Kennen Sie das Gefühl? Sie sitzen vor Ihrem Computer, der immer langsamer wird, und der Festplattenspeicher schwindet dahin, obwohl Sie kaum neue Programme installiert haben. Ein häufiger Übeltäter sind dabei alte, ungenutzte oder vorinstallierte Apps aus dem Microsoft Store, die sich hartnäckig weigern, Ihren Rechner zu verlassen. Diese Apps, oft auch als UWP (Universal Windows Platform) Apps bezeichnet, können nicht nur wertvollen Speicherplatz belegen, sondern auch im Hintergrund Systemressourcen verbrauchen und so die Gesamtleistung Ihres Systems beeinträchtigen.
Es ist ein frustrierendes Problem, das viele Windows-Nutzer plagt: Man versucht, eine App über die gewohnten Wege zu deinstallieren, aber sie taucht immer wieder auf oder lässt sich gar nicht erst entfernen. Doch keine Sorge, in diesem umfassenden Guide zeigen wir Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie selbst die hartnäckigsten MS Store Apps deinstallieren können. Machen Sie sich bereit, Ihr Windows zu entrümpeln, Speicherplatz freizugeben und die Leistung Ihres PCs spürbar zu verbessern!
Das Problem verstehen: Warum sind manche MS Store Apps so hartnäckig?
Bevor wir uns den Lösungen widmen, ist es wichtig zu verstehen, warum bestimmte MS Store Apps so schwer zu entfernen sind. Es gibt mehrere Gründe dafür:
- Vorinstallierte System-Apps (Bloatware): Viele Apps wie „Mail und Kalender”, „Filme & TV”, „3D Viewer” oder sogar „Xbox” sind standardmäßig in Windows 10 und 11 vorinstalliert. Microsoft betrachtet diese oft als integralen Bestandteil des Betriebssystems oder als wichtige Funktionen, auch wenn nicht jeder Nutzer sie benötigt. Daher fehlt oft eine einfache Deinstallationsoption.
- Fehlende Berechtigungen: Manchmal liegt es an fehlenden Administratorrechten oder dass die App von einem anderen Benutzerkonto installiert wurde, was die Deinstallation erschwert.
- Fehlerhafte Installationen: Wenn eine App nicht korrekt installiert wurde oder Daten beschädigt sind, kann dies ebenfalls zu Problemen bei der Deinstallation führen.
- Tiefe Systemintegration: Einige UWP-Apps sind tiefer in das Betriebssystem integriert als herkömmliche Desktop-Programme und erfordern spezielle Befehle, um vollständig entfernt zu werden.
Diese Faktoren tragen dazu bei, dass die Standardmethoden zur Deinstallation oft an ihre Grenzen stoßen. Aber keine Angst, wir haben die Werkzeuge, um diesen Apps den Garaus zu machen!
Standardmethoden zur Deinstallation (und wann sie versagen)
Die meisten Nutzer versuchen zunächst die offensichtlichen Wege, um eine App zu entfernen. Für viele reguläre Apps funktionieren diese Methoden auch einwandfrei. Es ist immer ratsam, diese Schritte zuerst auszuprobieren, bevor man zu fortgeschrittenen Techniken übergeht.
Methode 1: Über das Startmenü
Dies ist der schnellste Weg für die meisten Apps:
- Öffnen Sie das Startmenü.
- Suchen Sie die unerwünschte App in der App-Liste oder über die Suchfunktion.
- Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf die App.
- Wählen Sie „Deinstallieren” aus dem Kontextmenü.
- Bestätigen Sie die Deinstallation, falls eine Abfrage erscheint.
Warum es manchmal nicht funktioniert: Bei vielen vorinstallierten Microsoft-Apps fehlt die Option „Deinstallieren” im Kontextmenü. Oder die App wird zwar deinstalliert, taucht aber nach einem Systemupdate wieder auf.
Methode 2: Über die Windows-Einstellungen
Diese Methode bietet eine umfassendere Übersicht über installierte Apps:
- Öffnen Sie die Einstellungen (Windows-Taste + I).
- Navigieren Sie zu „Apps” > „Apps & Features„.
- Suchen Sie in der Liste der installierten Apps nach der gewünschten Anwendung. Sie können die Liste auch sortieren oder durchsuchen.
- Klicken Sie auf die App und wählen Sie dann „Deinstallieren„.
- Bestätigen Sie die Deinstallation.
Warum es manchmal nicht funktioniert: Auch hier kann es sein, dass die Option „Deinstallieren” ausgegraut ist oder schlichtweg nicht vorhanden ist. Besonders bei tief integrierten oder als „Systemkomponente” eingestuften Apps ist dies oft der Fall.
Fortgeschrittene Methoden: So deinstallieren Sie wirklich hartnäckige Apps
Wenn die Standardmethoden fehlschlagen, müssen Sie zu mächtigeren Werkzeugen greifen. Die erste Wahl für fortgeschrittene Nutzer ist die PowerShell, ein Kommandozeilen-Tool mit weitreichenden Systemzugriffen. Aber keine Sorge, wir führen Sie sicher durch diesen Prozess.
Wichtiger Hinweis vorab: Systemwiederherstellungspunkt erstellen!
Bevor Sie beginnen, ist es unerlässlich, einen Systemwiederherstellungspunkt zu erstellen. Falls etwas schiefgeht oder Sie versehentlich eine wichtige App entfernen, können Sie Ihr System damit auf den Zustand vor den Änderungen zurücksetzen. Gehen Sie dazu wie folgt vor:
- Geben Sie „Wiederherstellungspunkt” in die Windows-Suche ein und wählen Sie „Wiederherstellungspunkt erstellen”.
- Klicken Sie im Reiter „Systemschutz” auf „Erstellen…”.
- Geben Sie einen aussagekräftigen Namen ein (z.B. „Vor App-Deinstallation”) und klicken Sie auf „Erstellen”.
Methode 3: Deinstallation über PowerShell (Der effektivste Weg)
Die PowerShell ist das ultimative Werkzeug, um UWP-Apps zu entfernen, die sich über die normalen Wege nicht deinstallieren lassen. Achten Sie genau auf die Befehle, um keine kritischen Systemkomponenten zu entfernen!
Schritt 1: PowerShell als Administrator öffnen
- Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf das Startmenü-Symbol (oder drücken Sie Windows-Taste + X).
- Wählen Sie „Windows PowerShell (Administrator)” oder „Terminal (Administrator)” (in Windows 11). Bestätigen Sie die Benutzerkontensteuerung.
Schritt 2: Alle installierten AppX-Pakete auflisten
Um zu wissen, welche App Sie entfernen möchten, müssen Sie ihren genauen Paketnamen kennen. Geben Sie den folgenden Befehl ein und drücken Sie Enter:
Get-AppxPackage -AllUsers | Select Name, PackageFullName
Dieser Befehl listet alle auf Ihrem System installierten UWP-Apps auf, zusammen mit ihrem Namen und dem vollständigen Paketnamen. Die Ausgabe kann sehr lang sein. Scrollen Sie durch die Liste oder kopieren Sie sie in einen Texteditor, um die gewünschte App zu finden.
Tipp: Wenn Sie nach einer bestimmten App suchen, können Sie den Befehl filtern:
Get-AppxPackage -AllUsers | Where-Object {$_.Name -like "*NameDerApp*"} | Select Name, PackageFullName
Ersetzen Sie *NameDerApp* durch einen Teil des Namens der App, die Sie suchen. Zum Beispiel für „Mail und Kalender”:
Get-AppxPackage -AllUsers | Where-Object {$_.Name -like "*Mail*"} | Select Name, PackageFullName
Notieren Sie sich den vollständigen PackageFullName der App, die Sie deinstallieren möchten. Dieser ist entscheidend für den nächsten Schritt.
Schritt 3: Eine spezifische App deinstallieren
Sobald Sie den genauen PackageFullName haben, können Sie die App mit folgendem Befehl entfernen:
Remove-AppxPackage -Package "HIER_KOMMT_DER_PACKAGEFULLNAME_EIN"
Beispiel: Wenn Sie die 3D Viewer App entfernen möchten und ihr PackageFullName lautet Microsoft.Microsoft3DViewer_7.2108.0.0_x64__8wekyb3d8bbwe, dann lautet der Befehl:
Remove-AppxPackage -Package "Microsoft.Microsoft3DViewer_7.2108.0.0_x64__8wekyb3d8bbwe"
Fügen Sie den vollständigen Paketnamen innerhalb der Anführungszeichen ein.
Die PowerShell zeigt Ihnen möglicherweise keine Bestätigung an, aber die App sollte nun deinstalliert sein. Überprüfen Sie dies, indem Sie im Startmenü oder in den Einstellungen nach der App suchen.
Apps für alle Benutzerkonten entfernen (empfohlen für System-Apps)
Der obige Befehl entfernt die App nur für das aktuell angemeldete Benutzerprofil. Wenn Sie eine vorinstallierte App systemweit für alle Benutzer entfernen möchten, verwenden Sie diesen Befehl:
Get-AppxPackage -AllUsers -Name "NameDerApp" | Remove-AppxPackage -AllUsers
Hier ersetzen Sie "NameDerApp" durch den *kurzen Namen* der App, den Sie in der Liste Get-AppxPackage -AllUsers | Select Name, PackageFullName in der Spalte „Name” gefunden haben. Zum Beispiel für „Mail und Kalender” wäre der kurze Name oft microsoft.windowscommunicationsapps. Für den 3D Viewer wäre es Microsoft.Microsoft3DViewer.
Beispiel für Mail und Kalender:
Get-AppxPackage -AllUsers -Name "microsoft.windowscommunicationsapps" | Remove-AppxPackage -AllUsers
Dies ist besonders nützlich, um die sogenannte Windows-Bloatware zu entfernen, die bei jeder Neuinstallation von Windows vorhanden ist.
Vorsicht bei der Deinstallation kritischer Apps
Seien Sie äußerst vorsichtig bei der Deinstallation von Apps wie „Microsoft.Windows.ShellExperienceHost”, „Microsoft.Windows.Cortana” oder „Microsoft.Windows.StartMenuExperienceHost”, da diese tief in das Windows-System integriert sind und deren Entfernung zu Instabilität oder Fehlfunktionen führen kann. Im Zweifelsfall lassen Sie diese besser in Ruhe.
Eine Liste häufig deinstallierter Apps und ihre Paketnamen (Beispiele):
- 3D Viewer:
Microsoft.Microsoft3DViewer - Alarms & Clock (Wecker & Uhr):
Microsoft.WindowsAlarms - Calculator (Rechner):
Microsoft.WindowsCalculator - Calendar and Mail (Mail und Kalender):
microsoft.windowscommunicationsapps - Camera (Kamera):
Microsoft.WindowsCamera - Feedback Hub:
Microsoft.WindowsFeedbackHub - Groove Music:
Microsoft.ZuneMusic - Maps (Karten):
Microsoft.WindowsMaps - Microsoft Solitaire Collection:
Microsoft.MicrosoftSolitaireCollection - Mixed Reality Viewer:
Microsoft.MicrosoftMixedReality.Viewer - Movies & TV (Filme & TV):
Microsoft.ZuneVideo - News (Nachrichten):
Microsoft.BingNews - OneNote:
Microsoft.OneNote - Paint 3D:
Microsoft.MSPaint - Photos (Fotos):
Microsoft.Windows.Photos - Skype:
Microsoft.SkypeApp - Snip & Sketch (Ausschneiden & Skizzieren):
Microsoft.ScreenSketch - Sticky Notes (Kurznotizen):
Microsoft.MicrosoftStickyNotes - Voice Recorder (Sprachrekorder):
Microsoft.WindowsSoundRecorder - Weather (Wetter):
Microsoft.BingWeather - Xbox Apps (viele verschiedene): Beginnen oft mit
Microsoft.Xbox...
Denken Sie daran, dass sich die genauen PackageFullNames mit Updates ändern können, daher ist es immer am sichersten, sie mit Get-AppxPackage -AllUsers selbst zu überprüfen.
Methode 4: Deinstallation mit Drittanbieter-Tools
Wenn Ihnen die Arbeit mit der PowerShell zu kompliziert oder riskant erscheint, können spezialisierte Drittanbieter-Deinstaller eine gute Alternative sein. Diese Tools sind oft benutzerfreundlicher und bieten zusätzliche Funktionen, wie das Entfernen von Restdateien und Registry-Einträgen, die nach einer normalen Deinstallation zurückbleiben können.
Bekannte und zuverlässige Optionen sind:
- Revo Uninstaller: Bietet eine „Forced Uninstall”-Option und scannt nach Restdateien. Es gibt eine kostenlose und eine kostenpflichtige Version.
- IObit Uninstaller: Ebenfalls mit einer Tiefenscan-Funktion und der Möglichkeit, Windows-Apps zu entfernen. Auch hier gibt es eine Gratis- und eine Pro-Version.
- CCleaner: Obwohl hauptsächlich ein Reinigungs-Tool, bietet es auch eine Funktion zum Deinstallieren von Apps, einschließlich UWP-Apps.
Wichtiger Hinweis: Achten Sie bei der Installation von Drittanbieter-Tools immer darauf, nur die Software selbst herunterzuladen und keine gebündelte Adware oder unerwünschte Zusatzprogramme mitzuinstallieren. Laden Sie Software nur von den offiziellen Websites der Hersteller herunter.
Methode 5: Speicheroptimierung (Storage Sense) nutzen
Obwohl die Speicheroptimierung nicht direkt zum Deinstallieren von hartnäckigen Apps gedacht ist, kann sie Ihnen helfen, große und selten genutzte Apps zu identifizieren und einen Überblick über den belegten Speicherplatz zu bekommen. Sie kann auch temporäre Dateien löschen, die mit deinstallierten Apps verbunden waren.
- Gehen Sie zu Einstellungen > System > Speicher.
- Klicken Sie unter „Speicher” auf „Temporäre Dateien” oder „Installierte Apps„.
- Hier können Sie größere Apps identifizieren und möglicherweise direkt deinstallieren, falls die Option verfügbar ist.
Nach der Deinstallation: Wartung und Prävention
Nachdem Sie Ihr System von unnötigen Apps befreit haben, gibt es ein paar Dinge, die Sie tun können, um es sauber zu halten und zukünftigen Ballast zu vermeiden:
- Regelmäßige Überprüfung: Nehmen Sie sich ein paar Mal im Jahr Zeit, um Ihre installierten Apps zu überprüfen und ungenutzte Anwendungen zu entfernen.
- Achtsamkeit bei der Installation: Installieren Sie nur Apps, die Sie wirklich benötigen. Viele Freeware-Programme versuchen, zusätzliche Software zu installieren. Achten Sie auf benutzerdefinierte Installationen und deaktivieren Sie unerwünschte Optionen.
- Windows-Updates: Manchmal installiert Microsoft mit großen Feature-Updates bestimmte vorinstallierte Apps neu. Halten Sie ein Auge darauf und deinstallieren Sie diese gegebenenfalls erneut.
- Sauberkeit bewahren: Löschen Sie regelmäßig temporäre Dateien, den Download-Ordner und leeren Sie den Papierkorb.
Fazit: Ein schlankeres, schnelleres Windows für Sie!
Das Entfernen hartnäckiger alter MS Store Apps mag zunächst einschüchternd wirken, aber mit den richtigen Anleitungen und Werkzeugen ist es ein durchaus machbarer Prozess. Ob Sie sich für die mächtige PowerShell entscheiden oder die bequemere Lösung eines Drittanbieter-Deinstallers bevorzugen – das Ergebnis ist dasselbe: ein aufgeräumtes System, mehr freier Speicherplatz und eine potenziell verbesserte Systemleistung.
Nehmen Sie die Kontrolle über Ihr Windows zurück. Indem Sie sich die Zeit nehmen, unnötige Software zu entfernen, investieren Sie in die Langlebigkeit und Effizienz Ihres Computers. Genießen Sie ein schlankeres, schnelleres und insgesamt angenehmeres Windows-Erlebnis!