wenn der Fehler bei einem bestimmten Modul immer wieder auftritt, ist dieses wahrscheinlich defekt und muss ersetzt werden.
#### 2. Aktualisieren oder Rollback von Gerätetreibern
Veraltete oder beschädigte Treiber sind eine häufige Ursache für BSODs.
* **Im Geräte-Manager:**
1. Drücken Sie `Win + X` und wählen Sie „Geräte-Manager”.
2. Suchen Sie nach gelben Ausrufezeichen, die auf Probleme hinweisen.
3. **Besondere Aufmerksamkeit** schenken Sie den Kategorien „Grafikkarten”, „Netzwerkadapter”, „IDE ATA/ATAPI-Controller” und „Systemgeräte” (Chipsatztreiber).
4. Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf ein Gerät und wählen Sie „Treiber aktualisieren”. Wählen Sie „Automatisch nach aktualisierter Treibersoftware suchen”.
5. **Manuelle Aktualisierung:** Besuchen Sie die Websites der Hersteller Ihrer Hardware (Grafikkarte: NVIDIA, AMD, Intel; Motherboard/Chipsatz: Intel, AMD, ASUS, Gigabyte, MSI etc.) und laden Sie die neuesten Treiber für Ihr Betriebssystem herunter. Installieren Sie diese.
* **Treiber-Rollback:** Wenn der Fehler nach einem kürzlichen Treiberupdate aufgetreten ist, können Sie versuchen, den Treiber zurückzusetzen:
1. Im Geräte-Manager: Rechtsklick auf das Gerät -> „Eigenschaften” -> „Treiber” -Tab.
2. Wenn die Option „Vorheriger Treiber” (oder „Rollback”) verfügbar ist, klicken Sie darauf.
#### 3. Überprüfen und Reparieren von Systemdateien
Beschädigte Windows-Systemdateien können ebenfalls für den Fehler verantwortlich sein.
* **System File Checker (SFC):**
1. Öffnen Sie die Eingabeaufforderung als Administrator (suchen Sie nach „cmd”, Rechtsklick -> „Als Administrator ausführen”).
2. Geben Sie den Befehl `sfc /scannow` ein und drücken Sie Enter.
3. Der SFC-Scan überprüft und repariert beschädigte Windows-Systemdateien. Lassen Sie den Vorgang vollständig abschließen.
* **Deployment Image Servicing and Management (DISM):**
1. Wenn SFC keine Probleme beheben konnte, verwenden Sie DISM, um das Windows-Image zu reparieren, auf dem SFC basiert.
2. Öffnen Sie erneut die Eingabeaufforderung als Administrator.
3. Geben Sie die folgenden Befehle nacheinander ein und drücken Sie nach jedem Enter:
* `DISM /Online /Cleanup-Image /CheckHealth` (Prüft den Zustand)
* `DISM /Online /Cleanup-Image /ScanHealth` (Scannt auf Beschädigungen)
* `DISM /Online /Cleanup-Image /RestoreHealth` (Repariert das Image)
4. Starten Sie nach Abschluss der DISM-Befehle den PC neu und führen Sie `sfc /scannow` erneut aus.
#### 4. Überprüfen der Festplatte auf Fehler
Probleme mit Ihrer Festplatte können auch zu Datenkorruption und somit zu BSODs führen.
* **CHKDSK:**
1. Öffnen Sie die Eingabeaufforderung als Administrator.
2. Geben Sie den Befehl `chkdsk /f /r` ein und drücken Sie Enter.
3. Wenn Sie gefragt werden, ob der Scan beim nächsten Neustart ausgeführt werden soll, bestätigen Sie mit `J` (Ja) und starten Sie den Computer neu.
4. CHKDSK überprüft die Festplatte auf fehlerhafte Sektoren und versucht, diese zu reparieren und lesbare Daten wiederherzustellen.
* **S.M.A.R.T. Status überprüfen:** Tools wie CrystalDiskInfo oder sogar das Windows-Ereignisprotokoll können Ihnen Auskunft über den Gesundheitszustand Ihrer Festplatte geben. Wenn Warnungen angezeigt werden, ist ein Austausch der Festplatte ratsam.
#### 5. Malware-Scan durchführen
Malware kann das System destabilisieren und Speicherprobleme verursachen.
1. Führen Sie einen vollständigen Scan mit Ihrem bevorzugten Antivirenprogramm (z.B. **Windows Defender**) durch.
2. Erwägen Sie die Verwendung eines spezialisierten Malware-Scanners wie Malwarebytes für einen zweiten Scan.
#### 6. Kürzlich installierte Software deinstallieren
Wenn der Fehler nach der Installation eines neuen Programms auftrat, könnte dieses die Ursache sein.
1. Drücken Sie `Win + I`, um die Einstellungen zu öffnen.
2. Gehen Sie zu „Apps” > „Apps & Features”.
3. Sortieren Sie die Liste nach „Installationsdatum” und deinstallieren Sie Programme, die Sie kürzlich installiert haben und die verdächtig erscheinen.
4. Wenn Sie vor dem Problem einen **Systemwiederherstellungspunkt** erstellt haben, können Sie versuchen, Ihr System auf diesen Punkt zurückzusetzen.
#### 7. Schnellstart deaktivieren
Obwohl der Schnellstart das Hochfahren beschleunigt, kann er manchmal Probleme mit Treibern und Hardware-Initialisierung verursachen.
1. Drücken Sie `Win + R`, geben Sie `powercfg.cpl` ein und drücken Sie Enter.
2. Klicken Sie auf „Auswählen, was beim Drücken von Netzschaltern geschehen soll”.
3. Klicken Sie auf „Einige Einstellungen sind momentan nicht verfügbar”.
4. Deaktivieren Sie das Kontrollkästchen „Schnellstart aktivieren (empfohlen)”.
5. Klicken Sie auf „Änderungen speichern” und starten Sie den PC neu.
#### 8. BIOS/UEFI aktualisieren und Einstellungen überprüfen
Veraltete Firmware oder falsche Einstellungen können ebenfalls Speicherprobleme verursachen.
* **BIOS/UEFI-Update:** Besuchen Sie die Website des Herstellers Ihres Motherboards und suchen Sie nach dem neuesten BIOS/UEFI-Update für Ihr Modell. **Seien Sie hier äußerst vorsichtig!** Ein fehlerhaftes Update kann Ihr System unbrauchbar machen. Befolgen Sie die Anweisungen des Herstellers genau.
* **BIOS/UEFI-Einstellungen:**
1. Setzen Sie die BIOS/UEFI-Einstellungen auf die Standardwerte zurück („Load Optimized Defaults” oder ähnlich).
2. Wenn Sie RAM-Profile wie XMP (Intel) oder DOCP (AMD) aktiviert haben, versuchen Sie, diese zu deaktivieren. Manchmal sind diese Übertaktungsprofile nicht vollständig stabil und können zu „Page fault in nonpaged area”-Fehlern führen.
#### 9. Windows neu installieren (Letzte Option)
Wenn alle anderen Schritte fehlschlagen, könnte eine Neuinstallation von Windows die letzte Lösung sein. Dies behebt in der Regel alle softwarebedingten Probleme, einschließlich korrupter Systemdateien und Treiberkonflikte.
* **Daten sichern:** Stellen Sie sicher, dass Sie alle wichtigen Daten auf einer externen Festplatte oder in der Cloud gesichert haben, bevor Sie diesen Schritt ausführen.
* **Optionen:**
* **”Diesen PC zurücksetzen”:** Eine Option in Windows-Einstellungen, die Windows neu installiert, aber Ihre persönlichen Dateien beibehalten kann (obwohl eine Sicherung immer noch ratsam ist).
* **Saubere Neuinstallation:** Von einem bootfähigen USB-Stick aus. Dies ist die gründlichste Methode.
### Prävention: So vermeiden Sie zukünftige Bluescreen-Fehler
Um das Risiko weiterer BSODs zu minimieren, beachten Sie folgende Tipps:
* **Regelmäßige Updates:** Halten Sie Windows und Ihre Gerätetreiber stets auf dem neuesten Stand.
* **Antivirensoftware:** Verwenden Sie eine gute Antivirensoftware und führen Sie regelmäßige Scans durch.
* **Hardware-Überwachung:** Achten Sie auf Anzeichen von Hardware-Problemen (z.B. ungewöhnliche Geräusche, Überhitzung).
* **Sichere Software:** Installieren Sie Software nur aus vertrauenswürdigen Quellen.
* **Ordentliches Herunterfahren:** Fahren Sie Ihren PC immer ordnungsgemäß herunter, anstatt ihn einfach auszuschalten.
* **Datenpflege:** Führen Sie gelegentlich chkdsk-Scans durch und überwachen Sie den Zustand Ihrer Festplatte.
### Fazit
Der Bluescreen-Fehler **”Page fault in nonpaged area”** mag beängstigend wirken, aber er ist ein klares Signal dafür, dass Ihr System Hilfe benötigt. Indem Sie die hier beschriebenen Schritte systematisch durchgehen, können Sie die Ursache des Problems eingrenzen und in den meisten Fällen erfolgreich beheben. Beginnen Sie mit den RAM-Tests, da diese am häufigsten zum Erfolg führen, und arbeiten Sie sich durch die Software-Lösungen. Sollten Sie sich bei einem der Schritte unsicher fühlen oder der Fehler nach allen Versuchen weiterhin bestehen, zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Mit Geduld und den richtigen Werkzeugen können Sie Ihrem Computer wieder zu voller Stabilität verhelfen.