Es ist ein frustrierendes Szenario: Sie starten Ihren Windows 10-PC, in der Hoffnung, schnell mit der Arbeit oder dem Vergnügen zu beginnen, und stattdessen werden Sie von einem Bildschirm begrüßt, der Sie über eine Festplattenprüfung informiert. Der Scan, durchgeführt von chkdsk (Check Disk), verspricht, Fehler zu beheben. Doch anstatt das Problem zu lösen, endet der Vorgang nie, startet immer wieder neu und hält Sie davon ab, auf Ihr System zuzugreifen. Diese chkdsk-Endlosschleife ist ein gefürchtetes Problem, das viele Windows 10-Nutzer in den Wahnsinn treibt. In diesem umfassenden Leitfaden erfahren Sie, warum dieser Scan auftritt und, noch wichtiger, wie Sie ihn stoppen und Ihr System wieder zum Laufen bringen können.
Was ist chkdsk und warum gerät es in eine Endlosschleife?
chkdsk ist ein in Windows integriertes Befehlszeilen-Dienstprogramm, das dazu dient, die Integrität des Dateisystems auf einer Festplatte zu überprüfen und logische Fehler zu finden und zu beheben. Es kann auch versuchen, physisch beschädigte Sektoren zu identifizieren und Daten von ihnen wiederherzustellen. Typischerweise wird chkdsk automatisch gestartet, wenn Windows einen potenziellen Fehler im Dateisystem vermutet, beispielsweise nach einem unerwarteten Herunterfahren, einem Stromausfall oder wenn eine Festplatte unsauber getrennt wurde. Windows setzt dann ein „Dirty Bit”-Flag für das Laufwerk, das chkdsk beim nächsten Start auslöst.
Das Problem der Endlosschleife entsteht, wenn chkdsk den Fehler nicht erfolgreich beheben kann oder das „Dirty Bit” nicht zurückgesetzt wird. Dies kann verschiedene Ursachen haben:
- Hartnäckige Dateisystemkorruption: Die Beschädigung ist zu schwerwiegend, als dass chkdsk sie alleine beheben könnte.
- Physische Festplattenfehler: Der Scan scheitert immer wieder an beschädigten Sektoren, die nicht repariert werden können. Dies ist oft ein Zeichen für einen bevorstehenden Ausfall der Festplatte.
- Software-Glitches: Manchmal ist es einfach ein Fehler in der Software oder im Registrierungseintrag, der chkdsk dazu zwingt, immer wieder zu laufen, selbst wenn kein tatsächlicher Fehler vorliegt.
- Unvollständige Reparatur: chkdsk versucht eine Reparatur, scheitert, setzt das „Dirty Bit” aber nicht zurück, sodass der Scan beim nächsten Booten erneut startet.
Erste Hilfe: Den aktuellen Scan abbrechen (falls möglich)
Wenn der chkdsk-Scan startet, gibt es in der Regel ein kurzes Zeitfenster (wenige Sekunden), in dem Sie aufgefordert werden, eine beliebige Taste zu drücken, um den Scan zu überspringen. Tun Sie dies, sobald die Meldung erscheint. Beachten Sie jedoch, dass dies oft nur eine vorübergehende Lösung ist. Windows wird wahrscheinlich versuchen, den Scan beim nächsten Start erneut auszuführen, da das „Dirty Bit” noch immer gesetzt ist. Aber es verschafft Ihnen wertvolle Zeit, um die eigentliche Ursache zu beheben.
Der Weg in die erweiterten Startoptionen (Windows-Wiederherstellungsumgebung)
Da Sie wahrscheinlich nicht in Windows booten können, müssen Sie auf die erweiterten Startoptionen zugreifen, auch bekannt als Windows-Wiederherstellungsumgebung (WinRE). Es gibt mehrere Wege dorthin:
- Erzwungenes Herunterfahren/Einschalten: Schalten Sie Ihren PC dreimal hintereinander während des Startvorgangs aus (wenn Sie das Windows-Logo sehen, halten Sie den Netzschalter gedrückt, bis er sich ausschaltet). Beim vierten Start sollte Windows automatisch in die WinRE booten.
- Bootfähiges Medium verwenden: Wenn die erste Methode nicht funktioniert, können Sie einen bootfähigen USB-Stick oder eine DVD mit Windows 10 verwenden. Starten Sie Ihren PC von diesem Medium, wählen Sie Ihre Sprache aus und klicken Sie dann auf „Computer reparieren” anstatt „Jetzt installieren”.
Sobald Sie in den erweiterten Startoptionen sind, navigieren Sie zu „Problembehandlung” und dann zu „Erweiterte Optionen”. Hier finden Sie die Tools, die Sie benötigen, um die chkdsk-Endlosschleife zu durchbrechen.
Detaillierte Lösungen aus den erweiterten Startoptionen
1. Starthilfe und Systemwiederherstellung
Diese Optionen sind oft die ersten Schritte und können kleinere Probleme beheben:
- Starthilfe: Versuchen Sie zunächst die Option „Starthilfe”. Windows versucht dann, automatische Reparaturen durchzuführen, die möglicherweise die Ursache der chkdsk-Schleife beheben.
- System wiederherstellen: Wenn Sie zuvor Systemwiederherstellungspunkte erstellt haben, können Sie versuchen, Windows auf einen Zeitpunkt zurückzusetzen, an dem der PC noch einwandfrei funktionierte. Wählen Sie „System wiederherstellen” und folgen Sie den Anweisungen. Beachten Sie, dass dies zwar Ihre Systemeinstellungen und installierten Programme beeinflusst, aber Ihre persönlichen Dateien in der Regel unberührt lässt.
2. chkdsk-Planung über die Eingabeaufforderung deaktivieren und manuell ausführen
Dies ist oft die effektivste Methode, um die automatische Ausführung von chkdsk zu stoppen und dann eine kontrollierte Reparatur durchzuführen.
- Wählen Sie in den „Erweiterten Optionen” die „Eingabeaufforderung”.
- Möglicherweise müssen Sie Ihr Benutzerkonto und Ihr Passwort eingeben.
-
Das „Dirty Bit” abfragen: Geben Sie den Befehl
fsutil dirty query C:ein und drücken Sie Enter. (Ersetzen Sie „C:” gegebenenfalls durch den richtigen Laufwerksbuchstaben Ihres Systemlaufwerks – in der WinRE ist dies nicht immer „C:”. Sie könnendir D:oderdir E:usw. eingeben, um herauszufinden, welches Laufwerk Ihr Windows-System enthält, oft ist esD:). Wenn das Ergebnis „Das Volume ist fehlerhaft” lautet, ist das „Dirty Bit” gesetzt. -
chkdsk beim Start deaktivieren: Um die automatische Ausführung von chkdsk für ein bestimmtes Laufwerk beim nächsten Start zu verhindern, verwenden Sie den Befehl
chkntfs /X C:. Ersetzen Sie „C:” wieder durch den richtigen Laufwerksbuchstaben. Dieser Befehl schließt das angegebene Laufwerk von der automatischen Überprüfung aus. Drücken Sie Enter. -
chkdsk manuell und umfassend ausführen: Jetzt, da der automatische Scan deaktiviert ist, können Sie chkdsk manuell mit erweiterten Reparaturfunktionen ausführen. Geben Sie den Befehl
chkdsk C: /f /r /xein und drücken Sie Enter./f: Behebt gefundene Fehler auf dem Datenträger./r: Sucht nach fehlerhaften Sektoren und stellt lesbare Informationen wieder her (impliziert /f)./x: Erzwingt das Aufheben der Bereitstellung des Volumes vor dem Scan, falls erforderlich.
Dieser Scan kann sehr lange dauern, je nach Größe und Zustand Ihrer Festplatte. Lassen Sie ihn vollständig durchlaufen, ohne ihn zu unterbrechen. Sobald er abgeschlossen ist, sollte er alle Fehler behoben haben und das „Dirty Bit” zurücksetzen. Starten Sie danach Ihren PC neu.
3. Registrierungseditor verwenden (Vorsicht geboten!)
Dies ist eine fortgeschrittene Methode und sollte nur angewendet werden, wenn die vorherigen Schritte nicht funktionieren. Fehler in der Registrierung können schwerwiegende Systemprobleme verursachen.
- Öffnen Sie die „Eingabeaufforderung” wie zuvor.
- Geben Sie
regeditein und drücken Sie Enter, um den Registrierungseditor zu starten. - Markieren Sie in der linken Spalte
HKEY_LOCAL_MACHINEund gehen Sie dann im Menü auf „Datei” > „Struktur laden…”. - Navigieren Sie zum Laufwerk, auf dem Windows installiert ist (z.B.
D:), und öffnen Sie den PfadD:WindowsSystem32config. - Wählen Sie die Datei namens
SYSTEMaus und klicken Sie auf „Öffnen”. - Geben Sie einen beliebigen Schlüsselnamen ein (z.B. „Offline_System”) und klicken Sie auf „OK”.
- Navigieren Sie nun zu
HKEY_LOCAL_MACHINEOffline_SystemControlSet001ControlSession Manager. - Suchen Sie im rechten Fenster den Eintrag
BootExecute. Der Standardwert sollteautocheck autochk *sein. - Doppelklicken Sie auf
BootExecute. - Ändern Sie den Wert in
autocheck autochk /k:C *(ersetzen Sie „C:” durch den richtigen Laufwerksbuchstaben). Der/k:CParameter weist chkntfs an, das Laufwerk C: (oder Ihr Systemlaufwerk) von der Überprüfung auszuschließen. - Klicken Sie auf „OK”.
- Markieren Sie den zuvor geladenen Schlüssel (z.B. „Offline_System”) und gehen Sie im Menü auf „Datei” > „Struktur entladen…”. Bestätigen Sie die Aktion.
- Schließen Sie den Registrierungseditor und die Eingabeaufforderung und starten Sie den PC neu.
4. S.M.A.R.T.-Werte der Festplatte prüfen
Wenn chkdsk immer wieder fehlschlägt oder der Scan ewig dauert und keine Fortschritte macht, könnte dies ein starkes Indiz für einen Hardwaredefekt der Festplatte sein. Die S.M.A.R.T. (Self-Monitoring, Analysis and Reporting Technology)-Werte Ihrer Festplatte können Aufschluss darüber geben.
- Öffnen Sie die „Eingabeaufforderung” in den erweiterten Startoptionen.
- Geben Sie
wmic diskdrive get statusein und drücken Sie Enter. - Wenn das Ergebnis für alle Laufwerke „OK” ist, sind die S.M.A.R.T.-Werte in Ordnung. Wenn Sie jedoch „Pred Fail” oder andere Warnungen sehen, deutet dies auf einen baldigen Ausfall der Festplatte hin.
In diesem Fall sollten Sie so schnell wie möglich eine Datensicherung durchführen (falls noch möglich) und die Festplatte austauschen. Alle weiteren Reparaturversuche sind wahrscheinlich vergebens.
5. SFC-Scan und DISM-Tool (Systemdateien überprüfen)
Manchmal können korrupte Systemdateien die Ursache sein, die chkdsk stören oder auslösen. Diese Tools helfen, die Integrität der Windows-Systemdateien zu überprüfen und zu reparieren.
- Öffnen Sie die „Eingabeaufforderung” in den erweiterten Startoptionen.
- Geben Sie
sfc /scannow /offbootdir=C: /offwindir=C:Windowsein und drücken Sie Enter. (Passen Sie „C:” bei Bedarf an den korrekten Laufwerksbuchstaben an). Dieser Befehl überprüft und repariert beschädigte Windows-Systemdateien. - Nach dem SFC-Scan können Sie (falls SFC keine Fehler beheben konnte) das DISM-Tool verwenden. Allerdings ist DISM in der WinRE ohne Internetverbindung oder eine Windows-Installationsquelle oft eingeschränkt. Wenn Windows nach den vorherigen Schritten bootet, können Sie dies später im laufenden System nachholen:
DISM /Online /Cleanup-Image /RestoreHealth. Für die WinRE wäre der Befehl komplexer und würde eine Installationsquelle erfordern. Konzentrieren Sie sich daher primär auf SFC in den erweiterten Optionen.
6. Windows zurücksetzen oder Neuinstallation (Letzter Ausweg)
Wenn alle anderen Methoden fehlschlagen, bleiben Ihnen noch zwei drastischere Optionen:
- Diesen PC zurücksetzen: In den „Erweiterten Optionen” finden Sie unter „Problembehandlung” die Option „Diesen PC zurücksetzen”. Sie haben die Wahl, Ihre persönlichen Dateien zu behalten oder alles zu entfernen. Selbst wenn Sie Ihre Dateien behalten, werden alle installierten Programme und Einstellungen entfernt. Dies installiert Windows praktisch neu, ohne dass Sie ein Installationsmedium benötigen.
- Neuinstallation von Windows: Wenn selbst das Zurücksetzen des PCs nicht hilft oder Sie einen sauberen Neuanfang wünschen, können Sie Windows komplett neu installieren. Dies erfordert ein bootfähiges Windows 10-Installationsmedium und löscht *alle* Daten auf dem Systemlaufwerk. Sichern Sie unbedingt vorher wichtige Daten!
Prävention: Wie man eine Endlosschleife in Zukunft vermeidet
Um die Wahrscheinlichkeit zu minimieren, erneut in eine chkdsk-Endlosschleife zu geraten, beachten Sie folgende Ratschläge:
- Regelmäßige Datensicherung: Sichern Sie wichtige Daten auf einer externen Festplatte oder in der Cloud. Im Falle eines Festplattenausfalls sind Sie so abgesichert.
- Sicheres Herunterfahren: Schalten Sie Ihren PC immer korrekt über das Startmenü aus und ziehen Sie nicht einfach den Stecker.
- Festplattenzustand überwachen: Achten Sie auf ungewöhnliche Geräusche Ihrer Festplatte (Klicken, Schleifen) und nutzen Sie gelegentlich Tools zur Überprüfung der S.M.A.R.T.-Werte.
- Windows-Updates: Halten Sie Ihr System stets auf dem neuesten Stand, um Softwarefehler und Sicherheitslücken zu vermeiden.
- Antivirensoftware: Eine gute Antivirensoftware schützt vor Malware, die ebenfalls Dateisysteme beschädigen kann.
Fazit
Die chkdsk-Endlosschleife ist ein Ärgernis, das den Zugang zu Ihrem Windows 10-System blockieren kann. Doch wie dieser Artikel zeigt, gibt es eine Reihe von effektiven Methoden, um dieses Problem zu beheben. Von der einfachen Deaktivierung des Scans über die detaillierte manuelle Reparatur mit erweiterten Befehlen bis hin zur Überprüfung auf Hardwaredefekte – gehen Sie die Schritte systematisch durch. In den meisten Fällen werden Sie in der Lage sein, die Schleife zu durchbrechen und Ihr System wieder stabil zu nutzen. Denken Sie immer daran, die Sicherung Ihrer Daten hat oberste Priorität, bevor Sie tiefergehende Reparaturen vornehmen.