Gebucht vs. Realität: Eine Anleitung zur Fehlerbehebung, wenn bei der DG statt 400Mbit nur 90Mbit ankommen!

Es ist ein Szenario, das viele kennen und das die Nerven strapaziert: Man freut sich auf rasend schnelles Internet, hat einen Top-Tarif bei der Deutschen Glasfaser (DG) gebucht – zum Beispiel satte 400 Mbit/s – und dann zeigt der Speedtest eine enttäuschende Zahl: magere 90 Mbit/s. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern auch weit entfernt von der versprochenen Leistung. Bevor Sie jedoch den Hörer in die Hand nehmen und den Kundendienst anrufen, gibt es eine Reihe von Schritten, die Sie selbst durchführen können, um die Ursache für dieses Leistungsgefälle zu identifizieren und oft auch zu beheben.

Dieser Artikel führt Sie systematisch durch die potenziellen Fehlerquellen in Ihrem Heimnetzwerk und gibt Ihnen konkrete Handlungsempfehlungen, um Ihre volle Bandbreite wiederzuerlangen. Wir gehen davon aus, dass Sie einen Tarif von 400 Mbit/s gebucht haben und nur etwa 90 Mbit/s erhalten – ein häufiges Muster, das oft auf eine spezifische Engstelle hindeutet.

1. Grundlagen der Messung: Wie Sie richtig messen

Bevor wir uns in die Fehlersuche stürzen, ist es entscheidend, die Messung korrekt durchzuführen. Eine fehlerhafte Messung kann zu falschen Schlussfolgerungen führen.

• Kabelgebunden ist König: Führen Sie Speedtests immer über eine kabelgebundene Verbindung durch. WLAN ist anfällig für Störungen, Dämpfung durch Wände und andere Interferenzen, die das Ergebnis verfälschen können. Verbinden Sie Ihren Computer direkt mit dem Router oder dem DG-Modem (meistens ein Genexis-Gerät) per Ethernet-Kabel.
• Vertrauenswürdige Tools: Nutzen Sie anerkannte Speedtest-Plattformen wie Ookla Speedtest oder die offizielle Breitbandmessung der Bundesnetzagentur. Führen Sie mehrere Tests zu verschiedenen Tageszeiten durch, um Auslastungsspitzen im Netz auszuschließen.
• Hintergrundaktivitäten stoppen: Schließen Sie alle unnötigen Anwendungen und Browser-Tabs auf Ihrem Computer. Stellen Sie sicher, dass keine Downloads, Updates oder Streaming-Dienste im Hintergrund laufen, die Bandbreite verbrauchen könnten.
• Ein Gerät, eine Messung: Trennen Sie während des Tests alle anderen Geräte von Ihrem Netzwerk, die Bandbreite nutzen könnten, um ein möglichst unverfälschtes Ergebnis zu erhalten.

2. Der erste Verdächtige: Ihr Heimnetzwerk – die 90 Mbit/s-Falle

Wenn Sie nur 90 Mbit/s erhalten, obwohl 400 Mbit/s gebucht sind, ist dies ein starkes Indiz für eine Limitierung auf 100 Mbit/s Fast Ethernet. Hier sind die häufigsten Ursachen dafür in Ihrem Heimnetzwerk:

2.1. Die Ethernet-Kabel: Der häufigste Übeltäter

Hier liegt in den allermeisten Fällen die Ursache! Ethernet-Kabel gibt es in verschiedenen Kategorien:

• CAT5-Kabel: Diese älteren Kabel sind oft nur für Fast Ethernet (bis zu 100 Mbit/s) ausgelegt. Wenn ein solches Kabel irgendwo in Ihrer Verbindungskette steckt, wird Ihre Geschwindigkeit auf etwa 90-95 Mbit/s begrenzt.
• CAT5e-Kabel: Diese sind der Mindeststandard für Gigabit Ethernet (bis zu 1000 Mbit/s).
• CAT6/CAT7-Kabel: Diese sind für noch höhere Geschwindigkeiten und Frequenzen ausgelegt und bieten Reserven für die Zukunft.

Fehlerbehebung:

Überprüfen Sie ALLE Ethernet-Kabel in Ihrem Netzwerk, angefangen beim Kabel, das aus dem DG-Modem kommt, über das Kabel zum Router (falls Sie einen eigenen nutzen) bis hin zum Kabel, das Ihren Computer mit dem Router verbindet. Achten Sie auf die Beschriftung auf dem Kabel (z.B. „CAT.5e” oder „CAT.6”). Ersetzen Sie im Zweifel alle kritischen Kabel durch hochwertige CAT6- oder CAT7-Kabel. Auch beschädigte Kabel (Knicke, Quetschungen) können die Leistung beeinträchtigen. Tauschen Sie diese ebenfalls aus.

2.2. Ihre Netzwerkadapter/Netzwerkkarten

Selbst mit den besten Kabeln nützt es nichts, wenn Ihr Endgerät (PC, Laptop) keinen Gigabit-fähigen Netzwerkanschluss hat.

Fehlerbehebung:

Überprüfen Sie die Spezifikationen Ihrer Netzwerkkarte. Bei Windows gehen Sie in den „Geräte-Manager” -> „Netzwerkadapter”, doppelklicken Sie auf Ihren Ethernet-Adapter und schauen Sie unter „Erweitert” oder „Details” nach der „Geschwindigkeit & Duplex” Einstellung. Hier sollte „1.0 Gbps Full Duplex” oder „Auto-Negotiation” (wenn die Gegenstelle auch Gigabit ist) stehen. Wenn dort nur „100 Mbit/s Full Duplex” auftaucht, ist Ihr Adapter das Nadelöhr. Bei älteren Geräten kann es sein, dass die verbaute Netzwerkkarte nur Fast Ethernet unterstützt. In diesem Fall benötigen Sie einen neuen PC oder einen externen Gigabit-Ethernet-USB-Adapter.

2.3. Ihr Router und andere Netzwerkgeräte

Viele Haushalte nutzen nicht nur das von DG gestellte Modem, sondern einen eigenen Router, Switches oder Powerline-Adapter.

• Der DG-Router/Modem (Genexis): Die von der Deutschen Glasfaser gestellten Geräte (meist der Genexis FiberTwist in Kombination mit einem Router oder direkt das Genexis-Kombigerät) sind in der Regel Gigabit-fähig. Stellen Sie sicher, dass alle LED-Anzeigen korrekt leuchten und keine Fehler anzeigen. Versuchen Sie einen Neustart (Strom für 30 Sekunden trennen).
• Eigener Router: Wenn Sie einen eigenen Router verwenden, muss dieser ebenfalls Gigabit-Ports besitzen. Viele ältere oder sehr günstige Router haben nur 100 Mbit/s Ports. Überprüfen Sie die technischen Daten Ihres Routers. Stellen Sie sicher, dass die Firmware auf dem neuesten Stand ist. Ein Neustart kann auch hier Wunder wirken.
• Switches und Powerline-Adapter: Jedes Gerät in der Kette muss Gigabit-fähig sein. Viele ältere oder preisgünstige Netzwerk-Switches und Powerline-Adapter sind nur für 100 Mbit/s ausgelegt und limitieren die Geschwindigkeit entsprechend. Überprüfen Sie deren Spezifikationen.

Fehlerbehebung:

Schließen Sie einen PC (mit Gigabit-Netzwerkkarte und CAT6-Kabel) direkt an das DG-Modem (Genexis) an, um alle anderen Geräte in Ihrem Heimnetzwerk als Fehlerquelle auszuschließen. Führen Sie hier erneut einen Speedtest durch. Liefern Sie hier die vollen 400 Mbit/s, liegt das Problem definitiv in Ihrem nachgeschalteten Heimnetzwerk. Bauen Sie dann Ihr Netzwerk schrittweise wieder auf (Router, Switch, Powerline), und testen Sie nach jedem hinzugefügten Gerät erneut.

3. WLAN-Faktoren: Wenn Funk die Leistung bremst

Obwohl wir die kabelgebundene Verbindung für Tests bevorzugen, nutzen die meisten von uns das Internet über WLAN. Hier sind wichtige Punkte, die Ihre WLAN-Geschwindigkeit beeinflussen können:

• WLAN-Standard:
  • 802.11n (Wi-Fi 4): Erreicht in der Praxis selten mehr als 100-200 Mbit/s, und das auch nur unter optimalen Bedingungen.
  • 802.11ac (Wi-Fi 5) und 802.11ax (Wi-Fi 6/6E): Bieten deutlich höhere Geschwindigkeiten, die auch 400 Mbit/s oder mehr erreichen können. Stellen Sie sicher, dass Ihr Router und Ihr Endgerät diesen neueren Standards entsprechen.
• Frequenzband:
  • 2.4 GHz: Größere Reichweite, aber anfälliger für Störungen (Nachbar-WLANs, Mikrowellen) und geringere Maximalgeschwindigkeiten.
  • 5 GHz: Kürzere Reichweite, aber deutlich höhere Geschwindigkeiten und weniger Störungen. Versuchen Sie, Ihre Geräte im 5 GHz-Netzwerk zu nutzen, wenn sie in der Nähe des Routers sind.
• Abstand und Hindernisse: Wände, Decken und die Entfernung zum Router schwächen das WLAN-Signal erheblich ab.
• Kanalwahl: Überfüllte WLAN-Kanäle (besonders im 2.4 GHz-Bereich) können zu Leistungseinbrüchen führen. Moderne Router wählen oft automatisch den besten Kanal, aber ein manueller Wechsel kann manchmal helfen.

Fehlerbehebung:

Testen Sie die WLAN-Geschwindigkeit in unmittelbarer Nähe Ihres Routers. Wenn die Geschwindigkeit hier immer noch zu niedrig ist, überprüfen Sie die WLAN-Einstellungen Ihres Routers. Nutzen Sie wenn möglich das 5 GHz-Band und stellen Sie sicher, dass der neueste WLAN-Standard (Wi-Fi 5 oder 6) aktiviert ist. Für eine zuverlässige Leistung ist eine kabelgebundene Verbindung jedoch immer vorzuziehen, insbesondere für leistungshungrige Anwendungen.

4. Software und Hintergrundprozesse

Manchmal sind es nicht die Hardware, sondern Software-Probleme, die die Geschwindigkeit drosseln:

• Antiviren-Software/Firewalls: Manche Sicherheitsprogramme können den Netzwerkverkehr verlangsamen. Testweise kurz deaktivieren (auf eigenes Risiko!).
• VPN-Verbindungen: Ein VPN leitet den Datenverkehr über einen externen Server um, was die Geschwindigkeit reduzieren kann. Testen Sie ohne VPN.
• Browser-Erweiterungen: Manche Add-ons oder Erweiterungen können ebenfalls Ressourcen verbrauchen oder den Netzwerkverkehr beeinflussen.
• Andere Geräte im Netzwerk: Hat jemand im Haushalt gerade ein großes Update, einen Cloud-Upload oder 4K-Streaming gestartet? All das kann Bandbreite beanspruchen.

Fehlerbehebung:

Stellen Sie sicher, dass Ihr Testgerät „sauber” ist. Führen Sie den Test gegebenenfalls im abgesicherten Modus mit Netzwerktreibern durch oder nutzen Sie ein anderes, „unbelastetes” Gerät zum Testen.

5. Wann Sie die Deutsche Glasfaser kontaktieren sollten

Erst wenn Sie alle oben genannten Schritte sorgfältig durchgeführt haben und der Fehler nachweislich nicht in Ihrem Heimnetzwerk liegt, ist es an der Zeit, den Kundenservice der Deutschen Glasfaser zu kontaktieren.

So bereiten Sie sich vor:

• Halten Sie Ihre Kundennummer bereit.
• Dokumentieren Sie Ihre durchgeführten Tests: Wann und wie (kabelgebunden/WLAN, Gerät, Kabeltyp), welche Speedtest-Ergebnisse (Screenshots!) Sie direkt am DG-Modem (Genexis) erzielt haben.
• Beschreiben Sie präzise, welche Fehlerbehebungsschritte Sie bereits unternommen haben.

Mit diesen Informationen kann der DG-Support schneller und effizienter eine Diagnose erstellen und gegebenenfalls weitere Schritte einleiten (z.B. eine Prüfung der Leitung bis zu Ihrem Hausanschluss oder des Genexis-Modems).

Fazit: Geduld und systematische Fehlersuche führen zum Ziel

Die Frustration über eine unzureichende Internetgeschwindigkeit ist verständlich. Doch in den meisten Fällen, wenn die gebuchten 400 Mbit/s auf etwa 90 Mbit/s fallen, liegt das Problem nicht beim Provider, sondern in einer Engstelle im eigenen Heimnetzwerk. Besonders veraltete Ethernet-Kabel (CAT5) oder nicht Gigabit-fähige Netzwerkadapter sind die häufigsten Verursacher.

Nehmen Sie sich die Zeit, die Schritte dieser Anleitung systematisch durchzugehen. Oft ist es eine kleine Änderung, wie der Austausch eines einzigen Kabels, die Ihnen die volle Leistung Ihres Glasfaseranschlusses zurückbringt. Mit ein wenig Detektivarbeit können Sie Ihr Heimnetzwerk optimieren und endlich die schnellen 400 Mbit/s der Deutschen Glasfaser genießen!