Nichts ist frustrierender, als wenn Ihr Computer sich weigert, seinen Dienst aufzunehmen. Besonders ärgerlich wird es, wenn Windows 10 Startprobleme bereitet und Sie mit rätselhaften Fehlermeldungen wie „Critical Service Failed” oder dem berüchtigten Stop-Code 0xc000021A konfrontiert werden. Diese Fehler können dazu führen, dass Ihr System in einer endlosen Neustartschleife festhängt oder direkt in einen Bluescreen mündet, ohne dass Sie Zugriff auf Ihr Betriebssystem erhalten. Aber keine Sorge, Sie sind nicht allein! In diesem umfassenden Leitfaden führen wir Sie Schritt für Schritt durch die Diagnose und Behebung dieser gängigen Startfehler. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihr System wieder zum Laufen bringen, egal ob Sie Anfänger oder fortgeschrittener Benutzer sind.
Die Natur der Startprobleme verstehen: „Critical Service Failed” und 0xc000021A
Bevor wir uns in die Lösungsansätze stürzen, ist es hilfreich zu verstehen, was diese Fehler bedeuten könnten:
- „Critical Service Failed”: Dieser Fehlercode ist oft ein Hinweis darauf, dass ein wichtiger Systemdienst, der für den Start von Windows unerlässlich ist, nicht geladen werden konnte oder abgestürzt ist. Das kann durch beschädigte Systemdateien, inkompatible Treiber (insbesondere Grafik- oder Chipsatztreiber) oder sogar Hardwareprobleme verursacht werden. Es ist ein generischer Stop-Code, der auf eine Vielzahl von tiefer liegenden Problemen hindeuten kann.
- 0xc000021A (STATUS_SYSTEM_PROCESS_TERMINATED): Dieser sogenannte Bluescreen-Fehler ist schwerwiegender. Er bedeutet, dass ein kritischer Systemprozess (meistens
csrss.exeoderwinlogon.exe), der für die Integrität und Sicherheit des Systems von grundlegender Bedeutung ist, unerwartet beendet wurde. Typische Ursachen sind stark beschädigte Systemdateien, inkompatible oder fehlerhafte Treiber, Probleme mit Antivirensoftware oder sogar fehlerhafte Hardware wie RAM oder Festplatte. Dieser Fehler verhindert in der Regel jeden Zugriff auf den Desktop.
Gemeinsam ist beiden Fehlern, dass sie oft den normalen Start von Windows verhindern und den Zugriff auf die üblichen Reparaturwerkzeuge erschweren. Der Schlüssel zur Behebung liegt meist in der Windows Wiederherstellungsumgebung (WinRE).
Erste Schritte: Ruhe bewahren und das Offensichtliche prüfen
Bevor Sie zu drastischeren Maßnahmen greifen, gibt es ein paar grundlegende Schritte, die Sie ausprobieren sollten:
- Neustart erzwingen: Manchmal ist der Fehler nur ein einmaliger Schluckauf. Halten Sie den Netzschalter Ihres Computers gedrückt, bis er sich ausschaltet. Warten Sie ein paar Sekunden und schalten Sie ihn dann wieder ein.
- Peripheriegeräte trennen: Externe Geräte wie Drucker, externe Festplatten, USB-Sticks, zusätzliche Monitore oder Webcams können Konflikte verursachen. Trennen Sie alle nicht essentiellen Geräte ab und versuchen Sie einen Neustart.
- Kürzliche Änderungen überdenken: Haben Sie vor dem Auftreten des Fehlers neue Software installiert, einen Treiber aktualisiert oder Windows-Updates durchgeführt? Solche Änderungen sind oft die Ursache für neue Probleme.
Zugriff auf die Windows Wiederherstellungsumgebung (WinRE)
Die WinRE ist Ihr wichtigstes Werkzeug, um Windows 10 Startprobleme zu beheben, wenn das System nicht mehr bootet. Es gibt mehrere Wege, dorthin zu gelangen:
- Automatischer Start nach Fehlern: Wenn Windows mehrfach nicht korrekt startet, erkennt es das Problem und sollte automatisch die WinRE laden.
- Manuelles Erzwingen: Schalten Sie Ihren PC ein und sobald das Windows-Logo erscheint, halten Sie den Netzschalter gedrückt, bis der PC wieder ausschaltet. Wiederholen Sie diesen Vorgang zwei- bis dreimal. Windows sollte dann in die WinRE booten.
- Bootfähiges Medium verwenden: Wenn die obigen Methoden fehlschlagen, benötigen Sie einen bootfähigen USB-Stick oder eine DVD mit Windows 10. Starten Sie Ihren PC von diesem Medium (möglicherweise müssen Sie die Boot-Reihenfolge im BIOS/UEFI ändern). Wählen Sie im Installationsmenü „Computerreparaturoptionen” (statt „Jetzt installieren”).
Sobald Sie in der WinRE sind, navigieren Sie zu „Problembehandlung” und dann zu „Erweiterte Optionen”. Hier finden Sie die Werkzeuge, die wir im Folgenden besprechen.
Fehlerbehebung in der WinRE: Schritt für Schritt
1. Starthilfe ausführen
Dies ist der erste und einfachste Schritt in den erweiterten Optionen. Die Starthilfe versucht automatisch, gängige Startprobleme zu erkennen und zu beheben. Es ist eine Art Allzweckwaffe, die manchmal Wunder wirken kann, aber oft bei komplexeren Fehlern wie 0xc000021A an ihre Grenzen stößt.
2. Systemwiederherstellung nutzen
Wenn Sie zuvor Systemwiederherstellungspunkte erstellt haben, ist dies eine der effektivsten Methoden. Die Systemwiederherstellung setzt Ihr System auf einen früheren Zeitpunkt zurück, als es noch ordnungsgemäß funktionierte, ohne Ihre persönlichen Dateien zu beeinflussen. Dies ist ideal, wenn der Fehler nach einer Softwareinstallation oder einem Treiberupdate aufgetreten ist.
- Wählen Sie in den erweiterten Optionen „System wiederherstellen”.
- Wählen Sie einen Wiederherstellungspunkt aus, der vor dem Auftreten des Problems liegt.
- Bestätigen Sie und lassen Sie den Vorgang durchlaufen. Dies kann eine Weile dauern.
3. Letzte Updates deinstallieren
Viele Windows 10 Startprobleme werden durch fehlerhafte Windows-Updates verursacht. Die WinRE bietet Ihnen die Möglichkeit, die letzten Quality- oder Feature-Updates zu entfernen:
- Wählen Sie „Updates deinstallieren” in den erweiterten Optionen.
- Versuchen Sie zuerst, das „Letzte Qualitätsupdate deinstallieren”. Wenn das nicht hilft, probieren Sie „Letzte Featureupdate deinstallieren”. Feature-Updates sind größere Versionssprünge und anfälliger für Kompatibilitätsprobleme.
4. Befehlszeile für tiefere Reparaturen nutzen
Die Eingabeaufforderung ist ein mächtiges Werkzeug in der WinRE. Hier können Sie verschiedene Befehle ausführen, um Systemdateien zu prüfen und zu reparieren:
- Wählen Sie in den erweiterten Optionen „Eingabeaufforderung”.
- Dateisystemprüfung (CHKDSK): Überprüft Ihre Festplatte auf Fehler.
- Geben Sie
chkdsk C: /f /rein und drücken Sie Enter. Ersetzen SieC:durch den Laufwerksbuchstaben Ihrer Windows-Installation (manchmal ist es in der WinRE ein anderer, z.B.D:). Mit/fwerden Fehler behoben und mit/rnach fehlerhaften Sektoren gesucht und Daten wiederhergestellt.
- Geben Sie
- Systemdateiprüfung (SFC): Sucht nach beschädigten oder fehlenden Windows-Systemdateien und versucht, diese zu reparieren.
- Geben Sie
sfc /scannowein und drücken Sie Enter. Wenn dies nicht funktioniert, weil Windows nicht als „online” erkannt wird, kann es sein, dass Sie den Befehl anpassen müssen, um auf das Offline-System zu zielen:sfc /scannow /offbootdir=C: /offwindir=C:Windows(passen SieC:gegebenenfalls an).
- Geben Sie
- Deployment Image Servicing and Management (DISM): Dieses Tool wird verwendet, um das Windows-Abbild zu reparieren, insbesondere wenn SFC fehlschlägt.
- Geben Sie
DISM /Image:C: /Cleanup-Image /RestoreHealthein (passen SieC:an). Dies versucht, das Windows-Abbild mit intakten Versionen von Systemdateien zu reparieren.
- Geben Sie
- Boot-Sektor und MBR reparieren: Manchmal liegt das Problem am Bootloader.
bootrec /fixmbrbootrec /fixbootbootrec /rebuildbcd- Starten Sie danach neu.
5. Im Abgesicherten Modus starten
Der abgesicherte Modus startet Windows nur mit den allerwichtigsten Treibern und Diensten. Wenn Ihr PC im abgesicherten Modus startet, deutet dies stark darauf hin, dass ein Treiber, eine Anwendung oder ein Dienst das Problem verursacht.
- Wählen Sie in den erweiterten Optionen „Starteinstellungen” und dann „Neu starten”.
- Drücken Sie nach dem Neustart die Taste
4oderF4für den abgesicherten Modus oder5/F5für den abgesicherten Modus mit Netzwerktreibern. - Was tun im abgesicherten Modus?
- Treiber überprüfen/aktualisieren/deinstallieren: Gehen Sie zum Geräte-Manager (Rechtsklick auf Start -> Geräte-Manager). Suchen Sie nach Geräten mit gelben Ausrufezeichen. Deinstallieren Sie problematische Treiber (insbesondere Grafik- oder Chipsatztreiber, die oft für „Critical Service Failed” verantwortlich sind) und starten Sie neu. Windows versucht dann, generische Treiber zu installieren. Aktualisieren Sie diese später von der Hersteller-Website.
- Zuletzt installierte Software deinstallieren: Wenn der Fehler nach einer Software-Installation aufgetreten ist, deinstallieren Sie diese über die Systemsteuerung oder Einstellungen.
- Antivirensoftware prüfen: Manchmal können aggressive Antivirenprogramme Startprobleme verursachen. Deaktivieren oder deinstallieren Sie sie testweise.
- Systemdateiprüfung erneut ausführen: Führen Sie
sfc /scannowin der normalen Eingabeaufforderung aus, wenn es in der WinRE nicht funktionierte.
6. PC zurücksetzen
Wenn alles andere fehlschlägt, ist das Zurücksetzen des PCs oft die letzte Option, bevor eine komplette Neuinstallation nötig wird. Sie haben dabei zwei Möglichkeiten:
- Eigene Dateien beibehalten: Windows wird neu installiert, Ihre persönlichen Dateien bleiben erhalten. Installierte Programme und Treibereinstellungen gehen jedoch verloren.
- Alles entfernen: Dies ist quasi eine Neuinstallation, bei der alle persönlichen Dateien, Apps und Einstellungen gelöscht werden. Wählen Sie diese Option, wenn Sie eine saubere Ausgangsbasis wünschen oder das Problem hartnäckig ist. Stellen Sie sicher, dass Sie zuvor alle wichtigen Daten gesichert haben.
Erweiterte Diagnose und Hardware-Checks
Wenn die oben genannten Software-basierten Lösungen das Problem nicht beheben konnten, könnte ein Hardware-Problem vorliegen.
- Arbeitsspeicher (RAM) prüfen: Fehlerhafter RAM ist eine häufige Ursache für Bluescreens, einschließlich 0xc000021A.
- In der WinRE finden Sie unter „Problembehandlung” -> „Erweiterte Optionen” -> „Eingabeaufforderung” manchmal auch die Option, den Windows-Speicherdiagnosetest (
mdsched.exe) zu starten. - Wenn Sie mehrere RAM-Riegel haben, versuchen Sie, sie einzeln zu testen oder nur einen Riegel eingesteckt zu lassen, um zu sehen, ob der PC startet.
- In der WinRE finden Sie unter „Problembehandlung” -> „Erweiterte Optionen” -> „Eingabeaufforderung” manchmal auch die Option, den Windows-Speicherdiagnosetest (
- Festplatte prüfen: Obwohl CHKDSK Softwarefehler behebt, kann eine physisch defekte Festplatte ebenfalls Startprobleme verursachen. Achten Sie auf ungewöhnliche Geräusche (Klicken, Schleifen).
- BIOS/UEFI-Einstellungen:
- Greifen Sie beim Start auf das BIOS/UEFI zu (meist durch Drücken von
Entf,F2,F10oderF12). - Setzen Sie die BIOS-Einstellungen auf die Standardwerte zurück („Load Optimized Defaults” oder ähnlich).
- Deaktivieren Sie testweise „Fast Boot” oder „Schnellstart”, da dies manchmal zu Problemen führen kann.
- Greifen Sie beim Start auf das BIOS/UEFI zu (meist durch Drücken von
Der letzte Ausweg: Neuinstallation von Windows 10
Wenn alle Stricke reißen und Ihr Windows 10 bootet nicht mehr, bleibt oft nur die Neuinstallation von Windows 10. Dies ist die radikalste Lösung, garantiert aber ein sauberes, funktionierendes System. Dazu benötigen Sie ein bootfähiges Windows 10-Installationsmedium (USB-Stick oder DVD).
- Booten Sie vom Installationsmedium.
- Wählen Sie „Jetzt installieren”.
- Folgen Sie den Anweisungen und wählen Sie die Option für eine benutzerdefinierte Installation.
- Löschen Sie alle vorhandenen Partitionen auf dem Laufwerk, auf dem Windows installiert war, und lassen Sie Windows eine neue Partition erstellen.
- Achten Sie darauf, dass Sie alle wichtigen Daten zuvor auf einem externen Laufwerk gesichert haben, da bei diesem Vorgang alles auf der Systemfestplatte gelöscht wird.
Vorbeugung ist der beste Schutz
Um zukünftige Windows 10 Startprobleme und Fehlermeldungen wie „Critical Service Failed” oder 0xc000021A zu vermeiden, beachten Sie folgende Tipps:
- Regelmäßige Backups: Sichern Sie wichtige Daten regelmäßig auf externen Laufwerken oder in der Cloud.
- Systemwiederherstellungspunkte: Stellen Sie sicher, dass die Systemwiederherstellung aktiviert ist und erstellen Sie manuell Wiederherstellungspunkte vor größeren Änderungen (z.B. Treiberupdates, Softwareinstallationen).
- Treiberaktualisierungen mit Vorsicht: Laden Sie Treiber nur von den offiziellen Websites der Hersteller herunter. Seien Sie vorsichtig mit Beta-Treibern.
- Antivirensoftware: Halten Sie Ihre Antivirensoftware aktuell und führen Sie regelmäßige Scans durch.
- Windows-Updates: Installieren Sie Updates, aber überprüfen Sie online, ob es bekannte Probleme mit bestimmten Updates gibt, bevor Sie diese installieren.
Fazit
Windows 10 Startprobleme können beängstigend sein, aber mit den richtigen Schritten und Werkzeugen sind die Fehler „Critical Service Failed” und 0xc000021A in den meisten Fällen behebbar. Der Schlüssel liegt im systematischen Vorgehen innerhalb der Windows Wiederherstellungsumgebung. Beginnen Sie immer mit den einfachsten Lösungen wie der Starthilfe und der Systemwiederherstellung und arbeiten Sie sich bei Bedarf zu den komplexeren Schritten vor. Haben Sie Geduld und gehen Sie die Anweisungen sorgfältig durch. Mit diesem Leitfaden sind Sie bestens gerüstet, um diese hartnäckigen Startfehler zu überwinden und Ihr System wieder stabil zum Laufen zu bringen. Viel Erfolg!