Die Entscheidung, zu einer früheren Version eines Betriebssystems zurückzukehren, ist oft wohlüberlegt. Vielleicht haben Sie ein Upgrade durchgeführt, das nicht wie erwartet funktioniert, oder eine neuere Version von Windows 10 bereitet Kompatibilitätsprobleme mit kritischer Software oder Hardware. Der Wunsch, zu Windows 10 Pro 21H2 zurückzukehren, ist verständlich, da diese Version für viele Nutzer einen stabilen und zuverlässigen Zustand darstellte. Doch wie macht man das, und vor allem: Wie stellt man sicher, dass dabei keine wertvollen Daten verloren gehen? Dieser umfassende Leitfaden führt Sie Schritt für Schritt durch den Prozess, um sicher und ohne Datenverlust auf Windows 10 Pro 21H2 zurückzukehren.
Warum Windows 10 Pro 21H2? Ein Blick zurück
Windows 10 Pro, Version 21H2, auch bekannt als „November 2021 Update”, war eine ausgereifte und von vielen Anwendern geschätzte Version. Sie bot eine hohe Stabilität, gute Hardware- und Softwarekompatibilität und war frei von vielen der Kinderkrankheiten, die oft bei brandneuen Releases auftreten können. Für Unternehmen und professionelle Anwender war 21H2 oft die bevorzugte Wahl, um eine verlässliche Arbeitsumgebung zu gewährleisten. Wenn Sie also Probleme mit einer neueren Version haben, ist der Wunsch nach dieser bewährten Version absolut nachvollziehbar.
Die Wichtigste Regel: Backup, Backup, Backup!
Bevor Sie auch nur einen einzigen Schritt in Richtung Downgrade unternehmen, muss eines absolut klar sein: Eine umfassende Datensicherung ist nicht verhandelbar. Egal, welche Methode Sie wählen, es besteht immer ein geringes Restrisiko. Gehen Sie auf Nummer sicher und sichern Sie alle wichtigen Daten.
Was sollte gesichert werden?
- Persönliche Dateien: Dokumente, Fotos, Videos, Musik – alles, was Ihnen lieb und teuer ist.
- Anwendungsdaten: Spielstände, Konfigurationen spezifischer Programme, E-Mail-Archive (z.B. Outlook PST-Dateien).
- Treiber: Wenn Sie proprietäre Treiber für spezielle Hardware (Drucker, Scanner, Grafikkarte) haben, die nicht über Windows Update bezogen werden, sichern Sie die Installationsdateien.
- Produkt-Keys und Lizenzen: Notieren Sie sich alle Produkt-Keys für Windows, Office und andere kostenpflichtige Software.
- Browser-Profile: Lesezeichen, Passwörter und Verläufe können bei den meisten Browsern synchronisiert oder exportiert werden.
Wie sichert man Daten?
Es gibt verschiedene Ansätze zur Datensicherung, idealerweise nutzen Sie eine Kombination:
- Manuelle Kopie auf externe Festplatte: Der einfachste Weg. Verbinden Sie eine externe Festplatte und kopieren Sie alle relevanten Ordner und Dateien. Überprüfen Sie nach dem Kopieren die Integrität der Daten.
- Cloud-Speicher: Dienste wie OneDrive, Google Drive, Dropbox bieten automatische Synchronisierung wichtiger Ordner. Stellen Sie sicher, dass alles hochgeladen ist.
- Systemabbild (Image-Backup): Dies ist die umfassendste Methode. Mit Tools wie Macrium Reflect Free, Acronis True Image oder der integrierten Windows-Sicherung können Sie ein vollständiges Abbild Ihrer gesamten Festplatte erstellen. Dies ist wie eine Momentaufnahme Ihres Systems und ermöglicht eine vollständige Wiederherstellung auf den aktuellen Zustand, falls etwas schiefläuft.
Vergewissern Sie sich, dass Ihre Backups auf einem sicheren, externen Speicherort liegen und vom Computer getrennt werden, bevor Sie mit dem Downgrade beginnen.
Methode 1: Die „Zurücksetzen”-Option von Windows (wenn verfügbar)
Dies ist der einfachste und unkomplizierteste Weg, aber leider oft nicht verfügbar, wenn Sie zu einer spezifischen älteren Version wie 21H2 zurückkehren möchten, oder wenn zu viel Zeit seit dem letzten Upgrade vergangen ist.
Wenn Sie von einer neueren Windows 10 Version oder gar von Windows 11 auf eine *gerade erst* installierte, aber leicht ältere Windows 10 Version (die vielleicht nur wenige Tage oder Wochen alt ist) zurückkehren möchten, könnte diese Option funktionieren:
- Gehen Sie zu Einstellungen > Update und Sicherheit > Wiederherstellung.
- Unter dem Abschnitt „Vorherige Version von Windows 10” (oder „Vorherige Version von Windows 11”) sollte die Option „Zurück zu Windows 10” (oder „Zurück”) sichtbar sein.
- Klicken Sie auf „Erste Schritte” und folgen Sie den Anweisungen. Windows fragt Sie nach dem Grund für die Rückkehr und bietet an, Ihre persönlichen Dateien zu behalten.
Wichtiger Hinweis: Diese Option ist in der Regel nur für 10 Tage nach einem Upgrade verfügbar. Manchmal kann dieser Zeitraum durch spezielle Einstellungen auf 60 Tage verlängert worden sein. Wenn diese Option bei Ihnen fehlt, müssen Sie Methode 2 anwenden.
Methode 2: Saubere Neuinstallation von Windows 10 Pro 21H2 (der sicherste Weg ohne „Zurücksetzen”)
Da die „Zurücksetzen”-Option für eine spezifische, ältere Version wie 21H2 wahrscheinlich nicht mehr verfügbar ist, ist eine saubere Neuinstallation der sicherste und zuverlässigste Weg. Dies bedeutet, dass Sie Windows 10 Pro 21H2 komplett neu auf Ihrem System installieren und dabei die vorhandene Installation überschreiben. Ihre Daten sind durch das zuvor erstellte Backup geschützt.
a) Vorbereitung ist alles: Holen Sie sich die Werkzeuge und Informationen
- Windows 10 Pro 21H2 ISO-Datei:
Dies ist der kniffligste Teil, da Microsoft das Media Creation Tool in der Regel nur für die neueste Version von Windows 10 (derzeit 22H2) anbietet. Um eine spezifische ältere Version wie 21H2 zu erhalten, gibt es mehrere Optionen:
- Microsofts offizielle Download-Seite (mit Trick): Manchmal kann man über den Browser-Entwicklermodus (F12) und das Ändern des User-Agents auf eine mobile Version der Seite zugreifen, die dann die Auswahl älterer ISO-Dateien ermöglicht. Diese Methode ist aber nicht immer zuverlässig und kann sich ändern.
- Zuverlässige Drittanbieter-Tools: Es gibt Tools wie den „Windows ISO Downloader” von HeiDoc.net. Dieses Tool greift direkt auf die Microsoft-Server zu und ermöglicht den Download spezifischer älterer Windows-Versionen als ISO-Datei. Achten Sie darauf, die Software von der offiziellen HeiDoc.net-Seite herunterzuladen, um Sicherheitsrisiken zu vermeiden.
- MSDN/Volume Licensing Service Center: Wenn Sie Zugang zu diesen Portalen haben (z.B. über ein Abonnement oder Ihre Firma), können Sie dort die exakte 21H2 ISO herunterladen.
Laden Sie die korrekte 64-Bit-Version (x64) von Windows 10 Pro 21H2 herunter. Speichern Sie die ISO-Datei an einem leicht zugänglichen Ort (z.B. auf Ihrer externen Festplatte).
- Bootfähiger USB-Stick:
Sie benötigen einen USB-Stick mit mindestens 8 GB Speicherplatz. Verwenden Sie ein Tool wie Rufus (rufus.ie), um die heruntergeladene ISO-Datei bootfähig auf den USB-Stick zu schreiben. Wählen Sie dabei die ISO-Datei aus und stellen Sie sicher, dass das korrekte Partitionsschema für Ihr System (GPT für UEFI-Systeme, MBR für Legacy-BIOS) ausgewählt ist. Rufus ist hierbei oft flexibler als das Media Creation Tool für ältere ISOs.
- Treiber für Ihr System:
Besuchen Sie die Support-Seite des Herstellers Ihres Computers (oder Ihrer Hauptplatine) und laden Sie die neuesten Treiber für Windows 10 64-Bit herunter. Besonders wichtig sind Chipsatz-, Grafik-, Netzwerk-(LAN/WLAN) und Speichertreiber (AHCI/NVMe). Speichern Sie diese Treiber auf dem bootfähigen USB-Stick oder auf einer anderen externen Festplatte, damit Sie sie nach der Windows-Installation sofort installieren können.
- Produkt-Key: Stellen Sie sicher, dass Sie Ihren Windows 10 Pro Produkt-Key zur Hand haben.
- Anwendungs-Installer: Laden Sie die Setup-Dateien Ihrer wichtigsten Programme herunter, um sie nach der Neuinstallation schnell wieder einrichten zu können.
b) Die Neuinstallation Schritt für Schritt
- Computer starten und Boot-Reihenfolge ändern:
Stecken Sie den vorbereiteten USB-Stick ein und starten Sie Ihren Computer neu. Drücken Sie sofort eine Taste (oft F2, F10, F12 oder Entf), um ins BIOS/UEFI-Setup zu gelangen. Ändern Sie dort die Boot-Reihenfolge so, dass Ihr USB-Stick an erster Stelle steht. Speichern Sie die Änderungen und starten Sie neu. Der Computer sollte nun vom USB-Stick booten.
- Windows-Setup starten:
Sobald Sie vom USB-Stick gebootet haben, sehen Sie den Windows-Installationsbildschirm. Wählen Sie Ihre Sprache, Uhrzeit und Tastaturbelegung aus.
- Installationstyp wählen:
Klicken Sie auf „Jetzt installieren”. Geben Sie Ihren Produkt-Key ein, wenn Sie dazu aufgefordert werden (Sie können dies auch später tun). Akzeptieren Sie die Lizenzbedingungen. Wählen Sie dann „Benutzerdefiniert: Nur Windows installieren (erweitert)”. Dies ist entscheidend, um eine saubere Neuinstallation durchzuführen.
- Partitionen verwalten und formatieren (Vorsicht!):
Hier ist größte Vorsicht geboten! Sie sehen eine Liste aller Laufwerke und Partitionen auf Ihrem System. Identifizieren Sie die Partition, auf der Windows derzeit installiert ist (oft „Laufwerk 0, Partition X” mit dem Typ „Primär” und der größten Speicherkapazität).
Wählen Sie diese Partition aus und klicken Sie auf „Löschen”, um sie zu entfernen. Wiederholen Sie dies für alle mit Windows verbundenen Systempartitionen (z.B. Wiederherstellungspartition, EFI-Systempartition). Am Ende sollte „Laufwerk 0” als „Nicht zugewiesener Speicherplatz” erscheinen.
Wichtige Warnung: Löschen Sie niemals eine Partition, die Ihre Sicherungskopien enthält oder eine andere Festplatte, die Sie behalten möchten! Wenn Sie unsicher sind, ziehen Sie alle anderen Festplatten physisch ab, bis die Installation abgeschlossen ist.
Wählen Sie den nicht zugewiesenen Speicherplatz auf Ihrem Ziellaufwerk aus und klicken Sie auf „Weiter”. Windows erstellt automatisch die notwendigen Partitionen und beginnt mit der Installation.
- Windows installieren:
Der Installationsprozess dauert eine Weile und Ihr Computer wird mehrmals neu starten. Lassen Sie den USB-Stick eingesteckt, bis der erste Anmeldebildschirm erscheint, aber stellen Sie sicher, dass Ihr PC nicht wieder vom USB-Stick bootet (eventuell müssen Sie die Boot-Reihenfolge im BIOS/UEFI zurücksetzen).
- Erste Einrichtung:
Nach der Installation durchlaufen Sie die ersten Einrichtungsschritte: Region, Tastaturlayout, Netzwerkeinstellungen, Kontoeinrichtung (Microsoft-Konto oder Offline-Konto). Schalten Sie alle Datenschutz-Optionen ab, die Sie nicht wünschen.
c) Nach der Installation: Treiber und Updates
- Treiber installieren:
Dies ist der nächste kritische Schritt. Installieren Sie zuerst die Chipsatztreiber und dann die Netzwerktreiber (LAN/WLAN), damit Ihr Computer eine Internetverbindung herstellen kann. Anschließend installieren Sie alle anderen heruntergeladenen Treiber (Grafikkarte, Sound, etc.). Überprüfen Sie im Gerätemanager (Rechtsklick auf Start > Gerätemanager), ob alle Geräte korrekt erkannt wurden und keine Ausrufezeichen vorhanden sind.
- Windows Updates (mit Vorsicht):
Sobald alle Treiber installiert sind und Ihr System stabil läuft, können Sie Windows Update ausführen. Gehen Sie zu Einstellungen > Update und Sicherheit > Windows Update. Lassen Sie Windows nach Updates suchen und installieren Sie diese. Da Sie 21H2 installiert haben, sollten Sie nur Sicherheitsupdates für diese Version erhalten. Seien Sie jedoch wachsam und verhindern Sie, dass Windows ein *Feature-Update* auf eine neuere Version (z.B. 22H2) vorschlägt, wenn Sie explizit bei 21H2 bleiben möchten. Dies können Sie in den Update-Einstellungen normalerweise um bis zu 365 Tage verzögern.
Datenwiederherstellung und Einrichtung
Nachdem Ihr System mit Windows 10 Pro 21H2 nun stabil läuft und alle Treiber installiert sind, ist es Zeit, Ihre Daten zurückzuspielen und Ihr System einzurichten:
- Daten wiederherstellen: Schließen Sie Ihre externe Festplatte an, auf der Sie Ihre Backups gespeichert haben, und kopieren Sie Ihre persönlichen Dateien zurück in die entsprechenden Ordner (Dokumente, Bilder, Videos etc.).
- Anwendungen installieren: Installieren Sie alle benötigten Programme neu. Nutzen Sie die zuvor heruntergeladenen Installationsdateien.
- System personalisieren: Nehmen Sie alle Einstellungen vor, die Sie bevorzugen – Desktophintergrund, Soundeinstellungen, Energieoptionen, etc.
Wichtige Tipps für die Zukunft
- Regelmäßige Backups: Machen Sie es sich zur Gewohnheit, regelmäßig Backups zu erstellen. So sind Sie für alle Eventualitäten gewappnet.
- Wiederherstellungspunkte: Erstellen Sie Systemwiederherstellungspunkte, bevor Sie größere Änderungen an Ihrem System vornehmen (z.B. neue Software installieren oder Treiber aktualisieren).
- Windows Update Strategie: Überprüfen Sie Ihre Windows Update-Einstellungen, um zu steuern, wann Updates installiert werden und ob Sie Feature-Updates vorübergehend aussetzen möchten.
Fazit
Die sichere Rückkehr zu Windows 10 Pro 21H2 erfordert Sorgfalt und eine gute Vorbereitung, aber es ist definitiv machbar. Der Schlüssel liegt in einer umfassenden Datensicherung und einer methodischen Vorgehensweise bei der Neuinstallation. Wenn Sie die Schritte dieses Leitfadens genau befolgen, können Sie sicher sein, dass Ihr System wieder auf der gewünschten stabilen Basis läuft, ohne dass Sie um Ihre wichtigen Daten bangen müssen. Genießen Sie die Stabilität von 21H2!