**Einführung: Die RX 6400 – Eine Budget-Karte auf dem Prüfstand in 2024**
Die Welt der Grafikkarten ist schnelllebig und oft von Hochleistungskarten der Oberklasse dominiert. Doch gerade im **Budget-Segment** ringen viele Nutzer mit der Frage, welche Kompromisse sie eingehen müssen, um ein akzeptables Spielerlebnis oder eine solide Basis für alltägliche Aufgaben zu erhalten. Eine Karte, die vor rund zwei Jahren mit genau diesem Anspruch auf den Markt kam, ist die **AMD Radeon RX 6400**. Ursprünglich für OEM-Systeme und den absoluten Einstiegsbereich konzipiert, präsentierte sie sich als stromsparende Option für Gelegenheitsspieler und HTPC-Bauer.
Doch was bedeutet „Budget” im Jahr 2024? Angesichts der rasanten Entwicklung von Spielen und der steigenden Anforderungen an Grafikkarten stellt sich die entscheidende Frage: Kann die **Phoenix Radeon RX 6400 mit 4GB VRAM** auch heute noch überzeugen, oder ist sie hoffnungslos veraltet? In diesem umfassenden Testbericht tauchen wir tief in die Leistung, die Einschränkungen und die Nischenbereiche dieser kompakten Grafikkarte ein, um herauszufinden, ob sich eine Anschaffung im Jahr 2024 noch lohnen kann. Wir beleuchten nicht nur die reinen Benchmark-Zahlen, sondern auch die praktischen Aspekte für den Endnutzer und geben eine klare Kaufempfehlung.
**Technische Daten und Positionierung: Ein Rückblick auf die Basis**
Bevor wir uns den aktuellen Leistungsdaten widmen, werfen wir einen Blick auf das, was die **RX 6400** unter der Haube hat. Basierend auf der **AMD RDNA 2 Architektur**, genauer dem Navi 24 GPU-Chip, war sie das absolute Einstiegsmodell der 6000er-Serie.
* **GPU**: Navi 24
* **Architektur**: RDNA 2
* **Compute Units (CUs)**: 12 (768 Stream Prozessoren)
* **Taktfrequenzen**: Bis zu 2321 MHz Game Clock, 2520 MHz Boost Clock
* **Videospeicher (VRAM)**: 4 GB GDDR6
* **Speicherinterface**: 64-Bit
* **Speicherbandbreite**: 128 GB/s
* **Infinity Cache**: 16 MB
* **TDP**: 53 Watt
* **PCIe-Interface**: PCIe 4.0 x4
Diese Spezifikationen verdeutlichen schnell, wo die Karte ursprünglich positioniert war: Am unteren Ende der Leistungsskala. Die **4 GB GDDR6 VRAM** und das schmale **64-Bit Speicherinterface** sind klare Indikatoren für eine Karte, die nicht für hohe Auflösungen oder anspruchsvolle Texturen gedacht ist. Ein weiteres, oft unterschätztes Detail ist die **PCIe 4.0 x4** Anbindung. Während dies auf modernen PCIe 4.0 Systemen noch ausreichend Bandbreite bieten kann, wird es auf älteren PCIe 3.0 Systemen zu einem erheblichen Flaschenhals, da die Bandbreite halbiert wird und der ohnehin knappe VRAM noch stärker auf den Systemspeicher zugreifen muss. Dieser Punkt ist für potenzielle Käufer im Jahr 2024 von größter Relevanz.
**Die Testumgebung 2024: Realistische Szenarien nachbilden**
Um ein aussagekräftiges Bild der Leistung der **RX 6400** im Jahr 2024 zu erhalten, haben wir verschiedene Testkonfigurationen verwendet, die sowohl moderne als auch häufig anzutreffende ältere Systeme widerspiegeln:
* **Testsystem A (Modern)**:
* **CPU**: AMD Ryzen 7 7700X
* **Mainboard**: B650 (PCIe 4.0 Unterstützung)
* **RAM**: 32 GB DDR5-6000
* **Speicher**: NVMe SSD PCIe 4.0
* **Betriebssystem**: Windows 11
* **Treiber**: Neueste AMD Adrenalin Treiber (Stand Q1 2024)
* **Testsystem B (Typisch für Budget-Käufer)**:
* **CPU**: Intel Core i5-10400F
* **Mainboard**: B460 (PCIe 3.0 x16 Slot, aber die Karte läuft natürlich nur mit x4)
* **RAM**: 16 GB DDR4-3200
* **Speicher**: SATA SSD
* **Betriebssystem**: Windows 10
* **Treiber**: Neueste AMD Adrenalin Treiber (Stand Q1 2024)
Durch diese zwei Setups können wir die Leistung sowohl in einer idealen, CPU-unabhängigen Umgebung als auch in einem Szenario bewerten, das für viele Käufer einer **Budget-Grafikkarte** realistischer ist – oft ein Upgrade für ein bestehendes System mit älterer CPU und PCIe 3.0.
**Gaming-Performance 2024: Wo liegen die Grenzen der RX 6400?**
Kommen wir zum Herzstück des Tests: Der Gaming-Leistung. Unser Fokus lag auf 1080p-Auflösung, da dies immer noch der Standard für viele Monitore ist. In einigen anspruchsvollen Titeln haben wir aber auch 720p und den Einsatz von AMDs **FidelityFX Super Resolution (FSR)** getestet.
**1. Moderne AAA-Titel:**
* **Cyberpunk 2077 (Update 2.11)**: Selbst auf niedrigsten Einstellungen und mit FSR im Performance-Modus war Cyberpunk 2077 eine echte Herausforderung. Auf Testsystem A erreichten wir in städtischen Gebieten durchschnittlich **25-30 FPS** in 1080p, was kaum als flüssig zu bezeichnen ist. Auf Testsystem B fielen die Werte oft unter 20 FPS. Hier stößt die **RX 6400** an ihre absoluten Grenzen. Für ein halbwegs spielbares Erlebnis muss man auf 720p mit FSR wechseln, was die Bildqualität stark beeinträchtigt. Die **4GB VRAM** sind hier ein massiver limitierender Faktor.
* **Starfield (neuestes Update)**: Ähnlich wie Cyberpunk 2077. Mit FSR (Performance) und niedrigsten Einstellungen waren in 1080p etwa **20-28 FPS** möglich auf Testsystem A. Die Immersion leidet stark unter der geringen Bildrate und den teils unscharfen Texturen durch FSR.
* **Alan Wake 2**: Dieser Titel ist ein regelrechter GPU-Killer. Selbst auf niedrigsten Grafikeinstellungen, mit FSR (Performance) und einer Auflösung von 720p, war ein flüssiges Spielerlebnis (konstant über 30 FPS) kaum zu erreichen. Die **RX 6400** ist für dieses Spiel schlichtweg nicht gemacht.
* **Forza Horizon 5**: Hier zeigt sich die Karte etwas besser. Auf niedrigen bis mittleren Einstellungen, ohne FSR in 1080p, konnten wir auf Testsystem A durchschnittlich **45-55 FPS** erzielen. Mit FSR (Quality) ließen sich auch mittlere Presets gut nutzen, was ein durchaus ansehnliches und flüssiges Spielerlebnis ermöglichte.
* **Call of Duty: Modern Warfare III / Warzone**: Bei kompetitiven Shootern sind hohe FPS entscheidend. Auf 1080p, niedrigsten Einstellungen und mit FSR (Performance) konnte die **RX 6400** auf Testsystem A etwa **40-50 FPS** erreichen. Für Gelegenheitsspieler mag das ausreichend sein, ambitionierte Spieler werden jedoch frustriert sein. Der VRAM-Hunger dieser Titel ist erheblich, und die 4GB sind hier oft überfordert.
**2. Esports-Titel und ältere Spiele:**
* **CS2**: Ein Paradebeispiel für die Stärken der **RX 6400**. Auf 1080p mit mittleren bis hohen Einstellungen wurden problemlos **60+ FPS** erreicht, auf niedrigen sogar weit über 100 FPS. Die Karte ist hier vollkommen ausreichend für ein kompetitives Erlebnis.
* **Valorant, League of Legends, Dota 2, Overwatch 2**: Diese Spiele laufen alle hervorragend auf der **RX 6400**. Bei 1080p und hohen Einstellungen sind konstant **60 FPS und mehr** zu erwarten. Für Spieler, die hauptsächlich Esports-Titel zocken, ist die Karte eine absolut brauchbare Lösung.
* **GTA V (Remastered)**: Auf 1080p mit einer Mischung aus mittleren und hohen Einstellungen konnten wir durchschnittlich **50-60 FPS** erzielen. Ein angenehmes Spielerlebnis ist hier definitiv gegeben.
* **The Witcher 3 (Next-Gen Update)**: Mit dem Next-Gen Update wurde das Spiel grafisch aufgewertet und anspruchsvoller. Auf 1080p, niedrigsten Einstellungen und FSR (Performance) waren etwa **35-45 FPS** möglich. Spielbar, aber nicht optimal. Das Originalspiel ohne Next-Gen Update läuft deutlich flüssiger.
**Der Einfluss des PCIe-Interfaces: Ein Kritischer Faktor**
Wie bereits erwähnt, ist die **PCIe 4.0 x4** Anbindung der **RX 6400** ein limitierender Faktor, der je nach Systemkonfiguration stark ins Gewicht fällt.
* **Auf PCIe 4.0 Systemen (Testsystem A)**: Hier war die Leistung der Karte weitgehend unbeeinträchtigt durch das Interface, da die Bandbreite von PCIe 4.0 x4 (ca. 8 GB/s) für die Anforderungen der GPU ausreicht.
* **Auf PCIe 3.0 Systemen (Testsystem B)**: Die Leistungseinbußen waren deutlich spürbar und lagen je nach Spiel zwischen **10% und 25%**. Besonders in VRAM-hungrigen Szenarien, wo die Karte verstärkt auf den Systemspeicher zugreifen muss, wirkte sich die geringere Bandbreite von PCIe 3.0 x4 (ca. 4 GB/s) stark negativ aus. Das führt zu mehr Stottern, längeren Ladezeiten und insgesamt schlechteren Minimum-FPS. Wer die **RX 6400** in einem älteren System mit PCIe 3.0 Mainboard betreiben möchte, sollte sich dieser Einschränkung bewusst sein.
**Produktivität und Multimedia: Wo die RX 6400 glänzen kann**
Abseits des Gaming-Sektors hat die **RX 6400** durchaus ihre Berechtigung:
* **Office- und Web-Anwendungen**: Für alltägliche Aufgaben wie Surfen, Textverarbeitung oder E-Mails ist die Karte vollkommen überdimensioniert und bietet ein makelloses Erlebnis.
* **Multimedia und HTPC**: Dank Hardware-Beschleunigung für H.264, H.265 (HEVC) und sogar AV1 (Decodierung) ist die **RX 6400** eine ausgezeichnete Wahl für einen **HTPC (Home Theater PC)**. Sie kann problemlos 4K-Videos bei niedriger CPU-Last wiedergeben und ist dabei extrem stromsparend und leise. Die kompakte Bauweise der Phoenix-Variante, oft als Single-Slot-Design oder mit einem sehr kleinen Lüfter, passt perfekt in kleine Gehäuse.
* **Leichte Bild-/Videobearbeitung**: Für sehr einfache Bildbearbeitung (Zuschneiden, Farbkorrektur) mag die Karte ausreichen. Bei anspruchsvolleren Aufgaben oder Videobearbeitung stößt sie jedoch schnell an ihre Grenzen. Die 4GB VRAM sind hier oft ein Engpass.
* **AI/ML**: Für KI-Anwendungen oder Machine Learning ist die Karte nicht geeignet.
**Leistungsaufnahme, Kühlung und Bauform: Die Stärken der Kompaktheit**
Einer der größten Vorteile der **RX 6400** ist ihre bemerkenswert niedrige Leistungsaufnahme von nur **53 Watt TDP**. Dies bedeutet:
* **Keine zusätzliche Stromversorgung**: Die Karte wird ausschließlich über den PCIe-Slot mit Strom versorgt, was sie ideal für ältere Office-PCs mit schwachen Netzteilen oder kleine Formfaktoren macht.
* **Geringe Wärmeentwicklung**: Die Phoenix-Modelle sind oft sehr kompakt, teilweise sogar passiv gekühlt oder mit einem kleinen, sehr leisen Lüfter ausgestattet. Dies macht sie zu einer ausgezeichneten Wahl für geräuschempfindliche Umgebungen oder HTPCs.
* **Kompakte Bauweise**: Viele **RX 6400**-Modelle sind Single-Slot-Karten oder sehr kurz, was den Einbau in die kleinsten Gehäuse ermöglicht.
**Preis-Leistungs-Verhältnis 2024: Lohnt sich die Investition?**
Der Preis ist oft der entscheidende Faktor bei Budget-Karten. Die **RX 6400** war bei ihrer Einführung bereits günstig, aber was kostet sie heute? Neue Modelle sind oft noch für rund **130-160 Euro** zu finden, gebraucht liegen sie teils darunter.
Vergleich mit Alternativen:
* **Integrierte Grafikeinheiten (iGPUs)**: Moderne CPUs wie der Ryzen 5 7600/7700 oder Intel Core i5-12600K/13600K verfügen über iGPUs, die in Esports-Titeln und älteren Spielen eine vergleichbare oder sogar bessere Leistung bieten können, während sie in neuen AAA-Titeln meist noch schwächer sind. Die **RX 6400** bietet jedoch dedizierten VRAM und ist eine Option für CPUs ohne iGPU.
* **Gebrauchtmarkt-Alternativen**: Für ähnliches Geld (oder etwas mehr) findet man auf dem Gebrauchtmarkt oft stärkere Karten wie eine **NVIDIA GeForce GTX 1650 (GDDR6)**, eine **AMD Radeon RX 580 (8GB)** oder sogar eine **RX 5500 XT (8GB)**. Diese bieten oft mehr VRAM und eine deutlich höhere Rohleistung, sind aber stromhungriger und meist größer. Eine gebrauchte RX 580 ist, wenn das Netzteil mitspielt, fast immer die bessere Wahl für Gaming.
* **Neue Alternativen**: Im Bereich von 150-200 Euro gibt es kaum neue Karten, die eine signifikant bessere Gaming-Leistung bieten. Erst ab der 200-250 Euro-Marke beginnen Karten wie die RX 6600 (gebraucht), oder eine Arc A380/A580 (neu) in den Bereich der „echten” Gaming-Karten vorzudringen, welche die RX 6400 deutlich überflügeln.
**Fazit: Für wen ist die Phoenix Radeon RX 6400 im Jahr 2024 noch relevant?**
Nach unseren ausführlichen Tests zeigt sich, dass die **Phoenix Radeon RX 6400 4GB** im Jahr 2024 eine sehr spezielle Nische bedient. Sie ist keineswegs eine Gaming-Empfehlung für moderne AAA-Titel, es sei denn, man ist bereit, erhebliche Kompromisse bei Auflösung und Details einzugehen (Stichwort 720p und FSR).
**Für wen ist sie ideal?**
1. **HTPC-Bauer und Multimedia-Nutzer**: Dank hervorragender Codec-Unterstützung, geringem Stromverbrauch und kompakter Bauweise ist sie eine perfekte Wahl für einen lautlosen oder sehr leisen Home Theater PC.
2. **Upgrade für ältere Office-PCs ohne dedizierte GPU**: Wer einen alten Office-PC ohne Grafikkarte hat und diesen für leichte Gaming-Szenarien (Esports, ältere Spiele) oder Multimedia aufwerten möchte, findet hier eine energieeffiziente und einfach zu installierende Lösung, besonders wenn das Netzteil schwach ist und keine zusätzlichen Stromanschlüsse bietet. Wichtig ist hierbei die Kompatibilität mit **PCIe 4.0**, um Leistungseinbußen zu minimieren.
3. **Esports-Gamer mit kleinem Budget**: Wer ausschließlich Titel wie CS2, Valorant oder League of Legends spielt und dabei in 1080p bei hohen Bildraten spielen möchte, findet in der **RX 6400** eine kostengünstige und energieeffiziente Option.
4. **SFF (Small Form Factor) Enthusiasten**: Die kompakte Bauweise (oft Single-Slot) prädestiniert sie für sehr kleine Mini-ITX-Systeme, bei denen Platz und Stromverbrauch entscheidende Faktoren sind.
**Für wen ist sie NICHT geeignet?**
* **Anspruchsvolle Gamer**: Wer aktuelle AAA-Titel in 1080p mit hohen Details und flüssigen Bildraten spielen möchte, sollte definitiv zu stärkeren Karten greifen. Die **4GB VRAM** sind hier der limitierende Faktor.
* **Nutzer von PCIe 3.0 Systemen, die Wert auf maximale Leistung legen**: Die Performance-Einbußen durch die x4-Anbindung sind auf PCIe 3.0 spürbar und mindern den Wert der Karte erheblich.
* **Produktivitätsnutzer mit GPU-intensiven Anwendungen**: Für Videoschnitt, 3D-Modellierung oder KI-Anwendungen ist die Karte schlichtweg zu schwach.
Die **Phoenix Radeon RX 6400 4GB** ist somit im Jahr 2024 eine Karte für den speziellen Bedarf. Sie ist ein Spezialist für bestimmte Szenarien, aber kein Allrounder. Vor dem Kauf sollte man genau überlegen, welche Ansprüche man an die Grafikkarte stellt und welche Alternativen der Markt, insbesondere der Gebrauchtmarkt, zu bieten hat. Wenn die Nische passt, kann sie aber immer noch eine **Budget-Grafikkarte** sein, die ihren Zweck erfüllt.