Kennen Sie das Szenario? Sie haben mühsam den neuesten, optimierten AMD Grafiktreiber direkt von der Herstellerseite heruntergeladen und installiert. Ihr System läuft reibungslos, die Spiele performen optimal. Doch dann, wie aus dem Nichts, installiert Windows Update ungefragt einen älteren oder generischen Treiber, der alle Ihre Bemühungen zunichtemacht. Plötzlich treten Leistungseinbußen auf, Spiele stürzen ab oder bestimmte Funktionen der Grafikkarte sind nicht mehr verfügbar. Dieses Phänomen ist für viele PC-Nutzer, insbesondere für Gamer und professionelle Anwender, ein immer wiederkehrendes Ärgernis. Aber keine Sorge, Sie sind nicht allein und es gibt effektive Wege, um dieses Verhalten von Windows zu unterbinden.
Das Dilemma mit Windows Update und AMD Treibern
Windows Update ist darauf ausgelegt, Ihr System sicher und auf dem neuesten Stand zu halten. Das beinhaltet auch die Aktualisierung von Gerätetreibern. Das Problem dabei: Microsofts Treiberdatenbank enthält oft ältere oder generische Versionen, die zwar eine Grundfunktionalität gewährleisten, aber nicht die spezifischen Optimierungen oder Features bieten, die die offiziellen Treiber der Hersteller wie AMD bereitstellen. Wenn Windows Update nun einen solchen Treiber installiert, überschreibt es den von Ihnen manuell installierten, oft überlegenen Treiber. Das Ergebnis ist ein Rückschritt in Sachen Leistung und Stabilität.
Warum Windows Update oft der „falsche” Treiber ist
Die Gründe für dieses Verhalten sind vielfältig:
- Kompatibilität über Leistung: Microsoft legt Wert auf eine breite Kompatibilität und Systemstabilität. Die von Windows Update bereitgestellten Treiber sind daher oft „gut genug“ für die meisten Anwendungsfälle, aber nicht für Enthusiasten, die das Maximum aus ihrer Hardware herausholen wollen.
- Verzögerte Updates: Die Integration neuer Treiber in Windows Update dauert seine Zeit. Oft sind die auf der AMD-Website verfügbaren Treiber deutlich aktueller.
- Generische Treiber: Viele der über Windows Update gelieferten Treiber sind generische Versionen, die für eine Vielzahl von Geräten konzipiert sind, während die herstellerspezifischen Treiber für bestimmte Modelle optimiert sind.
Die unerwünschten Folgen
Ein unerwünschtes Treiber-Update kann zu einer Reihe von Problemen führen:
- Leistungsabfall: Gerade bei Spielen oder grafikintensiven Anwendungen kann die Performance deutlich sinken.
- Systemabstürze: Instabile oder inkompatible Treiber sind eine häufige Ursache für Bluescreens oder Anwendungsabstürze.
- Fehlende Funktionen: Spezifische AMD-Features wie Radeon Adrenalin Software-Optionen können deaktiviert sein oder fehlerhaft funktionieren.
- Blackscreens oder Anzeigefehler: Im schlimmsten Fall kann der Bildschirm schwarz bleiben oder es treten Grafikfehler auf.
Es ist also verständlich, dass Sie die Kontrolle über Ihre AMD Grafiktreiber zurückgewinnen möchten. Im Folgenden zeigen wir Ihnen verschiedene Methoden, wie Sie unerwünschte Windows-Update Treiber blockieren und deaktivieren können.
Lösungsansatz 1: Den problematischen Treiber ausblenden (wushowhide.diagcab)
Dies ist eine temporäre, aber oft effektive Lösung, wenn Windows Update immer wieder einen bestimmten Treiber installieren möchte. Microsoft bietet ein spezielles Tool an, um Updates auszublenden.
Schritt-für-Schritt-Anleitung:
- Laden Sie das Tool „wushowhide.diagcab” von der offiziellen Microsoft-Website herunter. Eine schnelle Suche nach „wushowhide.diagcab download” führt Sie zur richtigen Seite.
- Führen Sie die heruntergeladene Datei aus.
- Klicken Sie auf „Weiter” und dann auf „Updates ausblenden” (Hide updates).
- Das Tool scannt nun nach ausstehenden Updates. Wählen Sie den oder die unerwünschten AMD Grafiktreiber-Updates aus der Liste aus und klicken Sie auf „Weiter”.
- Bestätigen Sie Ihre Auswahl. Die ausgewählten Updates werden nun von Windows Update nicht mehr angeboten.
Wann anwenden?
Diese Methode ist ideal, wenn der „schuldige“ Treiber bereits erkannt wurde und Sie ihn gezielt blockieren möchten, ohne alle zukünftigen Treiber-Updates zu unterbinden. Beachten Sie, dass das Tool nur ausstehende Updates ausblenden kann. Wenn der Treiber bereits installiert wurde, müssen Sie ihn zuerst deinstallieren (siehe Lösungsansatz 3) und anschließend die Update-Suche erneut starten, um ihn dann ausblenden zu können.
Lösungsansatz 2: Automatische Treiber-Updates systemweit deaktivieren
Diese Methode verhindert, dass Windows Update überhaupt Treiber installiert. Sie ist drastischer, gibt Ihnen aber die volle Kontrolle über Ihre Treiber.
Für Windows Pro/Enterprise (Gruppenrichtlinien-Editor):
Windows Pro- und Enterprise-Versionen verfügen über den Gruppenrichtlinien-Editor, der eine einfache Deaktivierung ermöglicht.
- Drücken Sie
Win + R, tippen Siegpedit.mscein und drücken Sie Enter, um den Gruppenrichtlinien-Editor zu öffnen. - Navigieren Sie zu:
Computerkonfiguration > Administrative Vorlagen > Windows-Komponenten > Windows Update > Von Windows Update angebotene Updates. - Suchen Sie in diesem Ordner nach der Einstellung: „Keine Treiber in Windows-Updates einschließen” (Do not include drivers with Windows Updates).
- Doppelklicken Sie darauf, wählen Sie „Aktiviert” und klicken Sie auf „Übernehmen” und „OK”.
- Starten Sie Ihren Computer neu, damit die Änderungen wirksam werden.
Für Windows Home (Registrierungs-Editor):
Windows Home-Benutzer haben keinen Zugriff auf den Gruppenrichtlinien-Editor, können aber die gleiche Einstellung über den Registrierungs-Editor vornehmen. Seien Sie hier besonders vorsichtig, da Fehler im Registrierungs-Editor Ihr System beschädigen können. Erstellen Sie idealerweise einen Systemwiederherstellungspunkt, bevor Sie fortfahren.
- Drücken Sie
Win + R, tippen Sieregeditein und drücken Sie Enter, um den Registrierungs-Editor zu öffnen. - Navigieren Sie zu folgendem Pfad (oder kopieren Sie ihn in die Adressleiste des Editors und drücken Sie Enter):
HKEY_LOCAL_MACHINESOFTWAREPoliciesMicrosoftWindowsWindowsUpdate - Falls der Schlüssel
WindowsUpdatenicht existiert, klicken Sie mit der rechten Maustaste aufWindows, wählen Sie „Neu” > „Schlüssel” und nennen Sie ihnWindowsUpdate. - Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf den Schlüssel
WindowsUpdate, wählen Sie „Neu” > „DWORD-Wert (32-Bit)” und nennen Sie ihnExcludeWUDriversInQualityUpdate. - Doppelklicken Sie auf den neu erstellten Wert
ExcludeWUDriversInQualityUpdateund ändern Sie dessen „Wertdaten” auf1. Klicken Sie auf „OK”. - Starten Sie Ihren Computer neu, damit die Änderungen wirksam werden.
Wichtige Überlegung:
Durch diese Methode verhindern Sie alle Treiber-Updates über Windows Update. Das bedeutet, Sie müssen sich in Zukunft selbst um die Aktualisierung aller Treiber kümmern – nicht nur für die Grafikkarte, sondern auch für andere Komponenten wie Chipsatz, Audio, Netzwerk etc.
Lösungsansatz 3: Vorhandene unerwünschte Treiber entfernen und einen Neustart erzwingen
Manchmal ist der „falsche” Treiber bereits installiert. Dann müssen Sie ihn zuerst entfernen, um die Kontrolle zurückzugewinnen.
Deinstallation über den Geräte-Manager:
- Drücken Sie
Win + Xund wählen Sie „Geräte-Manager” aus dem Menü. - Erweitern Sie den Abschnitt „Grafikkarten”.
- Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf Ihre AMD Grafikkarte und wählen Sie „Gerät deinstallieren”.
- Ganz wichtig: Setzen Sie ein Häkchen bei „Treibersoftware für dieses Gerät löschen”, falls die Option verfügbar ist. Dadurch wird die unerwünschte Treiberdatei vom System entfernt.
- Klicken Sie auf „Deinstallieren” und starten Sie anschließend Ihren Computer neu.
Nach dem Neustart wird Windows entweder einen generischen Basis-Treiber installieren oder Sie können sofort den gewünschten AMD-Treiber manuell installieren (idealerweise im abgesicherten Modus, um Windows zuvorzukommen).
Der „Display Driver Uninstaller” (DDU) – Die saubere Lösung:
Für eine absolut saubere Entfernung von Grafiktreibern ist DDU (Display Driver Uninstaller) das Tool der Wahl. Es entfernt alle Spuren alter Treiber, einschließlich Registry-Einträge und Dateien, was besonders nützlich ist, wenn Sie von einem inkompatiblen Treiber geplagt werden.
- Laden Sie DDU von einer vertrauenswürdigen Quelle (z.B. Guru3D) herunter.
- Extrahieren Sie die ZIP-Datei an einen beliebigen Ort.
- Wichtig: Starten Sie Windows im abgesicherten Modus. Um dies zu tun: Öffnen Sie die Einstellungen (
Win + I) > „Update & Sicherheit” > „Wiederherstellung” > Unter „Erweiterter Start” klicken Sie auf „Jetzt neu starten”. Wählen Sie dann „Problembehandlung” > „Erweiterte Optionen” > „Starteinstellungen” > „Neu starten”. Drücken Sie nach dem NeustartF4für den abgesicherten Modus. - Führen Sie DDU im abgesicherten Modus aus.
- Wählen Sie im Dropdown-Menü „Gerätetyp” die Option „GPU” und darunter „AMD” aus.
- Klicken Sie auf „Reinigen und Neustart (Empfohlen)”. DDU entfernt nun alle AMD-Grafiktreiber und startet das System neu.
- Nach dem Neustart befindet sich Ihr System im saubersten Zustand, um den von Ihnen gewünschten, aktuellen AMD Grafiktreiber zu installieren.
Lösungsansatz 4 (Fortgeschritten): Blockieren über Hardware-IDs
Diese Methode ist sehr spezifisch und verhindert, dass Windows Update jemals Treiber für ein bestimmtes Gerät mit einer spezifischen Hardware-ID installiert. Sie ist nur dann notwendig, wenn alle anderen Methoden versagen und Windows Update hartnäckig bleibt.
- Öffnen Sie den Geräte-Manager (
Win + X> „Geräte-Manager”). - Erweitern Sie „Grafikkarten” und doppelklicken Sie auf Ihre AMD Grafikkarte.
- Wechseln Sie zur Registerkarte „Details”.
- Wählen Sie im Dropdown-Menü „Eigenschaft” die Option „Hardware-IDs” aus.
- Kopieren Sie die oberste Zeile (sie beginnt oft mit
PCIVEN_...). - Drücken Sie
Win + R, tippen Siegpedit.mscein und drücken Sie Enter (nur für Pro/Enterprise, Home-Nutzer müssten dies wieder über die Registry machen, was sehr komplex ist). - Navigieren Sie zu:
Computerkonfiguration > Administrative Vorlagen > System > Geräteinstallation > Geräteinstallationsbeschränkungen. - Suchen Sie nach der Einstellung: „Installation von Geräten mit den angegebenen Hardware-IDs verhindern”.
- Doppelklicken Sie darauf, wählen Sie „Aktiviert” und klicken Sie dann auf „Anzeigen…”.
- Fügen Sie die zuvor kopierte Hardware-ID ein. Klicken Sie auf „OK” und dann erneut auf „OK”.
- Aktivieren Sie auch die Richtlinie „Installation von nicht durch Richtlinien abgedeckten Treibern verhindern”.
- Starten Sie Ihren Computer neu.
Vorsicht geboten! Diese Methode ist sehr mächtig und kann verhindern, dass *jegliche* Treiber für dieses spezielle Gerät installiert werden. Verwenden Sie sie nur, wenn Sie genau wissen, was Sie tun, und stellen Sie sicher, dass Sie die richtige Hardware-ID kopiert haben.
Zusätzliche Tipps und bewährte Praktiken
- Windows Updates pausieren: Wenn Sie wissen, dass in Kürze ein neuer offizieller AMD-Treiber erscheint, können Sie Windows Updates für bis zu 35 Tage pausieren, um ungebetene Installationen zu vermeiden (Einstellungen > Update & Sicherheit > Windows Update > Erweiterte Optionen > Updates pausieren).
- Manuelle Treiberverwaltung als Standard: Betrachten Sie es als bewährte Praxis, Ihre AMD-Treiber stets manuell von der offiziellen AMD-Website herunterzuladen und zu installieren. Dies stellt sicher, dass Sie immer die neueste und für Ihr System optimierte Version erhalten.
- AMD Radeon Software Einstellungen prüfen: In der AMD Radeon Software selbst gibt es manchmal Optionen, die das Update-Verhalten beeinflussen können. Prüfen Sie diese Einstellungen, um sicherzustellen, dass keine automatischen Update-Funktionen aktiviert sind, die Konflikte verursachen könnten.
- Systemwiederherstellungspunkte: Bevor Sie größere Treiber-Updates oder Änderungen an den Systemrichtlinien vornehmen, erstellen Sie immer einen Systemwiederherstellungspunkt. Dies ermöglicht Ihnen, Ihr System im Falle unerwarteter Probleme auf einen früheren Zustand zurückzusetzen.
Fazit: Die Kontrolle zurückgewinnen
Das Problem mit unerwünschten Windows-Update AMD Grafik-Treiber-Updates ist frustrierend, aber nicht unlösbar. Mit den hier vorgestellten Methoden können Sie die Kontrolle über Ihre Treiberverwaltung zurückgewinnen und sicherstellen, dass Ihr System stets mit dem optimalen Treiber für Ihre AMD Grafikkarte läuft. Ob Sie sich für das Ausblenden spezifischer Updates, die systemweite Deaktivierung oder eine Kombination aus beidem entscheiden, hängt von Ihrem Komfortlevel und den spezifischen Bedürfnissen Ihres Systems ab. Wichtig ist, dass Sie proaktiv handeln und nicht zulassen, dass ein „falscher” Treiber Ihre PC-Erfahrung trübt.