Solidworks macht Probleme nach dem Update auf Windows 11? Das können Sie jetzt tun

Die Umstellung auf ein neues Betriebssystem birgt immer das Potenzial für unvorhergesehene Herausforderungen, insbesondere wenn es um spezialisierte und ressourcenintensive Software wie SolidWorks geht. Viele Nutzer, die kürzlich auf Windows 11 aktualisiert haben, berichten über Probleme: Software-Abstürze, eingefrorene Bildschirme, Leistungseinbußen oder grafische Darstellungsfehler. Dies ist frustrierend und kann die Produktivität erheblich beeinträchtigen. Aber keine Sorge, Sie sind nicht allein! In diesem umfassenden Artikel beleuchten wir die häufigsten Ursachen für diese Schwierigkeiten und bieten Ihnen detaillierte, umsetzbare Lösungen, um Ihre SolidWorks-Installation unter Windows 11 wieder reibungslos zum Laufen zu bringen.

Warum treten SolidWorks-Probleme nach einem Windows 11 Update auf?

Bevor wir uns den Lösungen widmen, ist es hilfreich zu verstehen, warum diese Probleme überhaupt entstehen können. Die Gründe sind vielfältig:

• Treiberinkompatibilität: Dies ist die häufigste Ursache. Windows 11 bringt oft neue Treibermodelle mit sich, für die ältere oder nicht vollständig aktualisierte Grafikkarten-, Chipsatz- oder andere Hardware-Treiber nicht optimiert sind. SolidWorks ist besonders empfindlich gegenüber Grafikkartentreibern.
• Softwarekonflikte: Bestimmte Windows 11-Sicherheitsfunktionen oder Hintergrundprozesse können mit SolidWorks in Konflikt geraten oder dessen Ressourcen beanspruchen.
• Systemressourcen-Management: Windows 11 hat ein anderes Ressourcenmanagement als seine Vorgänger. Manchmal werden SolidWorks nicht genügend CPU, RAM oder GPU-Leistung zugewiesen.
• Fehlende SolidWorks-Optimierungen: SolidWorks selbst muss für ein neues Betriebssystem optimiert werden. Ältere Versionen oder fehlende Service Packs sind möglicherweise noch nicht vollständig kompatibel.
• Beschädigte Installationsdateien: Ein fehlerhaftes Windows-Update oder eine nicht saubere SolidWorks-Installation kann zu beschädigten Dateien führen.
• Hardware-Kompatibilität: Obwohl Windows 11 auf vielen Systemen läuft, die auch Windows 10 unterstützt haben, gibt es bestimmte Hardware-Anforderungen, die indirekt SolidWorks-Probleme verursachen können (z.B. bei der Nutzung von virtualisierter Umgebung mit TPM 2.0).

Häufige Symptome und Problemfelder

Welche Probleme treten typischerweise auf? Hier eine Übersicht:

• Abstürze und Einfrieren: SolidWorks schließt sich unerwartet oder reagiert nicht mehr, besonders beim Öffnen großer Baugruppen oder beim Speichern.
• Grafikfehler: Verpixelte Darstellungen, fehlende Texturen, falsche Farben, Flackern oder unerklärliche Artefakte im Viewport.
• Leistungseinbußen: Langsames Arbeiten, lange Ladezeiten, Verzögerungen bei der Rotation von Modellen oder der Durchführung von Befehlen.
• Benutzeroberflächen-Probleme: Nicht reagierende Menüs, falsch dargestellte Icons, Probleme mit der Maus- oder Tastatureingabe.
• Lizenzierungs- oder Aktivierungsfehler: SolidWorks lässt sich nicht starten, da Lizenzprobleme gemeldet werden.
• Fehler beim Speichern oder Öffnen: Dateizugriffsfehler oder Probleme beim Verwalten von Dateiberechtigungen.

Erste Schritte und Schnellprüfungen

Bevor wir in die Tiefe gehen, gibt es ein paar grundlegende Schritte, die oft schon helfen:

1. Neustart des Systems: Klingt trivial, aber ein einfacher Neustart kann temporäre Konflikte und Speicherprobleme beheben.
2. SolidWorks Systemanforderungen überprüfen: Stellen Sie sicher, dass Ihre Version von SolidWorks offiziell für Windows 11 zertifiziert ist. Ältere Versionen (z.B. SolidWorks 2018 oder älter) sind möglicherweise nicht vollständig kompatibel. Die SolidWorks-Website bietet detaillierte Informationen zu den Systemanforderungen und Zertifizierungen.
3. Windows 11 auf dem neuesten Stand halten: Überprüfen Sie unter „Einstellungen > Windows Update”, ob alle neuesten Patches und Sicherheitsupdates installiert sind. Manchmal beheben diese Updates auch Kompatibilitätsprobleme.

Detaillierte Lösungen: Software-seitige Maßnahmen

1. SolidWorks Service Packs und Updates installieren

Dies ist der absolut wichtigste Schritt. Dassault Systèmes veröffentlicht regelmäßig Service Packs (SPs) und Hotfixes, die speziell zur Behebung von Kompatibilitätsproblemen mit neuen Betriebssystemen und zur Verbesserung der Leistung dienen. Stellen Sie sicher, dass Sie die neueste Version oder das neueste Service Pack für Ihre SolidWorks-Installation haben, das Windows 11 unterstützt.

• Gehen Sie zu „Start > Alle Programme > SolidWorks Tools > SolidWorks Rx”.
• Wählen Sie im SolidWorks Rx Dialogfenster den Reiter „Diagnose” und überprüfen Sie, ob Updates verfügbar sind.
• Alternativ können Sie den SolidWorks Installationsmanager verwenden oder die offizielle SolidWorks-Supportseite besuchen, um das neueste Service Pack herunterzuladen und zu installieren.

Tipp: Führen Sie die Installation als Administrator aus und deaktivieren Sie gegebenenfalls vorübergehend Ihre Antivirensoftware.

2. Grafikkartentreiber aktualisieren (und sauber neu installieren)

Grafiktreiber sind die häufigste Ursache für Probleme. SolidWorks erfordert oft zertifizierte Treiber für optimale Leistung und Stabilität. Ein einfacher Update-Vorgang reicht manchmal nicht aus; eine saubere Neuinstallation ist oft besser.

• Identifizieren Sie Ihre Grafikkarte: Drücken Sie Win + R, geben Sie „dxdiag” ein und wechseln Sie zum Reiter „Anzeige”.
• Besuchen Sie die Website des Herstellers:
  • NVIDIA: Laden Sie den neuesten „Studio Driver” oder „Quadro Driver” (für professionelle Karten) direkt von der NVIDIA-Website herunter. Vermeiden Sie Gaming-Treiber, da diese oft nicht für CAD-Anwendungen optimiert sind.
  • AMD: Laden Sie den neuesten „Radeon Pro Software” oder „Adrenalin Edition” (für Consumer-Karten) Treiber von der AMD-Website herunter.
  • Intel: Für integrierte Grafikkarten laden Sie die neuesten Treiber direkt von der Intel-Supportseite herunter.
• Saubere Installation durchführen:
  • Deinstallieren Sie den aktuellen Treiber über die Systemsteuerung („Programme und Funktionen”) oder besser noch mit einem Tool wie „Display Driver Uninstaller (DDU)” im abgesicherten Modus von Windows.
  • Starten Sie den PC neu.
  • Installieren Sie den neu heruntergeladenen Treiber als Administrator. Achten Sie bei NVIDIA und AMD darauf, die Option für eine „saubere Installation” oder „benutzerdefinierte Installation” zu wählen, um alle vorherigen Profile und Einstellungen zu entfernen.

Wichtig: SolidWorks bietet auf seiner Website eine Liste von zertifizierten Grafikkartentreibern an. Es ist ratsam, diese Liste zu konsultieren, auch wenn sie manchmal nicht die allerneuesten Treiber enthält. Ein zertifizierter, etwas älterer Treiber kann stabiler sein als der allerneueste, nicht zertifizierte Treiber.

3. SolidWorks im Kompatibilitätsmodus ausführen

Manchmal kann das Ausführen von SolidWorks im Kompatibilitätsmodus für eine ältere Windows-Version helfen:

• Navigieren Sie zum Installationsverzeichnis von SolidWorks (z.B. C:Program FilesSolidWorks CorpSolidWorkssldworks.exe).
• Rechtsklicken Sie auf die ausführbare Datei (sldworks.exe) und wählen Sie „Eigenschaften”.
• Wechseln Sie zum Reiter „Kompatibilität”.
• Aktivieren Sie das Kontrollkästchen „Programm im Kompatibilitätsmodus ausführen für:” und wählen Sie eine ältere Windows-Version (z.B. Windows 8).
• Testen Sie SolidWorks erneut.

4. SolidWorks Installation reparieren oder neu installieren

Wenn die Probleme anhalten, kann eine Reparatur oder Neuinstallation der Software erforderlich sein.

• Reparatur:
  • Gehen Sie zu „Einstellungen > Apps > Installierte Apps” (oder Systemsteuerung > Programme und Funktionen).
  • Suchen Sie SolidWorks in der Liste, klicken Sie auf die drei Punkte und wählen Sie „Ändern” (oder Rechtsklick > „Ändern/Reparieren”).
  • Wählen Sie im SolidWorks Installationsmanager die Option „Reparieren” und folgen Sie den Anweisungen.
• Saubere Neuinstallation: Wenn die Reparatur nicht hilft, ist eine komplette Neuinstallation oft die beste Lösung.
  • Deinstallieren Sie SolidWorks vollständig über den Installationsmanager und wählen Sie die Option, alle Registrierungseinträge und Datendateien zu entfernen (Achtung: Sichern Sie vorher Ihre SolidWorks-Einstellungen über SolidWorks Rx unter „Problem erfassen” > „SolidWorks Systeminformationen” > „Starten Sie SolidWorks Rx im Diagnose-Modus” > „Einstellungen sichern”).
  • Löschen Sie manuell verbleibende Ordner im SolidWorks-Installationspfad und im ProgrammeData-Verzeichnis.
  • Führen Sie eine komplette Reinigung der Registrierung durch (vorsichtig, nur wenn Sie wissen, was Sie tun, oder verwenden Sie spezielle Tools).
  • Installieren Sie SolidWorks neu von einer offiziellen Quelle, als Administrator.

5. Überprüfen Sie Windows Defender SmartScreen und Antivirus-Software

Windows Defender SmartScreen oder andere Antivirenprogramme können SolidWorks-Dateien fälschlicherweise als Bedrohung einstufen und den Start oder Betrieb behindern.

• Deaktivieren Sie testweise Ihr Antivirenprogramm und/oder Windows Defender SmartScreen (unter „Einstellungen > Datenschutz & Sicherheit > Windows-Sicherheit > App- & Browsersteuerung”) und prüfen Sie, ob SolidWorks dann funktioniert.
• Wenn ja, fügen Sie die SolidWorks-Installationspfade und die ausführbare Datei (sldworks.exe) zu den Ausnahmen oder der Whitelist Ihrer Sicherheitssoftware hinzu.

6. Benutzerkontensteuerung (UAC) anpassen

Eine zu hohe Einstellung der Benutzerkontensteuerung kann ebenfalls Probleme verursachen. Testen Sie, ob eine niedrigere Einstellung hilft (unter „Systemsteuerung > Benutzerkonten > Einstellungen der Benutzerkontensteuerung ändern”). Denken Sie daran, dies nur vorübergehend zu tun und die Sicherheit nicht dauerhaft zu kompromittieren.

Detaillierte Lösungen: Hardware- und Performance-seitige Maßnahmen

7. Grafikleistungseinstellungen in SolidWorks anpassen

Innerhalb von SolidWorks gibt es spezifische Einstellungen, die die Grafikleistung beeinflussen können:

• Gehen Sie in SolidWorks zu „Extras > Optionen > Systemoptionen > Leistung”.
• Deaktivieren Sie testweise „Erweiterte Grafik (basierend auf OpenGL-Schattierung)”. Wenn Sie eine zertifizierte Grafikkarte haben, sollte diese Option aktiviert sein, aber bei Problemen kann das Deaktivieren helfen, die Fehlerursache einzugrenzen.
• Stellen Sie sicher, dass „Software-OpenGL verwenden” nicht aktiviert ist, es sei denn, Sie haben keine kompatible Hardware oder alle anderen Lösungen scheitern. Dies führt zu erheblichen Leistungseinbußen.
• Passen Sie die Einstellungen für die Anzeigequalität an. Reduzieren Sie die Detailebene für große Baugruppen.

8. Energieoptionen prüfen

Manchmal schaltet Windows 11 in den Energiesparmodus und drosselt die Leistung der CPU und GPU, was sich auf SolidWorks auswirkt.

• Gehen Sie zu „Einstellungen > System > Energie & Akku > Energiesparmodus”.
• Stellen Sie sicher, dass Ihr System auf „Beste Leistung” oder „Höchstleistung” eingestellt ist, insbesondere wenn es an das Stromnetz angeschlossen ist.

9. Systemressourcen und Hintergrundprozesse

Öffnen Sie den Task-Manager (Strg + Umschalt + Esc) und überprüfen Sie, welche Prozesse im Hintergrund laufen und wie viel CPU, RAM und GPU sie verbrauchen. Schließen Sie unnötige Anwendungen, bevor Sie SolidWorks starten, um die Systemressourcen zu maximieren.

10. BIOS/UEFI Firmware aktualisieren

Dies ist ein fortgeschrittener Schritt, der nicht leichtfertig durchgeführt werden sollte. Ein veraltetes BIOS/UEFI kann manchmal zu Inkompatibilitäten mit neuen Betriebssystemen oder Hardware-Treibern führen. Besuchen Sie die Website Ihres Motherboard-Herstellers für die neuesten Firmware-Updates. Befolgen Sie die Anweisungen genau, da ein fehlerhaftes BIOS-Update das System unbrauchbar machen kann.

Fehlerbehebung für spezifische Szenarien

Bei Abstürzen und Einfrieren:

• Ereignisanzeige prüfen: Drücken Sie Win + R, geben Sie „eventvwr.msc” ein und überprüfen Sie die „Windows-Protokolle” > „Anwendung” auf Fehler, die mit SolidWorks zusammenhängen könnten. Die angezeigten Fehlermeldungen können Hinweise auf die Ursache geben.
• Puffergröße für Undo-Operationen: Eine zu große Undo-Puffergröße in SolidWorks kann viel RAM belegen. Reduzieren Sie diese unter „Extras > Optionen > Systemoptionen > Leistung”.

Bei grafischen Problemen:

• SolidWorks RealView Graphics: Stellen Sie sicher, dass diese Option nur mit einer zertifizierten und kompatiblen professionellen Grafikkarte aktiviert ist.
• Transparenz und Schatten: Reduzieren Sie die Detailtiefe von Transparenzen, Schatten und Reflektionen in den SolidWorks-Optionen, um die Belastung der Grafikkarte zu verringern.

Bei Performance-Engpässen:

• Verwenden von „Leichtgewichtige Baugruppen”: Bei großen Baugruppen kann das Öffnen im „Leichtgewicht-Modus” die Performance erheblich verbessern.
• Defragmentierung (bei HDD): Wenn Sie noch eine HDD verwenden, stellen Sie sicher, dass sie regelmäßig defragmentiert wird. Für SSDs ist dies nicht notwendig.

Prävention und Best Practices für die Zukunft

• Regelmäßige Backups: Sichern Sie wichtige SolidWorks-Daten und -Einstellungen, bevor Sie größere Systemupdates durchführen.
• Informieren Sie sich vor Updates: Prüfen Sie die SolidWorks-Supportseiten oder Foren, bevor Sie größere Windows-Updates durchführen, um bekannte Probleme und Lösungen zu erfahren.
• Testumgebung: Wenn möglich, testen Sie größere Updates zuerst auf einem weniger kritischen System oder in einer virtualisierten Umgebung.
• Vermeiden Sie Beta-Versionen: Verwenden Sie niemals Beta-Versionen von Windows für Produktionssysteme mit SolidWorks.

Wann Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen sollten

Wenn alle oben genannten Schritte fehlschlagen und Ihre SolidWorks-Probleme weiterhin bestehen, ist es an der Zeit, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen:

• Ihr SolidWorks VAR (Value Added Reseller): Ihr lokaler SolidWorks-Vertriebspartner bietet in der Regel erstklassigen technischen Support. Sie kennen Ihr System und Ihre Lizenz am besten.
• Dassault Systèmes Support: Wenn Sie direkten Support von Dassault Systèmes haben, kontaktieren Sie deren technischen Dienst.
• IT-Abteilung Ihres Unternehmens: Wenn Sie in einem Unternehmen arbeiten, ist Ihre interne IT-Abteilung die erste Anlaufstelle, da sie möglicherweise spezifische Konfigurationen oder Richtlinien hat.

Fazit

Probleme mit SolidWorks nach einem Update auf Windows 11 können eine echte Herausforderung sein, aber mit Geduld und einer systematischen Herangehensweise lassen sich die meisten Schwierigkeiten lösen. Der Schlüssel liegt oft in der Aktualisierung der richtigen Treiber, insbesondere der Grafikkartentreiber, und der Installation der neuesten Service Packs für SolidWorks. Gehen Sie die Schritte sorgfältig durch, beginnen Sie mit den einfachsten Lösungen und arbeiten Sie sich dann zu den komplexeren vor. Mit den hier vorgestellten Tipps sollten Sie in der Lage sein, SolidWorks wieder stabil und effizient unter Windows 11 zu nutzen und Ihre CAD-Projekte ohne unnötige Unterbrechungen voranzutreiben.