Wie Sie bei Windows 11 die ungeliebte Gruppierung in der Taskleiste aufheben und die Kontrolle zurückgewinnen!

Die Taskleiste in Windows ist seit jeher das Herzstück der Interaktion mit Ihrem Betriebssystem. Sie zeigt geöffnete Anwendungen, erlaubt schnellen Zugriff auf wichtige Programme und dient als zentrale Schaltzentrale. Mit der Einführung von Windows 11 hat Microsoft jedoch einige Änderungen vorgenommen, die nicht bei allen Nutzern auf Gegenliebe stießen. Eine der am häufigsten kritisierten Neuerungen ist die automatische Gruppierung von Taskleisten-Schaltflächen für mehrere Instanzen derselben Anwendung. Was auf den ersten Blick vielleicht ordentlich aussieht, entpuppt sich für viele als Produktivitätskiller und eine frustrierende Einschränkung der gewohnten Arbeitsweise. Dieser umfassende Artikel nimmt sich genau dieses Problems an und zeigt Ihnen detailliert, wie Sie die Kontrolle über Ihre Taskleiste zurückgewinnen können, um effizienter und angenehmer mit Windows 11 zu arbeiten.

Das Problem im Detail: Warum die Gruppierung so nervt

Stellen Sie sich vor, Sie arbeiten an einem Projekt, bei dem Sie mehrere Word-Dokumente, Excel-Tabellen oder Browser-Fenster gleichzeitig geöffnet haben. In früheren Windows-Versionen (bis einschließlich Windows 10) zeigten die Taskleisten-Schaltflächen standardmäßig separate Einträge für jedes geöffnete Fenster an, oft sogar mit einer kleinen Textbeschriftung, die den Inhalt des Fensters verriet. Das Ergebnis: ein schneller, visueller Überblick über alle aktiven Anwendungen und ein direkter Klick auf das gewünschte Fenster.

Windows 11 bündelt diese Fenster jedoch standardmäßig in einem einzigen Taskleistensymbol. Um ein spezifisches Fenster auszuwählen, müssen Sie nun zuerst auf das gruppierte Symbol klicken, woraufhin ein kleines Vorschaufenster erscheint, in dem Sie dann das gewünschte Fenster auswählen können. Dieser zusätzliche Klick mag trivial erscheinen, summiert sich aber im Laufe eines Arbeitstages und stört den Workflow erheblich. Für Power-User, Multitasker und all jene, die eine maximale Übersichtlichkeit schätzen, ist diese Funktion ein Ärgernis. Der Verlust der direkten Sichtbarkeit und die Notwendigkeit einer zusätzlichen Interaktion machen die Arbeit langsamer und weniger intuitiv. Es ist ein Bruch mit einer langjährigen Windows-Tradition, die viele Nutzer als essenziell für ihre Produktivität empfinden.

Der offizielle Weg: Die späte Einsicht von Microsoft (Windows 11 23H2 und neuer)

Nach vehementer Kritik und anhaltendem Nutzerfeedback hat Microsoft glücklicherweise eine teilweise Lösung für das Gruppierungsproblem in neueren Versionen von Windows 11 eingeführt. Mit dem Update auf Windows 11 Version 23H2 (und späteren Versionen) haben Nutzer endlich die Möglichkeit erhalten, die Gruppierung der Taskleisten-Schaltflächen über die System-Einstellungen zu deaktivieren. Dies ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, auch wenn er nicht alle Wünsche erfüllt.

Schritt-für-Schritt: Die native Ungruppierung in Windows 11 23H2+

Voraussetzung ist, dass Ihr Windows 11 auf Version 23H2 oder neuer aktualisiert ist. So überprüfen Sie Ihre Version: Drücken Sie Win + R, tippen Sie winver ein und drücken Sie Enter. Achten Sie auf die „Build”-Nummer und die Versionsnummer.

1. Öffnen Sie die Einstellungen von Windows 11. Dies können Sie am schnellsten über die Tastenkombination Win + I tun oder indem Sie mit der rechten Maustaste auf eine leere Stelle der Taskleiste klicken und „Taskleisteneinstellungen” auswählen.
2. Navigieren Sie im linken Menü zu „Personalisierung”.
3. Klicken Sie im rechten Bereich auf „Taskleiste”.
4. Scrollen Sie nach unten zum Abschnitt „Verhalten der Taskleiste” und klappen Sie diesen aus.
5. Suchen Sie die Option „Taskleistenschaltflächen kombinieren und Beschriftungen ausblenden”.
6. Klicken Sie auf das Dropdown-Menü daneben. Hier haben Sie nun (endlich!) die Wahl zwischen:
   • „Immer” (Standardverhalten, Gruppierung immer aktiv)
   • „Wenn die Taskleiste voll ist” (Kombiniert nur, wenn kein Platz mehr ist – dies ist die „klassische” Windows-Verhaltensweise, die viele Nutzer vermissen!)
   • „Nie” (Deaktiviert die Gruppierung vollständig, Beschriftungen werden immer angezeigt)
7. Wählen Sie „Nie”, um die Gruppierung komplett zu deaktivieren und Beschriftungen immer anzuzeigen. Wenn Sie das Verhalten von Windows 10 bevorzugen, wählen Sie „Wenn die Taskleiste voll ist”.

Die Änderungen werden sofort sichtbar. Ihre Taskleiste zeigt nun separate Schaltflächen für jede Anwendung, die Sie geöffnet haben, und die entsprechenden Beschriftungen. Beachten Sie, dass die Option „Nie” dazu führen kann, dass bei vielen geöffneten Fenstern die Taskleiste schnell überfüllt ist und die Beschriftungen entsprechend gekürzt werden. Die Option „Wenn die Taskleiste voll ist” ist oft ein guter Kompromiss.

Der inoffizielle Weg: Drittanbieter-Tools für ältere Versionen oder erweiterte Kontrolle

Was aber, wenn Sie keine neuere Version von Windows 11 nutzen können oder wollen? Oder wenn Ihnen die nativen Optionen von Microsoft nicht ausreichen, weil Sie zum Beispiel noch mehr Anpassungsmöglichkeiten wünschen? Hier kommen Drittanbieter-Tools ins Spiel. Diese Programme greifen tiefer ins System ein und ermöglichen eine weitreichendere Personalisierung, die über das hinausgeht, was Microsoft von Haus aus anbietet. Die beliebtesten und zuverlässigsten Tools hierfür sind ExplorerPatcher und StartAllBack.

Wichtiger Hinweis zu Drittanbieter-Tools: Die Verwendung solcher Programme, die Systemkomponenten verändern, birgt immer ein gewisses Risiko. Sie können zu Kompatibilitätsproblemen nach Windows-Updates führen und in seltenen Fällen sogar zu Systeminstabilität. Erstellen Sie immer einen Wiederherstellungspunkt, bevor Sie solche Tools installieren!

Option 1: ExplorerPatcher – Der flexible System-Hacker

ExplorerPatcher ist ein Open-Source-Tool, das darauf abzielt, viele der „fehlenden” Funktionen und Anpassungsoptionen von Windows 10 nach Windows 11 zurückzubringen. Dazu gehört die Möglichkeit, die Taskleiste umfassend zu modifizieren, das Startmenü zu ändern, die klassischen Kontextmenüs wiederherzustellen und vieles mehr. Es ist eine extrem leistungsstarke und bei der Community beliebte Lösung, die kontinuierlich weiterentwickelt wird.

Schritt-für-Schritt-Anleitung für ExplorerPatcher

1. Download: Besuchen Sie die offizielle GitHub-Seite von ExplorerPatcher (suchen Sie einfach nach „ExplorerPatcher GitHub”). Laden Sie die neueste Version der Installationsdatei (ep_setup.exe) herunter.
2. Installation: Führen Sie die heruntergeladene Datei als Administrator aus. Der Installationsprozess ist sehr schnell und unkompliziert. Nach der Installation wird Ihr Explorer neu gestartet, und Sie werden feststellen, dass sich das Aussehen und Verhalten einiger Elemente bereits geändert haben könnten (z.B. Startmenü in der oberen linken Ecke).
3. Einstellungen öffnen: Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf eine leere Stelle der Taskleiste. Sie sehen nun einen neuen Eintrag namens „Eigenschaften (ExplorerPatcher)”. Klicken Sie darauf.
4. Taskleisten-Anpassung: Im ExplorerPatcher-Fenster navigieren Sie im linken Menü zu „Taskbar” (Taskleiste).
5. Gruppierung aufheben: Im rechten Bereich finden Sie die Einstellung „Combine taskbar icons on primary taskbar” (Taskleistensymbole auf der primären Taskleiste kombinieren). Klicken Sie auf das Dropdown-Menü und wählen Sie „Never combine” (Nie kombinieren) oder „Combine when taskbar is full” (Kombinieren, wenn Taskleiste voll ist), je nach Ihren Vorlieben.
6. Beschriftungen anzeigen: Stellen Sie sicher, dass die Option „Show taskbar labels” (Taskleistenbeschriftungen anzeigen) auf „Always” (Immer) eingestellt ist, um die vollen Beschriftungen zu sehen.
7. Änderungen anwenden: Die Änderungen werden normalerweise sofort wirksam, sobald Sie eine Option auswählen. Es kann jedoch vorkommen, dass ein Neustart des Explorers (im ExplorerPatcher-Fenster unter „Restart Explorer” oder durch Abmelden/Anmelden) erforderlich ist.

Vorteile von ExplorerPatcher: Hohe Flexibilität, kostenlos, Open Source, viele weitere Anpassungsmöglichkeiten.
Nachteile: Kann bei größeren Windows-Updates zu vorübergehenden Problemen führen, erfordert etwas technisches Verständnis für die Konfiguration.

Option 2: StartAllBack – Die Premium-Lösung für Ästhetik und Funktion

StartAllBack ist ein weiteres beliebtes Tool, das sich auf die Wiederherstellung klassischer Windows-Elemente und die umfassende Anpassung von Startmenü und Taskleiste in Windows 11 konzentriert. Im Gegensatz zu ExplorerPatcher ist StartAllBack eine kostenpflichtige Software (mit einer Testphase), bietet dafür aber oft eine poliertere Benutzeroberfläche und eine tendenziell höhere Stabilität, da es von einem professionellen Team entwickelt wird.

Schritt-für-Schritt-Anleitung für StartAllBack

1. Download: Besuchen Sie die offizielle StartAllBack-Website (suchen Sie nach „StartAllBack”). Laden Sie die Installationsdatei herunter.
2. Installation: Führen Sie die heruntergeladene Datei aus. Der Installationsassistent führt Sie durch den Prozess. Nach der Installation startet der Explorer neu und Sie werden sofort Änderungen bemerken.
3. Einstellungen öffnen: Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf die Taskleiste und wählen Sie „Eigenschaften” (dies öffnet das StartAllBack-Konfigurationsfenster). Alternativ können Sie es über das Startmenü finden.
4. Taskleisten-Anpassung: Navigieren Sie im linken Menü zu „Taskleiste” (oder einem ähnlichen Eintrag, je nach Sprachversion).
5. Gruppierung aufheben: Suchen Sie nach Optionen wie „Taskleistenschaltflächen” oder „Kombinieren”. Hier können Sie dann in der Regel wählen zwischen „Nie kombinieren” oder „Kombinieren, wenn Taskleiste voll ist”.
6. Beschriftungen aktivieren: Stellen Sie sicher, dass die Option für das Anzeigen von Beschriftungen aktiviert ist.
7. Änderungen anwenden: Die Änderungen werden in der Regel sofort übernommen. Schließen Sie das Konfigurationsfenster.

Vorteile von StartAllBack: Einfache Bedienung, ansprechendes Design, hohe Stabilität, viele weitere ästhetische Anpassungen.
Nachteile: Kostenpflichtig nach der Testphase.

Die Vor- und Nachteile der Ungruppierung

Die Entscheidung, die Taskleisten-Gruppierung aufzuheben, ist eine persönliche Präferenz, die sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich bringt.

Vorteile:

• Verbesserte Übersicht: Jeder Blick auf die Taskleiste liefert sofortige Informationen über alle geöffneten Fenster.
• Schnellerer Zugriff: Ein einziger Klick reicht aus, um das gewünschte Fenster zu aktivieren, statt zwei Klicks.
• Steigerung der Produktivität: Besonders für Multitasker und Power-User, die ständig zwischen verschiedenen Anwendungen wechseln, bedeutet die Ungruppierung eine erhebliche Zeitersparnis und reduziert mentale Belastung.
• Vertrautheit: Für Nutzer, die von früheren Windows-Versionen kommen, stellt die Ungruppierung eine Rückkehr zum gewohnten, effizienten Arbeitsablauf dar.
• Weniger Frustration: Das Ende des „Ratespiels”, welches Fenster sich hinter welchem Icon verbirgt.

Nachteile:

• Platzmangel auf der Taskleiste: Bei sehr vielen geöffneten Fenstern kann die Taskleiste schnell überfüllt und unübersichtlich werden, besonders auf kleineren Bildschirmen. Die Beschriftungen werden dann stark gekürzt oder ganz ausgeblendet.
• Ästhetik: Einige Nutzer empfinden eine überfüllte Taskleiste als weniger „aufgeräumt” oder modern.
• Abhängigkeit von Drittanbieter-Tools (falls native Option nicht genutzt wird): Dies kann zu Kompatibilitätsproblemen nach größeren Windows-Updates führen und erfordert die regelmäßige Pflege der Tools.
• Potenzieller System-Overhead: Drittanbieter-Tools laufen im Hintergrund und verbrauchen minimale Systemressourcen.

Alternativen und Ergänzungen zur Taskleiste

Auch wenn die Ungruppierung der Taskleiste für viele eine Erleichterung darstellt, gibt es weitere Wege, die Arbeit mit vielen Fenstern in Windows 11 zu optimieren:

• Virtuelle Desktops (Arbeitsflächen): Nutzen Sie Win + Tab, um auf die virtuellen Desktops zuzugreifen. Sie können verschiedene Arbeitsbereiche für unterschiedliche Aufgaben einrichten und so die Taskleiste entlasten.
• Fenster-Snapping (Aero Snap): Ziehen Sie Fenster an den Bildschirmrand, um sie schnell in vordefinierten Layouts anzuordnen. Win + Pfeiltasten bietet hier ebenfalls schnelle Möglichkeiten.
• Tastaturkürzel: Erlernen Sie Tastenkombinationen wie Alt + Tab für den schnellen Wechsel zwischen allen geöffneten Fenstern oder Win + Zahl, um schnell eine Anwendung aufzurufen, die an der Taskleiste angeheftet ist (z.B. Win + 1 für das erste Icon).
• Task-Ansicht (Win + Tab): Bietet eine visuelle Übersicht aller geöffneten Fenster und virtuellen Desktops.

Ausblick und Fazit: Die Kontrolle ist zurück

Die anfängliche Entscheidung von Microsoft, die Taskleisten-Gruppierung in Windows 11 standardmäßig zu aktivieren und keine einfache Deaktivierungsoption anzubieten, war für viele eine Quelle der Frustration. Sie zeigte einmal mehr, wie wichtig es ist, den Nutzern die Kontrolle über die Anpassung ihres Betriebssystems zu geben. Das nachträgliche Hinzufügen der Option in Windows 11 23H2 ist ein klares Zeichen dafür, dass Microsoft auf das Feedback seiner Community hört, auch wenn es manchmal eine Weile dauert.

Egal, ob Sie die integrierte Option von Windows 11 23H2+ nutzen oder auf bewährte Drittanbieter-Tools wie ExplorerPatcher oder StartAllBack zurückgreifen müssen oder wollen – die gute Nachricht ist: Sie sind nicht mehr gezwungen, sich mit der „ungeliebten” Gruppierung abzufinden. Sie können Ihre Taskleiste so konfigurieren, dass sie Ihre individuelle Arbeitsweise optimal unterstützt. Die Kontrolle über Ihr digitales Arbeitsumfeld liegt wieder in Ihren Händen, und das ist ein Grund zur Freude für jeden, der Effizienz und Übersicht schätzt.

Wählen Sie die Lösung, die am besten zu Ihrer Windows 11-Version und Ihren Bedürfnissen passt. Priorisieren Sie dabei Stabilität und Sicherheit, besonders wenn Sie auf Drittanbieter-Tools setzen. Eine gut konfigurierte Taskleiste ist der Schlüssel zu einem flüssigeren und angenehmeren Windows-Erlebnis. Gewinnen Sie die Kontrolle zurück und arbeiten Sie wieder so produktiv, wie Sie es gewohnt sind!